Samstag, 26. Januar 2013

Ignoranz allüberall

Milieus: Ein Haufen Kartoffeln
"Ignoranz" ist zunächstmal (lat. ignorare, nicht kennen, nicht wissen) eine völlig wertneutrale Eigenschaft bei einem Menschen. Und wir alle haben sie... die Frage ist nur: Im Hinblick auf was sind wir ignorant? Oder: Was kennen/wissen wir nicht?

Die meisten Missverständnisse und Verrennungen in beliebigen Dikussionen und (demokratisch veranlagten) Prozessen entstehen durch die Ignoranz einiger oder aller Beteiligten bezüglich der zu verhandelnde Sache. Wenn alle Beteiligten von Ignoranz betroffen sind, spricht man von Stammtisch; wenn es nur einige sind, von Öffentlichkeit.

Ich erlebe das regelmäßig wenn es um naturwissenschaftliche Belange geht... da ist es besonders eklatant, weil die Naturwissenschaft und ihre "Errungenschaften" eigentlich unser ganzes Leben bestimmen, uns ständig umgeben und dienstbar sind... sei es Computertechnologie, relativistische Physik (GPS!), Medizin, Mathematik oder die Gentechnik in unseren Lebensmitteln. Und da fängts schon an: Die allermeisten Menschen hierzulande lehnen "Gentechnik" ab, wissen aber eigentlich nicht einmal, was "Gentechnik" überhaupt ist... und wenn man ihnen erklärt, dass Gentechnologie ein Allgemeinposten ist, der die Analyse und Veränderung von Genen bezeichnet, und dass darunter im Grunde genommen sogar die herkömmliche Züchtung fällt, glotzen sie dich nur an wie ein Igel. Dass die moderne Gentechnologie (also die Arbeit direkt mit der DNA) uns auch medizinisch unendlich wertvolle Dienste leistet, sei nicht unerwähnt.

Übrigens müssten gerade Katholiken diese Ignoranz sehr gut kennen: Sie ist immer dann zu bewundern, wenn Nichtkatholiken ihre großartige Ignoranz im Hinblick auf den Glauben und die Kirche kundtun.

Ich verstehe darum nicht, warum dennoch gerade auch Christen (auch Katholiken) immer wieder in diese Falle tappen und sich Urteile anmaßen, die eigentlich nur am Stammtisch Platz haben... konkret könnte man hier Äußerungen im Bezug auf den Klimawandel anführen, oder (mit Hinweis auf meine kleinen Serie über Evolution und Kreationismus) wenn es um den biologischen Ursprung des Menschen geht.
Ich empfehle Bescheidenheit und Behutsameit beim Beurteilen von allem, was mit "Wissenschaftler haben herausgefunden" o.ä. betitelt ist. Dann erspart man sich auch das Schämen, wenn man z.B. Geld für einen Joghurt ausgibt, der einem Bakterien verabreichen will, die man ohnehin zur Genüge in seinem Magen hat oder schlichtweg nicht braucht... oder man von einem Shampoo eine "Reparatur" von Spliß erwartet... (frag einen beliebigen Chemiker oder Molekularbiologen: es geht nicht!). 

Das gleiche Prinzip gilt für andere Wissenschaften freilich auch, etwa die Soziologie. Und hier bin ich auch schon bei der elenden Sinus-Studie dieser Tage... die Methode, wie diese Studie zustande kam ist so haarsträubend und das ganze Machwerk in Bausch und Bogen disqualifizierend, dass es einem graust.
Man darf wohl fragen, welchen Wert ein "Stimmungsbild" hat und welche Berechtigung der Frage "Welche Konsequenzen muss die Kirche aus der Studie ziehen?" (auf katholiosch.de) zukommt, wenn in der Zusammenfassung der Studie etwa zu lesen ist: 
»Viele Befragte verstehen sich nicht als gläubig im traditionellen Sinn und suchen auch nicht aktiv nach einer Beziehung zu Gott. [...]
Bei vielen Befragten ist der Glaube individualisiert – und nicht an die katholische Religion und Kirche gebunden. Viele bezeichnen sich zwar als religiös, definieren aber den Inhalt ihres Glaubens ebenso wie ihre Vorstellungen von Gott eher diffus.« 

Soll sich die Kirche dem Diktat derer beugen, die eh nichts mit ihr zutun haben (wollen)? Was soll der Quatsch?
Jeder vernünftige Mensch tut gut daran, diese (sicher nicht billige) "Studie" zu ignorieren! Manchmal ist Ignoranz eben auch durchaus etwas Positives...

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