Nach dem Messbuch der außerordentlichen Form ist heute der "Sonntag vom guten Hirten" (Ev: Joh 10,11-16). Die zuckersüßen "Guterhirte"-Darstellungen von Großmuttern sind mir ebenso suspekt wie Erstkommunionwattebäuschen an der Pinnwand im Seitenschiff. Aus meiner eigenen Erfahrung ist mir das Dasein des Hirten und das der Schafe anders in Erinnerung geblieben.
Der Hirte ist der, der den Schafen vorangeht und sie führt, oder der hintangeht und sie treibt. Der Hirte ist kein Kuschelonkel und die Schafe sind keine Kuscheltiere. Der Hirte ist derjenige, der die Schafe "auf grüne Auen" führt/treibt, der den bösen Feind, das Raubtier, das umherstreift zu suchen, wen es verschlingt, fernhält. Der Hirte führt die Schafe aus der allzu bequemen Sicherheit des Stalles über unwirtliche Felsen ins Weite, zum nahhaften Grün. Er trägt das Schaf, wenn es verletzt ist, aber er zögert auch nicht, die Schafe zu züchtigen, wenn sie bocken.
Der Hirte hat einen harten Job und einen spärlichen Lohn. Wind und Wetter ausgesetzt, erträgt er die gleichen Widrigkeiten wie die Schafe. Die Schafe halten zwar meistens irgendwie zusammen, aber immer wieder büchst eines aus, immer wieder werden sie unvorsichtig und überheben sich. Und der Hirte geht ihnen nach und sucht sie, selbst wenn es auch mal mehr als einen Tag dauert.
Schafe sind sehr misstrauisch gegenüber Schafen aus anderen Ställen, doch der Hirte hat beschlossen, alle bei sich zu sammeln. Der Hirte kümmert sich um seine Tiere, gibt ihnen auch mal einen Brocken Salz zu lecken. Ist die Wiese kahl oder gefroren, teilt der Hirte reichlich aus dem Vorrat der Scheune aus. Der Hirte erfreut sich an seinen Schafen und die Schafe wissen, wer ihnen Schutz gibt. Aber der Hirte bleibt der Herr, der mit Rufen, sanften Schlägen oder auch mit dem Hund, die Schafe lenkt und auf der rechten Bahn hält.
Schafe gehorchen (hoffentlich). Schafe folgen ihrem Hirten nach!
Dieser Hirte tut noch mehr, als jedes menschliches Pendant: Er gibt sein Leben für die Schafe!
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