Es ist ja nun sehr modisch in, Zeiten von angstfreier Augenhöhe und demokratisch-pluraler Partizipation, Worte wie "Taufpriestertum" oder "gemeinsames Priestertum" oder andere diesen Sinn tragenden Ausdrücke kämpferisch im Munde zu führen. Schließlich, so wird gesagt, seien alle Getauften auch Priester, und darum... Und es stimmt ja auch: alle getauften sind Teil des königlichen, priesterlichen und prophetischen Volkes Gottes. Doch tut sich ein Problem mit der Glaubwürdigkeit vieler auf, die sich hier kämpferisch äußern: DER "priesterliche" Auftrag des Neun Testaments lautet "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Wer das nicht mit der ganzen Kirche (und entsprechend ihrer Ordnung) tut, hat m.E. keinerlei Recht, sich als "Priester" zu sehen. Wer es nicht für nötig erachtet, sonntags die Eucharistie mit zu feiern, der hat m.E. kein Recht, sich als "Priester" zu bezeichnen. Darum ist ja auch ein Boykott wie der von Maria 2.0 so unsinnig.
Ein kleiner Text von Bernhard Häring (bevor er "abging"):
»Als Getaufter, als lebendiges Glied des Gottesvolkes, des „Königreichs von Priestern" (Ex 19, 6; Offb 1, 6; 5, 10), soll der Christ seine größte Ehre und heiligste Pflicht darin sehen, das Opfer des Neuen Bundes mitzufeiern. Das seiner Seele eingeschriebene Tauf- und Firmgepräge ist eine ehrenvolle Einladung durch Christus. Das [Sonntags-]Gebot der Kirche spricht das in Worten aus, was die Flammenschrift des Heiligen Geistes als Gnade verliehen hat. Die Kirche erinnert die Säumigen und will die Erfüllung des ihr vom Herrn gegebenen Auftrags zu gemeinsamer Feier Seiner Liebestat („Tut dies zu Meinem Gedächtnis!“) sicherstellen. Meine erste Sorge wird also sein, daß ich als ein lebendiges Glied des Gottesvolkes im Stand der Gnade und „in Geist und Wahrheit“ (Joh 4, 24) das Opfer der Kirche Christi mitfeiere. Das zweite wird sein, daß ich froh mit dem Herzen dabei bin und mein Möglichstes tue, um im Beten und Singen meine Zugehörigkeit zum Gottesvolk zu bekunden. Wenn ich die sonntägliche Mitfeier des Festes der Liebe so betrachte, stehe ich nicht mehr wie ein Knecht unter einem Gesetz, sondern wie ein Freund Christi unter der Gnade“ (Röm 6, 14).«
(aus: Christ in einer neuen Welt)
Der Priester ist der, der am wenigsten seinen Willen bekommt (vgl. hier meine Bemerkungen zum Priestertum). er ist Diener eines anderen Willens, nämlich des göttlichen, und der ist heute kein anderer als vor 2000 Jahren.
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