Donnerstag, 21. November 2019

Diakone an den Altar!

Der Papst warnte neulich - berechtigterweise - vor einer Klerikalisierung der Laien (HIER). Kurios ist, dass er auch ausführlich über die Diakone spricht, so als wären diese Laien. Es geht mir hier um die Aussage, die Bischöfe sollten die Diakone von den Altären wegholen.
Fr Hunwicke hat sich der Sache dankenswerterweise schon angenommen (HIER).

Ich habe mich auf diesem Blog mit expliziter Kritik am Papst sehr zurückgehalten (siehe dazu HIER). Aber es ist nicht zu leugnen, dass viele offizielle, halboffizielle und inoffizielle Äußerungen (und Erlasse, bis hin zu Gesetzestexten) dieses Pontifex ein eklatantes Bildungsdefizit in theologischen (und anderen) Sachgebieten offenbaren. Das ist mal mehr, mal weniger offenkundig, in diesem Fall aber himmelschreiend.

Ich kann es nicht verstehen... ich kann nicht verstehen, wie ein Papst einen solch eklatanten Mangel an theologischer Bildung haben kann. In einer Hochschulprüfung in Sakramentenlehre wäre ein Student, der soetwas sagt, durchgefallen.
Und auch das muss erwähnt sein: Der Papst ist Bischof. Als solcher hat er alle drei Weihestufen durchlaufen und ist somit auch Priester und auch Diakon. Ein Defizit im intellektuellen Verständnis des Diakonats wäre an sich ja nicht soo schlimm, es ließe sich leicht korrigieren indem man ihm ein gutes Buch in die Hand drückt. Aber hier handelt es sich offenbar auch um einen Mangel an spiritueller Durchdringung. Wenn ein Diakon (der Papst ist auch dies) nicht weiß, was seine Aufgaben sind und was, damit eng zusammenhängend, seine Identität ist, ist das durchaus problematisch.

Natürlich gehört der Diakon an den Altar, denn am Ursprung dieses Dienstes steht an erster Stelle die Assistenz des Bischofs in der Verkündigung des Evangeliums während der Liturgie und in der Austeilung der Kommunion.

»Daher ist es notwendig - wie ihr es ja haltet - dass ihr ohne den Bischof nichts tuet, und dass ihr vielmehr auch dem Presbyterium euch füget wie den Aposteln Jesu Christi, unserer Hoffnung, in dem wandelnd wir erfunden werden sollen. Auch ist es nötig, dass die Diakonen, welche Geheimnisse Jesu Christi verwalten [d.i. die Austeilung der Kommunion], auf jede Weise allen genehm seien. Denn sie sind nicht Diener für Speise und Trank, sondern Gehilfen der Kirche Gottes.« (Ignatius von Antiochien, gestorben um 110, Schüler des Apostels Johannes, in seinem Brief an die Trallianer 2,2-3)

»In der Hierarchie eine Stufe tiefer stehen die Diakone, welche die Handauflegung "nicht zum Priestertum, sondern zur Dienstleistung empfangen". Mit sakramentaler Gnade gestärkt, dienen sie dem Volke Gottes in der Diakonie der Liturgie [man beachte, dass dies als erster Punkt genannt wird!], des Wortes und der Liebestätigkeit in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium. Sache des Diakons ist es, je nach Weisung der zuständigen Autorität, feierlich die Taufe zu spenden, die Eucharistie zu verwahren und auszuteilen, der Eheschließung im Namen der Kirche zu assistieren und sie zu segnen, die Wegzehrung den Sterbenden zu überbringen, vor den Gläubigen die Heilige Schrift zu lesen, das Volk zu lehren und zu ermahnen, dem Gottesdienst und dem Gebet der Gläubigen vorzustehen, Sakramentalien zu spenden und den Beerdigungsritus zu leiten.«  (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen Gentium über die Kirche, Abschnitt 29)

»Aufgabe der Diakone ist es unter anderem [man beachte die Reihenfolge!], dem Bischof und den Priestern bei der Feier der göttlichen Geheimnisse, vor allem der Eucharistie, zu helfen, die heilige Kommunion zu spenden, der Eheschließung zu assistieren und das Brautpaar zu segnen, das Evangelium zu verkünden und zu predigen, den Begräbnissen vorzustehen und [obacht!] sich den verschiedenen karitativen Diensten zu widmen.« (Katechismus der katholischen Kirche, Nr. 1570)


Fragt sich, ob dahinter eine Agenda steht: Erst wird die Weihestufe des Diakons umdefiniert und weit weg geschoben vom priesterlichen Dienst an der Eucharistie, um so Bedenken bezüglich der Weihe von "Diakoninnen" zu sedieren: "Schau, das hat doch mit dem 'eigentlichen' Weiheamt des Priesters nichts zu tun!" Und wenn die Zeit reif ist, schiebt man den Diakon bzw. die Diakonin wieder an den Altar zurück: "Schau, soviel unterscheidet ihn/sie eh nicht vom Priester, dann können wir auch gleich Priesterinnen weihen!"
Getreu dem Motto, dass man nie Böswilligkeit (oder eine Agenda) unterstellen sollte, wenn Dummheit (oder Bildungsmangel) als Erklärung ausreicht, scheint es mir jedoch eher wahrscheinlich, dass es hier tatsächlich einfach ein Fall von Ignoranz ist. Bei einem Papst nicht nur traurig und schade, sondern auch höchst gefährlich.

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