»Die
Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer
Tochter den Dämon auszutreiben.
Da sagte er zu ihr: Laßt zuerst die
Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen
und den Hunden vorzuwerfen.
Sie erwiderte ihm: Ja, du hast recht, Herr!
Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die
Kinder essen.
Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir:
Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen.« (Mk 7,26-29)
Natürlich: Die "Kinder" sind das Volk Israel, die "Hunde", das sind die Heiden.
Einen Menschen als "Hund" zu bezeichnen war damals, und ist es bis heute, im nahen Osten die wohl schlimmste Beleidigung, die man aussprechen kann.
Wie kann Jesus nur so grausam sein? Da kommt eine Frau zu ihm, sie leidet Not, ihre Tochter ist besessen, sie braucht Hilfe. Und was tut Jesus? Er bezeichnet sie als Hund. Man male sich das mal aus: Ein Mensch in Not kommt zum Pfarrer oder zum Bischof, und dieser sagt ihm, seine Zeit oder seine Mittel sei zu kostbar, um sie für ihn aufzuwenden. Was würde man heute von so einem Seelsorger halten?
Jeder normale Mensch würde das als das Gegenteil von Barmherzeigkeit sehen, als Grausamkeit und Unmenschlichkeit. Jesus
sagt dies unsägliche, und wie reagiert die Frau? Sie nimmt es nicht nur
hin, sondern bestätigt es regelrecht, sie identifiziert sich geradezu
als "Hund". Aber sie lässt sich nicht unterkriegen, sondern vertraut
trotz dieser furchtbaren Beleidigung auf Jesus. Und sie behält Recht,
denn Jesus liebt sie ja dennoch!
Das Heilige nicht den Hunden geben.
Mich erinnert das sehr an die aktuelle Homophobie-Debatte: Wer sagt (wie hier Matthias Matussek), dass eine homosexuelle Liebe im Unterschied zur ehelischen defizitär sei, weil aus ihr kein Nachwuchs hervorgehen kann (da kann man auch anderer Meinung sein), gilt als homophob, als Schwulenhasser. Wie üblich, liegt natürlich auch hier wieder eine Vermengung von Sünde und Sünder vor. Es ist für den "Uneingeweihten" ("Nichtkatholik" getrau ich mich nicht zu schreiben, weil auch die meisten Katholiken keine Ahnung haben!) nicht verständlich, wie man die Handlung eines Menschen verurteilen, gleichzeitig aber diesen Menschen lieben kann.
Jesus ist sogar noch extremer, weil er nicht eine Handlung verurteilt, sondern gleich die ganze Ethnie zu "Hunden" stempelt. Was ihn aber auch nicht daran hindert, Liebe zu zeigen und Heilung zu wirken.
Das ist heute die vielleicht politisch unkorrekteste Perikope des ganzen Markusevangeliums. Ich bin gespannt, wann der Staat anfängt, die Bibel zu zensieren oder gleich zu verbieten, wegen angeblicher Homophobie oder einem anderen Vorwand.
Es ist natürlich politisch nicht korrekt, wenn im Evangelium steht »…der Dämon hat deine Tochter verlassen…«. Hier fehlt der Hinweis, daß mit „Dämon“ durchaus eine Dämonin gemeint sein kann.
AntwortenLöschenFerner muß klärend ergänzt werden, daß die Aussage, daß die Tochter einer Tochter ist, nicht bedeuten soll, daß Jesus der Tochter vorschreiben will, eine Tochter zu sein und ihr verbieten will ein Sohn zu sein/werden.