lectio divina |
Eines
der ersten Missverständnisse, das sich bei mir geklärt hat, als ich begann,
mich mit dem katholischen Glauben zu beschäftigen, war begrifflicher Natur: Ich
hatte, wie wohl fast jeder in unseren ignoranten Breiten, und leiderleider auch viele
Katholiken, mit dem Wort "Meditation" etwas assoziiert, was in etwa
dem Lotussitz und dergleichen entspricht. Das sind klassische
Positionen des Yoga und sie gelten als inbegriff von "Meditation".
Eine Googlesuche nach "meditation" fördert unendlich viele solcher
Bilder zutage.
Der Sinn von Yoga (was ethymologisch mit "Joch" verwandt ist) besteht darin, ganz buddhistisch eben, sich aus der Kette der Kausalitäten der Welt herauszuheben, nicht mehr mit der Welt zu interagieren, sowohl physisch, als auch geistig. Sowohl die äußere wie die innere Tätigkeit soll zum erliegen kommen, um aus diesem elenden Weltgefüge und dem Kreislauf der ewigen Wiedergeburten (Samsara) sich zu befreien.
Ich lernte alsbald, dass "Meditation" ein Fachterminus ist, der eine klare Bedeutung auch in der katholischen Geisteswelt hat. Aber diese Bedeutung ist eine vollkommen andere, als die eben angeführte. Sie ist so verschieden, dass es nicht einfach nur das Gegenteil ist, sondern etwas gänzlich anderes. Der KKK gibt Auskunft (2705): "Das betrachtende Gebet, die Meditation, ist vor allem ein Suchen. Der Geist sucht das Warum und das Wie des christlichen Lebens zu erfassen, um dem, was der Herr verlangt, zustimmen und antworten zu können." Und weiter (2708): "Das betrachtende Gebet macht vom Denken, von der Einbildungskraft, von der Gefühlsbewegung und vom Verlangen Gebrauch. Dieser Einsatz ist notwendig, um die Wahrheiten des Glaubens zu vertiefen, die Umkehr des Herzens anzuregen und den Willen zur Nachfolge Christi zu stärken."
Davon
ausgehend, gibt es heute, aus der Kategorie "Dinge, die das katholische
Profil nicht wirklich stärken" drei Schmankerl aus dem Bereich "Meditation"
(S. 111, 112 und 113 des Programmheftes):
MeditationSpiritualität mit Leib und Seele – Yoga für Christen
MeditationDer Zenweg für ChristenMeditationMit dem Körper beten - Yoga und Tanz
Freilich heißt es im KKK auch (2707): "Die Methoden
betrachtenden Gebetes sind so unterschiedlich wie die geistlichen Lehrer. Ein
Christ soll regelmäßig meditieren", aber das gilt nur unter der
zurvor gegebenen Definition von "Meditation" und wird auch im selben Abschnitt noch präzisiert: "Eine Methode
aber ist nur ein Führer. So ist es wichtig, mit dem Heiligen Geist auf Christus
Jesus, dem einzigen Weg des Gebetes, voranzuschreiten"...
PS. Tanz kommt am Katholikentag
recht häufig vor in Meditationen wie in Gottesdiensten. Ich habe nichts gegen Tanz, im Gegenteil. Aber er hat seinen Ort! Ich will darum
folgenden Wink mit dem Zaunpfahl nicht unterlassen: Es gibt auch eine eigene Bereich "Tanz"
im Program des Katholikentages (z.B. S. 114f).
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