Ein Subjekt ist, ethymologisch, etwas Untergeordnetes, Abhängiges. Die Identifikation mit "Individuum" ist im Wesentlichen eine kantische Erfindung.
In seiner Predigt in der heutigen Chrisam-Messe sprach der Papst von der "Gleichgestaltung mit Christus" als "Voraussetzung und Grund aller Erneuerung". Sinnigerweise hat Kardinal Meisner genau das wunderbar in "seiner" Chrisam-Messe am Montag ausgeführt, wenn er sagt: "Wir sind als Priester nicht Landräte und Verwaltungsorgane des lieben Gottes in seiner Weltregierung, vielmehr sind wir Mitgehende, Mitopfernde, Mitliebende, Mitleidende." Worum es also geht ist, nicht das Eigene zu tun, sondern das, was Er tat und tut. Wieder der Papst: "Ein Priester gehört nie sich selbst."
Vor allem scheint mir dies freilich in der Liturgie von großer Bedeutung. Die Tatsache, dass in nahezu jeder Messe die ich besuchte (ich hatte Glück!) im Wesentlichen alles immer gleich ablief, und es eben nicht, wie bei den evangelischen Brüdern, immer ein schon fast gekünstelt "kreatives" aber zugleich "mühselig" erscheinendes Geschehen war (ich konnte nicht umhin zu denken, dass "irgendetwas" fehlte...), veranlasste mich in der Zeit vor wie nach meiner Bekehrung dazu, Fragen zu stellen: Wenn es nicht um "den Mann da vorne im merkwürdigen Gewand" ging, worum dann? Das Subjekt, die Person des Priesters trat zurück (gerade durch seine Gewandung; ich sag nur: Rauchmantel!!). Es gab keine Effekthascherei, keine Anbiederung an ein eh schon von Eindrücken überfressenes Konsumentengemüt, keine Einwegmystik. Der Mann da vorne war nur selten ein "Charaismatiker"; brauchte er auch nicht zu sein.
Josef Andreas Jungmann bemerkte einmal, nachdem er die fehlende "Glut und Ekstase" der meisten frühchristlichen Präfationen konstatiert hat: "Ihr Klang ist vielmehr herb, ihr Fluß von nüchterner Klarheit. Wir verstehen diese Erscheinung aber sofort, wenn wir bedenken, daß alles Beten der Kirche Gebet in der Öffentlichkeit, Gebet der Versammlung ist. [...] Je weniger subjektives Empfinden mitsprechen darf, um so mehr tritt das fest umrissene Bild des Gegenstandes selbst ins Blickfeld".
Die Eucharistie ist Mysterium, sie braucht daher keine Attraktivität, kein Marketing und keine Effekte. Eine Messe ist weder Ort für Mission, noch für Katechese. Sie soll Geheimnis sein. Sie soll Fragen provozieren. Der an der Liturgie Beteilugte ist eben stets nur dies; er ist nicht Gestalter oder Entertainer und er ist stets, in Allem was er tut, zutiefst untergeordnet und abhängig von dem Größeren, dem er dient. In der Liturgie, aber auch in seinem ganzen Leben in, mit und von der Kirche. Gehorsam (dazu zählt auch die Beachtung der Rubriken in der Liturgie!) ist kein Widerspruch zum Subjekt, sondern seine Verwirklichung. Wie ja auch die anhand der Moral eingeschränkten "Möglichkeiten" des Ehestandes nicht gegen das Subjekt sind, sondern Erfüllung bringen. In der Verantwortung, im Dienst, in der Rücksicht bis zur Hingabe. Sentire cum Ecclesia! Oder, mit Bischöf Küng aus Graz (wiederum in "seiner" Chrisam-Messe, diesmal vom Mittwoch) gesprochen: "Man kann Christus nicht wirklich treu sein, wenn man nicht zugleich der Kirche treu ist."
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