Unsystematische Gedanken zur Lage der katholischen Kirche in Deutschland.
0. Eine Erfahrung, die
ich inzwischen sowohl auf der pfarrlichen, als auch auf
der akademischen, als auch beruflich auf der administrativen Ebene der
katholischen Kirche in Deutschland machen
durfte ist die, dass man dort zutiefst misstrauisch ist gegenüber und Angst hat vor Leuten, die nicht katholisch
aufgewachsen sind. Am meisten hat man Angst vor solchen, die sich als
Erwachsene ganz bewusst dazu entschieden haben, sich in der
katholischen Kirche taufen zu lassen. Die sind von vornherein sehr
verdächtig.
1. Das ist natürlich
völlig absurd. Geradezu surreal. Waren nicht in den
ersten Jahren des Christentums nahezu alle Nachfolger dieses Jesus
erst als Erwachsene zum Glauben gekommen? Ja, stimmt. Und die
Erwachsenentaufe blieb auch noch lange der Standard.
Aber heute hat man
Angst vor solchen Leuten und der Grund ist offensichtlich: Diese Leute nehmen
den Glauben ernst. Die gesammelten katholischen Glaubensinhalte und den Anspruch, den dieser
Glaube an sie und ihre Lebensweise stellt.
2. Mit „katholisch
aufgewachsen“ meine ich einen Menschen, der als Kind getauft wurde
und dann die üblichen Mühlen in Gemeinde und Schule durchlaufen
hat. Dabei steht es auf einem völlig anderen Blatt, ob von diesen
Mühlen irgendetwas wirklich ins Innere jenes Menschen vorgedrungen
ist, sodass sein Denken und Handeln sich merklich von der „Welt“
unterscheidet. Aus Erfahrung weiß ich, dass diejenigen, die in
diesem Sinne katholisch aufgewachsen sind und sich heute bemühen,
den unverkürzten Glauben
der Kirche zu leben (d.h. ganz banal: die sich in dem, was sie
glauben und wie sie handeln, an den Weltkatechismus halten), i.d.R.
früher oder später in ihrem Leben eine Bekehrung erlebt haben.
Diese kann schon im Kindesalter geschehen sein oder erst viel viel
später. Es gibt Ausnahmen, entweder durch ein entsprechend
fruchtbares Klima Zuhause oder durch unmittelbare Gnade, wo ohne ein
benennbares Bekehrungserlebnis jener unverkürzte Glaube
„selbstverständlich“ gelebt wird.
3. Wo eine solche
Bekehrung nicht stattgefunden hat oder das Leben nach dem
unverkürzten Glauben nicht ausnahmsweise selbstverständlich ist,
ist der Glaube nie zu dieser nötigen Reife der Bekehrung gekommen
(auch wenn man sich hier häufig mit dem „reifen“ oder
„aufgeklärten Glauben“ besonders rühmt), sondern bleibt in etwa
auf dem kümmerlichen Status, der die typische Frucht unseres
Religionsunterrichts ist, plus einiger „wissenschaftlicher“ Finessen und politischer Ambitionen. Nun
mag man zwar einwenden, dass ein solch mittelmäßiger Glaube, der
auch dementsprechend gelebt wird, doch schon seinen Wert habe. Das
stimmt auch, aber nur insofern er auf die Fülle hin ausgerichtet
bleibt, d.h. insofern die Fülle des Glaubens (und des Lebens daraus)
angestrebt wird, solange man sich auf dem Weg zu „mehr“ befindet.
Dem, der seine Pflicht erfüllt, sagt Jesus nicht „gut so, reicht“,
sondern: Sei vollkommen!
4. Wer keine Affinität
zu jenem unverkürzten Glauben hat, für den ist schon die Rede davon
unerträglich. Un-er-träg-lich! Viel wichtiger als das, woran man
glaubt, ist für diese Menschen ohnehin, „dass“ man überhaupt
(irgendetwas) glaubt. Irgendwie merhrheitskompatibel links-grün
gutmenschlich Handeln gehört auch dazu, manchmal sogar die Ablehnung
von Abtreibung (aber dann nicht allzu laut artikuliert, um niemanden
vor den Kopf zu stoßen). Und wenn doch mal Glaubensinhalte gefragt
sind, dann werden die so verklausuliert oder verwässert ins Wort
gebracht, dass man sich nie ganz sicher sein kann, wovon da
eigentlich die Rede ist.
[Die
Gegenüberstellung von Glaubensakt und Glaubensinhalt ist in etwa so
sinnvoll wie die Gegenüberstellung von Feuer an sich und Brennstoff…
als ob man Feuer haben könnte ohne „etwas“ das brennt (z.B. Holz
und Sauerstoff...). Ohne Glaubensinhalte ist nichts da, was geglaubt
werden könnte!]
5. Zur Verdeutlichung:
Der Unterschied zwischen dem, was ich hier „mittelmäßigen
Glauben“ und dem, was ich „unverkürzten Glauben“
nenne besteht darin, dass Letzterer danach strebt und sich bemüht, den ganzen
Glauben, wie er maßgeblich im Katechismus der katholischen Kirche
dargelegt ist, anzunehmen und zu leben, so umfassend wie möglich.
(Nicht gemeint sind fragwürdige, manchmal sektenartige Richtungen
wie Engelwerk, „Warnung“ oder sonstige Privatoffenbarunen die zum Superdogma gewählt wurden.) Der Mittelmäßige ist
zufrieden mit dem Maß, in dem er den Glauben annehmen zu können
meint und er hält es nicht für nötig, den ganzen Glauben annehmen
zu müssen. Für manche mag das interessant sein, er braucht das nicht. Das eigene Ermessen ist hier Maßstab dessen, was zu glauben und wie zu handeln
ist, souverän und „mündig“ steht er über dem Glauben. Hier
trifft der atheistische Vorwurf, der Mensch mache sich Gott nach seinem
Bilde, ins Schwarze.
6. Für so einen
Menschen ist es schwer vorstellbar, dass sein Katholischsein
Auswirkungen auf sein Denken, Fühlen, Handeln jenseits dessen haben
könnte, was er von sich aus schon denkt, fühlt und handelt. Jeder
Anspruch des Evangeliums über das hinaus wie man selber denken,
fühlen und handel will wird ausgeblendet. Irgendwie ist das ja auch
verständlich: Da er ja schon katholisch ist solange er sich erinnern
kann, ist das, wie er denkt, fühlt und handelt, eben das, wie
Katholiken denken, fühlen und handeln. Es hat hier eigentlich nie
eine wirkliche Konfrontation des eigenen Lebens mit dem Glauben
gegeben, das „normale“ Leben, das man eben führt, wird für den
Standard gehalten, wie ein Leben als Christ zu sein hat. Eine
Bekehrung ist nicht erforderlich, denn man „ist“ doch schon
katholisch. Klingt logisch, oder? (Das ist und war immer schon die
Gefahr der Kindertaufe. Sie ist nur dadurch zu bannen, dass die
Eltern sich um ein unverkürztes Katholischsein mühen.)
7. In krassem Kontrast
dazu steht ein Mensch, der sich bei vollem Bewusstsein und nach
reiflicher Überlegung auf den Weg begibt, dieser Kirche und damit
Jesus Christus wirklich anzugehören, ob er ungetauft ist oder
getauft aber bisher lauwarm. Für ihn ist ganz klar, dass dieses
„neue Leben“ sich merklich vom vorherigen unterscheiden muss.
Andernfalls wäre die ganze Aktion sinnfrei.
Dieser Mensch weiß,
dass der Glaube der Kirche nicht mit seinen Ideen und Vorstellungen
zusammenpasst, schon gar nicht sich aus diesen speist. Nichts an
diesem Glauben, weder die Inhalte, noch die moralischen Folgerungen
daraus, sind für ihn selbstverständlich. Jesus war für ihn nie der, für den er ihn
hält, sondern er wurde von Jesus auf unaussprechlich faszinierende
und zugleich ehrfurchtgebietende Weise überrascht, von ihm
ergriffen, manchmal regelrecht überwältigt. (Das ist etwas völlig
anderes, als das was jener Prediger meint, der seine Zuhörer auf
Jesu „überraschendes“ Handeln hinsichtlich des Umweltschutzes
aufmerksam machen will… Hinter der Phrase „lassen sie sich
überraschen“ steckt bei den meisten Predigern ein „Ich sag ihnen
jetzt mal, wie es wirklich ist!“, gefolgt von einer Banalität.)
In kurz: Für den
bekehrten Christen ist das Evangelium in seinen Inhalten und
Forderungen zutiefst anstößig. Darum ist er hier: weil er daran
angestoßen ist.
8. Der Bekehrte weiß:
Er muss viel lernen und er muss sich und sein Leben grundlegend ändern um zu
Jesus zu gehören, nicht Jesus (oder das, was die Kirche über ihn
lehrt) muss sich ändern um zu ihm und seinem Lebensentwurf zu
passen. Das ist fundamental und es gilt übrigens auch für die
Liturgie der Kirche! Der Bekehrte will den unverkürzten katholischen
Glauben annehmen. Das heißt aber auch: Ihm geht es nicht um eine
Gruppe, eine Pfarrei oder ein Bistum. Folglich auch nicht um das, was
in einer solchen Struktur gerade en vogue ist. Auch nicht liturgisch!
Die Vorlieben einer bestimmten Person oder Gruppe, und seien es der
Pfarreirat, der Pfarrer, irgendwelche Kirchenbeamte oder der örtliche
Bischof, interessieren ihn erstmal herzlich wenig. Ihn interessiert
der katholische Glaube in seiner Gesamtheit. Er will Jesus
kennenlernen, nicht die Meinungen Einzelner oder einer Gruppe, nicht
die Kreativität des Pfarrers (oder des Liturgieausschusses), nicht
die mehr oder minder gescheiten „Visionen“ eines Bischofs. Der Bekehrte hat nicht vor, Mitglied einer
Pfarrei oder eines Bistums zu werden, sondern er will katholisch
werden. In der Kirche sucht er die Begegnung mit dem lebendigen Sohn
Gottes der Mensch wurde und bleibend in ihr in Wort und Sakrament
gegenwärtig ist, er sucht keine politischen Aktionen und er sucht
auch nicht den nächsten Eine-Welt-Laden.
9. Diese Tatsache macht
v.a. Leute die erst als eErwachsene getauft wurden in den Augen von
Verantwortungsträgern sehr suspekt, zuweilen schon auf Pfarreiebene
(Gremien), mehr noch im akademischen Bereich, v.a. aber auf
Bistumsebene. Denn auch das habe ich inzwischen gelernt: Je höher
man in der kirchlichen (und auch der akademischen) Hierarchie kommt,
desto größer ist die Angst vor solchen Menschen. Vielleicht spürt
man dort noch auf irgendeiner Bewusstseinsebene die leise Stimme des
Gewissens, die mahnt, dass der katholische Glaube doch nicht absehen
kann von der Gesamtheit seiner Inhalte und einer diesen
entsprechenden Lebensweise; dementsprechend wäre ein aus der Tiefe
gelebter unverkürzter Glaube eine schlimme Kränkung. Aber v.a.
dürfte es daran liegen, dass man weiter oben auf der hierarchischen
Leiter auch dementsprechend exponierter ist und man daher umso mehr Angst
vor Reaktionen von linksaußen oder generell von medialer oder
politischer Seite hat. Für die weiter oben Stehenden sind Bekehrte
Katholiken für den kirchlichen Dienst nicht tragbar, weil sie „zu
fromm“ sind, manchmal wird ihnen das auch direkt (wenn auch nicht
mit exakt diesen Worten) gesagt.
Menschen die bewusst
katholisch werden, stellen ein nur mittelmäßiges Glaubensleben
jedenfalls radikal in Frage, das macht sie bedrohlich.
10. Diese Angst vor der
In-Frage-Stellung des mittelmäßigen Glaubens mag auch der
(unbewusste) Grund dafür sein, warum sämtliche Programme und
Initiativen, die von kirchenamtlicher Seite unternommen werden um
„Kirchenferne“ (damit meine ich Getaufte Fernbleibende und
Ungetaufte gleichermaßen) anzusprechen, ganz bewusst vollkommen
flach, fast schon säkular gestaltet sind. Man begründet das meist
pädagogisch: Dass man den Menschen schließlich nicht gleich mit den
ganzen Inhalten kommen könne, sondern sie langsam heranführen müsse
und erst mal beim „Glauben an sich“ anfangen müsse, bevor es an
„Glaubensartikel“ geht. Abgesehen davon, dass das eine ganz
eigenartige Bevormundung darstellt (wo man doch von aufgeklärtem
oder reifem Glauben spricht!), offenbart sich dies als hohles Gefasel
spätestens dann, wenn der „Einstieg“ gemacht ist, denn dann
folgt inhaltlich… nichts. Jene Programme und Initiativen hören
dann auf, wenn die Kirchensteuer (wieder) fließt.
Der Verdacht
drängt sich zudem häufig auf, dass hier deswegen weitgehend auf Glaubensinhalte
verzichtet wird, weil den Verantwortlichen diese Glaubensinhalte
selbst fremd (wenn nicht sogar peinlich) sind.
Diese Programme und
Initiativen versuchen die Quadratur des Kreises, da sie einerseits
vorgeben das Evangelium zu den Menschen zu bringen, sie aber
andererseits ganz ohne Bekehrung (für die „getauften Heiden“ wie
für die Ungetauften) auskommen wollen. Das erinnert dezent an den Ablasshandel der Lutherzeit: „Du darfst Mitglied sein und
musst nichts leisten, außer einem bescheidenen Obolus.“ Mehr ist mit etwaigen Imagekampagnen und
Werbungsmaßnahmen jedenfalls auch nicht angestrebt und, mal ehrlich,
auch nicht erwünscht.
11. Die Folge
ist übrigens, dass ausgerechnet diejenigen, die ein ehrliches
Interesse am Glauben haben und die nach Jesus fragen, sich von
solchen Programmen abgestoßen fühlen, entweder weil sie sich als
mündige Menschen nicht ernst genommen fühlen, oder weil ihnen hier
schlicht ein Antizeugnis gegeben wird – und zwar von denen, die
vorgeben Autorität in Glaubenssachen zu haben!
12. Letztlich geht es
bei diesen Initiativen nicht darum, Menschen für Jesus zu gewinnen
(denn das geht nicht ohne Bekehrung!), sondern es geht darum,
Kirchensteuerzahler zu gewinnen bzw. zu halten. Es geht letztlich
also um Quantität. Manchmal wird das auch explizit etwa von Bischöfen gesagt: Wir wollen wachsen. (Ein Schelm, wer hier an den „breiten Weg“
denkt, auf dem „viele gehen“...) Es steckt hier aber noch etwas dahinter: Es geht den
Verantwortlichen letztlich um ihre eigene Macht bzw. den Machterhalt. Man nennt
das natürlich nicht so, sondern redet von „Einfluss“ und
„Relevanz“ in der Gesellschaft und ihren Debatten und ist bereit,
alles dafür zu tun, um nicht „belang-“ oder „bedeutungslos“
zu werden. Das Ziel klingt zunächst löblich, wird hier aber
faktisch um einen zu hohen Preis erkauft, denn alles Anstößige
fällt ihm früher oder später zum Opfer. Alternativ verzichtet man
beim Wortergreifen gleich ganz auf das Eigene und nimmt sich die
Agenda von jemand anderem, um sie zum „neuen“ eigenen Anliegen zu
machen, obwohl jener Andere das schon viel länger und viel
effizienter tut, z.B. Umweltschutz. Hauptsache, man redet mit,
hat „etwas zu sagen“ (egal was...).
13. Auch hier wieder: Letztlich wird diese Haltung das Gegenteil dessen bewirken, was sie vorgibt zu wollen. Sie wird zu einem völligen Bedeutungsverlust führen, denn eine weitere Echokammer die dem Mainstream nachplappert braucht die Gesellschaft nicht. Eine solche Kirche können nicht einmal mehr ihre Gegner ernst nehmen, sie wird zum Objekt der Belustigung. Anglikaner und die EKD führen das exemplarisch vor Augen und die katholischen deutschen Bischöfe wetteifern schon um diesen fragwürdigen Pokal.
14. Auf ein Feindbild muss man in den bischöflichen Behörden dennoch nicht verzichten, denn es gibt ja noch die bekehrten Christen.
Bei aller berechtigten Skepsis gegenüber neu aufblühenden Bewegungen an
der Basis und der Begeisterung von Einzelpersonen für das Evangelium – die Art und
Weise, wie man in dieser Kirche mit gläubigen Menschen umgeht und die
eifersüchtig gehütete ideologische Monokultur in den bischöflichen
Behörden, Gremien und akademischen Einrichtungen erinnern frappierend an
das Vorgehen kommunistischer Organisationen mit ihren
Säuberungsaktionen und einheitlichen Parteilinien. Auch das letzte verbliebene Zentralkomitee (terminus technicus einer kommunistischen Einrichtung!) auf deutschem Boden trägt seinen Namen nicht zu Unrecht.
15. Es geht in
diesem Text nicht darum, die harte Arbeit vieler Menschen schlecht zu
machen. Ich hinterfrage aber die viel zu oft anzutreffenden Motive
und Methoden, sowie die Haltung gegenüber denen, die es im
beschriebenen Sinne ernst meinen mit dem unverkürzten Glauben der
Kirche. Diözesane Liturgiereferenten, die eine getreu nach dem
Messbuch gefeierte Heilige Messe mit
Fundamentalismus gleichsetzen, sind zwar ein Extrembeispiel, aber
auch davon gibt es mehr als man denkt. Und auch der das Reden und
Handeln bestimmende Kampf um Macht in den bischöflichen Behörden –
das Kratzen nach oben und das Treten nach unten – ist Alltag in
Deutschland. „Persönliche Profilierung vor Evangelisierung“ kommt hier auf allen Ebenen vor (hoffentlich nicht allzu oft).
16. Bleibt zu fragen:
Und nun? Was macht einer der als „zu fromm“ für den kirchlichen
Dienst eingestuft wird? Klappe halten und Nische suchen. Das schlimmste Vergehen im deutschen Kirchenapparat
besteht darin, fromm zu sein. Diesen Eindruck sollte man also tunlichst vermeiden. Wer gerne Rosenkranz betet, die eucharistische Anbetung besucht oder – oh Graus! –
mehrmals die Woche an einer hl. Messe teilnimmt, erzeugt bei
Kirchenamtlichen vor allem eines: großes Misstrauen. Ein völliger
Mangel an
jedweder Frömmigkeit ist derweil kein Problem, denn das gilt dann – auch diese Tatsache ist an sich schon faszinierend – als „Privatsache“. Eine tiefe Frömmigkeit gilt als problematisch, besonders, wenn man es mit Lehre und Verkündigung zu tun hat, das Fehlen derselben ist hingegen unbedenklich.
Die Zeit
ist noch nicht reif für überzeugte Katholiken im Dienst der Kirche,
dafür hat sie hierzulande einfach noch viel zu viel Geld.
17. Bekehrte Christen
stehen jenem Durst nach Macht („Relevanz“) und Geld („wir tun
doch so viel Gutes damit“) im Weg. Sie erinnern nämlich daran,
dass Jesus genau von denen zu Tode verurteilt wurde, die vom Messias
einen Zuwachs an Macht und Einfluss für sich erwarteten (der
politische, über die Römer siegende Held), und die zutiefst
enttäuscht und wütend waren, als sie merkten, dass dieser Jesus aus
Nazareth genau dies weder für sich noch für andere bringen würde.
Für diese Enttäuschung hatte er in ihren Augen den Tod verdient. Er
stirbt am Kreuz und die ihm nachfolgen sind „die Geringsten“ und
„von der Welt gehasst“. (Ein Zustand, den die katholische Kirche in Deutschland offenbar mit allen Mitteln zu vermeiden versucht. Es gibt einen Bergriff dafür: Everybody's Darling. So ganz scheint er mir nicht mit der Verkündigung Jesu vereinbar.)
Der Bekehrte ist
sich des notwendig eintretenden Widerspruchs der Welt bewusst und nimmt diesen Kampf ebenso bewusst für sich
an (ecclesia militans und der „schmale Weg“); die
Verantwortungsträger in der Kirche, allen voran die meisten
Bischöfe hierzulande, sind Getriebene ihrer Angst vor Bedeutungs- und Machtverlust und davor, in unserer Mediengesellschaft
„nicht gut dazustehen“. Es ist Angst vor dem Schicksal der Jünger
Jesu, folglich haben sie auch Angst vor denen, die sie – oder
andere – daran erinnern könnten.
18. Zum Schluss ein Gedanke aus
einer Predigt eines guten Pastors in meiner Nähe: Es gab in der
Kirchengeschichte viele Märtyrer. Der Grund für das Erleiden des
Martyriums wird oft genug darin bestanden haben, dass diese Menschen
sich nicht so recht dem Zeitgeist anzupassen wussten. In Deutschland
gibt es heute keine Märtyrer mehr, woran das wohl liegt?
...
Halt, Korrektur, denn die Angst vor bekehrten Christen hat eine schlimme Kehrseite:
Auch heute gibt es in Deutschland Märtyrer, nur kommt die
Verfolgung, die sie erleiden, nicht von außen, sondern sie geschieht
inmitten der Kirche und durch ihre Verantwortungsträger...