Freitag, 20. März 2020

Messe ohne Volk, Anbetung und geistige Kommunion

Der Beitrag ist eine Materielsammlung für Interessierte.

Die Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards (Bonn), Benedikt Kranemann (Erfurt) und Stephan Winter (Münster) fragen am 18.03.2020 hinsichtlich der Empfehlung einiger Bischöfe, in der aktuellen Krise die hl. Messe ohne Volk zu feiern (hier): "passt es zum heutigen Verständnis von Liturgie?" Und sie antworten sehr klar: "Eindeutig nein". Dazu und zur Praxis der eucharistischen Anbetung und der geistigen Kommunion sagen sie weiter sehr deutlich: "Das alles ist heute nicht mehr akzeptabel und beschädigt die Liturgie."(Dankenswerterweise hat Professor Helmut Hoping aus Freiburg jenen Liturgiewissenschaftlern bereits am 19.03.2020 deutlich widersprochen, HIER.) Meine durchaus kritischen Gedanken zu jenen Empfehlungen der Bischöfe finden sich hier.

Die Herren Liturgiewissenschaftler drücken damit ihre eigene Meinung aus, aber nach meiner Erfahrung auch die Meinung einer Mehrheit der Theologen und der pastoralen Verantwortungsträger. Im Folgenden seien relevante Texte des Lehramtes zu diesen drei Themenkomplexen aufgeführt, an denen ersichtlich werden sollte, wie krass abwegig eine solche Meinung ist. Die Messe ohne Volk, die eucharistische Anbetung und die geistige Kommunion gehören ohne jeden Zweifel zu den legitimen, gerade in Krisenzeiten äußerst hilfreichen und insgesamt wünschenswerten Vollzügen im Leben der Kirche. Sie entsprechen zutiefst dem Wesen der Liturgie und der Eucharistie.




1. Messe ohne Volk
1.1. Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution Sacrosanctum Concilium [1963], Nr. 26-27:
»Die liturgischen Handlungen sind nicht privater Natur, sondern Feiern der Kirche, die das „Sakrament der Einheit“ ist; sie ist nämlich das heilige Volk, geeint und geordnet unter den Bischöfen. Daher gehen diese Feiern den ganzen mystischen Leib der Kirche an, machen ihn sichtbar und wirken auf ihn ein; seine einzelnen Glieder aber kommen mit ihnen in verschiedener Weise in Berührung je nach der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme.
Wenn Riten gemäß ihrer Eigenart auf gemeinschaftliche Feier mit Beteiligung und tätiger Teilnahme der Gläubigen angelegt sind, dann soll nachdrücklich betont werden, dass ihre Feier in Gemeinschaft - im Rahmen des Möglichen - der vom Einzelnen gleichsam privat vollzogenen vorzuziehen ist. Das gilt vor allem für die Feier der Messe - wobei bestehen bleibt, dass die Messe in jedem Fall öffentlichen und sozialen Charakter hat - und für die Spendung der Sakramente.«

1.2. Hl. Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium fidei [1965], Nr. 32-33:
»[...] Jede Messe nämlich, auch wenn sie privat vom Priester zelebriert wird, ist dennoch nicht privat, sondern ein Handeln Christi und der Kirche; die Kirche lernt ja im Opfer, das sie darbringt, sich selbst als ein universales Opfer darzubringen, und sie wendet die einzige und unendlich erlösende Kraft des Kreuzesopfers der ganzen Welt zum Heile zu. Denn jede Messe, die zelebriert wird, wird nicht nur für das Heil einiger, sondern auch für das Heil der ganzen Welt dargebracht. Daraus folgt: Wenn der Feier der Messe die häufige und tätige Teilnahme der Gläubigen gewissermaßen wesensgemäß höchst angemessen ist, ist doch eine Messe nicht zu tadeln, sondern vielmehr gutzuheißen, die nach den Vorschriften der Kirche und den rechtmäßigen Traditionen aus gerechtem Grund vom Priester privat gehalten wird, auch wenn nur ein Ministrant dient und antwortet; aus ihr kommt nämlich kein geringes, sondern ein sehr großes Maß besonderer Gnaden zum Heil sowohl des Priesters selbst als auch des gläubigen Volkes, der gesamten Kirche und der ganzen Welt. Dieses Maß an Gnaden wird durch den Kommunionempfang allein nicht erlangt.
Darum empfehlen Wir also väterlich und ernstlich den Priestern, die Unsere besondere Freude und Unsere Krone im Herrn sind, dass sie eingedenk sind der Vollmacht, die sie durch den weihenden Bischof empfangen haben, nämlich das Opfer Christi darzubringen und Messen zu zelebrieren sowohl für die Lebenden als auch für die Verstorbenen im Namen des Herrn, dass sie täglich würdig und andächtig die Messe feiern, damit sie selbst und die übrigen Christgläubigen die Zuwendung der Früchte genießen, die aus dem Kreuzesopfer überreich hervorgehen. So werden sie auch am meisten zum Heil des Menschengeschlechtes beitragen.«

1.3. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum Ordinis [1965], Nr. 13:
»Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier dringend empfohlen; sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche

1.4. Instruktion Eucharisticum Mysterium [1967], Nr. 44:
»„Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier angelegentlich empfohlen; sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche“, bei dem der Priester immer für das Heil des Volkes handelt

1.5. Das Missale Romanum des hl. Papstes Paul VI. von 1969/1975/2002 enthält neben dem "Ordo Missæ cum Populo" auch einen "Ordo Missæ sine Populo", also eine Messordnung für die Feier der Messe ohne Volk. In der deutschen Ausgabe dieses Messbuches wurde dieser Ordo schlicht weggelassen.

1.6. Allgemeine Einführung in das römische Messbuch [1970/1975/1988], Nr. I,4:
»Durch die Mitfeier und tätige Teilnahme der Gläubigen wird deutlicher erkennbar, daß die Feier ihrem Wesen nach ein Handeln der Kirche ist; dennoch behält die Eucharistiefeier auch ohne mitfeiernde Gemeinde ihre Heilskraft und Würde, da sie das Tun Christi und der Kirche ist, bei welchem der Priester immer zum Heil des gesamten Volkes handelt

1.7. Instruktion über die Ausbildung der Priesteramtskandidaten [1979], Nr. 32:
»Es mögen die verschiedenen Arten der Messfeier beschrieben werden: die Messe mit Statio, die Gemeinschaftsmesse mit dem Volk, die Messe ohne Volk. [...]«

1.8. Codex des kanonischen Rechtes [1983], can. 904:
»Immer dessen eingedenk, dass sich im Geheimnis des eucharistischen Opfers das Werk der Erlösung fortwährend vollzieht, haben die Priester häufig zu zelebrieren; ja die tägliche Zelebration wird eindringlich empfohlen, die, auch wenn eine Teilnahme von Gläubigen nicht möglich ist eine Handlung Christi und der Kirche ist, durch deren Vollzug die Priester ihre vornehmste Aufgabe erfüllen

1.9. Grundordnung des Römischen Messbuches [2002], Nr. 19:
»Die Eucharistiefeier besitzt immer ihre Wirksamkeit und Würde, auch wenn gelegentlich die Anwesenheit und tätige Teilnahme von Gläubigen nicht möglich ist, durch die die kirchliche Natur der Feier deutlicher zu Tage tritt. Sie ist nämlich ein Tun Christi und der Kirche, bei dem der Priester sein wichtigstes Amt ausübt und immer zum Heil des Volkes handelt. Ihm wird daher empfohlen, dass er nach Möglichkeit auch täglich das eucharistische Opfer feiert

1.10. Hl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de Eucharistia [2003], Nr. 31:
»Wenn die Eucharistie Mitte und Höhepunkt des Lebens der Kirche ist, so ist sie es in gleicher Weise für das priesterliche Dienstamt. Mit einem dankbaren Herzen gegenüber unserem Herrn Jesus Christus unterstreiche ich deshalb von neuem, dass die Eucharistie "der wesentliche und zentrale Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums ist, das ja im Augenblick der Einsetzung der Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet worden ist".
Die pastoralen Tätigkeiten des Priesters sind vielfältig. Wenn man an die gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse der gegenwärtigen Welt denkt, kann man leicht verstehen, wie groß und bedrohlich für die Priester die Gefahr ist, sich in einer Vielzahl verschiedener Aufgaben zu verlieren. Das Zweite Vatikanische Konzil hat in der Hirtenliebe das Band gesehen, das ihr Leben und ihre Tätigkeiten zur Einheit führt. Diese Hirtenliebe – so fügt das Konzil hinzu – „erwächst am stärksten aus dem eucharistischen Opfer. Es bildet daher Mitte und Wurzel des ganzen priesterlichen Lebens“. Man versteht so, wie wichtig es für sein geistliches Leben und darüber hinaus für das Wohl der Kirche und der Welt ist, dass der Priester die Empfehlung des Konzils, täglich die Eucharistie zu feiern, in die Tat umsetzt. Denn „sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche“. Auf diese Weise kann der Priester jede zerstreuende Spannung in seinem Tagesablauf überwinden, weil er im eucharistischen Opfer, der wahren Mitte seines Lebens und Dienens, die notwendige geistliche Energie findet, um sich den verschiedenen seelsorglichen Aufgaben zu stellen. So werden seine Tage wahrhaft eucharistisch.«

1.11. Papst Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum Caritatis [2007], Nr. 80:
»Um seinem Leben eine immer vollkommenere eucharistische Form zu geben, muß der Priester schon in der Zeit der Ausbildung und dann in den folgenden Jahren weiten Raum lassen für das geistliche Leben. Er ist berufen, fortwährend ein authentischer Gottsucher zu sein, auch wenn er zugleich den Sorgen der Menschen nahe bleiben muss. Ein intensives geistliches Leben wird ihm erlauben, tiefer in Gemeinschaft mit dem Herrn zu treten, und ihm helfen, sich von der Liebe Gottes in Besitz nehmen zu lassen, so dass er in jeder, auch schwierigen und dunklen Lage ihr Zeuge wird. Gemeinsam mit den Synodenvätern empfehle ich den Priestern deshalb „die tägliche Feier der heiligen Messe, auch wenn keine Gläubigen teilnehmen“. Diese Empfehlung steht zunächst in Einklang mit dem objektiv unendlichen Wert jeder Eucharistiefeier und hat überdies seinen Beweggrund in ihrer einzigartigen geistlichen Wirkkraft, denn wenn die heilige Messe mit Aufmerksamkeit und Glauben erlebt wird, ist sie formend im tiefsten Sinn des Wortes, da sie die Gleichgestaltung mit Christus fördert und den Priester in seiner Berufung stärkt.«

1.12. Aufsatz der Kongregation für den Klerus zum Jahr des Glaubens über "Die tägliche Feier der Heiligen Messe auch in Abwesenheit von Gläubigen" [2013]:
»Wir wissen sehr wohl, dass es in letzter Zeit immer wieder Priester gibt, die das so genannte „Messe-Fasten“ einhalten, das darin besteht, werktags, ab und zu, manchmal sogar jede Woche, die heilige Messe nicht zu zelebrieren, sie somit auch den Gläubigen vorenthaltend. In manchen Fällen ist der Priester der Ansicht, vor allem wenn er nicht auch direkt mit Seelsorge beauftragt ist, dass das tägliche Feiern der Messe nicht notwendig sei, wenn er sie nicht für eine Gemeinschaft zelebrieren kann. Und dann gibt es auch diejenigen, die der Ansicht sind, dass auch sie, in der Zeit ihrer wohlverdienten Ferien, das Recht haben „nicht zu arbeiten“; deshalb unterbrechen sie das tägliche Zelebrieren der Eucharistie. Was soll man nun davon halten? Fassen wir die Antwort in zwei Punkten zusammen: die Lehren des Magisteriums einerseits und einige theologisch-spirituelle Betrachtungen andererseits.
1. Das Lehramt
Zweifelsohne finden wir in den Lehramts-Dokumenten keine Weisungen hinsichtlich einer zwingenden Pflicht des Priesters, täglich die heilige Messe zu zelebrieren; es ist jedoch ebenso offensichtlich, dass ihm dies nicht nur empfohlen, sondern auch nahegelegt wird. Lassen Sie mich einige Beispiele nennen. Der Kodex des Kanonischen Rechts von 1983 verweist, im Rahmen eines Kanons über die Pflicht der Priester des Strebens nach Heiligkeit, auf Folgendes: "Die Priester sind nachhaltig eingeladen, täglich das eucharistische Opfer darzubringen" (Kan. 276, § 2 n. 2). Auf die tägliche Feier der Eucharistie müssen sie bereits in der Zeit ihrer Ausbildung vorbereitet werden: "Die Feier der Eucharistie hat der Mittelpunkt des ganzen Seminarlebens zu sein, so dass die Alumnen täglich an der Liebe Christi Anteil haben und die geistliche Kraft für ihre apostolische Arbeit und für ihr geistliches Leben vor allem aus dieser reichen Quelle schöpfen." (Kan. 246 § 1).
Auf diesen letzten Kanon Bezug nehmend, unterstreicht Johannes Paul II. Folgendes: "Es ist daher angemessen, dass die Seminaristen jeden Tag an der Eucharistiefeier teilnehmen, auf dass sie, im weiteren Verlauf des Lebens, die tägliche Feier der Eucharistie als Grundregel ihres Priesterlebens verinnerlichen. Ihre Ausbildung wird sie auch dazu führen, die Feier der Eucharistie als den grundlegendsten Moment ihres Tages zu erachten." (vgl. Angelus, 01.07.1990, n. 3; kursiv von uns).
Im nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis von 2007, hat Benedikt XVI. vor allem daran erinnert, dass "Bischöfe, Priester und Diakone – jeder seinem Grad entsprechend – die Zelebration als ihre Hauptpflicht betrachten müssen." (Nr. 39). Daraus hat der Heilige Vater die logische Folgerung gezogen:
"Die priesterliche Spiritualität ist von ihrem inneren Wesen her eucharistisch. […] Den Priestern empfehle ich deshalb „die tägliche Feier der heiligen Messe, auch wenn keine Gläubigen teilnehmen“ (Propositio 38 Bischofssynode). Diese Empfehlung steht zunächst in Einklang mit dem objektiv unendlichen Wert jeder Eucharistiefeier und hat überdies seinen Beweggrund in ihrer einzigartigen geistlichen Wirkkraft, denn wenn die heilige Messe mit Aufmerksamkeit und Glauben erlebt wird, ist sie formend im tiefsten Sinn des Wortes, da sie die Gleichgestaltung mit Christus fördert und den Priester in seiner Berufung stärkt." (Nr. 80)
Als Nachfolger dieser und weiterer Lehren besagt das Direktorium für Dienst und Leben der Priester, — 2013 von der Kongregation für den Klerus neu herausgegeben — unter Nr. 50, bezüglich der „Mittel für das spirituelle Leben“ der Priester: "Daher ist es für den Priester notwendig, sein Gebetsleben dermaßen zu gestalten, dass es folgendes umfasst: die tägliche Eucharistiefeier mit geeigneter Vorbereitung und anschließender Danksagung".
Diese und weitere Lehren des neueren Magisteriums wurzeln selbstverständlich in den Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das unter Nr.13 des Dekrets Presbyterorum Ordinis besagt: "Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier dringend empfohlen; sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche".
2. Die wichtigsten Gründe
Allein der Verweis auf diese Weisungen des Lehramtes sollte ausreichen um alle Priester zur täglichen Feier der heiligen Messe zu veranlassen, unabhängig davon ob Gläubige anwesend sind oder nicht. So kurz gefasst wie möglich möchten wir jedoch auch die wichtigsten theologisch-spirituellen Gründe darlegen, die diesbezüglich den Weisungen der Kirche zugrunde liegen. In knappen Verweisen sei Folgendes gesagt.
a) Privilegiertes Instrument zur Heiligkeit des Priesters. Die heilige Messe ist „Quelle und Krönung“ des ganzen priesterlichen Lebens: aus ihr schöpft der Priester die übernatürliche Kraft und nährt den Geist des Glaubens desjenigen, der ihn braucht um sich Christus gleichgestalten zu können und um ihm würdig zu dienen. Wie die Manna, die während der Flucht aus Ägypten jeden Tag gesammelt werden musste, so muss auch der Priester jeden Tag an der Quelle der Gnade trinken, dem Opfer auf dem Golgatha, das sich in jeder heiligen Messe sakramental erneuert. Diese tägliche Feier zu unterlassen — außer im Falle tatsächlicher Unmöglichkeit — bedeutet, sich der wichtigsten Nahrung zu entziehen, die zur eigenen Heiligung und für den apostolischen Dienst in der Kirche erforderlich ist. Es bedeutet auch, das Risiko einer Art spirituellen Pelagianismus zu laufen, der eher auf die Kraft des Menschen setzt als auf die Gnade des Herrn.
b) Wichtigste Pflicht des Priesters, seine Identität kennzeichnend. Es ist ja vor allem die Feier der Eucharistie, die den Priester als solchen kennzeichnet; dies bestätigt sich durch die Tatsache, dass dieser Kirchendienst, dass die Eucharistie als solche, in Christi Handeln während des Letzten Abendmahls gründet. Die heilige Messe zu feiern ist nicht die einzige Aufgabe des Priesters, aber es ist die wichtigste. Daran erinnert ja gerade auch Presbyterorum Ordinis: im Darbringen der Eucharistie „üben die Priester ihre bedeutendste Funktion aus.“ Diese Lehre wird 1992 von Johannes Paul II. in Pastores Dabo Vobis aufgegriffen: "In ihrer Berufung zum Dienst am Heiligen sind die Priester also vor allem Diener beim Messopfer" (Nr. 48).
c) Vollkommenste Handlung pastoraler Liebe. Es gibt keine bedeutenderes Handeln in Nächstenliebe, das der Priester zu Gunsten der Gläubigen ausführen könnte, das größer wäre oder mehr Bedeutung hätte als die heilige Messe. Das Zweite Vatikanische Konzil erinnert mit folgenden Worten daran: "Mit der Eucharistie stehen die übrigen Sakramente im Zusammenhang; auf die Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt auch für die anderen kirchlichen Dienste und für die Apostolatswerke. Die Heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, […]. Darum zeigt sich die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt aller Evangelisation" (Presbyterorum Ordinis, Nr. 5).
d) Seelenamt für Verstorbene. Die pastorale Liebe, die im allgemeinen nur die gläubigen viatores zu erreichen vermag, geht in der heiligen Messe über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus. In persona Christi zelebrierend, erfüllt der Priester eine Aufgabe, die über die Wirkungsdimension der menschlichen Geste hinausgeht, die ja auf ihre Zeit, ihren Raum und auf die Geschichte ihrer Auswirkung beschränkt ist. Er geht über die Grenzen des menschlich Erreichbaren hinaus. Dies gilt insbesondere für den Wert des Verdienstes Christi, der sich in der heiligen Messe erneut dem Vater hingibt, sich für uns und für Viele opfernd. Zu den „Vielen“ für die sich Christus einmalig auf dem Kreuz geopfert hat und für die er sich auf dem Golgatha der Altäre unserer Kirchen opfert, gehören auch die verstorbenen Gläubigen, die danach streben in die göttliche Ewigkeit einzugehen. Seit jeher betet die Kirche während der Liturgie auch für sie, wie das Erwähnen der Verstorbenen in den eucharistischen Gebeten beweist. "Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehre gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können." (Katechismus der Katholischen Kirche, n. 1032).
Welcher Akt der pastoralen Liebe ist daher die tägliche Feier der Heiligen Messe auch in Fällen, in denen die Gläubigen nicht dabei sind!«

2. Eucharistische Anbetung
2.1. Hl. Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium fidei [1965], Nr. 57-58.67-68:
»Die katholische Kirche hat diesen Kult der Anbetung, der dem Sakrament der Eucharistie gebührt, nicht nur innerhalb der Messfeier, sondern auch außerhalb erwiesen und erweist ihn auch heute noch, indem sie die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt aufbewahrt, sie den Gläubigen zur feierlichen Verehrung darbietet und sie in Prozessionen unter freudiger Anteilnahme des Volkes umherträgt.
Für diese Art der Verehrung haben wir zahlreiche altkirchliche Zeugnisse. […]
[…]
Die Gläubigen mögen so oft wie möglich, am besten täglich, tätig am Messopfer teilnehmen, mit reinem und frommem Herzen sich durch die heilige Kommunion stärken und Christus, dem Herrn, auch gebührend für ein so großes Geschenk danken. [...] Außerdem sollen sie es nicht unterlassen, das allerheiligste Sakrament, - das an einem bevorzugten Ort und mit größter Ehrfurcht den liturgischen Gesetzen entsprechend in den Kirchen aufzubewahren ist - tagsüber zu besuchen; eine solche Besuchung ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe und der schuldigen Verehrung gegenüber Christus, dem Herrn, der hierin gegenwärtig ist.
Es liegt auf der Hand, dass die heilige Eucharistie dem christlichen Volk eine unschätzbare Würde verleiht. Denn nicht nur dann, wenn das Opfer dargebracht und das Sakrament vollzogen wird, sondern auch nach der Darbringung des Opfers und nach dem Vollzug des Sakramentes, bei der Aufbewahrung der heiligen Eucharistie in den Kirchen oder in den Oratorien, ist Christus der wahre Emanuel, d.h. der ,,Gott mit uns“. Tag und Nacht weilt er in unserer Mitte und wohnt in uns voll der Gnade und Wahrheit. Er formt unser sittliches Verhalten, er nährt die Tugenden, tröstet die Trauernden, stärkt die Schwachen und lädt alle, die zu ihm kommen, zu seiner Nachfolge ein, damit sie an seinem Beispiel lernen, sanftmütig und demütig von Herzen zu sein und nicht sich, sondern Gott zu suchen. Jeder, der eine besondere Andacht zur heiligen Eucharistie hat und sich bemüht, die unendliche Liebe Christi zu uns vorbehaltlos und großmütig zu erwidern, erfährt daher und erfasst zutiefst mit großer innerer Freude und Frucht, welchen hohen Wert ein Leben hat, das mit Christus in Gott verborgen ist und was es bedeutet, mit Christus Zwiesprache zu pflegen: hier auf Erden das Beglückendste und auf dem Weg zur Heiligkeit das Wirksamste.«

2.2. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum Ordinis [1965], Nr. 5.18:
»Die Priester selbst setzen das Lob und die Danksagung der Eucharistie zu den verschiedenen Tageszeiten fort, wenn sie das Stundengebet verrichten, in dem sie im Namen der Kirche Gott für das ganze ihnen anvertraute Volk, ja für die ganze Welt bitten.
Das Gotteshaus, in dem die Heiligste Eucharistie gefeiert und aufbewahrt wird, in dem die Gläubigen sich versammeln und die Gegenwart des auf dem Opferaltar für uns dargebrachten Erlösers zur Hilfe und zum Trost der Gläubigen verehrt wird, soll schön sein, geeignet zu Gebet und heiliger Handlung. Hirten und Gläubige sollen in ihm mit dankbarem Herzen auf die Gabe dessen antworten, der durch seine Menschheit das göttliche Leben ständig den Gliedern seines Leibes mitteilt. Die Priester mögen die Wissenschaft und die Praxis der Liturgie in rechter Weise pflegen, damit durch ihren liturgischen Dienst von den ihnen anvertrauten Gemeinden Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, immer vollkommeneres Lob werde.
[...]
Zur treuen Erfüllung ihres Dienstes soll ihnen die tägliche Zwiesprache mit Christus dem Herrn in Besuchung und persönlicher Andacht der Heiligsten Eucharistie Herzenssache sein. Gern sollen sie sich für Tage geistlicher Zurückgezogenheit frei machen und die geistliche Führung hochschätzen. Auf vielfache Weise, vor allem durch das bewährte innere Gebet und frei zu wählende verschiedene Gebetsarten, suchen und erbitten die Priester von Gott inständig jenen Geist echter Anbetung, durch den sie sich zugleich mit dem ihnen anvertrauten Volk innig Christus, dem Mittler des Neuen Bundes, einen und so in der Gnade der Kindschaft rufen können: "Abba, Vater" (Röm 8,15).«

2.3. Instruktion Eucharisticum Mysterium [1967], Nr. 50:
»Die Gläubigen sollen bei der Verehrung des im Sakrament gegenwärtigen Christus daran denken, dass diese Gegenwart aus dem Opfer hervorgeht und auf die sakramentale und geistliche Kommunion hinzielt. Die Frömmigkeit, welche die Gläubigen zur heiligen Eucharistie hindrängt, bedeutet deshalb eine Ermunterung für sie, voll und ganz am österlichen Geheimnis teilzunehmen und dankbaren Sinnes auf das Geschenk dessen zu antworten, der durch seine Menschheit ununterbrochen göttliches Leben in die Glieder seines Leibes einströmen lässt. Indem sie bei Christus, dem Herrn, verweilen, erfreuen sie sich vertrauten Umgangs mit ihm, schütten vor ihm ihr Herz aus und beten für sich und alle die Ihrigen, für den Frieden und das Heil der Welt. Mit Christus bringen sie im Heiligen Geiste ihr ganzes Leben dem Vater dar und empfangen aus dieser erhabenen Verbindung Wachstum in Glaube, Hoffnung und Liebe. So wird in ihnen jene rechte innere Haltung genährt, mit der sie in gebührender Ehrfurcht das Gedächtnis des Herrn feiern und häufig das Brot empfangen können, das uns der Vater geschenkt hat. Die Gläubigen sollen es sich daher angelegen sein lassen, ihren Lebensumständen entsprechend Christus, den Herrn, im Sakrament zu verehren. Die Seelsorger aber sollen sie durch ihr Beispiel dazu hinführen und durch ihr Wort anleiten.«

2.4. Ordo zur Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messe [1973], Nr. 1-4.82:
»Die Feier der Eucharistie ist für die Gesamtkirche und ihre Zusammenkünfte am jeweiligen Ort der Mittelpunkt des christlichen Lebens. Denn „mit der Eucharistie stehen die übrigen Sakramente im Zusammenhang; auf die Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt auch für die anderen kirchlichen Dienste und Apostolatswerke. Die heilige Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm und das lebendige Brot. Durch sein Fleisch, das durch den Heiligen Geist lebt und Leben schafft, spendet er den Menschen das Leben; so werden sie ermuntert und angeleitet, sich selbst, ihre Arbeiten und die ganze Schöpfung mit ihm darzubringen.“
Darüber hinaus ist die „Feier der Eucharistie im Messopfer in Wahrheit Ursprung und Ziel der Verehrung, die dem Altarsakrament außerhalb der Messe erwiesen wird“. Denn Christus, der Herr, „wird im Opfer der Messe geopfert, wenn er beginnt, sakramental gegenwärtig zu sein als geistliche Speise der Gläubigen unter den Gestalten von Brot und Wein“, auch „nach Vollzug des Opfers, wenn die Eucharistie in den Kirchen oder Oratorien aufbewahrt wird, ist er der wahre Immanuel, das heißt der ,Gott mit uns‘. Tag und Nacht weilt er in unserer Mitte und wohnt in uns voll der Gnade und Wahrheit.“
Niemand darf demnach „die stets in der katholischen Kirche geübte Weise, mit der die Christgläubigen das Allerheiligste verehren und anbeten, als eine dem wahren Gott gebührende Verehrung in Frage stellen. Die heilige Eucharistie ist nämlich keineswegs deshalb weniger anbetungswürdig, weil sie von Christus, dem Herrn, eingesetzt wurde, damit sie genossen werde.“
Zur rechten Würdigung des Sakramentes und zur Pflege der eucharistischen Frömmigkeit muss also das eucharistische Geheimnis in seiner ganzen Weite betrachtet werden: zunächst als Feier der heiligen Messe, dann auch als Verehrung der eucharistischen Gestalten, die nach der Messe aufbewahrt werden, um die Gnade des Opfers weiterwirken zu lassen.
[...]
Die Aussetzung der heiligen Eucharistie im Ziborium (Pyxis) oder in der Monstranz führt die Gläubigen zum lebendigen Bewusstsein von der wunderbaren Gegenwart Christi und lädt sie ein, sich mit ihm zu vereinigen. Diese Vereinigung erlangt in der sakramentalen Kommunion ihren Höhepunkt. Darum fördert die Aussetzung in glücklicher Weise die Christus im Geist und in der Wahrheit geschuldete Anbetung. Es ist darauf zu achten, dass bei solchen Aussetzungen die Verehrung des heiligen Sakramentes in ihrer Beziehung zur Messe deutlich wird. In der äußeren Form der Aussetzung vermeide man deshalb sorgfältig alles, was irgendwie die Tatsache verdunkeln könnte, dass es der vornehmliche Wunsch Christi bei der Einsetzung der heiligen Eucharistie war, sie uns als Speise, Heilmittel und Stärkung anzubieten.«

2.5. Rundschreiben über die geistliche Erziehung in den Priesterseminaren [1980], DEL Nr. 3899:
»Der Glaube an die Eucharistie hat sich im Laufe der Jahrhunderte notwendigerweise zu einem Kult ausgeweitet, der über das liturgische Opfer hinausgeht und es dem Beter ermöglicht, sich längere Zeit in dankbarer Liebe Christus zuzuwenden, der sich in der „Hostie“ für uns opfert und sakramental auch über die Messe hin aus gegenwärtig bleibt, nicht zuletzt um „Wegzehrung“ für die Sterbenden zu sein. Die kontinuierliche Entwicklung des Kultes der eucharistischen Anbetung ist eine der wunderbarsten Erfahrungen der Kirche: das einzigartige Aufblühen der Heiligkeit in der Kirche, die hier seine Quelle hat, die große Zahl ganzer Gemeinschaften, die sich ausdrücklich dieser Anbetung widmen, sind geradezu eine Garantie für die Echtheit dieser Bewegung; ein Bruder Charles de Foucauld, allein in der Wüste mit der Eucharistie, und in der Kirche fortwirkend durch seine „Kleinen Brüder" und „Kleinen Schwestern“, ist dafür das augenfälligste Zeugnis unserer Zeit. Ein Priester, der keine Beziehung zur eucharistischen Verehrung hätte und an der Anbetung nicht Freude fände und nicht das Bestreben hat, sie zu fördern, begeht an der Eucharistie Verrat und verwehrt den Gläubigen den Zugang zu diesem unvergleichlichen Schatz.«

2.6. Hl. Papst Johannes Paul II., Brief Cena Domini [1980], Nr. 3:
»Die Anbetung Christi in diesem Sakrament seiner Liebe muss dann auch seinen Ausdruck in vielfältigen Formen eucharistischer Frömmigkeit finden: persönliches Gebet vor dem Allerheiligsten, Anbetungsstunden, kürzere oder längere Zeiten der Aussetzung, das jährliche Vierzigstündige Gebet, der Sakramentale Segen, eucharistische Prozessionen, Eucharistische Kongresse. [...] Dies alles entspricht also den allgemeinen Prinzipien und besonderen Normen, die schon seit langem in Geltung sind und während oder nach dem II. Vatikanischen Konzil erneut festgelegt worden sind.
Die Belebung und Vertiefung der eucharistischen Frömmigkeit sind der Beweis für jene wahre Erneuerung, die das Konzil sich zum Ziel gesetzt hat und deren inneren Kern sie darstellen. Dies aber, verehrte, liebe Mitbrüder, verdient eine gesonderte Betrachtung. Die Kirche und die Welt haben die eucharistische Verehrung sehr nötig. In diesem Sakrament der Liebe wartet Jesus selbst auf uns. Keine Zeit sei uns dafür zu schade, um ihm dort zu begegnen: in der Anbetung, in einer Kontemplation voller Glauben, bereit, die große Schuld und alles Unrecht der Welt zu sühnen. Unsere Anbetung sollte nie aufhören.«

2.7. Hl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de Eucharistia [2003], Nr. 25.34:
»Der Kult, welcher der Eucharistie außerhalb der Messe erwiesen wird, hat einen unschätzbaren Wert im Leben der Kirche. Dieser Kult ist eng mit der Feier des eucharistischen Opfers verbunden. Die Gegenwart Christi unter den heiligen Gestalten, die nach der Messe aufbewahrt werden – eine Gegenwart, die so lange andauert, wie die Gestalten von Brot und Wein Bestand haben –, kommt von der Feier des Opfers her und bereitet auf die sakramentale und die geistliche Kommunion vor. Es obliegt den Hirten, zur Pflege des eucharistischen Kultes zu ermutigen, auch durch ihr persönliches Zeugnis, insbesondere zur Aussetzung des Allerheiligsten sowie zum anbetenden Verweilen vor Christus, der unter den eucharistischen Gestalten gegenwärtig ist.
Es ist schön, bei ihm zu verweilen und wie der Lieblingsjünger, der sich an seine Brust lehnte (vgl. Joh 13, 25), von der unendlichen Liebe seines Herzens berührt zu werden. Wenn sich das Christentum in unserer Zeit vor allem durch die „Kunst des Gebetes“ auszeichnen soll, wie könnte man dann nicht ein erneuertes Verlangen spüren, lange im geistlichen Zwiegespräch, in stiller Anbetung, in einer Haltung der Liebe bei Christus zu verweilen, der im Allerheiligsten gegenwärtig ist? Wie oft, meine lieben Brüder und Schwestern, habe ich diese Erfahrung gemacht, und daraus Kraft, Trost und Stärkung geschöpft!
Von dieser Praxis, die das Lehramt wiederholt gelobt und empfohlen hat, geben uns zahlreiche Heilige ein Beispiel. In besonderer Weise zeichnete sich darin der heilige Alfons von Liguori aus, der schrieb: „Unter allen Frömmigkeitsformen ist die Anbetung des eucharistischen Christus die erste nach den Sakramenten; sie ist Gott am liebsten und uns am nützlichsten“. Die Eucharistie ist ein unermeßlicher Schatz: Nicht nur ihre Feier, sondern auch das Verweilen vor ihr außerhalb der Messe gestattet uns, an der Quelle der Gnade zu schöpfen. Wenn eine christliche Gemeinschaft noch fähiger werden möchte, das Antlitz Christi in jenem Geist zu betrachten, den ich in den Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte und Rosarium Virginis Mariae empfohlen habe, kann sie nicht darauf verzichten, den eucharistischen Kult zu pflegen, in dem die Früchte der Gemeinschaft am Leib und am Blut des Herrn fortdauern und sich vervielfachen.«

2.8. Hl. Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Mane nobiscum Domine [2004], Nr. 10.18:
»[...] Ich ermahnte alle, das eucharistische Opfer mit dem ihm gebührenden Einsatz zu feiern, während Jesus, gegenwärtig in der Eucharistie, auch außerhalb der Messe ein Kult der Anbetung erwiesen wird, der dem so großen Geheimnis würdig ist.
[...]
Verweilen wir lange auf den Knien vor dem in der Eucharistie gegenwärtigen Herrn, indem wir mit unserem Glauben und unserer Liebe die Nachlässigkeit, die Vergessenheit und sogar die Beleidigungen wiedergutmachen, die unser Erlöser in vielen Teilen der Welt erleiden muss. Vertiefen wir in der eucharistischen Anbetung unsere persönliche und gemeinschaftliche Betrachtung, indem wir uns auch der Gebetshilfen bedienen, die vom Wort Gottes und von der Erfahrung vieler alter und neuer Mystiker durchdrungen sind. Selbst der Rosenkranz — verstanden in seiner tiefen biblischen und christozentrischen Bedeutung, die ich im Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariæ ans Herz gelegt habe — kann ein Weg sein, der für die eucharistische Betrachtung besonders geeignet ist, wird sie doch in Gemeinschaft mit Maria und in der Schule Mariens vollzogen.« 

2.9. Instruktion Redemptionis Sacramentum [2004], Nr. 134.136:
»„Der Kult, welcher der Eucharistie außerhalb der Messe erwiesen wird, hat einen unschätzbaren Wert im Leben der Kirche. Dieser Kult ist eng mit der Feier des eucharistischen Opfers verbunden“. Die öffentliche und private Verehrung der heiligsten Eucharistie auch außerhalb der Messe soll deshalb mit Nachdruck gefördert werden, damit von den Gläubigen der Kult der Anbetung Christus erwiesen wird, der wahrhaft und wirklich gegenwärtig ist, der der „Hohepriester der künftigen Güter“ und der Erlöser der ganzen Welt ist. „Es obliegt den Hirten, zur Pflege des eucharistischen Kultes zu ermutigen, auch durch ihr persönliches Zeugnis, insbesondere zur Aussetzung des Allerheiligsten sowie zum anbetenden Verweilen vor Christus, der unter den eucharistischen Gestalten gegenwärtig ist“.
[...]
Der Ordinarius soll die kürzere oder längere oder ständige eucharistische Anbetung, zu der das Volk zusammenkommt, nachdrücklich empfehlen. [...]«

2.10. Papst Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum Caritatis [2007], Nr. 55.66-68: 
»[...] In der Eucharistie kommt uns ja der Sohn Gottes entgegen und möchte sich mit uns vereinigen; die eucharistische Anbetung ist nichts anderes als die natürliche Entfaltung der Eucharistiefeier, die in sich selbst der größte Anbetungsakt der Kirche ist. Die Eucharistie empfangen heißt, den anbeten, den wir empfangen; gerade so, nur so werden wir eins mit ihm und bekommen in gewisser Weise einen Vorgeschmack der Schönheit der himmlischen Liturgie. Der Akt der Anbetung außerhalb der heiligen Messe verlängert und intensiviert, was in der liturgischen Feier selbst getan wurde: „Nur im Anbeten kann tiefes und wahres Empfangen reifen. Und gerade in diesem persönlichsten Akt der Begegnung mit dem Herrn reift dann auch die soziale Sendung, die in der Eucharistie enthalten ist und nicht nur die Grenze zwischen dem Herrn und uns, sondern vor allem auch die Grenzen aufreißen will, die uns voneinander trennen.“
Gemeinsam mit der Synodenversammlung empfehle ich darum den Hirten der Kirche und dem Gottesvolk von Herzen die eucharistische Anbetung, sei es allein oder in Gemeinschaft. In diesem Zusammenhang wird eine angemessene Katechese von großem Nutzen sein, in der den Gläubigen die Bedeutung dieses kultischen Aktes erklärt wird, der es ermöglicht, die liturgische Feier an sich tiefer und fruchtbringender zu erleben. Im Bereich des Möglichen sollten dann vor allem in den bevölkerungsreicheren Gebieten Kirchen oder Oratorien bestimmt und eigens für die ewige Anbetung bereitgestellt werden. Außerdem empfehle ich, den Kindern im katechistischen Unterricht und besonders in den Vorbereitungskursen zur Erstkommunion den Sinn und die Schönheit des Verweilens bei Jesus nahezubringen und das Staunen angesichts seiner Gegenwart in der Eucharistie zu pflegen.
[...]
Die persönliche Beziehung, die der Einzelne mit dem in der Eucharistie gegenwärtigen Jesus herstellt, verweist ihn immer auf das Ganze der kirchlichen Gemeinschaft, indem sie in ihm das Bewusstsein seiner Zugehörigkeit zum Leib Christi nährt. Darum lade ich nicht nur die einzelnen Gläubigen ein, persönlich die Zeit zu finden, im Gebet vor dem Altarssakrament zu verweilen, sondern halte es für meine Pflicht, auch die Pfarreien und andere kirchliche Gruppierungen zu ersuchen, Momente gemeinschaftlicher Anbetung einzurichten. Selbstverständlich behalten alle bereits bestehenden Formen eucharistischer Frömmigkeit ihren Wert. Ich denke zum Beispiel an die eucharistischen Prozessionen, vor allem an die traditionelle Fronleichnamsprozession, an die fromme Praxis des vierzigstündigen Gebets, an die lokalen, nationalen und internationalen Eucharistischen Kongresse und an die anderen, ähnlichen Initiativen. In angemessener Weise aktualisiert und den verschiedenen Umständen angepaßt, verdienen diese Frömmigkeitsformen, auch heute gepflegt zu werden.«

2.11. Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium [2013], Nr. 262:
»Ohne längere Zeiten der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort Gottes, des aufrichtigen Gesprächs mit dem Herrn verlieren die Aufgaben leicht ihren Sinn, werden wir vor Müdigkeit und Schwierigkeiten schwächer und erlischt der Eifer. Die Kirche braucht dringend die Lunge des Gebets, und ich freue mich sehr, dass in allen kirchlichen Einrichtungen die Gebetsgruppen, die Gruppen des Fürbittgebets und der betenden Schriftlesung sowie die ewige eucharistische Anbetung mehr werden.«

2.12. Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben Christus vivit [2019], Nr. 224:
»Viele junge Menschen haben gelernt, die Stille und die Vertrautheit mit Gott zu schätzen. Es haben auch die Gruppen zugenommen, die zur Anbetung des Allerheiligsten und zum Gebet mit dem Wort Gottes zusammenkommen. Man darf die jungen Menschen nicht unterschätzen, als ob sie unfähig wären, sich kontemplativen Angeboten zu öffnen. Man braucht nur die passende Art und Weise finden, um ihnen zu helfen, dass sie sich mit dieser äußerst wertvollen Erfahrung vertraut machen. Was die Bereiche des Gottesdienstes und Gebets betrifft, so "fragen [in verschiedenen Zusammenhängen] junge Katholiken nach Gebetsangeboten und sakramentalen Augenblicken, die sie in einer frischen, authentischen und frohen Liturgie in ihrem Alltag abholen".«

3. Geistige Kommunion
3.1. Schreiben Sacerdotium Ministeriale [1983], Nr. III,4:
»Die einzelnen Gläubigen oder Gemeinden, die aufgrund von Verfolgungen oder durch den Mangel an Priestern über kürzere oder längere Zeit der Eucharistiefeier entbehren müssen, gehen deshalb der Gnade des Erlösers keineswegs verlustig. Wenn sie, zutiefst vom Wunsch nach dem Sakrament geleitet und im Gebet mit der ganzen Kirche vereint, den Herrn anrufen und ihre Herzen zu ihm erheben, haben sie in der Kraft des HI. Geistes Gemeinschaft mit der Kirche, die der lebendige Leib Christi ist, und mit dem Herrn selbst. Durch ihr Verlangen nach dem Sakrament mit der Kirche vereint, sind sie, wenn auch äußerlich von ihr getrennt, zuinnerst und wirklich ganz mit der Kirche verbunden und empfangen daher die Früchte des Sakraments [...].«

3.2. Hl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de Eucharistia [2003], Nr. 34:
»Die Eucharistie erscheint als Höhepunkt aller Sakramente, weil sie die Gemeinschaft mit Gott Vater im Einswerden mit dem eingeborenen Sohn durch den Heiligen Geist zur Vollendung führt. Ein bedeutender Schriftsteller der byzantinischen Tradition brachte diese Wahrheit mit gläubigem Scharfsinn zum Ausdruck: In der Eucharistie "ist vor jedem anderen Sakrament das Geheimnis [der Gemeinschaft] so vollkommen, daß es zum Gipfel aller Güter führt: Hier liegt das höchste Ziel jeder menschlichen Sehnsucht, weil wir hier Gott folgen, und Gott sich mit uns in der vollkommensten Einheit verbindet". Eben darum ist es angemessen, in der Seele das dauernde Verlangen nach dem eucharistischen Sakrament zu pflegen. Hier liegt die Übung der "geistlichen Kommunion" begründet, die sich seit Jahrhunderten in der Kirche verbreitet hat und von heiligen Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wurde. Die heilige Theresia von Jesus schrieb: "Wenn ihr nicht kommuniziert und an der Messe teilnehmt, könnt ihr geistlich kommunizieren. Diese Übung bringt reiche Früchte... So prägt sich in euch stark die Liebe unseres Herrn ein".«

3.3. Instruktion Redemptionis Sacramentum [2004], Nr. 135:
»Die Gläubigen „sollen [...] es nicht unterlassen, das heiligste Sakrament [...] tagsüber zu besuchen; ein solcher Besuch ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe wie der schuldigen Verehrung gegenüber Christus dem Herrn, der hier gegenwärtig ist“. Die Betrachtung Jesu, der im heiligsten Sakrament zugegen ist, vereinigt den Gläubigen nämlich, weil es sich um eine Begierdekommunion handelt, mit Christus, wie aus dem Beispiel so vieler Heiliger aufleuchtet. „Wenn kein schwerwiegender Grund dem entgegensteht, ist eine Kirche, in der die heiligste Eucharistie aufbewahrt wird, täglich wenigstens einige Stunden für die Gläubigen offen zu halten, damit sie vor dem heiligsten Sakrament dem Gebet obliegen können“.

3.4. Papst Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum Caritatis [2007], Nr. 55:
»Zweifellos ist die volle Teilnahme an der Eucharistie dann gegeben, wenn man auch selbst die Kommunion empfängt. Trotzdem muß darauf geachtet werden, daß diese richtige Aussage bei den Gläubigen nicht zu einem gewissen Automatismus führt, so als habe man, nur weil man sich während der Liturgie in der Kirche befindet, das Recht oder vielleicht sogar die Pflicht, zum eucharistischen Mahl zu gehen. Auch wenn es nicht möglich ist, die sakramentale Kommunion zu empfangen, bleibt die Teilnahme an der heiligen Messe notwendig, gültig, bedeutungsvoll und fruchtbar. Unter diesen Umständen ist es gut, das Verlangen nach der vollen Vereinigung mit Christus zu pflegen, zum Beispiel mit der Praxis der geistlichen Kommunion, an die Johannes Paul II. erinnert und die von heiligen Lehrmeistern des geistlichen Leben empfohlen wird.«

3.5. Gebet von Papst Franziskus zum Abschluss der hl. Messe in der Casa Santa Marta während der Coronakrise am 20. März 2020:
»Zu Deinen Füßen, lieber Jesus, werfe ich mich nieder und schenke Dir den Reueschmerz meines zerknirschten Herzens. Ich beuge mich tief in meinem Nichts vor Deiner heiligen Gegenwart. Ich bete Dich an im Sakrament Deiner Liebe, in dem unsagbar großen und heiligen Sakrament des Altares. Ich wünsche Dich aufzunehmen in die armselige Wohnung, die meine Seele Dir bieten kann. In Erwartung des Glückes der wirklichen heiligen Kommunion möchte ich Dich geistigerweise empfangen. Komme zu mir, lieber Jesus, denn ich komme zu Dir. Möge Deine Liebe mein ganzes Wesen besitzen im Leben und im Tode! Ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Amen.«

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