Eine journalistische Glanzleistung erbrachte gestern die "Zeit" zum Thema Piusleute. Naja... sort of.
Das Vorgehen des Vatikans wird mit Kafkas (wirklich großartigen!) Parabel "Vor dem Gesetz" verglichen. Soweit, so schlecht.
Sehr vielsagend ist es, wenn die Privatperson des Papstes verabsolutiert wird, indem man ihm eine "absolutistische Herrschaft in Glaubensfragen" unterstellt... was natürlich wenig sinnvoll ist, da sich die absolutistische Herrschaft des Papstes (die es ja tatsächlich gibt!) nur auf eine 0,44 Quadratkilometer große Fläche im Zentrum von Rom beschränkt. Von dieser "Verstaatlichung" des Glaubens (samt Explizierung der Staatsform) einmal abgesehen, wird klargestellt, dass das Schisma mit den Piussen und die dadurch entstandene Wunde natürlich nur das persönliche Empfinden des Papstes betrifft, denn, so werden wir belehrt, dabei handelt es sich lediglich um ein nur "für ihn [den Papst] unerträgliches Schisma"; mit der Kirche als solcher hat ein Schisma freilich per se niemals etwas zutun!
Es wird über einen Streit zwischen Papst und Glaubesnkongregation fabuliert und alle Nase lang (mit Fratze und höllischem Tand) beschworen, dass, siehe Kafkas Parabel, alles, verräterisch und verschwörerisch, hinter verschlossenen Türen abläuft und bei Höllenstrafe nichts nach Außen dringen darf. (Selbstredend nicht ohne den in einem Nebensatz eingeschobenen und das allgemeine Halbwissen auf diesem Gebiet hervorlockenden Hinweis, dass jene Kongregation einstmals "Inquisition" hieß.)
Was hier unterschlagen wird ist, dass, leider Gottes, das ganze Drama, Dank der Zersplitterungen innerhalb der Piusse, nach wie vor work in progress ist. Seit wann ist es üblich oder auch nur opportun, bei heiklen Verhandlungen (sei es zwischen Staaten oder Parteien, sei es in der Strafverfolgung usw.) ständig alles nach außen preiszugeben? Es ist sehr viel sinnvoller, wenn diejenigen, die die Verantwortung, die Kompetenz und die Vollmacht haben Entscheidungen zu treffen, dies unter sich tun; es würde überall, nicht nur in der Kirche, den Prozess nur enorm verkomplizieren, würde ständig ein Druck von außen bestehen: dann würden nämlich die gesammelte Presse und die Öffentlichkeit speicheltriefend, und die Pateigänger (rechts wie links) Parolenschwingend vor Tür und Fenster lauern. Ob das dann so hilfreich ist, um die "richtige" Entscheidung zu treffen?
Prof. Schockenhoff kritisiert "Geheimdiplomatie" und stellt sie dem "öffentlichen Zeugnis" gegenüber. Recht hat er! Nur leider Thema verfehlt: hier geht es nicht um ein Glaubenszeugnis, hier geht es, ausnahmsweise, tatsächlich um Diplomatie (und die ist in den allermeisten Fällen nunmal "geheim"), denn es wird hier nicht um Glaubensinhalte gestritten sondern bestenfalls um das, was manche dafür halten.
Solche Artikel dienen eher dazu, Misstrauen und Unzufriedenheit sowie Feindseligkeit und "Ich habs ja schon immer gewusst"-Resignation zu provozieren, als über ein tatsächlich heikles Thema zu informieren... schade.
Nein, liebe Frau Finger, liebe "Zeit", der Papst ist weder ein absolutistischer Herrscher in Glaubensfragen, noch werden bei diesem Drama (das übrigens die ganze Kirche angeht!) kafkaeske Gesetze geschmiedet.
Und, liebe Katholiken: habt doch einmal, ein einziges mal nur, Vertrauen in eure Diener (!) in Purpur und Weiß!
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