Gott, unser Vater,
in diesen Gaben
willst du uns Versöhnung schenken
und uns wieder mit dir verbinden.
Nimm sie an
und gib durch sie unserem heiligen Dienst
die höchste Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Oberflächlich betrachtet, scheint das so gar nicht zu Weihnachten zu passen. Warum (Opfer)Gaben? Warum Versöhnung? Warum der heilige Dienst? Der Sinn erhellt aus der neutestamentlichen Lesung vom 4. Advent (C), Hebr 10,5-10:
Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, / doch einen Leib hast du mir bereitet; /
an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen.
Da sagte ich: Siehe, ich komme - / so steht es über mich in der Schriftrolle -, / um deinen Willen, Gott, zu tun.
Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden;
dann aber hat er gesagt: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. Er hebt das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen.
Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt - ein für alle Mal.
Jesu "Eintritt in die Welt" ist also in höchstem Maße relevant für unsere Versöhnung mit Gott (Heiligung) und wie wir dies Feiern ist nicht Nebensache, sondern zentral: Die Feier der Eucharistie ist höchste Vollendung allen Gottesdienstes, weil in ihr Jesu Opfer am Kreuz gegenwärtig wird. Etwas mehr Klarheit bringt dieses Gabengebet vom 23. Dezember (dem kurioser Weise der gleiche lateinische Text zugrunde liegt):
Heiliger Gott,Die Reihenfolge der Sätze ist gegenüber der ersten zitierten Oration vertauscht, somit ist die Versöhnung hier Folge des höchsten Lobpreises. Dass beide Reihenfolgen einen Sinn ergeben, finde ich durchaus lehrreich.
du hast uns diese Opferfeier geschenkt
als höchsten Lobpreis,
den wir dir darbringen können.
Sie versöhne uns mit dir
und reinige uns von unseren Sünden,
damit wir mit lauterem Herzen
das Geburtsfest unseres Erlösers begehen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Christi Leiden, Sterben und Auferstehen ist somit überdeutlich herausgestellt als Zentrum des Mysteriums der Menschwerdung. Weihnachten ist nicht "schöner" oder "familienfreundlicher" als Karfreitag und Ostern. Beides hängt innigst zusammen: Bei seinem Eintritt in die Welt spricht er "Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun", und dieser Wille besteht darin, dass er für uns stirbt um für uns und mit uns zu leben: "er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich." (Phil 2,7) Weihnachten gibt es, weil Christus uns durch sein Kreuz erlösen wollte - die Liturgie erinnert uns eindringlich daran.
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