Petre, quo vadis? |
Ganz richtig bringt es die Überschrift auf den Punkt: "Katholikentagslieder künden vom Aufbruch". Denn von nichts anderem künden sie. Nicht von Gott, nicht vom Evangelium und nur in Worthülsen von "Liebe".
Ein Außenstehender wird sich wohl des Eindrucks nicht erwehren können, "Aufbruch" sei der Zentralbegriff des Christentums.
Was für eine Schande!
Und was heißt eigentlich "Aufbruch"? Semantisch hat "Aufbrechen" etwas mit Beginnen und Fortgehen zutun. In jedem Fall aber, ist es ein horizontales, ein im Irdischen bleibendes Konzept insofern es zwar durchaus auch mit Gott geschehen kann, aber nicht zu Gott. So auch in der Sprache der Bibel (z.B. wird Israels Exodus aus Ägypten zuweilen mit der Vokabel des Aufbruchs oder Aufbrechens beschrieben). Zu Gott hin führt nicht der Aufbruch, sondern die Umkehr, die in einem subtilen Sinn etwas völlig Gegensätzliches besagt: Es ist nicht das wagemutige Vorpreschen gemeint, nicht der Beginn eines neuen Projekts und auch nicht das zuversichtliche Voranschreiten auf einem gewählten Weg. Es ist eben genau das: Umkehr. Und das besagt v.a. dies, dass wir uns von unseren Plänen und Projekten, von unseren Wegen und Perspektiven verabschieden und eine neue Perspektive einehmen, nämlich die Perspektive Gottes.
Zu Gott können wir nicht aufbrechen, weil wir dazu 1. erstmal wissen müssten "wo" Er ist und Er aber 2. in Wirklichkeit immer schon bei uns ist! Wir können uns darum nur immer wieder neu Ihm zuwenden, Ihn an-er-kennen: "Kehrt um zu mir, dann kehre ich mich euch zu, spricht der Herr der Heere." (Mal 3,7) Im Aufbruch werden wir Gott nicht finden. Nur hier und jetzt können wir Ihn finden und nur, wenn wir umkehren, uns Ihm zukehren, uns zu Ihm bekehren.
Die Lieder zum Katholikentag sind die reinste Gehirnwäsche und in meinen Augen eine ebenso brachiale wie totalitäre Verweltlichung der christlichen Botschaft. Wenn unsere Verkündigung nurnoch vom Aufbruch handelt, dann sind wir als Christen verloren... denn Aufbrüche gibt es überall: Jeder Entrepreneur, jeder bahnbrechende Wissenschaftler und jeder Zigaretten-Werbespot spricht bereits vom (nicht selten blinden) Aufbruch, vom Sturm nach Vorn, vom "Blick nicht zurück" und von der Freiheit, die zu nehmen und beliebig zu gebrauchen unser gutes Recht und unsere demokratische Pflicht zu sein hat.
Die Frage, die ich noch nie beantwortet gefunden habe bei all dem Galaber, ist eigentlich die erste Frage, die beantwortet werden müsste, bevor man irgendwas tut: Aufbruch wohin?
Zum Bild: Petrus im Aufbruch. Er will seinen Weg gehen. Aber seine wahre Bestimmung, seine wahre Nachfolge Christi ist eine andere: Er soll Ihm nachfolgen im Martyrium (siehe Hintergrund). Petrus kehrt um. Er lässt von seinem Aufbruch ab und macht sich auf den Weg den der HErr für ihn vorgesehen hat.