Freitag, 27. Januar 2012

Was WisiKi wirklich denkt...

... kann man in sehr prägnanter Form (2 Seiten) in einem zwar schon etwas älteren, aber dennoch aktuellen Stellungnahme von Norbert Scholl (Prof. em. Dr. theol.!) bezüglich Ubicumque et semper nachlesen. Das war jenes Motu proprio, mit dem der Papst 2010 den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung errichtet hat.

Die Intention von Herrn Scholl ist es, nach eigenen Worten, einige Auffälligkeiten zu benennen, die "die gesamte Denkweise des Papstes und der von ihm eingeschlagenen restaurativen Ausrichtung der römisch-katholischen Kirche kennzeichne[n]".
Und diese Stellungnahme von Herrn Scholl ist wirklich erstaunlich. Man könnte jeden einzelnen Absatz wunderschön zerpflücken und in seiner grenzdebilen Absurdität bloßstellen.

Aber das kann jeder für sich tun wenn er dies mag. Mich interessiert hier nur ein Punkt den der Autor macht, nämlich dieser:
Der Papst nimmt von den Ergebnissen der historisch-kritischen Erforschung der Schrift keine Kenntnis. Er schreibt ganz unbekümmert, Jesus Christus habe „den Aposteln am Tag Seiner Himmelfahrt zum Vater den Auftrag“ zur Evangelisation gegeben und beruft sich auf Mt 28,19-20. Jeder und jede Theologiestudierende weiß heute, dass es sich bei dieser Stelle nicht um ein ursprüngliches Wort Jesu handelt, sondern um eine Übernahme aus der liturgischen Tradition der Gemeinden zur Zeit der Abfassung des Matthäusevangeliums.

Ich lass das jetz mal so stehn... als Theologiestudierender (der sich irgendwie angesprochen fühlt), bin ich sprachlos.

2 Kommentare:

  1. Was man als Theologiestudent heutzutage so alles "weiß", nicht wahr?

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  2. Es ist Teil des allgegenwärtigen post-modernen (Laien-)Klerikalismus, dass die Theologen heute meinen sooo viel zu wissen, was das unmündige rosenkranzbetende "Volk" nicht weiß... Kerygma und "historische Wirklichkeit" werden bis zur Unkenntlichkeit auseinander dividiert.
    Wobei bei diesem speziellen Punkt ja die größte Idiotie die ist, einem Jesuswort die Authentizität abzusprechen, aufgrund einer Hypothese die nichtmal allgemeiner Konsens ist (vgl. Mk-Schluss), und unter Missachtung von dem, was man "mündliche Überlieferung" nennt... non sequitur, anyone?
    Für mich entscheidend an deiser Stelle ist, dass hier implizit der Missionsauftrag generell in Zweifel gezogen und zu einer Erfindung der Gemeinde erklärt wird... Das erklärt, warum für WisiKi et al. "Mission" so ein Reizwort ist...

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