Wenn Katholiken bei Protestanten zu Gast sind spielt es, mangels sakramentalem Priestertum (und apostolischer Sukzession), faktisch keine Rolle, welches Verständnis manche von ihnen über ihr "Abendmahl" haben: Es handelt sich immer nur um Brot und Traubensaft, was da konsumiert wird, da keine Wandlung stattfindet. (Das Gleiche gilt auch für die Anglikaner.) Ergo kann jedwedes protestantische "Abendmahl" von Katholiken niemals mit der Eucharistie auf eine Stufe gestellt werden. Ganz leicht zu merken: Das eine ist ein Sakrament, das Gott selbst wirkt und in dem Jesus Christus mit Leib und Blut, Seele und Gottheit dauerhaft gegenwärtig wird, das andere ist Brot und Wein, worüber ein Gebet gesprochen wurde.
Für einen Katholiken spielt es eigentlich keine Rolle, ob er an solch einer Feier teilnimmt, oder nicht. Zugangsbedingungen gibt es eigentlich keine (auch die protestantischen Kinder machen oft schon vor der Konfirmation mit). Es ist zwar katholischerseits offiziell verboten, um Ver(w)irrung zu vermeiden, aber wenn man sich des Unterschieds zur Eucharistie bewusst ist - man könnte es z.B. unter "Antidoron", wie es das im byzantinischen Ritus gibt (klick), verbuchen -, ist das eigentlich kein Problem. Ich selbst habe es in meinen "wilden Jahren" vor und kurz nach meiner Taufe bei verschiedenen protestantischen Denominationen getan.
Auf Seiten der Katholiken ist das so: Die Protestanten sind gerne zur Teilnahme an der Messe eingeladen, die Eucharistie darf aber nur der empfangen, der sich im Stand der Gnade befindet und sich zum Glauben der Kirche bekennt (ein jeder prüfe sich!). Oder, kürzer: Wer am Ende des Hochgebetes zu allem, was dieses Gebet beinhaltet (Papst, Heilige, Opfer etc.) sein "Amen" geben kann, der kann eigentlich auch gleich katholisch werden, und dann ganz regulär die Kommunion empfangen. Denn es ist der katholische Glaube, der sich in diesen Gebeten ausdrückt und der sich in der Eucharistie wie auf einer Nadelspitze konzentriert. Solange jemand nicht zum kompletten Kanon (und eigentlich zum kompletten Messbuch der römischen Kirche [vgl. hier]) sein Amen geben kann, ist der anschließende Empfang des Leibes und Blutes Christi subjektiv ein Irrtum und objektiv Frevel (auch dann, wenn die Betroffenen laut Ausweis "katholisch" sind).
»Wenn wir unter dem Vorwand eines gewissen Entgegenkommens unseren eucharistischen Glauben verbergen müssen, dann nehmen wir weder unseren eigenen Schatz noch unsere Gesprächspartner genügend ernst« (Papst Franziskus, siehe Link)
Schon der Ausdruck "gemeinsames Abendmahl" ist absolut irrig und irreführend. Was soll das denn überhaupt sein? "Abendmahl" ist eine Wortneuschöpfung von Martin Luther, der urchristliche Terminus für die sakramental-vergegenwärtigende Feier der Lebenshingabe und Auferstehung Jesu (biblisch auch: "Brotbrechen") ist "Eucharistie". Katholiken kennen nur eine Feier des Abendmahls, nämlich die "vom letzten Abendmahl" an Gründonnerstag - im Gedächtnis an die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus von von Nazareth beim letzten Mahl mit seinen Aposteln vor seinem Leiden, Sterben und Auferstehen, in dem er diese Ereignisse vorwegnahm und dieses sein Opfer als "für euch und für viele" deutete.
Das ist aber hier nicht gemeint! Sondern gemeint ist, die "katholische Eucharistie" und das "protestantische Abendmahl" in einen Topf zu werfen und ordentlich umzurühren, bis entweder etwas undefinierbares Neues entsteht, oder - und die Erfahrung lehrt, dass dies i.d.R. der Fall ist - der "katholische" Bestandteil abgeschöpft und als ungenießbare/unbrauchbare Schlacke ausgeschieden wird. Folge: "gemeinsames 'Abendmal'". Dass das völlig inakzeptabel und überdies sakrilegisch ist, müsste jedem einleuchten und ist keine Schlagzeile wert.
Die Wahrheit ist: Die allermeisten Protestanten lehnen das, was die katholische Kirche von der Eucharistie glaubt, entschieden ab (v.a. dass es sich um ein Opfer handelt, siehe Kanon). Ein redlicher Protestant müsste sich also schon aus eigenem Interesse weit, weit davon distanzieren. Die "Ablehnung" und die "Nein-Sager" finden sich in dieser Angelegenheit eben durchaus nicht nur auf katholischer Seite!
Das ganze Gerede funktioniert nur, wenn die Katholiken ihren eucharistischen Glauben völlig aushöhlen. Es ist aber ein Zeichen von katastrophaler kognitiver Beschränktheit, wenn man meint, nach so einer Aushöhlung würden die Protestanten dem katholischen Glauben zustimmen: Hier stimmen dann nicht Protestanten irgendetwas Katholischem zu, sondern es sind die Katholiken, die ihren Glauben protestantisiert, sich also der protestantischen Auffassung zugewendet haben!
Der Papst hat, natürlich, völlig recht.
Was wunder, dass der eucharistische Glaube bröckelt, wenn selbst Kardinale in der Eucharistie keinen "Knackpunkt" mehr sehen:
AntwortenLöschenWas ist denn heute nach so viel Annäherung der Knackpunkt zwischen Katholiken und Protestanten? Die Eucharistie?
Nein, nicht mehr. Im Wesentlichen ist es die Frage nach dem Kirchen- und Amtsverständnis.
Kardinal Lehmann hier: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region/karl-kardinal-lehmann-im-interview-so-denke-ich-ja-manchmal-beinahe-selbst-13279655-p3.html
Tatsächlich ist die alte Frage Trans- oder Konsubstantion nicht so entscheidend. Die Frage des Amtsverständnisses spielt aber ganz stark in die Eucharistiefrage hinein: Wo es keine Priester gibt, gibt es keine Eucharistie.
AntwortenLöschenDer Haken: Im katholischen Bereich ist das Verständnis für das Weihepriestertum massiv geschwunden und was die meisten Katholiken (auch viele Kirchengänger jüngeren Baujahrs) tatsächlich über die Eucharistie denken, will ich so genau lieber nicht wissen...