Freitag, 13. Januar 2017

Untreue

Dass nun dieser Tage eine priester aus NRW sowie manche Stimmen besonders aus Südamerika wiedermal eine "Lockerung" (ließ: Abschaffung) des Zölibats fordern oder sogar erhoffen, ist eigentlich kein Gähnen wert. Erst 1990 bekräftigte das Bischofskollegium das Festhalten am Zölibat (vgl. hier).

Dennoch ein Gedanke: 

Es ist ein offenes Geheimnis, dass ein beträchtlicher Anteil der Priester "nebenher" eine Freundin hat, in Südamerika, so hört man, noch mehr als hierzulande. Aus naheliegenden Gründen sind es v.a. diese Leute, die sich besonders für das Anliegen einer Aufhebung des Zölibats stark machen.
Und hier muss man, denke ich, etwas klarstellen: Es gibt die Möglichkeit, dass die Disziplin des allgemeinen Klerikerzölibats tatsächlich gelockert wird. Die Kirche (also der Papst bzw. das Bischofskollegium mit und unter ihm) hat diese Möglichkeit, das steht außer Frage. Die Tatsache einer bis in die Bibel zurückreichenden Tradition (erst als Enthaltsamkeitszölibat, später als Ehelosigkeitszölibats) mal beiseite gelassen. Aber das ändert für jene Priester mit Freundinnen herzlich wenig, denn heiraten dürfen sie dennoch nicht (die Weihe ist bekanntlich ein Ehehindernis, auch in den ostkirchlichen Traditionen, die verheiratete Priester kennen). 
Mich kratzt hier aber keines der vielen rechtlichen, disziplinären oder dogmatischen Probleme, sondern ein moralisches: Diese Priester mit "Freundinnen" sind de facto Lügner und/oder zumindest Versprechensbrecher. Jeder einzelne von ihnen hat sich bewusst für das Priestertum entschieden und hat nach jahrelangem Vorlauf das feierliche Versprechen abgelegt, für den Rest seines Lebens in völliger Enthaltsamkeit zu leben. Schon die Forderung nach einer Aufhebung ist eigentlich ein Bruch dieses Versprechens. (Vonwegen Zwangszölibat... Die einzigen Menschen, die mit soetwas wie "Zwangszölibat" zu kämpfen haben, sind unfrewillige Singles.)

Irgendwie erinnert mich das an Leute, die mit einer verheirateten Person eine Beziehung führen und dann von dieser selben Person Treue erwarten... Was erwarten sich denn die "Freundinnen" von einem Mann, der bereits ein feierliches Versprechen, nämlich das der Enthaltsamkeit im Vorfeld seiner Weihe, gebrochen hat? Ich habe, wie man merkt, keine besondere Sympathie für solche Priesterbeziehungen, sowenig wie ich Sympathie für einen Ehebruch hege. Aber wer weiß... da nun in Teilen der Weltkirche Ehebruch "in besonderen Einzelfällen" als moralischer Wert an sich, gar als Wille Gottes erkannt zu werden scheint, vielleicht kommen auch die versprechensbrecherischen (ein Zungenbrecher) Priester mit Freundin bald "in besonderen Einzelfällen" in den Genuss amtlicher Anerkennung...

5 Kommentare:

  1. darf ich den Beitrag kopieren und bei uns http://beiboot-petri.blogspot.de/
    veröffentlichen? Er ist zu gut um ihn einfach nur zu verlinken!

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  2. Kleine Ergänzung: Bekräftigt wurde der Wille der Kirche zum Zölibat nicht zuletzt - "erst" ;-) - 1990, sondern auch im Februar 2013 in der Neuaugabe des "Direktoriums für Dienst und Leben der Priester" der Kleruskongregation, wo es u. a. heißt:

    "Fester Wille der Kirche

    Überzeugt von den tiefen theologischen und pastoralen Gründen, welche die Beziehung zwischen Priestertum und Zölibat unterstützen, und erleuchtet vom Zeugnis, das auch heute den spirituellen und evangeliumsgemäßen Wert in so vielen priesterlichen Existenzen bestätigt, hat die Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil und wiederholt bei späteren päpstlichen Lehraussagen den „festen Willen bekräftigt, das Gesetz beizubehalten, das von den Priesterkandidaten im lateinischen Ritus den frei gewählten und dauernden Zölibat verlangt“[354].

    Der Zölibat ist nämlich eine freudige Gabe, welche die Kirche erhalten hat und bewahren will, davon überzeugt, dass er für sie selbst und für die Welt ein hohes Gut ist..."

    Der Zölibat ist und bleibt - "als besonderes Zeugnis der Radikalität in der Nachfolge Christi und als Zeichen eschatologischer Realität" - Gott sei Dank - aktuell.

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    1. Ich weiß. Ich fand nur, dass die Stimme der Weltkirche an einer Synode besser als solche erkannt wird, als in einem Direktorium, das eh keiner ließt... und das die DBK bis heute nicht in ihren Schriften herausgegeben, ja noch nichtmal auf ihrer Homepage veröffentlicht hat!

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    2. Ja klar, ich wollte es auch nur mal erwähnt haben... ;-)

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