»Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona.Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein.« (Lk 11,29-30)Was heißt das egentlich? Was meint der Evangelist? Die Antwort ist scheinbar schnell gefunden, hat doch die matthäische Version noch folgenden Satz angehängt: »Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.« (Mt 12,40)
Aber so einfach ist es nicht. Jona kann auch noch auf andere Weise ein Zeichen sein, das für Jesus bürgt. Wir wissen, dass Galiläa den Juden als "heidnisch angehaucht" galt, auf alle Fälle weniger Gesetzestreu (weil näher am Heidenland). Darum wurde Jesus sicher häufiger der Vorwurf gemacht, dass er von dort kam: "Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa." (Joh 7,52)
Doch genau für diesen (durchaus sehr schwerwiegenden) Vorwurf kann Jona als "Zeichen" für Jesus gelten, denn er stammt aus einer Stadt in Galiläa: »Er stellte die Grenzen Israels wieder her von Lebo-Hamat bis zum Meer der Araba, wie es der Herr, der Gott Israels, durch seinen Knecht, den Propheten Jona, den Sohn Amittais aus Gat-Hefer, vorhergesagt hatte.« (2Kön 14,25)
Jona war Prophet, auf sein Wort hin, haben sich die Einwohner von Ninive bekehrt, wir haben das letzte Woche in den Lesungen gehört. Wenn Jesus aber mehr ist als Jona, dann heißt das auch, dass die Folgen einer Bekehrung auf seine Predigt hin, aber auch das Ausbleiben einer Bekehrung, größere Folgen hat, als die zu Zeiten Jonas. Hier haben wir also gewiss keinen Kuscheljesus vor uns.
»Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo.«Die Königin von Saba kommt den weiten Weg von Südarabien, um Salomo anzuhören. Die Menschen in Jesu nächster Umgebung aber, gehen ihm allzuoft aus dem Weg. Jesu Weisheit ist die vollendete Weisheit, vor der auch Salomo verstummen würde.
Jesus ist mehr als Salomo, mehr als einer der größten Könige. Er ist der König der Könige.
In Zeiten, da die kirchlichen Obrigkeiten in unserem Land Unsummen in bischöfliche Residenzen, Priesterseminare und sonstige "diözesane Einrichtungen" investieren (s. z.B. Stuttgart mit dem neuen, 39 Millionen Euro schweren Ordinariat), und zugleich die Kirchen spartanisch, dumm, bunkermäßig und "funktional" gestaltet werden, wäre es gut, sich daran zu erinnern, warum unsere Vorfahren im Glauben, gerade auch die Armen, immer gern das Beste und Schönste für ihre Gotteshäuser herangeschafft haben. Andreas von Pro Spe Salutis illustriert uns das gerade stündlich (hier).
Ich bin sehr froh, katholisch zu sein und so auch überaus menschlich, nämlich mit allen Sinnen erfassbar, Jesus als den König der Könige anbeten zu können. Das bewahrt mich auch davor, irgendetwas Irdisches, und sei es noch so protzig und prunkvoll, für mehr zu halten, als es ist: Staub und Asche. Es war schon sehr früh ein Anliegen der Christen, die Herrlichkeit Gottes irgendwie, und sei es noch so schattenhaft, anschaulich und greifbar zu machen. Der "Protz und Prunk" kann so auch positiv wirken, er flößt Ehrfurcht ein, fasziniert, gibt uns ein Gefühl für das, was "Schönheit" ist. Wir dürfen aber bloß nicht da stehenbleiben! Schönheit, Herrlichkeit gar, verweist uns auf Gott.
Salomo galt und gilt uns als Inbegriff der Herrlichkeit (vgl. Lk 12,27), doch hier ist mehr als Salomo.
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