Sonntag, 24. Dezember 2023

Weihnachten in der kath. Kirche 2023


 Trotz allem: 

Puer natus est nobis,
et filius datus est nobis
cuius imperium super humerum eius
et vocabitur nomen eius, magni consilii angelus.

Montag, 18. September 2023

Wer ist hier ein Häretiker?

Der Mainzer Theologen Oliver Wintzek beschwert sich über "Verstörendes", das einige seiner Studenten an Eindrücken vom Weltjugendtag in Lissabon mitgebracht hätten (hier).

Womit wurden denn die wackeren Theologiestudenten so verstört, dass nicht einmal die gewiss solide theologische Formung ihres Magisters Wintzek sie vor solcher Verstörung bewahren konnte? Im Kern meint er wohl das, was er eine "irritationsresistente Gewissheit zu wissen, was Gott (oder Jesus) für alle Ewigkeit offenbart habe und wolle" nennt.

Besonders verstörend für die wackeren Studenten war offenbar das Vorkommen von eucharistischer Anbetung am Weltjugendtag. Für Wintzek fast schon so etwas wie eine Sünde, für die ihm zufolge selbst "'Jesus'-affiner (höherer) Klerus" "anfällig" sei. Jesus-affiner Klerus ist "anfällig" für eucharistische Anbetung: da gebe ich ihm natürlich völlig recht, nur dass ich dieses Faktum sehr begrüße. Gut, wenn es solchen Klerus gibt. Kurios finde ich es allerdings, wie wackere Theologiestudenten von soetwas "verstört" sein konnten, schließlich weiß jeder, der schon einmal einen Weltjugendtag mindestens aus der Ferne verfolgt hat, dass man eucharistische Anbetung als ein zentrales Element eines solchen Weltjugendtages erwarten darf, dessen Vorkommen also kaum Verstörungspotential bergen dürfte.

Schließlich gipfelt die Meinungsäußerung darin, dass Wintzek denen, die an Jesus Christus als den Sohn Gottes glauben und an seine eucharistische Gegenwart, die frühchristliche Häresie des Miaphysitismus (in unseren Breiten meist als Monophysitismus bezeichnet) unterstellt, also die Ansicht, Jesus habe nur eine Natur besessen, nämlich, so Wintzek, nur die göttliche. Jesus sei für sie, so unterstellt er den Gläubigen, nurmehr göttlich und gar nicht wirklich Mensch.

Ich weiß, dass Wintzek immer ganz bewusst provozieren will und darum sehr pointiert schreibt. Aber hier hat er den Bogen m.E. so sehr rhetorisch überspannt, dass er ihm mit voller Gewalt ins Gesicht zurückschlägt: Gegen einen karikierten Jesus, der nur ein "Lautsprecher ewiger Wahrheiten" sei, setzt er nämlich einen "seiner Zeit verhafteten menschlichen Verkündiger der (universalen) Gotteshoffnung Israels". Während er also den Anbetenden auf dem Weltjugendtag mit vagen Andeutungen die Häresie des Monophysitismus unterstellt, begeht er sie selbst ganz ausdrücklich. Jesus habe nichts bleibend gültiges Verkünden können, denn er war nur ein in seiner Zeit verhafteter Mensch.

Jesus ist für Wintzek ausdrücklich kein "Kundgeber Gottes" - das sei eine "Überbeanspruchung Jesu" - und fragt emphatisch: "Woher diese Gewissheit des göttlichen Willens?"

Das Großartige ist ja gerade, dass Jesus beides war und ist: wahrer Mensch und wahrer Gott. Darum konnte er auch als wahrer Gott lehren und als Mensch Kunde bringen: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ (Joh 1,18) Und dieser selbe Jesus lässt keinen Zweifel daran, dass alles, was er tut und lehrt, der Wille seines himmlichen Vaters ist: "denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat." (Joh 6,38) Die Apostel haben das aufgenommen und waren völlig klar: "Das ist es, was Gott will: eure Heiligung" (1Thess 4,3).

 

Offenbar hegt Herr Wintzek selbst eine irritationsresistente Gewissheit zu wissen, wer Jesus in Wirklichkeit war und wer nicht, auch wenn das gegen das biblische Zeugnis und 2000 Jahre Tradition geht...

Achso: Woher hat er eigentlich die Erkenntnis, dass Menschen nicht in der Lage sind, den Willen Gottes zu verkünden? Wenn das die Propheten des Alten Bundes konnten, dann doch sicher auch der Mensch gewordene Gott?!

Montag, 26. Juni 2023

Erzbischof Johannes Dyba über den Fortschritt

'Konservativ' genannt zu werden, war einem früher eher peinlich. Nach dem Schicksal, das die sogenannten 'Fortschrittlichen' in den letzten Zeiten erfahren mussten, ist es nicht mehr ganz so unangenehm. Auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technik haben sich die Grenzen und Gefahren des 'Fortschritts ja überdeutlich gezeigt. Aber auch auf politischem und gesellschaftlichem Gebiet haben Strömungen wie Marxismus und Sozialismus in all ihren Formen, die ja lange Jahre den Fortschritt geradezu zu verkörpern behaupteten, uns an den Rand des Abgrunds geführt. Am Abgrund aber ist nun wirklich jeder weitere Fortschritt tödlich.

Es zeigt sich immer deutlicher, daß man den Fortschritt nicht so naiv wie bisher als etwas Wünschenswertes begrüßen darf, ohne zu prüfen, wovon er eigentlich 'fort'schreitet und zu welchem Ziel er hinschreitet. Ein Beispiel mag das veranschaulichen. Wenn demnächst, wie bei der jetzigen Entwicklung mit Sicherheit zu erwarten ist, der bereits gefundenen sanften Babytötungspille die sanfte Einschläferungspille für Oma und Opa folgt, dann ist das rein pharmazeutisch gesehen zwar ein Fortschritt, menschlich gesehen aber ein Rückschritt in die Ära steinzeitlicher Nomaden, die beim Weiterziehen ihre hilflosen Alten im Schnee zurückließen, weil sie für den Stamm eine für unzumutbar gehaltene Belastung darstellten.

Auch dem verlorenen Sohn" erschien der Aufbruch aus dem Vaterhaus mit prall gefüllten Beuteln sicher als ein Fortschritt. Später musste er dann einsehen, dass der wahre Fortschritt in der Rückkehr zum Vater bestand.

Damit sind wir bei der Frage des Fortschritts in Christentum und Kirche. Was hier neuerdings an Fortschritten verlangt und an 'Fortschrittlichem' angepriesen wird, muss ebenso kritisch geprüft werden. Wenn sich dann – wie im Fall Drewermann – herausstellt, dass die Preisgabe elementarer Bestandteile des katholischen Glaubens, ja sogar von Teilen des Credo ('Empfangen vom Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau') als besonders fortschrittlich gilt, dann liegt, wie Reinhard Löw richtig bemerkt hat, die Konsequenz nahe, dass der fortschrittlichste Christ der ist, der sich bemüht, das Christentum und damit die Kirche überhaupt abzuschaffen.

Demgegenüber muss auffallen, dass die Predigt Jesu, ebenso wie die seines Vorläufers Johannes mit einem klaren 'Kehrt um!' beginnt. Schon den Propheten des Alten Bundes war aufgefallen, dass Fortschritte" im politischen, kriegerischen, vor allem aber wirtschaftlichen Bereich die Tendenz hatten, das Volk Gottes vom Herrn zu entfernen. Immer wieder rufen sie daher das Volk 'zurück' zum Herrn, was schon damals – wie das Schicksal so vieler Propheten zeigt – keine angenehme oder dankbare Aufgabe war.

Da das Ziel des Christseins in der Nachfolge Christi liegt, sind die fortschrittlichsten Christen die Heiligen. Daran muss sich jeder messen lassen und das muss begreifen, wer in der Kirche von Fortschritt reden will: Nur wenn ich auf Gott zugehe, ist jeder Schritt ein echter Fortschritt, entferne ich mich aber von Gott und seinen Geboten, dann habe ich allen Fortschritt hinter mir gelassen. So wünsche ich allen Gläubigen in diesem Jahre einen wirklichen Fortschritt: dass sie am Ende des Jahres Gott einen Schritt näher gekommen sein mögen - nicht nur im Ablauf der Zeit, sondern auch in ihrem ganzen Sein und Leben.
 
 
(aus: Klein/Sinderhauf, "Unverschämt katholisch", 223-224)

Mittwoch, 15. Februar 2023

Kritik an der Bibel

Eine ungeahnte Höhe des Absurden ist mir heute in einem dienstlichen Austausch begegnet. Kontext: Ein Gespräch darüber, ob bzw. in wie fern es für einen Christen (der sich selbst auch ausdrücklich als solcher sieht) wichtig ist, die Bibel zu lesen. Meine Gesprächspartnerinnen (drei, die sich aber sehr einig waren) arbeiten alle hauptamtlich für ein großes deutsches Erzbistum in der Jugendarbeit.

Einmütige Meinung meiner Gesprächspartnerinnen: Nein, es sei nicht so wichtig, die Bibel zu lesen, schließlich sei sie von Männern geschrieben worden und darum sei sie einseitig/falsch/unterdrückend. Wichtiger sei es daher vielmehr, sie zu kritisieren.

Darauf ich: Wie kann man denn ein Buch kritisieren, ohne es gelesen (und verstanden) zu haben?

Antwort, der beigepflichtet wurde: Ich kritisiere doch auch Hitlers "Mein Kampf" ohne es gelesen zu haben.

 

Badum, tsss!


Eine Dosis Realität: Psalm 119,101-105

Ich verwehre meinem Fuß alle bösen Wege, dass ich dein Wort halte.
Ich weiche nicht von deinen Ordnungen; denn du lehrest mich.
Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig.
Dein Wort macht mich klug; darum hasse ich alle falschen Wege.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.