Bedauerlich ist, dass in der Weltpresse (katholisch.de bringt eine Hilfreiche Presseschau HIER) beinahe flächendeckend nur die Reizthemen behandelt werden und die eigentliche Botschaft des Papstes untergeht. Ganz ehrlich: Hätte der Papst die Hoffnungen etwa der Mehrheit der Mitglieder des suizidalen Weges erfüllt, dann würde sein eigentliches Anliegen noch weniger Beachtung finden. Würde der Zölibat gelockert oder das Sakrament der Weihe in Frage gestellt, würde das Dokument ausschließlich als das Dokument in die Geschichte eingehen, das eben dies getan hat, nichts anderes wäre mehr interessant. So aber hat der Papst nur wiederholt, was vor ihm schon galt - laaangweilig -, man kann sich also getrost dem Rest des Dokuments zuwenden.
Dennoch will ich mich hier auch kurz der Frage des Weihesakraments zuwenden. Franziskus führt bemerkenswerter Weise exakt die selben "Begründung" an, die auch Marianne Schlosser in so schöner Weise dargelegt hat (siehe Text am Schluss): "Jesus Christus zeigt sich als der Bräutigam der Eucharistie feiernden Gemeinschaft in der Gestalt eines Mannes, der ihr vorsteht als Zeichen des einen Priesters." (QA 101) Der Papst spricht von einem "Dialog zwischen Bräutigam und Braut, der sich in der Anbetung vollzieht und die Gemeinschaft heiligt", weswegen es in keiner Weise zufällig oder beliebig ist, dass der geweihte Zelebrant der Eucharistiefeier ein Mann ist. Daran wird auch der Grundirrtum eines Bischofs Bode sehr schön deutlich: Dieser *hust* Würdenträger der Kirche hat offenbar noch nie einen Gedanken daran verschwendet, dass Christus sich selbst als Bräutigam seiner Gemeinde bezeichnet hat (vgl. Mt 9,15). An dieser Stelle kann man sich getrost fragen, ob Bischof Bode - als Priester, der er ist - eventuell in einer Identitätskrise steckt...
Es ist aufschlussreich, dass Franziskus, in Übereinstimmung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die drei Stufen des Weihesakraments als Einheit versteht: Es gibt nur ein Weihesakrament in drei Stufen. Und so ergibt es sich, dass es nicht nur eine Unmöglichkeit der Priesterweihe der Frau gibt, sondern dass eine Zulassung zu den "heiligen Weihen" (QA 100) ausgeschlossen ist. Denen, die meinen, Frauen könnten nur eine gewichtige Rolle in der Kirche spielen, wenn sie auch geweiht werden könnten - die Weihe sei geradezu eine "Anerkennung" ihrer Leistungen oder ein "Recht" (im Sinne der Gleichberechtigung) -, bescheinigt der Papst einen "Reduktionismus". Erst kürzlich fand ich in einer Kirche einen Aushang zu einem regelmäßig in der Kirche stattfindenden Gebetstreffen "für eine geschlechtergerechte Kirche" und die kfd reagierte auf das Papstschreiben mit dem Hinweis "ihr Einsatz für eine lebendige Kirche" solle doch "mit einer Weihe anerkannt werden" (siehe HIER), so als wäre das Sakrament der Weihe eine Belohnung (irgendwie muss ich dabei die ganze Zeit an einen zu dressierenden Hund denken, der zur Belohnung ein Leckerli bekommt...).
Bei der Beschreibung dessen, "was dem Priester in besonderer Weise zukommt, was nicht delegierbar ist", führt der Papst sehr eindrücklich aus:
"Die Antwort liegt im heiligen Sakrament der Weihe begründet, das ihn Christus, dem Priester, gleichgestaltet. Und die erste Schlussfolgerung ist, dass dieser ausschließliche Charakter, der in den heiligen Weihen empfangen wird, ihn allein befähigt, der Eucharistie vorzustehen. Das ist sein spezifischer, vorrangiger und nicht delegierbarer Auftrag. [...] Wenn gesagt wird, dass der Priester 'Christus das Haupt' darstellt, dann bedeutet das vor allem, dass Christus die Quelle der Gnade ist: Er ist das Haupt der Kirche, denn er hat »die Kraft, allen Gliedern der Kirche Gnade einzuflößen«.
Der Priester ist Zeichen dieses Hauptes, das die Gnade vor allem im Feiern der Eucharistie ausgießt, die Quelle und Höhepunkt allen christlichen Lebens ist. Darin besteht seine große Amtsgewalt, die nur im Weihesakrament empfangen werden kann. Deshalb kann nur er sagen: 'Das ist mein Leib'. Auch andere Worte kann nur er sprechen: 'Ich spreche dich los von deinen Sünden'. Denn die sakramentale Vergebung steht im Dienst einer würdigen Eucharistiefeier. Diese beiden Sakramente bilden die Mitte seiner exklusiven Identität." (QA 87-88)
Damit ist Wesentliches zum Sakrament der Weihe ausgesagt, das immer wieder in Erinnerung gerufen werden muss, auch wenn es eigentlich selbstverständlich ist. Besonders die Erinnerung an den Zusammenhang von Eucharistie und Beichte ist sehr zu begrüßen.
Schließlich ist es auch schön zu sehen, dass die marianische Perspektive genau hier ins Spiel kommt:
"Denn der Herr wollte seine Macht und seine Liebe in zwei menschlichen Gesichtern kundtun: das seines göttlichen menschgewordenen Sohnes und das eines weiblichen Geschöpfes, Maria. Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben. Auf diese Weise bleiben wir nicht bei einem funktionalen Ansatz stehen, sondern treten ein in die innere Struktur der Kirche." (QA 101)
Bleibt abzuwarten, was nun aus dem suizidalen Weg wird. Ich vermute jetzt einfach mal ins Blaue hinein, dass Kardinal Marx vor wenigen Tagen nicht zufällig seinen Verzicht auf den Vorsitz der DBK bekannt gegeben hat, denn mit Querida Amazonia ist ein guter Teil von dem, wofür er den suizidale Weg gestartet hat, hinfällig und damit er selbst auch in Frage gestellt.
Auch dürfte es interessant sein zu sehen, wie nun der aktuelle Hyper-Papalismus in sein Gegenteil umschlägt...
Der entscheidende Passus in den Ausführungen von Prof. Schlosser (der ganze Text ist HIER):
Warum aber kann dieses Sakrament der Repräsentanz nicht einer Frau übertragen werden?
Zu einem Sakrament gehört die Einsetzung durch Christus, d.h. die Verknüpfung eines sichtbaren Gegenstands oder Vollzugs mit einer neuen Bedeutung und einer von Christus selbst verbürgten Wirkung. Er hätte es prinzipiell auch anders anordnen können, hätte auf die Sendung der Apostel ganz verzichten können, oder hätte alles (und nicht nur vieles) der späteren Entwicklung in der Glaubensgemeinschaft überlassen können. Wenn aber etwas ein „Zeichen“ sein soll, dann muss es auf den bezeichneten Gehalt bestmöglich hinweisen (Signifikanz). Öl oder Wein haben eine andere Signifikanz als Wasser. Bei „Hochzeitsmahl“ denken wir an etwas anderes als an eine Geburtstagsparty, und wenn sie noch so rauschend gefeiert würde. Dieser Aspekt ist nicht Spielerei mit Bildern, sondern relevant, weil die Sakramente per definitionem „wahrnehmbare Zeichen“ für eine unsichtbare Wirklichkeit sind.
Und da scheint mir sehr einleuchtend, dass eine Frau kein signifikantes Zeichen für den Bräutigam der Kirche ist. Wie umgekehrt ein Mann kein signifikantes Zeichen für die Braut Kirche ist. So erhalten Ordensfrauen oft einen Ring am Tag der Profess, bei Mönchen ist das unüblich – obwohl beide die bräutliche Liebe zu Christus leben, sind sie in unterschiedlicher Weise sichtbares Zeichen
dafür.
Die Plausibilität des Arguments beruht dabei nicht nur auf einem natürlichen Vorverständnis – ebenso wenig wie die Sakramente einfach die religiöse Variante natürlicher Riten sind –, sondern auf der Verbindung zwischen Schöpfungswirklichkeit und geschichtlicher Offenbarung Gottes; man könnte auch sagen: die Wirklichkeit der Schöpfung und ihrer Symbolik wird zur Mitteilung der Erlösung verwendet. Christus „interpretiert“ die Schöpfung, wenn er die Sakramente einsetzt. Die in der Hl. Schrift als dem Niederschlag der Selbstmitteilung Gottes verwendeten Symbole sind daher nicht einfach „Bilder“, die man beliebig ersetzen könnte. Sie sind vielmehr der Weg, wie das unergründliche, göttliche Geheimnis der Liebe Christi uns nahegebracht wird. Dass das Verhältnis zwischen Jahwe und seinem geliebten Volk als Ehebund umschrieben wird, dass die Evangelien Jesus als „Bräutigam“ bezeichnen, Paulus von der Braut Kirche (vgl. 2 Kor 11,2; Eph 5) spricht, die ihr Leben dem Bräutigam verdankt, oder dass die eschatologische Erfüllung, die Freude ohne Ende, deren sakramentales Vorausbild die Eucharistiefeier ist, einem Hochzeitsmahl gleicht (z.B. Apok 22), ist nicht beliebige Bildsprache, sondern bringt zum Ausdruck, dass die Menschheit, ja der einzelne Mensch von Gottes Liebe umworben wird. Nicht umgekehrt.
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