Jene Katholiken täten gut daran, dies nicht zu tun, denn, ob richtig oder falsch, damit disqualifiziert man sich im Diskurs. Geschickter ist es, sich am Vorbild Joseph Ratzingers zu orientieren: Als dieser 2003 nach der (längst überfälligen) Suspendierung von Gotthold Hasenhüttl gefragt wurde (Hasenhüttl muss spätestens seit seinem Buch "Kritische Dogmatik" von 1979 als faktischer Atheist betrachtet werden, er durfte aber bis in die 2000er Jahre ungestört katholische Theologie lehren), und der Interviewer konkret wissen wollte, ob Hasenhüttl nach Ratzingers Ansicht "nicht mehr katholisch" sei, antwortete der Kardinal (bezogen auf jenes Buch Hasenhüttls): »Was im Innersten seines Herzens ist und vorgeht, das überlassen wir dem lieben Gott. Aber was er geschrieben hat, ist nicht katholisch.« Dies lässt sich nicht nur auf Geschriebenes, sondern auch auf Gesprochenes anwenden. Jeder Gesprächspartner muss eingestehen, dass es Statements gibt, die "nicht katholisch" sind, ob geschrieben oder gesprochen - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt - und sei es nur eben dieses, jemandem das Katholischsein abzusprechen.
Im übrigen lässt sich dieses Absprechen auch ganz einfach guten Gewissens dadurch vermeiden, dass man sich das vom Gegenüber gemeinte "Katholischsein" einfach als das denkt, was vor dem Standesamt in den Personalausweis ein- bzw. aus diesem ausgetragen wird. Hasenhüttl darf man daher inzwischen übrigens guten Gewissens absprechen, katholisch zu sein, schließlich hat er 2010 seinen Austritt aus der Kirche erklärt.
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