In der Analogie geht es um einen Zaun oder ein Tor auf einem Weg und jemanden, der diesen Zaun entfernen will, ohne zu wissen, für welchen Zweck der Zaun eigentlich dort steht. Chesterton argumentiert nun, dass niemand grundlos einen Zaun errichtet, mögen die Gründe gut oder schlecht sein. Aber solange der, der den Zaun zerstören will, nicht weiß und verstanden hat, weshalb der Zaun da ist, sollte er ihn lieber nicht zerstören, denn wenn er den Sinn des Zauns nicht kennt, weiß er auch nicht, was die Zerstörung des Zauns womöglich für Konsequenzen hätte. Erst wenn er in Erfahrung gebracht hat, weshalb der Zaun errichtet wurde, erst dann lässt sich überhaupt erst vernünftig darüber reden, ob er entfernt werden sollte, oder nicht. Übrigens ist das nicht nur anzuwenden auf Dinge die als "Hindernisse" ("Zäune") wahrgenommen werden und daher aus dem Weg geräumt werden sollen, sondern es kann auf alle (physischen oder gedanklichen) Einrichtungen und Konventionen angewendet werden. Immer gilt es innezuhalten und sich zu fragen "Warum gibt es das?" oder "Warum ist das so?", bevor man sinnvoll darüber nachdenken und reden kann, daran etwas zu ändern.
Dass Chesterton zufällig auch ein unergründlicher und unnahbar genialer "Laientheologe" war spielt hier keine Rolle, zumal, wie gesagt, seine Analogie sich in der modernen Welt durchaus großer Beliebtheit erfreut. Interessant ist Chestertons Zaun für mich v.a. deshalb, weil er ziemlich genau auch auf unsere aktuellen (uralten) Reformdebatten passt, denn die "Reformer", die z.B. die kirchliche Sexualmoral abschaffen wollen, kennen i.d.R. weder die Inhalte dieser Moral, noch die Gründe, warum es sie gibt. Was sie für deren Infragestellung schlichtweg disqualifiziert.
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