Sonntag, 7. März 2021

Aszese

Paul VI. in seiner Entrittsenzyklika Ecclesiam suam von 1964 (Nr. 53): 

»Die Erneuerung und Verjüngung der Kirche ist nicht so sehr durch Änderung ihrer äußeren Gesetze bedingt, als vielmehr durch die innere Haltung des Gehorsams gegenüber Christus, durch Beobachtung jener Gesetze, die die Kirche sich selbst gibt, um Christi Weg zu folgen. Hier liegt das Geheimnis ihrer Erneuerung, hier ihre "Metanoia" (Umkehr), hier ihre Übung der Vollkommenheit. Die Beobachtung der kirchlichen Gesetze mag durch Vereinfachung mancher Vorschrift und durch das in die Freiheit des Christen von heute gesetzte Vertrauen erleichtert werden, — da er besser über seine Pflichten belehrt ist und reifer und verständiger über die Art sie zu erfüllen sich zu entscheiden vermag. Trotzdem bleibt doch das Gesetz in seiner wesentlichen Forderung bestehen, das christliche Leben, wie die Kirche es deutet und in weisen Vorschriften umschreibt, wird immer durch den "schmalen Weg", von dem Unser Herr sprach, gezeichnet sein, es wird von uns modernen Christen keine geringeren, ja vielleicht größere sittliche Energien verlangen als von den Christen von gestern, eine Bereitschaft zum Gehorsam, die heute nicht weniger als in der Vergangenheit geschuldet und vielleicht sogar schwieriger, sicher aber verdienstlicher ist, weil mehr von übernatürlichen als natürlichen Beweggründen geleitet. Nicht die Gleichförmigkeit mit dem Geist der Welt, nicht das Freisein von der Zucht einer vernünftigen Aszese, nicht die Gleichgültigkeit gegenüber den freien Sitten unserer Zeit, nicht die Befreiung von der Autorität kluger und rechtmäßiger Vorgesetzter, nicht die Gleichgültigkeit gegenüber den Widersprüchen im modernen Denken können der Kirche Kraft geben, oder sie befähigen, die Wirkungen der Gaben des Heiligen Geistes zu erfahren; können ihr die Glaubwürdigkeit ihrer Gefolgschaft für Christus den Herrn gewähren oder ihr die große Unruhe der Liebe zu den Brüdern und die Fähigkeit verleihen, ihre Heilsbotschaft ihnen mitzuteilen; nein, das alles vermag nur ihre Bereitschaft, nach Gottes Gnade zu leben, ihre Treue gegenüber dem Evangelium des Herrn, ihr hierarchischer und gemeinschaftlicher Zusammenschluss. Nicht verweichlicht und feig ist der Christ, sondern stark und treu.«

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