Dienstag, 27. April 2021

Petrus Canisius und die Bücher

Aus der Vorrede des hl. Petrus Canisius zu seinen „Hauptwahrheiten des katholischen Glaubens“ (man beachte auch seine anfängliche Diagnose der Zeit...).


»Es will die Zeit, so voll Sünden und Aergerniß ist, aufs Höchste erfordern, daß wir Christen uns selbst und auch die Unsrigen, so viel unser Seelenheil belangt, recht fleissig versorgen, besonders in diesen gefährlichen, zänkischen und verführerischen Läuften; denn leider (wie vor Augen) christlicher Glaube und Andacht je länger, je mehr abnimmt, die Lieb erkaltet, die Bosheit geht in Schwung, und nach Christi Weissagung nimmt sie überhand allenthalben.
Nun findet man aber gleichwohl viel Bücher und Büchlein, welche im Druck ausgegangen, die sich dermassen ansehen lassen, als ob sie nichts Anderes, als den wahren und christlichen Weg uns weiseten, und als ob sie uns und die Unsrigen in der Gottseligkeit genugsam bewahrten und versorgten. Im Grund aber erfindet sich, daß mehrentheils in solchen allgemeinen Büchlein nur ein Schein und eine schöne Farb der Wahrheit angestrichen wird, haben aber sonst allerlei irrige, verführerische und schädliche Lehren eingemischt, welche doch von dem gemeinen Mann nicht leicht gemerkt und verstanden werden. Soll darum ein jeder fromme Christ ernstlich ermahnet und bei seiner Seele Seligkeit gewarnet sein, daß er wohl zu und umsehe, was er für Büchlein habe und lese, besonders von Katechismen und Betbüchlein, und dergleichen anderen mehr. Denn wie St. Johannes sagt: ‚Glaubet nicht jeglichem Geist,‘ so mag man auch wohl sagen: ‚Glaubet nicht jeglichem Büchlein und Katechismo, weil viel falsche Propheten und Scribenten (Schriftsteller) in die Welt ausgegangen sind.‘ Und wie wohl viel andere Katechismi gefunden werden, welche die reine ungefälschte christliche Lehre in Kürze begreifen und vortragen, so wird doch dies Büchlein vielleicht nicht weniger Frucht als diese schaffen, weil es ohne alle Weitläufigkeit kurz und gründlich alle vornehmsten, nothwendigsten Stücke anzeiget und vorstellt; denn in diesem findest du, christlicher Leser, die Grundveste und Hauptartikel unserer wahren, christkatholischen und seligmachenden Religion. Es hängt doch Alles am Glauben, Hoffnung, Liebe, Sakramenten und Gerechtigkeit, wenn wir nur immer Gottes Kinder und in Christo gerecht und selig werden wollen. Ohne den Glauben erkennen wir Gott nicht, ohne die Hoffnung verzweifeln wir an Gottes Gnaden; ohne Lieb nutzt uns weder Glauben noch Hoffen oder Vertrauen, sondern wir bleiben noch in der Finsterniß, ja auch im Tod, wie die Hl. Apostel schreiben. Ohne die Sakramente aber, und ihren rechten katholischen Gebrauch wird die Gnade des Hl. Geistes nicht geschöpft noch erhalten. Wo dann nicht ist die Gerechtigkeit, da ist nicht Christi sondern des Teufels Reich, wie da geschrieben steht: ‚Wer recht thut, der ist gerecht. Wer Sünde thut, ist vom Teufel. Dazu aber ist erschienen der Sohn Gottes, sagt Johannes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.‘«

 

Beachtlich finde ich es, dass der Heilige seine "Kurze Erklärung der vornehmsten Stücke des wahren katholischen Glaubens" eigentlich nur als Faszikel vor seine "rechte und katholische Form zu beten" gestellt hat: jene Grundwahrheiten des Glaubens sind sozusagen das Vorspiel für sein eigentliches Anliegen, nämlich das Gebet der Gläubigen zu fördern, wofür er dann in bester Gebetsbuch-Tradition einiges zusammengestellt hat; von den über 500 Seiten sind nicht einmal 90 der Katechismus. So eine Kombination aus klar dargelegten Glaubenswahrheiten und Gebeten für den gläubigen Alltag finde ich klasse. Soetwas bräuchte es in für heute angemessener Form eigentlich auch - dringend. Ein "Katechismus-Gebetbuch" für die heutige Glaubensnot... Quasi eine Kombination aus Youcat und Youcat-Jugendgebetbuch für unterschiedliche Altersstufen...

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