In seiner Offenbarung an die Menschen sagt Gott kategorisch und ohne Ausnahmen zuzulassen: Wer die Handlung X tut, der ist des Todes würdig, er kann nicht Erbe meines Heils sein.
Bestimmte Kirchenleute sagen: Wir möchten der Handlung X den Segen Gottes zusprechen.
Wie kann man etwas segnen, was Gott definitiv (nach allem, was er uns offenbart hat) nicht segnet, sondern eindeutig verwirft? Macht man Gott damit nicht zum "Diener der Sünde" (Gal 2,17)?Von den beiden großen evangelischen Theologen Adolf von Harnack (1851-1930, "liberal") und Adolf Schlatter (1852-1938, "konservativ"), wird erzählt, dass Harnack einmal vor Fakultätsangehörigen erklärt habe: "Vom Kollegen Schlatter unterscheidet mich nur die Wunderfrage!" (sprich: ob Wunder real sind, oder nicht), daraufhin habe Schlatter dazwischengerufen: "Nein, die Gottesfrage!"
Also: Wie bei der Frage nach der Realität von Wundern, so geht es auch bei der frage der Segnung homosexueller Akte nicht um etwas Nebensächliches, sondern letztlich um die "Ordnung", die Gott seiner Schöpfung gegeben hat, und es geht um Gottes Gebote. Damit geht es aber um das, was wir von Gott glauben. Glauben wir, dass Gott sich offenbart hat? Dass er klare Weisungen gegeben hat und dass, obwohl im Verlauf der Geschichte seiner Offenbarung einiges davon sich gewandelt hat - wie sich ja auch die Qualität dieser Offenbarung sowie die Adressaten dieser Offenbarung und jener Weisungen geändert haben -, ihre wesentlichen Gehalte zu unserem Heil von Gott erlassen wurde?
Oder anders: Glauben wir, dass, was Gott segnet, wahrhaft gesegnet ist? Wenn ja, dann müssen wir aber auch das, was Gott eindeutig verwirft, als verworfen betrachten. Ihm dennoch den Segen Gottes zuzusprechen, ist nichts weniger als eine Lüge, und zwar eine die zugleich Gott der Lüge (oder schlimmerer Dinge) bezichtigt.
Wenn es den Segen Gottes gibt und wenn Gott wahrhaft Person (und nicht bloß eine moralisch gleichgültige "Kraft") ist, dann gibt es für Gott auch die Möglichkeit, etwas nicht zu segnen. Wenn wir uns anmaßen solchem Tun dennoch den "Segen Gottes" zusprechen zu wollen, dann besteht m.E. die ernste Gefahr, dass hier jemand anderes seinen "Zuspruch" gibt, denn Gott ist es sicherlich nicht...
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