Mit der gleichen Argumentation könnten sie dort in Zukunft auf das Stundengebet verzichten: in Solidarität mit der zwischen Arbeit und Familie überlasteten Bevölkerung, die keine Zeit für das Gebet hat… Das wird die Überlasteten bestimmt total freuen!
Das Folgenschwerste dabei ist aber womöglich die Botschaft, die damit zwischen den Zeilen gesendet wird. Die kann wohl kaum anders lauten als: Wenn wir Messe feiern, dann tun wir das für uns. Die Feier dient nur uns und unserem Wohlbefinden. Solidarisch mit leidenden Menschen sind wir nur dann, wenn wir NICHT Messe feiern. Und aus „Solidarität“ mit denen, die nicht teilnehmen können, unterlassen wir darum dieses „unser“ Tun, wir „verzichten“ auf unseren Luxus! Ist das nicht toll von uns?
Aktuell hat, wie kath.net berichtet, eine Großpfarrei im Bistum Aachen mindestens bis Mitte Januar alle Gottesdienste abgesagt und zwar, wie es heißt, „möchte das Pastoralteam und der GdG-Rat seiner Verantwortung für die Menschen in unseren Gemeinden gerecht werden sowie die Verbundenheit mit allen an Covid-19 erkrankten Menschen und mit dem Pflegepersonal in unseren Krankenhäusern sowie mit allen Menschen, die vom Shutdown betroffen sind ausdrücken.“
Na, da werden sich aber die erkrankten Menschen und das Pflegepersonal freuen, dass hier eine ganze Großpfarrei auf ihre gottesdienstliche Eigenbrötlerei verzichtet. Wird ja auch mal Zeit, dass die ihre egoistischen „Gottesdienste“ unterlassen! Die Leute sind bestimmt dankbar, dass nun nicht mehr für sie das Opfer Christi gefeiert und für sie gebetet wird... Die Pfarrei fügt sogar extra hinzu: „Intentionen und Gebetsanliegen werden auf die Gottesdienste nach dem Shutdown verschoben.“ (HIER)
An diesem Vorgehen ist so viel falsch... Manchmal zweifle ich, ob das alles nur schlichte Dummheit ist, oder ein
Fall für den Exorzisten. Das so entscheidende „Pastoralteam“ - zu
Deutsch: Hirtengruppe! -, scheint jedenfalls aus bepelzten (und
womöglich lobotomierten) Wölfen zu besteht, und die Gläubigen in der
Pfarrei sind ihnen schutzlos ausgeliefert.
Was wir hier erleben ist meiner Meinung nach ein diabolisches Antizeugnis sondergleichen, das
antikirchliche Polemik bestätigt, den Trost- und Haltsuchenden die
Tür vor der Nase zuknallt und die Gläubigen von dem entfremdet, was
eigentlich Kern ihres Glaubenslebens sein sollte. Letztlich ist es
Verrat an Christus und seinem Heilswerk.
Ich stelle mir gerade ein anderes Szenario vor: Eine Pfarrei die öffentlich verlauten lässt, ihre Gottesdienste zu vermehren und konsequent mit den Anliegen der Kranken und der Menschen im Gesundheitswesen zu verknüpfen. Ich stelle mir eine Pfarrei vor, die für ihre Glieder und darüber hinaus kerygmatisch-mystagogische Hinführungen an das in der Messe gefeierte „Geheimnis unserer Erlösung“ publiziert, die deutlich machen was die Kirche glaubt und feiert: Nämlich, dass sie in der Feier der Messe nicht sich selbst feiert unter Absehung des Leidens anderer, sondern dass in dieser Feier der ultimativ solidarische Gott sich offenbart in seiner Lebenshingabe und seiner Auferstehung für uns und dass wir daran Anteil erhalten und die ganze Welt mit uns in diese Gottesgemeinschaft hineinziehen können - gerade da, wo gelitten wird. Man stelle sich vor, dies würde die Gläubigen in ihrem Eifer für Gott stärken und womöglich Fernstehende und Trostsuchende anziehen... Ein Zeugnis vor der Welt für das, was wir in der Messe wirklich tun!
Wunschträume…?
Es klingt beinahe nach Verschwörungstheorie, aber es ist doch zu offensichtlich: Es hat sich eine Gegenkirche etabliert, der jedes Verständnis für Glaube, Christus, Kirche, Sakramente abgeht. Die zu Floskeln gewordenen Worte für diese Begriffe klingen zwar ähnlich, gemeint ist aber doch immer etwas anderes. Nur den Betern kann es noch gelingen...
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