Montag, 8. April 2013

Maria und der Engel

»Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.«
 

(Aus dem Evangelium vom Tag)

Es findet sich in dieser Szene eine Spannung, die nicht wirklich aufzulösen ist: Einerseits kommt der Engel, Bote Gottes, Stimme Gottes, zu Maria und löst zu Recht Schrecken aus (wobei das griechische Wort an dieser Stelle, diatarassomai, eigentlich nur soviel wie "verwirren" bedeutet). Der Himmel Bricht ein und das Ewige tritt hervor. In vielen modernen Darstellungen dieser Szene, wird das Übergewicht des Göttlichen daher sehr betont, Maria scheint oft erdrückt, von dem Ereignis überwältigt. Das ist die eine Perspektive.

Zugleich aber geschieht hier kein autoritativer Akt, kein Befehl Gottes an sein Geschöpf. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Die "alten" Darstellungen zeigen daher sehr oft den Engel merkbar "unter" Maria. Die Stimme Gottes in der Person des Engels scheint hier oft regelrecht als Bittsteller bei Maria. Hier erfährt man die Größe Gottes gerade in dieser Demut und in dem Respekt vor der Freiheit des Menschen. Denn Gott drängt sich eben nicht auf; der Engel bäumt sich nicht in aller Herrlichkeit vor der kleinen "Magd" auf. Zugleich stellt diese Darstellung der verdemütigten Haltung des Engels doch auch ein Bekenntnis zur Gottheit Jesu dar: Wenn das Kind, das Maria empfangen soll, wirklich Gott ist, dann ist Maria in einzigartiger Weise Tempel und Ort der Gegenwart Gottes. Wie befremdlich würde da eine herrscherische, dominierende Engelsgestalt wirken!



Gänzlich schön bist du, Maria,
Und kein Urmakel ist an dir.
Du bist der Ruhm Jerusalems,
Du bist die Freude Israels,
Du bist die Ehrenträgerin unseres Volkes,
Du bist der Sünder Anwältin.
O Maria!
Weiseste der Jungfraun all,
Gütigste der Jungfraun all,
Bitte für uns.
Bitte für uns bei unserm Herrn Jesum Christum!

(Antiphon, 9. Jhd.)

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