Samstag, 22. Juni 2013

Die Relevanz der Bischöfe

Nun war ich ja schon am Beginn meines katholischen Weges Ratzinger- bzw. Papstfan und habe mir daher auch immer wieder seine öffentlichen Auftritte und die darin enthaltenen Predigten und Katechesen nicht entgehen lassen. Jede Woche gab und gibt es auch beim Nachfolger mindestens zwei Gelegenheiten dazu.

Immer wenn ich von manchen Theologen und Möchtegernkirchenvertretern höre, die Bischöfe sollten mehr Eigenverantwortung erhalten und weniger vom Papst abhängen, komme ich nicht umhin, mich zu wundern. 
Zunächstmal, weil immer so getan wird, als dürften die Bischöfe nicht einmal den Mund aufmachen, ohne vorher in Rom um Erlaubnis zu fragen. Was nicht stimmt. Zum anderen, und das ist hier das Thema, sehe ich ehrlich gesagt nicht, womit das gerechtfertigt wäre.

Mein Bischof z.B., Eminenz Dr. Robert Zollitsch. Von dem bekommt man nur sehr selten etwas mit. Etwa 50 Wochen im Jahr lebt es sich in der Erzdiözese ganz prächtig, ohne dass der EB irgend eine Rolle spielt. Ich sehe ihn häufiger morgens, wenn er gerade aus seinem Haus kommt, als (auch vermittels Medien) in seiner Funktion als Bischof. Und wenn das dann doch mal passiert, hat er wiederum nur sehr selten etwas sinnvolles zu sagen (in sieben Jahren habe ich exakt zwei sinnvolle und aufrüttelnde Predigten von ihm gehört... können tut er es also... theoretisch). Den Papst im fernen Rom sehe, höre und lese ich jede Woche und ich nehme jedes Mal etwas mit im Herzen und im Kopf. Soll das etwa so sein?

Was ich sagen will: Wenn die Bischöfe mehr zu sagen haben wollen, dann müssen sie erst mal anfangen etwas brauchbares zu sagen! Bevor man anfängt, die von Gott gestiftete hierarchische Verfasstheit der Kirche (die auch Papst Franziskus bisher seinen Hörern sehr deutlich eingeschärft hat) zu zerpflücken um den Bischöfen vermeintlich mehr Relevanz und Einsatzfähigkeit zu verleihen, sollten die werten Herren Bischöfe gefälligst anfangen, sich relevant zu machen und Einsatz zu zeigen! Eine gähnend langweilige, lasche, nichtssagende und allen irgendwie genehme Rede alle paar Wochen reicht nicht! Ein Auftreten ohne Ecken und Kanten das sich an nahezu jede Meinung anschmiegt verdient gar keine Relevanz. Das Hasten von Gremium zu Gremium, von Sitzung zu Sitzung und das Dialogisieren, wo es nichts zu dialogisieren gibt, ist eben nur sehr bedingt ein Einsatz für die Menschen. Und Interviews, die die katholische Identität beharrlich verschweigen (hier), gehen gar nicht.
Wenn die Bischöfe wollen, dass ihre jeweilige Ortskirche sie als Hirten überhaupt wahr- und dementsprechend ernstnimmt, dann sollen sie bitteschön auch als Hirten handeln! Allein schon die beständige Sichtbarkeit des Hirten kann eine Herde beisammen halten.

Bischöfe sollen ermahnen und ermutigen, sie sollen sich einmischen, unbequem und v.a. DA sein. Sie sollen lehrend und fürsorglich auftreten und nicht nur von Gremium zu Gremium tänzeln (deren Vermehrung mein EB infolge der Diözesanversammlung fleißig zu betreiben scheint)... und Kunstwettbewerbe veranstalten. Ein Bischof soll Widerständen standhalten und die Herde stärken; sie verteidigen gegen die Wölfe von Außen und die schäflich umgarnten Karnivoren im Innern.
Die Ausrede, es sei ja die Abhängigkeit von Rom, welche die Bischöfe erst zu den violetten Verwaltungsbeamten die sie sind werden ließ, halte ich für Nonsens, da es genug Beweise für das Gegenteil gibt (also Bischöfe, die offenkundig keine reinen Verwaltungsbeamten sind). Der Wohlstandsstruktursumpf gerade in Deutschland ist das Problem.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier in Freiburg, sollte einmal ein absolutistisches Regime an die Macht kommen, sich die Gläubigen mit ihrem Bischof im Dom verschanzen würden um ihn vor der Deportation zu schützen... die meisten würden ihn vermutlich gar nicht auf der Straße erkennen und sein Fehlen wenn überhaupt erst an Fronleichnam bemerken... Wobei es bei der gänzlichen Unauffälligkeit des gegenwärtigen Bischofs vermutlich erst gar nicht zu solch einer Deportation käme...
Das "Aufrüttelndste", was ich im Verlauf der letzten Jahre von meinem Bischof mitbekommen habe war, dass er die neuen Pastoral- und Seelsorgeeinheitspläne jedesmal über Bord geworfen hat, just nachdem wir in monatelangem Ringen auf Pfarreiebene und zwischen den Pfarreien endlich damit zurande gekommen waren. So kann man natürlich auch die Ehrenamtlichen beschäftigen... und bürokratisch verheizen.
Ist das Hirtensorge?

Wenn die Hirten sich ihrer Herde zeigen und so beweisen würden, dass sie eine Daseinsberechtigung jenseits der Bürokrartie haben, dann werden wir ja sehen, wie nötig und v.a. berechtigt eine Reform der gesamtkirchlichen Verfassung wirklich ist. Eine gewisse Dezentralisierung wäre sicherlich nicht einfachhin schlecht... wenn nur, ja wenn nur der örtliche Hirte sich auch wirklich als ein solcher erweisen würde! Aber leider beweisen gerade auch die deutschsprachigen Bischöfe, wie nötig der Primat Roms ist... andernfalls ginge es bei uns vermutlich genauso drunter und drüber wie in der EKD... ein befreundeter evangelischer Theologe spricht mir zuweilen seinen Neid aus, weil wir Katholiken so ein überaus sinnvolles ständiges Korrektiv, einen beständigen Mahner und Ermutiger (d.i. Papst) haben, der den Protestanten schlicht fehlt.


Übrigens: Auch vor über 1600 Jahren hatte es ein Bischof nicht leicht...
»Du darfst dich nicht darüber wundern, daß du unter Prüfungen und Hindernissen den Thron übernehmen mußt. Mit allem Großen sind Heimsuchungen und Prüfungen verbunden. Es ist naturgemäß, daß geringfügige Dinge sich mit leichter Mühe, Großes dagegen mit vieler Anstrengung erreichen läßt. Du hast das Wort gehört: „Unter vielen Trübsalen müssen wir in das Himmelreich eingehen.” (Apg 14,21) Auch du sollst sagen: „Durch Feuer und Wasser sind wir gegangen; aber du hast uns zur Ruhe geführt.” (Ps 65,12) Wie wunderbar: „Am Abend herrscht Wehklagen, am Morgen Jubel.” (Ps 29,6) [...] Lehre Gott, den Vater, Gott, den Sohn, Gott den Heiligen Geist in drei Personen und in der einen Majestät und Herrlichkeit anbeten! Suche das Verlorene, stärke das Schwache, erhalte das Starke (vgl. Ez 34,4)! [...] Von den höheren Führern sollst du eine noch bessere Waffenrüstung erhalten, welche dich befähigt, „die feurigen Geschoße des Bösen zu löschen” (Eph 6,16) und dem Herrn ein vollkommenes Volk, ein heiliges Geschlecht, ein königliches Priestertum (1 Petr 2,9) vorzuführen in Christus Jesus, unserm Herrn, dem die Ehre sei in alle Ewigkeit! Amen.«
(Aus der Rede von Gregor von Nazianz, siehe Bild, an den Bischof Eulalius zu dessen Bischofsweihe)

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