Kreationistencomic... no comment. |
Ich hätte mir allerdings vom Autor gewünscht, dass er gleich im selben Abwasch dem Intelligent Design den Marsch bläßt, denn diese Ideologie wabert nach wie vor in den Köpfen vieler Katholiken, und als der philosophische Dünnschiss der sie ist, steht sie offenkundig im krassen Widerspruch zu dem, was anhand von Thomas und de Chardin erläutert wurde. Appropos: Sehr schön finde ich es, dass Teilhard de Chardin in jenem Text recht ausführlich zur Sprache kommt. Dieser Priester und Anthropologe, den auch J. Ratzinger immer sehr geschätzt hat, ist maßgeblich an dieser notwendigen Verständigung zwischen Naturwissenschaft und Glaube beteiligt, auch wenn man manche seiner Schlussfolgerungen durchaus kritisch betrachten kann (Stichwort "Punkt Omega").
Es ist nun schon bald 1,5 Monate her seit ich in dieser Serie etwas schrieb, ich hoffe aber, diese oder nächste Woche einen weiteren Text hier einstellen zu können.
Danke für die freundliche Erwähnung!
AntwortenLöschenDie Kath.net-Ausgabe des Textes leidet etwas unter dem Wegfall der Kursivierungen, die das eine oder andere stärker betonen. Das klingt pingelig, ist es vielleicht auch, aber gerade bei diesem Thema kommt es eben auf die feinen Betonungen an. Das Original ist insoweit besser lesbar: http://jobo72.wordpress.com/2010/06/02/der-mensch-%E2%80%93-kind-gottes-kind-der-erde/
Zum Thema ID. Ich kann natürlich auf zwei DIN A 4 Seiten nicht alles auf- und ausräumen, was mit Schöpfung und Evolution zu tun hat. Ich habe zu ID zwei Aufsätze veröffentlicht:
1.) Sehnsucht nach Sinn. Teleologische Wissenschaft als Metaphysikersatz. In: Gerhard, M. / Zunke, C. (Hg., 2010): „Wir müssen die Wissenschaft wieder menschlich machen“. Aspekte und Perspektiven der Naturphilosophie. Würzburg, S. 153-176.
(„Sehnsucht nach Sinn“)
2.) Dem letzten Zweck aus gutem Grunde auf der Spur. Intelligent Design als Grenzgang zwischen Evolutionstheorie und Schöpfungs-glauben. In: Kany, J. / Heilig, C. (Hg., 2011): Teleologie und Wissenschaft. Münster, S. 137-172.
(„ID als Grenzgang“)
Der ID-freundliche bzw. wohlwollende, das metaphysische Problem (das bei Thomas von Aquin besser gelöst wird) aber etwas unterschätzende Text „ID als Grenzgang“ ist früher entstanden, aber später erschienen; zu meiner „Ehrenrettung“: Auch Robert Spaemann trug einen Text bei (vgl. http://jobo72.wordpress.com/2012/05/08/ursprungsfrage/). Der zuvor erschienene Aufsatz „Sehnsucht nach Sinn“ ist die Weiterentwicklung dieses Textes. Man könnte aufgrund des Editions-Timings aber den Eindruck bekommen, ich entfernte mich von der katholischen (thomistischen) Deutung der Evolution und ginge in Richtung evangelikaler Ansätze, i.e. ID. Eher das Gegenteil ist der Fall: Nach anfänglichem Interesse für die Verbindung von Religion und Wissenschaft im Rahmen von ID bin ich doch zunehmend skeptisch, gerade aus philosophischen Gründen, aber auch aus konfessionellen Erwägungen: Der Thomismus ist die Leitmetaphysik des Katholizismus und die klassische katholische Naturphilosophie nach Thomas durchaus eine ernstzunehmende Alternative zum Materialismus / Physikalismus (d. h. zum ontologischen Naturalismus). Er bietet metaphysisch und theologisch gute Lösungen für das Verstehen von Zweckhaftigkeit in einer an sich zweckfreien, „nur“ kausal-deterministisch beschreibbaren Natur; ich denke: bessere Lösungen als ID sie bietet (zur Teleologie vgl. auch
http://jobo72.wordpress.com/2010/07/05/%E2%80%9Ehat-kein%E2%80%99n-zweck%E2%80%9C-%E2%80%93-oder-doch/).
[...]
Katholische „IDler“ sind ideengeschichtlich eher ein zu vernachlässigendes Phänomen. Denn was katholische Vertreter der Physikotheologie betrifft, an die ID andockt, ergibt sich ja das Problem, dass es keine Thomisten sein dürfen, da Thomas ja Gott und Natur trennt. Also, der Blick muss in die „zweite Reihe“ gehen, zu denen, die gegen den Mainstream eher die Positionen des Augustinus aufnahmen. Da findet sich der „Jansenismus“ (zweimal vom Papst verurteilt: 1642, Urban VIII.; 1653, Innozenz X.). Ob sich da heute noch jemand ran traut? Interessant könnte aber sicher die Rezeption einer Schrift Kardinal Robert Bellarmins sein: „De adscensione mentis in deum per scalas creaturarum“ (1618), die 1705 unter dem Titel „Von dem Aufsteigen zu Gott durch die Leitern der Geschöpfe“ auf Deutsch erschien und im 18. Jahrhundert sicherlich im deutschen Sprachraum (auch unter Katholiken) diskutiert wurde.
AntwortenLöschenInteressant könnte aber auch die Rezeption einer Schrift Kardinal Robert Bellarmins SJ sein: „De adscensione mentis in deum per scalas creaturarum“ (1618), die 1705 unter dem Titel „Von dem Aufsteigen zu Gott durch die Leitern der Geschöpfe“ auf Deutsch erschien und im 18. Jahrhundert sicherlich im deutschen Sprachraum diskutiert wurde. Ähnliches könnte ich mir vorstellen hinsichtlich François de Salignac de La Mothe-Fénelon, des Erzbischofs von Cambrai, der 1712 seine „Démonstration de l’existence de Dieu, tirée de la nature et proportionnée à la faible intelligence des plus simples“ herausgab, 1714 auf Deutsch erschienen: „Augenscheinlicher Beweis, daß ein Gott sey, hergenommen aus der Erkäntniß der Natur, und also eingerichtet, daß auch die Einfältigen begreiffen können“. Da Fénelon sich sehr in der Protestanten-Mission in Frankreich einsetzte, geht es hier wohl auch um ein überkonfessionelles Angebot, zu einem allseits akzeptierten physikotheologischen Gottesbeweis zu kommen.
Naja, das in aller Kürze dazu. Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt.
Ganz herzliche Grüße,
Ihr
Josef Bordat (Jobo72)
Vielen vielen Dank für die Infos! Vermutlich werde ich davon das eine oder andere hier mit einfließen lassen.
LöschenBzgl. katholischer IDler bin ich vor allem davon geprägt, dass mich Kardinal Schönborn vor einigen Jahren (2005) tierich aufgeregt hat, als er in einem Diskussionsbeitrag in der New York Times die Evolutionstheorie ziemlich heftig kritisierte (man jedoch überdeutlich merkte, dass er nicht wirklich wusste, wovon er sprach).
Sehr positiv fand ich es da, dass Martin Rhonheimer von der Päpstlichen Universität Santa Croce 2006 in einem ausführlichen Schreiben an den Kardinal auf die Fragwürdigkeit seiner Äußerungen hingewiesen hat (veröffentlicht in: Imago Hominis [Wien], Band 14, Heft 1, 47-81). 2009 hat sich Eminenz Schönborn dann wiederum irgendwo zu dem Thema geäußert und, fast wortgetreu nach Rhonheimer, eine überraschend "richtige" Einschätzung von "Evolution" und ihrem verhältnis zur Schöpfung vertreten... :)