Es ist ein wiederkehrendes Motiv insbesondere in der Religionspädagogik und in der Pastoral, dass man uns sagt, wir würden den Glauben ja nicht "besitzen". Damit ist i.d.R. gemeint, dass Menschen, die etwa in der Sakramentenpastoral oder im Reli-Unterricht tätig sind, nicht so handeln und sprechen sollen, als wüssten sie über den Glauben Bescheid, als hätten sie Antworten auf irgendwelche Fragen. Den Glauben, so sagt man, müssen die Adressaten selbst kennenlernen, man darf ihnen nichts "vorsetzen".
Ich glaube ja, dass wir das anders sehen müssen: Wir besitzen den Glauben der Kirche nicht, denn er ist objektiv vorgegeben und uns nur zur Verwaltung (= Weitergabe) anvertraut. Darum dürfen wir ihn in seiner ganzen Fülle niemandem vorenthalten. Wenn wir den Glauben nicht unverkürzt weitergeben, dann benehmen wir uns wie die Winzer im heutigen Evangelium: Wir stellen selbst die Regeln auf und verfahren nach unserem Gutdünken mit diesem Glauben, wir stellen uns dann faktisch über den Glauben, üben Herrschaft und Verfügungsmacht über das Evangelium aus, die uns nicht zusteht. Wir dürfen und können das Evangelium nicht machen, wir haben nur den Auftrag, es weiterzutragen, wir sind Empfangende, damit wir weitergeben. Nicht als Besitzer die frei gestalten und "machen" können, sondern als Verwalter: Als Apostel. Der Apostel ist nicht Schöpfer der Botschaft, sondern ihr Bote; er kann und darf sich nicht aussuchen was er verkündet.
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