»Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.« (Lk 13,22-24)
Überaus aufschlussreich ist bei dieser Perikope der griechische Text. Was hier mit "bemühen" wiedergegeben ist, hat im Griechischen den Wortstamm agon, was soviel wie Kampf bedeutet, übertragen auch den sportlichen Wettkampf. Hier kommt sofort Paulus in den Sinn: »Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.« (2Tim 4,7)
Es geht nicht nur um ein "Bemühen", sondern regelrecht um einen Kampf. Ein Kampf auch gegen die eigene Bequemlichkeit und eine falsche Sicherheit. Von agon ist auch das griechische agonia abgeleitet, was Angst bedeutet, wir haben es auch im Deutschen: Agonie, was präzise den Todeskampf bezeichnet und uns auf den höchsten und wertvollsten agon verweist: Der Kreuzestod Jesu.
Die Perikope geht weiter:
»Wenn der Herr
des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen,
klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch
antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!« (V. 25-27)
An dieser Stelle ist wieder einmal die Einheitsübersetzung mangelhaft, denn wörtlich heißt es: "Wir aßen vor dir und tranken". Es ist also gerade keine Gemeinschaft mit dem Herrn zustande gekommen, sondern das Mahl ist gewissermaßen vor den Augen des Gastgebers geschehen, ohne diesen zu berücksichtigen. Und auf den Straßen hat er gelehrt... was fehlt? Dies: Sie haben sich nicht belehren lassen! Sie haben nur mitbekommen und zugeschaut, wie der Herr auf ihren Straßen lehrte, aber sie haben sich nicht berüren lassen, sie haben nicht reagiert.
Was hier ausgedrückt ist, müssen sich gerade auch Katholiken immer wieder vor Augen führen: Ist die Feier der Eucharistie nurmehr ein Geschehen vor Gott, oder mit Ihm? Lassen wir uns wirklich auf die Gemeinschaft mit Ihm ein, oder befriedigen wir nur unseren eigenen Hunger und Durst, ohne seiner zu gedenken ("tut dies zu meinem Gedächtnis")? Und lassen wir die Lehre, die Schrift!, wirklich an uns heran, oder registrieren wir nurmehr, dass das Evangelium vorgelesen wird?
Hier trifft genau das, was der Papst (hier) mit dem "pelagianischen Entwurf"
benennt, also die Idee mancher katholischer Kreise, anhand von Praktiken
oder aufgrund der Verwobenheit in einem Konstrukt aus Doktrin und Disziplin das
Heil zu erlangen. Aber selbst diejenigen, die sich in Gemeinschaft mit dem Herrn wähnen, weil sie z.B. an einer hl. Messe teilnehmen oder die Bibel lesen, sind darum noch lange nicht in seiner Gemeinschaft. Es hilft nichts, zu essen und zu trinken, zu hören und zu schauen, wenn nicht auch etwas daraus entsteht, etwas gewandelt und verwandelt wird. Und wenn es uns denn in den Himmel verschlägt, werden wir ziemlich überrascht sein, wen wir da so alles antreffen werden... und wen nicht...
»Da werdet ihr heulen
und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und
Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber
ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.« (V. 28-30)
PS. Zur engen Pforte, siehe hier.
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