Montag, 28. Dezember 2020

Kindermord von Bethlehem

 

Alle Jahre wieder werden wir durch irgendwelche offiziellen kirchlichen Kanäle mit der Auskunft beglückt, dass der Kindermord von Bethlehem ja eigentlich gar kein historisches Ereignis gewesen sei(n könne), weil er außerhalb der Bibel nicht bezeugt sei. So auch dieses Jahr wieder zielsicher auf katholisch.de (hier): »Eine zeitgenössische Bestätigung jedenfalls gibt es nicht. Vielmehr muss man einräumen, dass selbst der Historiker Flavius Josephus, der in seinen 'Antiquitates Iudaicae' doch recht ausführlich über die Herrschaftszeit des Herodes des Großen berichtet, kein Wort über einen Kindermord in Betlehem verliert. Sein Schweigen über dieses doch sehr grausame Ereignis ist zumindest ein sehr gewichtiges Indiz, dass der Kindermord keine historische Tatsache ist.«

Weil mir das schon sehr lange auf den Keks geht, hier mal die sehr gescheiten Ausführungen von Heinrich Klug ("Das Evangelium als Geschichtsquelle und Glaubensverkündigung", S. 499-501):

»Das Johannesevangelium, das als topographisch zuverlässig durch die wissenschaftliche Forschung immer mehr anerkannt wird, bezeichnet Bethlehem zur Zeit Jesu als einen ‚Flecken‘ (Joh 7,42: Komä = Dorf, Kastell). In einem solch kleineren Ort ist die Zahl der jährlichen Geburten nicht bedeutend groß. Bei dem Kindermord war diese kleine Zahl noch halbiert, weil die Mädchen nicht ermordet wurden. Außerdem muß aber besonders die damals große Kindersterblichkeitsziffer berücksichtigt werden. Gemäß damaliger Auffassung galt der Wert eines Menschenlebens als gering, vor allem bei der Anerkennung der Verfügungsmacht über Leben und Tod seiner Untertanen durch einen Tyrannen wie Herodes oder zur Befestigung der römischen Herrschergewalt. Unter dem römischen Prokurator Sabinus wurden nach einem Aufstand zweitausend Männer auf einmal ans Kreuz geschlagen und getötet. Ferner hatte nach heidnischer Aufassung vielfach der Vater das Recht, sein Kind nach der Geburt anzuerkennen oder zu töten. […]
Herodes ließ gleich bei seinem Regierungsantritt 45 Anhänger des letzten Hasmonäers hinrichten (Flav Jos, Ant 15,133). Auch gegen seine eigene Familie wütete er so, daß er die ganze männliche Nachkommenschaft des Hyrkanos ausrotten ließ. […] Flavius Josephus faßte sein Urteil über Herodes in die Worte zusammen: Herodes ‚wütete gegen Schuldige und Unschuldige mit gleicher Bosheit‘ (Flav Jos, Ant 17,634). Der Bericht des Evangeliums über den Kindermord des Herodes stimmt genau überein mit den außerbiblischen Angaben über die negativen Charakterzüge des Herodes: Ehrgeiz, Herrschsucht, Mißtrauen, Verschlagenheit, Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit. Mit den großen politischen Ereignissen und den Massenmorden durch Herodes, besonders an dem jüdischen Hochadel und an anderen führenden Persönlichkeiten ist allerdings der Mord in Bethlehem im Hinblick auf die verhältnismäßig geringe Zahl und die politische Bedeutungslosigkeit der unmündigen Kinder armer, unangesehener Leute von Bethlehem nicht zu vergleichen. Entweder erschien dem Schriftsteller Flavius Josephus der Kindermord von Bethlehem als weltgeschichtlich und volkspolitisch nicht bemerkenswert, oder dieser Vorfall war ihm bei der Fülle der anderen politisch bedeutungsvollen Ereignisse jener Zeit überhaupt nicht bekannt. Auf keinen Fall ist das Schweigen über den Vorfall in Bethlehem ein Beweis gegen die Geschichtlichkeit des Kindermordes.«

 

Zum Video: Philip Stopford, Lully, Lulla Lullay, aufgeführt von Voces8. Die bewegendste Vertonung des Geschehens um den Kindermord, die ich kenne. Ich empfehle gute Kopfhörer.

Montag, 21. Dezember 2020

Zelebration am lutherischen Altar?

Der Dresdner Bischof Timmerevers muss wegen Restaurierungsarbeiten zu Weihnachten in die evangelische Kreuzkirche ausweichen (Gastfreundschaft lebt).

Ich bin sehr gespannt, ob der Bischof dort am geosteten lutherischen Altar zelebrieren wird (s. Bild), oder ob extra für diesen Anlass eine "gewestete" Holzkiste in den Raum gestellt werden wird, womit man sich dann faktisch - was die liturgische Form angeht - gewissermaßen unter das Niveau von Luthers Erben begeben würde. [Ausführlich zu diesem Thema HIER.]

Freitag, 18. Dezember 2020

Solidarischer Messverzicht?

Während des Shutdowns im März/April gab es Berichte (und selbstbewusstes Auftreten) von Ordensfrauen, die in ihren Konventen demonstrativ auf die hl. Messe verzichtet haben, obwohl ein Priester hätte kommen können. Ich selbst erfuhr von mehreren Priestern in meinem beruflichen Umfeld, die gar nicht oder kaum mal in dieser Zeit die hl. Messe feierten, auch nicht an Ostern. Dieser freiwillige Verzicht auf die Eucharistie wurde mit „Solidarität“ begründet: Man sei solidarisch mit den vielen Gläubigen, die auf die Feier der Eucharistie verzichten müssten... Denn Stellvertretung könne man nicht ohne Solidarität denken. Folglich könnten sie nicht stellvertretend für die anderen die Eucharistie Ferien, sondern sie müssten aus Solidarität mit ihnen darauf verzichten.

Mit der gleichen Argumentation könnten sie dort in Zukunft auf das Stundengebet verzichten: in Solidarität mit der zwischen Arbeit und Familie überlasteten Bevölkerung, die keine Zeit für das Gebet hat… Das wird die Überlasteten bestimmt total freuen!

Das Folgenschwerste dabei ist aber womöglich die Botschaft, die damit zwischen den Zeilen gesendet wird. Die kann wohl kaum anders lauten als: Wenn wir Messe feiern, dann tun wir das für uns. Die Feier dient nur uns und unserem Wohlbefinden. Solidarisch mit leidenden Menschen sind wir nur dann, wenn wir NICHT Messe feiern. Und aus „Solidarität“ mit denen, die nicht teilnehmen können, unterlassen wir darum dieses „unser“ Tun, wir „verzichten“ auf unseren Luxus! Ist das nicht toll von uns?


Aktuell hat, wie kath.net berichtet, eine Großpfarrei im Bistum Aachen mindestens bis Mitte Januar alle Gottesdienste abgesagt und zwar, wie es heißt, „möchte das Pastoralteam und der GdG-Rat seiner Verantwortung für die Menschen in unseren Gemeinden gerecht werden sowie die Verbundenheit mit allen an Covid-19 erkrankten Menschen und mit dem Pflegepersonal in unseren Krankenhäusern sowie mit allen Menschen, die vom Shutdown betroffen sind ausdrücken.“

Na, da werden sich aber die erkrankten Menschen und das Pflegepersonal freuen, dass hier eine ganze Großpfarrei auf ihre gottesdienstliche Eigenbrötlerei verzichtet. Wird ja auch mal Zeit, dass die ihre egoistischen „Gottesdienste“ unterlassen! Die Leute sind bestimmt dankbar, dass nun nicht mehr für sie das Opfer Christi gefeiert und für sie gebetet wird... Die Pfarrei fügt sogar extra hinzu: „Intentionen und Gebetsanliegen werden auf die Gottesdienste nach dem Shutdown verschoben.“ (HIER)
An diesem Vorgehen ist so viel falsch... Manchmal zweifle ich, ob das alles nur schlichte Dummheit ist, oder ein Fall für den Exorzisten. Das so entscheidende „Pastoralteam“ - zu Deutsch: Hirtengruppe! -, scheint jedenfalls aus bepelzten (und womöglich lobotomierten) Wölfen zu besteht, und die Gläubigen in der Pfarrei sind ihnen schutzlos ausgeliefert. 

Was wir hier erleben ist meiner Meinung nach ein diabolisches Antizeugnis sondergleichen, das antikirchliche Polemik bestätigt, den Trost- und Haltsuchenden die Tür vor der Nase zuknallt und die Gläubigen von dem entfremdet, was eigentlich Kern ihres Glaubenslebens sein sollte. Letztlich ist es Verrat an Christus und seinem Heilswerk.


Ich stelle mir gerade ein anderes Szenario vor: Eine Pfarrei die öffentlich verlauten lässt, ihre Gottesdienste zu vermehren und konsequent mit den Anliegen der Kranken und der Menschen im Gesundheitswesen zu verknüpfen. Ich stelle mir eine Pfarrei vor, die für ihre Glieder und darüber hinaus kerygmatisch-mystagogische Hinführungen an das in der Messe gefeierte „Geheimnis unserer Erlösung“ publiziert, die deutlich machen was die Kirche glaubt und feiert: Nämlich, dass sie in der Feier der Messe nicht sich selbst feiert unter Absehung des Leidens anderer, sondern dass in dieser Feier der ultimativ solidarische Gott sich offenbart in seiner Lebenshingabe und seiner Auferstehung für uns und dass wir daran Anteil erhalten und die ganze Welt mit uns in diese Gottesgemeinschaft hineinziehen können - gerade da, wo gelitten wird. Man stelle sich vor, dies würde die Gläubigen in ihrem Eifer für Gott stärken und womöglich Fernstehende und Trostsuchende anziehen... Ein Zeugnis vor der Welt für das, was wir in der Messe wirklich tun!

Wunschträume…?

Sonntag, 6. Dezember 2020

Dienstag, 10. November 2020

Franziskus an die deutschen Katholiken 2

Siehe Teil 1: hier; Teil 3: hier.


Im vergangenen Jahr hat der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald ein Buch von Karl Rahner aus dem 70er Jahren mit einer Einleitung neu herausgebracht: "Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance". Trotz mancher hilfreicher Passagen ist das Buch insgesamt so eine Art Wunschliste progressiver Kirchenreformer, die viele theologische Mängel aufweist. Besonders fragwürdig finde ich es, dass der Autor zumeist recht gehoben theologisierend daherkommt, wenn es um Liberalisierungen und Abschaffungen geht, er aber immer dann, wenn er scheinbar die Integrität der katholischen Kirche als solcher zu wahren versucht, in individualistisches, emotionales Lallen verfällt. Beispiel: Nach Rahner dürfte es durchaus auch in Zukunft ein Lehramt geben (wie gnädig) das "Weisungen" gibt, aber, so Rahner weiter, dabei müsse "natürlich alles Kleinkarierte und Gouvernantenhafte vermieden werden". Damit ist aber das Lehramt, trotz aller gegenteiligen Beteuerung, faktisch doch entsorgt: Denn welche Äußerungen des Lehramts dieses Kriterium erfüllen, fällt ganz in das Ermessen des jeweiligen Hörers, dem freilich alles das gerne als kleinkariert und guvernantenhaft erscheint, womit er selbst nicht einverstanden ist. Die Reaktionen etwa auf die jüngste Instruktion aus Rom über die Rolle des Pfarrers in der Pfarrei belegen das hinlänglich.


Papst Franziskus zitiert in seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland dieses Buch nicht, dafür aber ein anderes, das thematisch in die gleiche Sparte fällt, das man hierzulande aber eher ignoriert (und ganz selten mal selektiv instrumentalisiert): In Abschnitt 3 zitiert er den französischen Theologen Yves Congar aus seinem nicht unbedeutenden Werk "Vraie et fausse réforme dans l'Eglise" ("Wahre und Falsche Reform in der Kirche") aus dem Jahr 1950. Es wurde übrigens bisher vermutlich ganz bewusst nicht ins Deutsche übersetzt: Eigentlich bietet es, trotz mancher Mängel und Zeitgebundenheiten, einen essentiellen Schlüssel für das, was Johannes XXIII. mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beabsichtigte; hätte man es jedoch ins Deutsche übersetzt, hätte man sich eingestehen müssen, dass der von der deutschsprachigen Theologie so heiß geliebten "Geist des Konzils" damit nicht vereinbar ist. Schon die Würzburger Synode besteht den Abgleich mit den von Congar gegebenen Prinzipien nicht. (Franziskus zitiert laut Fußnote aus der italienischen Fassung, was das Zitat in diesem deutschsprachigen Brief zur Übersetzung einer Übersetzung macht...). Angeblich eines der Lieblingsbücher von Papst Johannes XXIII., und auch Papst Franziskus wurde schon in der Vergangenheit nachgesagt, dieses Buch sehr zu schätzen. (Es wird leider auch zuweilen durch selektive Lektüre instrumentalisiert...) Das Zitat ist etwas merkwürdig, da es auf den ersten Blick eigentlich nichts sonderlich wichtiges aussagt, weshalb man sich fragen könnte, warum es überhaupt zitiert wurde. Im Zusammenhang: 

»Die aktuellen Herausforderungen sowie die Antworten, die wir geben, verlangen im Blick auf die Entwicklung eines gesunden aggiornamento "einen langen Reifungsprozess und die Zusammenarbeit eines ganzen Volkes über Jahre hinweg". Dies regt das Entstehen und Fortführen von Prozessen an, die uns als Volk Gottes aufbauen, statt nach unmittelbaren Ergebnissen mit voreiligen und medialen Folgen zu suchen, die flüchtig sind wegen mangelnder Vertiefung und Reifung oder weil sie nicht der Berufung entsprechen, die uns gegeben ist.«


Zunächst finde ich nicht das Zitat an sich interessant, sondern die Tatsache dass der Papst ausgerechnet dieses Buch zitiert. Wie schon in Teil 1 dieser kleinen Serie darf man die Tatsache, dass Franziskus hier ausgerechnet dieses Buch zitiert, durchaus als einen stillen Hinweis betrachten, den ich mal so ausformulieren möchte: Lest mal, was in diesem Buch drinsteht!

Ich selbst habe das Buch nur in einer (um den Abschnitt über die protestantische Reformation gekürzten) englischen Übersetzung vorliegen. Es ist wirklich lesenswert, denn dabei fällt einem auf, was wir hier in Deutschland bei unseren Kirchenreformen und -reförmchen seit Jahrzehnten so alles falsch machen. Ohne ins Detail zu gehen, kann man wohl sagen: Nahezu alles.

 

Und an diesem Punkt finde ich das kurze Zitat von Franziskus nun doch sehr sinnvoll, denn im Grunde ist es eine äußerst knappe Zusammenfassung einiger wesentlicher Punkte aus Congars Buch: Reformen müssen immer in und mit der Gemeinschaft der ganzen Kirche (inkl. Papst) geschehen, und sie dürfen nicht überstürzt werden sondern müssen gewissermaßen organisch wachsen. Congar warnt unermüdlich vor einem Schisma und was er als Ursachen für diese Gefahr ausmacht (100 Seiten des Buches behandeln "Bedingungen für eine authentische Reform ohne Schisma"), trifft leider auf das meiste zu, was hier in Deutschland abläuft. Congar hätte den suizidalen Weg vermutlich als offenkundig schismatische Veranstaltung abgelehnt.


Das rahnersche Buch sollte man getrost vergessen. Wer kann, sollte sich aber mal bei Congar erkundigen, wie Reform geht - und wie nicht. Meine Meinung. Und wohl auch die von Franziskus.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Heiliger Wohlgeruch


»Gott lässt es zuweilen zu, dass die auserwählten Seelen einem Moschustier gleichen, das nirgends sein kann, ohne seinen Wohlgeruch zu verbreiten.« 

(hl. Vinzenz von Paul, aus: Die andere Seite der Medaille, 218)

Montag, 19. Oktober 2020

Franziskus an die deutschen Katholiken 1

Eigentlich wollte ich schon im letzten Jahr, kurz nachdem Papst Franziskus seinen Brief an die deutsche Katholiken schrieb, diesen hier in einer kleinen Reihe aufdröseln (Teil 2: hier; Teil 3: hier). Erst jetzt komme ich dazu... Das ganze geschieht allerdings ungeordnet und Schlaglichtartig.

 

Zum Ersten.


Aus dem 2. Johannesbrief, Verse 8 bis 10:

»Achtet auf euch, damit ihr nicht preisgebt, was wir erarbeitet haben, sondern damit ihr den vollen Lohn empfangt! Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre mitbringt, dann nehmt ihn nicht in euer Haus auf, sondern verweigert ihm den Gruß!«


Der Sinn des Textes ist nicht schwer zu erschließen. Die Christen sollen sich vor falschen Lehrern hüten, insbesondere vor solchen, die sich selbst als die „Fortschrittlichen“ sehen. Sehr schön hat Adolf Schlatter den 9. Vers vor gut hundert Jahren ausgelegt:

»Der Beruf und die Art des rechten Jüngers ist, dass er seinem Herrn nachfolgt. Des Herrn Sache ist es vorauszugehen; der Jünger dagegen geht ihm nach, folgt seiner Weisung, hält sich an sein Wort und macht den Weg des Meisters zum seinigen. Die stolzen Geister gehen aber ihren eigenen Weg, laufen ohne seine Führung nach den Gedanken ihres eigenen Herzens voran und sind stark und weise, um sich selbst zu führen und sich selbst zu Gott emporzuschwingen. Darum missachten sie auch den Unterricht Jesu, durch den er seinen Jüngern zeigte, was er als Sünde richtete und worin er den guten Willen Gottes erkannte, und tun ungescheut, was er verwarf, machen dagegen auch aus solchem, was er rein hieß, eine Sünde. Wer sich aber einen anderen Weg wählt als den, den die Worte Jesu der Kirche zeigen, der trennt sich nicht nur von Christus sondern zugleich von Gott.«


Auch Joseph Ratzinger hat vor inzwischen 45 Jahren auf diese Passage aufmerksam gemacht, als er über das Wirken des Geistes in der Kirche sprach, und was gegen dieses Wirken steht:

»Das trinitarische Geheimnis übersetzt sich in der Welt in ein Kreuzesgeheimnis: Dort ist die Fruchtbarkeit, aus der der Heilige Geist kommt. […] Die großen Häupter der Gnosis wurden eben dadurch interessant, dass sie im eigenen Namen sprachen, sich einen Namen machten. Sie wirkten dadurch erregend, dass sie Neues und anderes über das Wort hinaus zu sagen hatten - etwa dies, dass Jesus in Wirklichkeit gar nicht gestorben sei, sondern mit seinen Jüngern tanzte, während die Menschen meinten, er hinge am Kreuz. Gegen solche gnostischen Neuigkeiten, gegen solches Reden im eigenen Namen stellt das vierte Evangelium bewusst den kirchlichen Plural – das Hineinverschwinden des Redenden ins kirchliche Wir, das in Wahrheit dem Menschen erst sein Gesicht gibt und ihn vor dem Zerfall ins Nichtige bewahrt. Auch in den Johannesbriefen ist dasselbe Muster eingehalten: Der Verfasser heißt nur schlicht ‚der Alte‘; sein Gegenspieler ist der ‚Proagon‘ – der ‚Vorwärtsführende‘ (2 Joh 9). Das ganze Johannes-Evangelium will (ebenso wie die Briefe) nichts anderes als ein Akt des Erinnerns sein und ist darin das pneumatische Evangelium. Gerade so, indem es nicht neue Systeme ersinnt, sondern erinnert, ist es fruchtbar, neu, tief. Das Wesen des Heiligen Geistes als Einheit von Vater und Sohn ist die Selbstlosigkeit des Erinnerns, die die wahre Erneuerung ist. Pneumatische Kirche ist Kirche, die im Erinnern tiefer versteht, tiefer hineinschreitet in das Wort und so lebendiger und reicher wird. Ware Selbstlosigkeit, Wegführen von sich selbst ins Ganze, das ist demnach die Marke des Geistes als Abbildung seines trinitarischen Wesens.« (aus: Der Gott Jesu Christi, 91f.)


Jeder sei eingeladen, (noch einmal) den letzten Absatz von Abschnitt 9 des Briefes von Papst Franziskus „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ zu lesen (hier). Dort nimmt er nämlich teils Wort für Wort diesen Gedanken von Ratzinger auf (die Quellenangabe in der dortigen Fußnote ist jedoch falsch, meine stimmt).
Ich finde es bemerkenswert, dass Franziskus uns an zentraler Stelle ausgerechnet diesen dramatischen Gedanken Joseph Ratzingers in großer Ausführlichkeit ins Stammbuch schreibt: Nicht das Neue, sondern das Erinnern, nicht das „Ich“, sondern das „kirchliche Wir“ ist entscheidend. Leider ist diese Warnung/Mahnung bislang noch nicht zu den kirchlichen Entscheidungsträgern durchgedrungen... Zu sehr treffen die Beschreibung und die ihr entsprechende Warnung des Papstes vor dem falschen Weg ins Mark des deutschen Katholizismus, wie er in den kirchlichen Behörden, in den Vereinen und Gremien forciert wird... man will sich nicht erinnern und besteht auf dem Egotrip des Deutschkatholizismus.

Sonntag, 11. Oktober 2020

Anmerkungen zu "Fratelli tutti"...

Auf ein Wort über den Umgang von Papst Franziskus mit dem Heiligen Franz von Assisi, den er als das große Vorbild und sogar als die Motivation für die Abfassung von nunmehr zwei Enzykliken ins Feld führt.

Es wundert mich ein wenig, wie der Papst hier mit seinem Namensvetter umgeht, wenn er in Abschnitt 1 seiner Enzyklika schreibt: »'Fratelli tutti' schrieb der heilige Franz von Assisi und wandte sich damit an alle Brüder und Schwestern, um ihnen eine dem Evangelium gemäße Lebensweise darzulegen. Von seinen Ratschlägen möchte ich den einen herausgreifen, mit dem er zu einer Liebe einlädt, die alle politischen und räumlichen Grenzen übersteigt. Er nennt hier den Menschen selig, der den anderen, 'auch wenn er weit von ihm entfernt ist, genauso liebt und achtet, wie wenn er mit ihm zusammen wäre'. Mit diesen wenigen und einfachen Worten erklärte er das Wesentliche einer freundschaftlichen Offenheit, die es erlaubt, jeden Menschen jenseits des eigenen Umfeldes und jenseits des Ortes in der Welt, wo er geboren ist und wo er wohnt, anzuerkennen, wertzuschätzen und zu lieben.«

Nun hatte Franz von Assisi wohl kaum im Sinn, eine allgemeine Menschheitsregel aufzustellen, denn seine Ermahnungen "an alle Brüder" richten sich eben nur an die Brüder seines Ordens, und so klingt das Zitat im Kontext gleich viel weniger weltbewegend [im Folgenden eigene Übersetzungen aus dem Italienischen, die Quellen stehen in der Enzyklika]: »Selig der Knecht, der einen Bruder, wenn er weit von ihm entfernt ist, genau die gleiche Liebe und Ehrfurcht erweisen würde, als wenn er neben ihm wäre, und der nicht hinter seinem Rücken etwas sagen würde, was er nicht mit Liebe auch in seiner Gegenwart sagen könnte.« 

Auf deutsch: Lästert nicht über eure Ordensbrüder! Mehr steht da nicht.

Jene Anrede "fratelli tutti", die der Papst zitiert, kommt von woanders her und sieht im Kontext übrigens so aus: »Schauen wir aufmerksam hin, wir Brüder allesamt, auf den guten Hirten, der, um Seine Schafe zu erretten, die Passion des Kreuzes erlitten hat. Die Schafe des Herrn sind Ihm nachgefolgt im Leiden und in der Verfolgung, in die Schmach und in den Hunger, in Krankheit und Anfechtung und in anderen Dingen, und sie haben für all dieses vom Herrn das ewige Leben erhalten. Daher ist es eine große Schande für uns Knechte Gottes, dass die Heiligen große Werke vollbracht haben und wir dagegen Ehre und Ruhm erhalten wollen, bloß indem wir davon erzählen [d.h. ohne es selbst zu tun].«

 

Das dritte und letzte Zitat, das der Papst den überlieferten Schriften des Franz von Assisi entnimmt, stammt nicht aus den "Ermahnungen" des Heiligen, sondern aus dessen erster (nicht bestätigten) "Regel", und der Papst baut er wie folgt in Abschnitt 3 seines Textes ein: »Franziskus ging zum Sultan, ohne die Schwierigkeiten und Gefahren einer solchen Begegnung zu verkennen. Er tat dies in der Einstellung, die er von seinen Jüngern verlangte, dass nämlich keiner seine Identität verleugne, der 'unter die Sarazenen und andere Ungläubige gehen will, […] und dass sie weder zanken noch streiten, sondern um Gottes Willen jeder menschlichen Kreatur untertan sind'. In diesem Zusammenhang war das eine ganz außergewöhnliche Aufforderung. Es berührt mich, wie Franziskus vor achthundert Jahren alle dazu einlud, jede Form von Aggression und Streit zu vermeiden und auch eine demütige und geschwisterliche 'Unterwerfung' zu üben, sogar denen gegenüber, die ihren Glauben nicht teilten.«

Hier verfälscht der Papst die Aussage von Franz von Assisi auf durchaus gravierende Weise. Die ganze Stelle (genau genommen sind es zwei) lautet mit Kontext so:

»Der Herr sagt: 'Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben.' Deshalb gehe jeder Bruder, der unter die Sarazenen und andere Ungläubige gehen will, [nur] mit der Erlaubnis seines Vorstehers. Der Vorsteher gibt ihnen dann die Erlaubnis und hindert sie nicht, wenn er sieht, dass sie für die Entsendung geeignet sind; in der Tat wird er dem Herrn [Jesus] Rechenschaft geben müssen, wenn er [d.i. der Vorsteher] in diesen wie in anderen Dingen ohne [geistliche] Unterscheidung vorgegangen ist.

Die Brüder, die unter die Ungläubigen gehen, können sich unter ihnen auf zweierlei Weisen geistlich verhalten. Eine Weise besteht darin, dass sie keine Streitereien oder Diskussionen anzetteln, sondern dass sie jedem menschlichen Geschöpf aus Liebe zu Gott untertan sind und bekennen, dass sie Christen sind. Die andere Weise besteht darin, dass sie, wenn sie sehen, dass es dem Herrn gefällt, das Wort Gottes verkünden, damit jene an Gott, den Allmächtigen, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den Schöpfer aller Dinge, und an den Sohn Erlöser und Retter glauben und sich taufen lassen und Christen werden, denn wenn jemand nicht durch das Wasser und den Heiligen Geist wiedergeboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eintreten.

Diese und andere Dinge, die dem Herrn gefallen, können sie ihnen [d.i. den Ungläubigen] und anderen sagen; denn der Herr sagt im Evangelium: 'Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist' und: 'wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.'«

Franz von Assisi gesteht zwar die Möglichkeit zu, im Stillen zu wirken, ohne Anstoß zu erregen, was sicherlich klug ist, wenn man "unter den Wölfen" ist. Aber Franz von Assisi fordert auch in diesem Fall das Bekenntnis (was der Papst unterschlägt) und fordert generell sehr energisch zur Verkündigung und zum "Christenmachen" auf. Was der Papst hier sagen will, lässt sich mit dem Kontext, aus dem er das Zitat reißt (und kreativ neu zusammenschustert) kaum in Einklang bringen.


Mir scheinen alle Zitate sehr beliebig ausgewählt und aus dem Kontext gerissen. Dass man sich darüber mokiert, dass durch das »fratelli tutti« der Titel der Enzyklika nicht gendergerecht sei, kann ich insofern nachvollziehen, als es überhaupt keinen Grund gibt, hierfür Franz von Assisi zu zitieren... der Papst hätte genausogut (und wohl auch besser) einfach in eigenen Worten mit  "Liebe Brüder und Schwestern" beginnen können und es hätte dem Text nichts gefehlt. Was ist der Sinn, eine Anrede zu zitieren, aber auf das sie umgebende Thema nicht weiter einzugehen? Ich behaupte ja auch nicht, eine bedeutende Bundestagsrede von Willy Brandt zur Grundlage meiner Überlegungen zu machen, nur um dann als einzige Worte daraus »Liebe Kolleginnen und Kollegen...« zu zitieren...

Ginge es dem Papst wirklich um die Brüderlichkeit, hätte sich ein Zitat aus den Briefen sehr viel mehr angeboten, wo der Heilige aus Assisi mit vielen biblischen Anspielungen etwa schreibt: »Und auf all diejenigen, die auf diese Weise hinübergehen [sterben], wenn sie bis dahin diese Dinge tun und in ihnen bis zum Ende durchhalten, wird der Geist des Herrn ruhen und er wird sie zu seiner Wohnung machen und bei ihnen wohnen. Und sie werden Kinder des himmlischen Vaters sein, dessen Werke sie tun, und sie werden Vermählte sein, Brüder und Mütter unseres Herrn Jesus Christus.
Wir sind Vermählte, wenn die gläubige Seele sich durch die Wirkung des Heiligen Geistes mit Jesus Christus vermählt. Und wir sind Brüder, wenn wir den Willen seines Vaters tun, der im Himmel ist. Wir sind Mütter, wenn wir ihn durch die Liebe und reines und aufrichtiges Bewusstsein in unserem Herzen und in unserem Leib tragen, und wenn wir ihn gebären durch das heilige Werk, das als Vorbild für andere leuchten soll.«

Zu befehlend war wohl die Anrede in einem anderen Brief, wo Franz von Assisi über die hl. Messe schreibt und einen Abschnitt beginnt mit »Ascoltate, fratelli miei.« (Hört, meine Brüder...). Oder der Papst hätte gleich Jesus zitieren können, der seine Zuhörer zwar nicht als seine Brüder anspricht (vgl. meine Gedanken dazu HIER), sondern eine richtige Aussage über ihr Brudersein tätigt: »ihr alle aber seid Brüder« (Mt 23,8), aber da würde dann die weltanschauliche Offenheit fehlen, weil dieser Ausspruch Jesu seinen Sinnziel darin hat, ihn als den Herrn und Meister zu erweisen...

Eine zufällige Anrede zitieren, als wäre es eine weltbedeutende Aussage... nein, also das ergibt so gar keinen Sinn. Im Übrigen ist es überhaupt wenig sinnvoll, jene einzelnen Wörter aus den "Ermahnungen" dem Heiligen Franziskus in den Mund und ihnen damit eine quasi-göttliche Autorität beizulegen zu versuchen: Die uns schriftlich von ihm überlieferten "Ermahnungen" stammen nämlich nicht aus seiner Feder, sondern sind Zusammenfassungen und Fragmente seiner Äußerungen, die vielleicht - vielleicht auch nicht - noch zu seinen Lebzeiten von unbekannten Autoren gesammelt und aufgeschrieben wurden. Will man hier nicht ein Wirken des Geistes vermuten, wie es die Verfertigung der Schriften des Neun Testaments gestützt hat, dann sollte man sich nicht an solchen einzelnen Wörtern aufhängen... und erst recht sollte man sie nicht auf so sinnlose oder unsinnige Weise aus dem Kontext reißen.

Was gar nicht geht, ist eine grobe Verfälschung, wie sie mit Zitat drei geschieht. Oha.



Auf ein Wort zur Entstehung der Enzyklika:

Fr Hunwicke schrieb vor kurzem (hier) über etwas, was mich auch sehr gewurmt hat: Dass der Papst in seiner jüngsten Enzyklika den Entsthungsprozess derselben auf eine Weise beschreibt, die in höchstem Maße bedenklich ist. Dort heißt es in Nr. 5.: »Die vorliegende Enzyklika sammelt und entwickelt prinzipielle Themen, die in jenem von uns [mit Großimam Ahmad Al-Tayyeb] gemeinsam unterzeichneten Dokument [von Abu Dhabi] aufgeführt sind. Hierbei habe ich auch, mit meinen Worten, zahlreiche Dokumente und Briefe aufgenommen, die ich von vielen Menschen und Gruppen aus aller Welt empfangen habe.«

Wie Fr Hunwicke zu Recht bemerkt, ist es erstaunlich, dass der Papst mit keiner Silbe erwähnt, den Herrn im Gebet, die Heilige Schrift, die Kirchenväter und Heiligen der Kirche, oder seine Vorgänger zu Rate gezogen zu haben (die sich ja durchaus reichlich zu den behandelten fragen geäußert haben), aber dafür ein fragwürdiges interreligiöses (also nicht: christliches) Papier sowie weitere ungenannte Dokumente und Briefe unbekannter Personen (sind darunter auch Christen?) als Grundlage nennt. Dass Franziskus sich beinahe ausschließlich selbst zitiert und nicht, wie dies in Dokumenten des Lehramts üblich ist, vielfältig seine Vorgänger und die Konzilien zu Wort kommen lässt, um die Kontinuität der Lehre sicherzustellen, ist gleichfalls befremdlich, passt aber zu seiner Beschreibung der Entstehung. Hier ist weniger ein Papst, der lehrt, sondern es ist Jorge Mario Bergoglio, der ellenlang seine persönlichen Ideen darbietet.

Das wirft die kuriose Frage auf, ob ein solches Schreiben überhaupt als Enzyklika, und so als Teil des päpstlichen Lehramtes betrachtet werden kann. Es spricht nichts dagegen, dass ein Papst sich die Gedanken und Worte anderer Autoren zu eigen macht oder gleich einen Ghostwriter hernimmt (die Enzyklika Mit Brennender Sorge von Pius XI. stammt im Wesentlichen aus der Feder von Eugenio Pacelli und Fides et Ratio von Johannes Paul II. stammte wohl im Wesentlichen aus der Feder von Joseph Ratzinger), problematisch wird es, wenn offenkundig nicht die geoffenbarte Wahrheit das Leitmotiv war. Insofern empfinde ich es weniger als beruhigend und eher als Anlass der Sorge, dass der Papst im nächsten Abschnitt extra betonen zu müssen glaubt, dass er »diese Enzyklika auf der Grundlage meiner christlichen Überzeugungen, die mich beseelen und nähren« geschrieben hat. Normalerweise sollte man das beim Oberhaupt der katholischen Kirche voraussetzen und niemals in Zweifel ziehen können... und nie hat es ein Papst für nötig empfunden, dies seinen Lesern zu versichern!

 

Der äußerst fragwürdige Umgang mit den überlieferten Worten des heiligen Franz von Assisi lässt mich zweifeln, ob der Papst Franziskus den heiligen Franziskus wirklich als Vorbild ernstnimmt, oder ob dieser jenem nicht vielmehr nur als Projektionsfläche für die eigenen unausgegorenen Ideen dient... gepaart mit den merkwürdigen Bemerkungen zur Entstehung des Dokuments ziehen für mich gleich in den ersten paar Abschnitten in Zweifel, ob diese Enzyklika überhaupt als authentische Äußerung des päpstlichen Lehramts betrachtet werden kann... 

Hmm...

Davon abgesehen enthält das Dokument enorm viele Wiederholungen aus früheren Äußerungen, manche hilfreiche Bemerkung, und manche nicht so hilfreiche... Hätte man sich eigentlich sparen können, das viele Papier... ein dreiseitiger Brief an die Menschheit hätte es auch getan.

Samstag, 10. Oktober 2020

Maranatha

In Zeiten erdrückenden Kirchenschmerzes
 

Komm, Herr Jesus, komm, führ die Welt zum Ende, dass der Tränenstrom sich in Freude wende. Brenn das Haus der Zeit hin in deinen Feuern; wolle es erneuern in der Ewigkeit.

Alle Kreatur liegt mit uns in Wehen; dein Erbarmen nur lässt sie heil erstehen. Was da wehrlos ist und im Bann des Bösen, komm, es zu erlösen, komm Herr Jesu Christ.

Nüchtern und bereit lass uns, Herr, hier leben und in Lauterkeit von dir Zeugnis geben. Wie es dir gefällt, lass uns sein und handeln, dass wir selbst uns wandeln und erneun die Welt.

Komm, du Menschensohn, lass dein Reich erscheinen;denn vor deinem Thron wird sich alles einen. Friedvoll, neu und fromm steigt herauf die Erde: Amen, dass es werde, komm, Herr Jesu, komm.

(Maria Luise Thurmair, im alten Gotteslob Nr. 568)

Innovative Ideen und viel Relevanz!!!

Sodom

Die Erzdiözese München und Freising hat Ende September einen einjährigen "Gesamtstrategieprozess" gestartet, mit dem man das Bistum erneuern will... An den Anfang wurde von einer verantwortlichen Person drei Fragen gesetzt: "Wie relevant sind wir? Wie sehen uns andere? Und wie wollen wir gesehen werden?" (siehe HIER)

Und, hey, der Prozess wird unterstützt durch die Unternehmensberater von PriceWaterhouseCoopers und ein Marktforschungsinstitut soll Befragungen durchführen (was das wohl alles kostet?); wichtig dabei: "Menschen, die in der Kirche aktiv sind, ihr nahestehen, werden ebenso befragt werden wie Fern- oder Außenstehende." Das kann ja nur eine Erfolgsstory sein! Einen schmissigen Slogan hat man auch schon: "Wirkung entfalten + Kirche gestalten". Da fühlt man sich glatt an Jesu Auftrag an seine Jünger erinnert: "Gehet hin, entfaltet Wirkung und Gestaltet Kirche!

Übrigens, nicht witzig: Gott kommt nicht vor. Man baut stattdessen konsequent auf das Mittun der Haupt- und Ehrenamtlichen "die die Kirche durch ihr Engagement mithalten und durch verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus den Gremien und Institutionen der Erzdiözese maßgeblich in dem Gesamtstrategieprozess mitwirken werden."

Komisch. Mein Instinkt als Getaufter animiert mich zu Fragen die irgendwie anders klingen: Wie in Christus verwurzelt sind wir? Wie sieht uns Gott? Wie wollen wir mit und aus Gott leben? Aber was weiß ich schon... diese vielen gut bezahlten Angestellten von "Kirche" sind viel klüger als ich... und jetzt haben sie ein Jahr lang Zeit, mal richtig die Sau rauszulassen, denn, wie sagte eine andere waszusagenhabende Person: "wir dürfen nicht an alten Traditionen festhalten, wir müssen innovative Ideen entwickeln und umsetzen". Chapeau!

Ob so auch die Leute in Sodom (s. Bild) gedacht haben?


*graus*

Freitag, 9. Oktober 2020

J. H. Newman über die hl. Eucharistie

»Christ has promised He will be with us to the end,—with us, not only as He is in the unity of the Father and the Son, not in the Omnipresence of the Divine Nature, but personally, as the Christ, as God and man; not present with us locally and sensibly, but still really, in our hearts and to our faith. And it is by the Holy Ghost that this gracious communion is effected. How He effects it we know not; in what precisely it consists we know not. We see Him not; but we are to believe that we possess Him,—that we have been brought under the virtue of His healing hand, of His life-giving breath, of the manna flowing from His lips, and of the blood issuing from His side. And hereafter, on looking back, we shall be conscious that we have been thus favoured.« (PPS 6,10)

»The text [Joh 6,50] speaks of the greatest and highest of all the Sacramental mysteries, which faith has been vouchsafed, that of Holy Communion. Christ, who died and rose again for us, is in it spiritually present, in the fulness of His death and of His resurrection. We call His presence in this Holy Sacrament a spiritual presence, not as if "spiritual" were but a name or mode of speech, and He were really absent, but by way of expressing that He who is present there can neither be seen nor heard; that He cannot be approached or ascertained by any of the senses; that He is not present in place, that He is not present carnally, though He is really present. And how this is, of course is a mystery. All that we know or need know is that He is given to us, and that in the Sacrament of Holy Communion.« (PPS 6,11)

Sonntag, 4. Oktober 2020

Wir besitzen den Glauben nicht

Es ist ein wiederkehrendes Motiv insbesondere in der Religionspädagogik und in der Pastoral, dass man uns sagt, wir würden den Glauben ja nicht "besitzen". Damit ist i.d.R. gemeint, dass Menschen, die etwa in der Sakramentenpastoral oder im Reli-Unterricht tätig sind, nicht so handeln und sprechen sollen, als wüssten sie über den Glauben Bescheid, als hätten sie Antworten auf irgendwelche Fragen. Den Glauben, so sagt man, müssen die Adressaten selbst kennenlernen, man darf ihnen nichts "vorsetzen". 

Ich glaube ja, dass wir das anders sehen müssen: Wir besitzen den Glauben der Kirche nicht, denn er ist objektiv vorgegeben und uns nur zur Verwaltung (= Weitergabe) anvertraut. Darum dürfen wir ihn in seiner ganzen Fülle niemandem vorenthalten. Wenn wir den Glauben nicht unverkürzt weitergeben, dann benehmen wir uns wie die Winzer im heutigen Evangelium: Wir stellen selbst die Regeln auf und verfahren nach unserem Gutdünken mit diesem Glauben, wir stellen uns dann faktisch über den Glauben, üben Herrschaft und Verfügungsmacht über das Evangelium aus, die uns nicht zusteht. Wir dürfen und können das Evangelium nicht machen, wir haben nur den Auftrag, es weiterzutragen, wir sind Empfangende, damit wir weitergeben. Nicht als Besitzer die frei gestalten und "machen" können, sondern als Verwalter: Als Apostel. Der Apostel ist nicht Schöpfer der Botschaft, sondern ihr Bote; er kann und darf sich nicht aussuchen was er verkündet.

Dienstag, 29. September 2020

In memoriam Joseph Schumacher

"Erst die Liebe öffnet die Augen für die Wahrheit." 

Ich beneidete ihn nie darum, aber bewunderte ihn stets dafür, dass er unablässig allen Schund und alles Übel, das in der Kirche (und außerhalb) gegen diese Kirche wuchert, klar wahrgenommen und konsequent im christlichen Geist und an der Wahrheit gemessen hat...

An diesem Altar (Marienkapelle in der Pfarrkirche St. Martin in der freiburger Innenstadt) hat Prof. Schumacher über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehte, täglich die Frühmesse gefeiert. R.I.P.

Sonntag, 27. September 2020

Die Methode von "Gemeinsam am Tisch des Herrn"

Mit dem Dokument „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ (GTH) möchte man – gegen die ausdrückliche Weisung aus Rom – die Interkommunion in das Belieben des Einzelnen (seine „Gewissensentscheidung“) stellen. Im Folgenden möchte ich anhand von zwei kleinen Beispielen (die durchaus repräsentativ sind für die Methode des ganzen Dokuments) illustrieren, wie die „Theologie“ in dem Dokument funktioniert.

 

Erstes Beispiel:

In Punkt 4.6 möchte man sich gerne auf den großen Kirchenlehrer Augustinus berufen für die Idee, dass die evangelische und katholische Gottesdienstpraxis im Grunde nur Ausdruck einer zu respektierenden Vielfalt sei. Sodann wird behauptet: Die von Augustinus „geforderten konstitutiven Elemente, die unbedingt zu beachten seien, sind erstaunlich wenige.“ Man unterlässt es freilich, den Kirchenlehrer zu zitieren oder auch nur auf eine konkrete Textstelle zu verweisen, sondern spricht nur von „einem Brief an den Bischof Januarius“ (immer ein guter Anlass zur Skepsis!).

Also: Worum geht es? Der Kirchenlehrer wurde von Januarius, einem „Sohn im Geiste“, gefragt, ob es denn legitim sei, was dieser in manchen Ortkirchen an religiösen Praktiken beobachtet hat. Darauf sagt Augustinus (ich vermute, auf diesen Satz beziehen sich die Autoren von GTH in ihrer ersten diesbezüglichen Behauptung): „Ein verständiger und ernsthafter Christ hält nun nicht den einen Gebrauch für besser, den anderen für schlechter, sondern er schließt sich dem Brauche der Gemeinde, bei der er sich gerade befindet, an.“

Die Autoren von GTH tun so, als wäre dieser Standpuntk Ausgustins auf die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten anwendbar. Aber um welche „Bräuche“ geht es hier? Zunächst muss man wissen, dass Augustinus sehr klar unterscheidet zwischen Bräuchen die auf der Offenbarung in der Schrift beruhen, solchen die, auf die Offenbarung gegründet, von den Konzilien festgesetzt und von der ganzen Kirche als verbindlich anerkannt sind, und solchen Bräuchen, die nur lokale Relevanz haben. Die in Frage stehenden Punkte, um die es in diesem Austausch zwischen Januarius und Augustinus geht sind: Die Häufigkeit der Kommunion (täglich oder nur am Sonntag?), örtlich anzutreffende Milderungen des Fastens in der Fastenzeit (regelmäßige Bäder) und der Zeitpunkt der Kommunion an Gründonnerstag (vor oder nach dem Essen?). Um es gleich vorweg zu nehmern: Die in Frage stehenden Punkte gehören allesamt der letzteren Kategorie an: regionale Bräuche, die weder in der Schrift vorgegeben, noch von der Kirche allgemein vorgeschrieben sind.

Nachdem Augustinus an einigen Beispielen dargelegt hat, was für die ganze Kirche gilt (die Feier von Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten), schreibt er: „Andere Gebräuche sind verschieden nach Gegend, Land, Ortschaft. So fasten einige am Sabbate, andere nicht. Einige empfangen täglich den Leib und das Blut des Herrn, andere nur an bestimmten Tagen. An einigen Orten unterbleibt das heilige Opfer keinen Tag, an anderen wird es nur am Sabbat und am Sonntag, an anderen wieder nur am Sonntag dargebracht. Diese und ähnliche Gebräuche derart können nach freier Wahl beobachtet werden.“ Und genau hieran schließt sich das zuvor zitierte Plädoyer zum Respekt vor anderen Bräuchen an. Und direkt im Anschluss an selbiges Zitat heißt es: „Denn was offenbar weder gegen den Glauben noch gegen die guten Sitten verstößt, das ist als indifferent zu betrachten und muß beobachtet werden im Anschlusse an jene, bei denen man sich befindet.“

Der Punkt ist: Aus katholischer Sicht verstößt die protestantische Auffassung (und auch die in „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ dargelegte Aufassung) dem Glauben der Kirche und zwar in vielfacher Hinsicht (um nur die wichtigsten Punkte zu nennen: Kirchenverständnis, Amtsverständnis, Opferverständnis…); ebenso verstößt die katholische Auffassung gegen den Glauben der Protestanten. Das ist der Grund, warum wir von einer „getrennten Christenheit“ sprechen und warum es „ökumenische Gespräche“ gibt.

Dass man sich dann noch im selben Abschnitt auf den Libellus ad Leonem X beruft, der die Vielfalt der in der Grabeskirche in Jerusalem um das Jahr 1500 gefeierten Riten rühmt, ist absolut lächerlich: Zu dieser Zeit waren sich alle Christen der verschiedenen west- und ostkirchlichen Traditionen in ihre Verständnis der Eucharistie einig: Es ist das wahre Fleisch und Blut des Erlösers, das geopfert wird. Das trifft übrigens bis heute auf die in der Grabeskirche vertretenen Riten zu, zumal Protestanten, verglichen mit den in der Grabeskirche vertretenen Kirchen, deutlich weniger Interesse an diesen historischen heiligen Stätten haben (ähnlich wie sie auch weniger Interesse an Reliquien haben). Das Dokument gesteht sogar selbst ein, dass der Bezug auf die Liturgie in der Grabeskirche um 1500 für einen Vergleich völlig unbrauchbar ist: Es redet an ganz anderer Stelle von „Elementen der Gestaltung“ von Liturgie, die „beginnend im 16. Jahrhundert[!] und fortdauernd bis heute“ als trennend empfunden werden... Na, wer daran wohl schuld ist? Bestimmt die Katholiken, die sich mit allen Ost- und altorientalischen Kirchen bis heute in ihrem Verständnis von der Eucharistie einig sind!

Man sieht also wie hier historische Befunde behandelt werden: Auf dem Niveau von Klischees und unter Verfälschung des damaligen wie des heutigen Kontextes. Genau so scheint auch das historische Faktum der Kirchenspaltung behandelt zu werden.

 

Zweites Beispiel:

In Punkt 5.6.1 ist zu lesen: „Die liturgischen Feierformen des Abendmahls/der Eucharistie sind in allen Konfessionen in unterschiedlichem Maße regional geprägt“. Der Satz vermittelt den Eindruck, als wolle er nur sagen, dass innerhalb des Protestantismus und innerhalb des Katholizismus jeweils regionale Prägungen der je eigenen Bräuche existieren, was natürlich ein triviales Statement ist. Gegen Ende des Abschnitts tritt jedoch eine recht ausgeklügelte sprachliche Verschiebung ein, die darauf zielt, die Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken, ganz im Sinne des zuvor behandelten irreführenden Bezugs auf Augustinus, geradezu unter diese regionalen Unterschiede zu summieren.

Um dorthin zu gelangen verdreht man faktisch die Prioritäten: Das Wichtigste wird wie das Unwichtigste behandelt. So fängt man in dem Abschnitt damit an, über Kirchenlieder zu sprechen und über zuweilen regional anzutreffenden liturgischen Tanz. Sodann geht es recht ausführlich um Leseordnungen und deren unterschiedliche Verbindlichkeit. Schließlich werden Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte in aller Knappheit als „feste Bestandteile“ (mit Variationen) benannt. Und dann, wie als sei es eine nachklappende Nebenbemerkung, wird erwähnt, dass „Analoges“ (also, dass es sich um „feste Bestandteile“ handelt) auch für „das Gedächtnis der Einsetzung des Abendmahls/der Eucharistie durch Jesus Christus“ sowie für bestimmte Gebete (z.B. Sanctus), Glaubensbekenntisse und Segenshandlungen gelte. Daher, so heißt es schließlich, „überwiegt somit der Eindruck, dass wesentliche Bestandteile der Abendmahlsliturgie sowie der Feier der Eucharistie übereinstimmen.“

Mal davon abgesehen, dass Katholiken nur einmal im Jahr „das Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie“ feiern – nämlich an Gründonnerstag; an allen anderen Tagen feiern sie schlicht die Eucharistie, die Formulierung spart also den wesentlichen Sinngehalt der Eucharistie gekonnt aus und reduziert sie auf ein bloßes Gedächtnis –, sei auf die äußerst geschickte Komposition des ganzen Abschnitts aufmerksam gemacht: Den weitaus größten Raum nehmen Kirchenlieder, liturgischer Tanz und Leseordnungen ein, der wesentlichste Teil – die Eucharistie – taucht nur wie in einer Nachbemerkung und innerhalb einer Aufzählung auf. Auf diese Weise erreicht man genau das, was man abschließend feststellt: Es entsteht der Eindruck(!) einer Übereinstimmung im Wesentlichen, während man in Wahrheit das Wesentliche so klein, nebensächlich und nichtssagend wie nur irgend möglich dargestellt hat.

Strategie und Gedankengang des ganzen Dokuments sind in diesem Beispiel gewissermaßen „im Kleinen“ deutlich sichtbar: Es ist ein Taschenspielertrick, der die Perspektive so verdreht und das Wesentliche so kastriert, dass man anhand der kümmerlichen Reste eine Übereinstimmung behaupten kann.

 

Drei abschließende Gedanken dazu:
Das Dokument „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ behauptet Einigkeit im Verständnis des Herrenmahls, verschweigt aber wesentliche Elemente des katholischen Eucharistieglaubens oder bestreitet sie sogar ausdrücklich (z.B. die Notwendigkeit eines geweihten Amtes und die wesensmäßig enge Beziehung zwischen Kirche und Eucharistie). Selbstbewusst verortet sich das Dokument in einer Zeit der „Ernte der Früchte der bisherigen ökumenischen Dialoge“… wenn das aber die Früchte sind, dann ist der Baum, von dem sie kommen, todkrank und muss dringend „umgehauen und ins Feuer geworfen“ werden (vgl. Mt 7,19)… Das mit der Berufung auf das Gewissen des Einzelnen ist darum auch nur eine Farce, denn ein Gewissen, das mit diesem Dokument gebildet ist, ist ein bewusst in die Irre geführtes, zumindest aber ein zutiefst uninformiertes. Das Dokument ist eine bewusste, gut durchdachte Irreführung und ich bin froh, dass man das auch in Rom sehr deutlich sieht. (Es schmälert aber nicht das Selbstbewusstsein der Autoren, immerhin wurde dieses Dokument eines innerdeutschen ökumenischen Arbeitskreises in seiner Buchform zweisprachig deutsch-englisch herausgebracht... man wähnt sich also offenkundig als Vorreiter und Lehrer der weltweiten Christenheit.)

Wenn nun medial behauptet wird, die Rüge aus Rom würde ja nur dieses Dokument treffen und nicht den Plan, beim kommenden Ökumenischen Kirchentag Interkommunion aus Gewissensgründen zu praktizieren, dann ist auch das eine bewusste Irreführung, zumal der Brief deutlich sagt: „Die Lehrunterschiede sind immer noch so gewichtig, dass sie eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl bzw. an der Eucharistie derzeit ausschließen. Das Dokument kann daher auch nicht als Leitfaden für eine individuelle Gewissensentscheidung über eine Hinzutreten zum Abendmahl bzw. zur Eucharistie dienen.“ Es ist sogar noch mehr: Das Dokument legt großen Wert darauf, dass nach einer langen Zeit des theologischen Diskurses nun die Zeit der praktischen Verwirklichung gekommen sei... zu behaupten, der Brief aus Rom würde nur das Dokument treffen, nicht aber die Praxis, ist eigentlich ein Eingeständnis, dass alles vorherige Reden bedeutungslos war. Damit relativieren die Verteidiger des Dokuments dieses selbst bis zur Unkenntlichkeit.

Das vielleicht traurige ist, und darauf geht auch der kritische Brief aus Rom in seinem Anhang ein, dass das Dokument im Vergleich mit anderen ökumenischen Bemühungen, etwa mit den Lutheranern, einen echten Rückschritt bedeutet und es zugleich nur die Wirkung haben kann, dass es die Gräben zwischen der katholischen Kirche und dem orthodoxen Christentum vertieft, denn es gibt den Glauben auf, der für Katholiken und Orthodoxe zentral ist. Also ist damit nicht nur der katholische Glauben faktisch verraten, sondern auch dem Anliegend er Ökumene wird ein Bärendienst erwiesen. Man könnte lachen, wenn es nicht so ernst und schrecklich wäre. 

 

 

Nachtrag: Hier geht's zu Teil 2.

Interkommunion

 Vor 14 Monaten habe ich den folgenden Text hier schon einmal gepostet, aus aktuellem Anlass sei er wieder hervorgeholt.

Zur Einordnung ist es hilfreich zu wissen, dass Georg Bätzing, der aktuelle Vorsitzende der BDK, der so sehr auf die Interkommunion pocht, vor vielen Jahren über das mit zentrale im Text vorkommende Thema, "Die Eucharistie als Opfer der Kirche nach Hans Urs von Balthasar", ein Buch geschrieben hat... offenbar hat er die Erkennntisse von vor 36 Jahren inzwischen vollumfänglich verworfen.


Hier kann ein Wort über das schmerzliche Thema der ersehnten und noch immer nicht möglichen Interkommunion zwischen christlichen Gemeinschaften gesagt werden, die in ihrem Glaubensverständnis nicht eins sind. Die Differenzen ballen sich gerade an der Stelle zusammen, wo das Geheimnis der Eucharistie steht, das nach unserem Verständnis das für die Kirche zentrale, sie im letzten begründende und erhaltende ist.  
Viele Laien werden von dieser Rolle der Eucharistie zwar überzeugt sein, aber ohne die Voraussetzungen und Folgen dieser Überzeugung hinreichend zu bedenken. So kann man ihnen die Meinung nicht verübeln, Interkommunion könne eine Brücke über die verbleibenden Differenzen bilden, ja vielleicht durch ihr Gnadenwirken helfen, sie zum Verschwinden zu bringen. Aber weder kann das Sakrament, wenn es auf beiden Seiten verschieden aufgefaßt wird, Einheit herstellen, noch kann es seine Funktion sein, eine Versöhnung (gleichsam magisch?, ex opere operato?) zu erwirken, die nur durch bewußte Tat der Menschen hergestellt werden kann. «Bevor du zum Altar hinzutrittst, geh hin und versöhne dich mit deinem Bruder» (Mt 5, 23 f).  
Wiederum werden viele sagen: «Aber ich bin ja mit ihm schon versöhnt, ich habe nichts gegen ihn, wir beide haben die gleiche Taufe empfangen und sind der Überzeugung, Christus in der Feier des Abendmahls zu begegnen. Ist das nicht das Wesentliche?» Dann wäre alles übrige, was uns noch trennt, unwesentlich und könnte, als praktisch nicht ins Gewicht fallend, übergangen werden. Aber zeigen nicht die zahlreichen ökumenischen Gespräche gerade über die Eucharistie heute: man hat sich theoretisch schon so stark angenähert, daß die Verwandtschaft die Differenz eindeutig überwiegt. Was hindert dann das Kirchenvolk - angesichts der von allen Seiten betonten Dringlichkeit der Einigung - die praktischen Konsequenzen zu ziehen?

 

Das ernsthafte Streben nach Einigung in den ökumenischen Gesprächen darf in keiner Weise geleugnet werden, ebensowenig der Nutzen ihrer objektiven Klärungen. Die Frage bleibt, ob die in der Eucharistiefrage tragenden Momente, die im 16. Jahrhundert als kirchentrennend empfunden Wurden, heute als so harmlos erscheinen können, daß sie zu Nebensächlichkeiten herabsinken. Dieser Momente sind vor allem drei. [...]
1. Jesu Selbstverteilung - «dies ist das für euch vergossene Blut des Bundes...» - ist eindeutig vorwegnehmender Hinweis und Einschluß seines Kreuzes, wie denn Paulus sagt, daß der Empfänger des Sakraments den Tod Christi verkündigt. Das «am Vorabend vor seinem Leiden» eingesetzte Sakrament ändert nach Ostern seinen Charakter nicht; es vermittelt nicht eine beliebige Begegnung mit einem zeitlosen Jesus; eine solche findet ja im ganzen Glaubensleben des Christen statt, bei jedem Gebet, bei jeder christlichen Begegnung mit einem Mitmenschen. Es geht um den bewußten Empfang dessen, der sich für uns (unsere Sünde tragend) in den Tod unserer Gottverlassenheit gegeben hat, der gemäß der Zersplitterung der Sünder sich endlos in ihre Egoismen hinab zersplittert hat - weit über den Orpheusmythos hinaus -, um das Verlorene zurückzuholen. Wissen wir (hüben und drüben), daß wir diesem in unseren Abgrund Preisgegebenen, vor dem Schmutz unserer Füße knienden Herrn begegnen? Beten wir ihn als solchen an?
2. Die katholische Kirche Wird nie davon abgehen können, daß Jesus seine Vollmachten zur Konsekration und zur Absolution schwerer Schuld einem Amt in der Kirche anvertraut hat, wie es zunächst von den «Aposteln» ausgeübt und dann von ihnen ausdrücklich an solche weitergegeben wurde, die es ihrerseits weiterzugeben haben: «Dazu habe ich dich auf Kreta zurückgelassen, damit du das, woran es noch fehlt, in Ordnung bringst und Stadt für Stadt Presbyter einsetzest, wie ich dir aufgetragen habe» (Tit 1,5). Diese Ordnung erscheint schon in den ersten nachapostolischen Schriften (Klemensbrief um 96, Ignatiusbriefe um 115) durchgeführt, und hinter sie - auf mögliche, aber mehr oder Weniger hypothetische Gemeindestrukturen, die sich unter den Augen und mit Billigung der Apostel ausformten - kann die Kirche nicht zurückgehen. Eine volle Kommunion zwischen kirchlichen Gemeinschaften - und die Eucharistie ist der Ausdruck der vollen und nicht einer partiellen Kommunion - setzt die sowohl sichtbar verkörperte Wie geistig bejahte Gemeinschaft im kirchlichen Amt voraus, von dem man nicht (wie gewisse katholische Theologen es tun) sagen kann, es sei in seiner Wesensstruktur durch die Kirche selbst veränderbar. Ist es doch wesentlich und bleibend Geschenk Christi an die Kirche, die kraft dieses Geschenkes sein darf, was sie ist. 
Das ist zentral festzuhalten, und es ist uns weder möglich noch erlaubt, aufgrund von Spekulationen darüber, was Gottes Gnade in Notfällen und gleichsam am Rande zu tun, in welchen Glaubensgemeinschaften der Herr der Kirche sich zu vergegenwärtigen vermag, die normale kirchliche Struktur in ihrer Geltung zu relativieren.
3. Schließlich ist auf das Mysterium hinzublicken, das wir anläßlich der Rolle Marias zu umschreiben versuchten: die sehr geheimnisvolle, aber nicht zu bezweifelnde Hineinnahme der «geschehenlassenden» (und in diesem Sinn auch mitopfernden) Kirche in das Kreuzesgeschehen. Ein «bloßes Gedenkmal» ist die Eucharistie auf keinen Fall, sie enthält sicherlich eine Einbeziehung der Gemeinde in das Todes- (und Auferstehungs-) Geschehen Jesu, wie differenziert und abgestuft dieses Geheimnis auch dargestellt werden muß. [...] 
Die Eucharistie ist im Kern ein zugleich wunderbares und schmerzliches Geheimnis. Es wäre gut, wenn beide Seiten, die nach gemeinsamer Kommunion drängen, sich dessen bewußt blieben, und im Verzicht auf oberflächliche und übereilte Einigungen etwas von dem Schmerz miterlebten, der in der Selbstpreisgabe Jesu um der Einigung willen in diesem Sakrament verborgen enthalten ist.

(aus: Hans Urs von Balthasar, Kleine Fibel für verunsicherte Laien, 76-79)

Donnerstag, 24. September 2020

Bibel - zeitgemäß 3

Siehe Teil 1 und Teil 2.

Aus der Apostelgeschichte, Kapitel 3,1-6 (zeitgemäß, für die katholische Kirche in Deutschland):

Petrus und Johannes gingen hinauf in den Tempel [...] Und es wurde ein Mann herbeigetragen, der von Geburt an gelähmt war [...] damit er die Tempelbesucher um ein Almosen bitten konnte. Als der nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel gehen wollten, bat er sie um ein Almosen. [...]

Petrus aber sagte: "Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Ich bin nämlich ein breit vernetztes Organisationstalent! Wir werden eine Reihe von Fundraising-Events organisieren und einen e.V. gründen, eventuell bekommen wir so auch Mittel aus dem Bistum gestellt. Ich hab' da schon ein tolle Idee für einen Flyer! Wenn wir Glück haben, können wir auch einen Lokalpolitiker für die Sache gewinnen und ein paar Konzerte veranstalten, dann wirst du mit etwas Glück in Zukunft weniger betteln müssen."

Donnerstag, 30. Juli 2020

Leitungsvollmacht der Bischöfe

Kluge und nötige Worte von Kardinal Cordes bei CNA Deutsch (HIER):

»Wenn katholische Bischöfe für die Leitung der Pfarrgemeinde auf das Weihesakrament verzichten wollen, propagieren sie nicht nur einen theologischen Irrweg. Sie sägen vielmehr den Ast ab, auf dem sie selbst sitzen; ja, sie betreiben gleichsam eine Art von Selbstverstümmelung. Sobald Leitungsvollmacht nicht mehr sakramental von Gott her getragen ist, entfällt das Fundament für alle OIKONOME [= Aufbau der Gemeinde] der Kirche und ihre geistliche Autorität. Was fälschlich für die niedere Stufe des priesterlichen ORDO behauptet wird, gilt auch für die höhere Stufe desselben Sakramentes. Demnach würden nicht nur Priester, sondern alle kirchlichen Amtsträger delegitimiert. In wessen Namen sprächen dann Bischöfe – in dem ihres akademischen Titels; in dem des Domkapitels, das sie wählte? Nicht einmal die communio episcoporum [= Gemeinschaft der Bischöfe] deckte ihre Autorität, denn dieser gehören sie zu kraft ihrer Weihe.«

Freitag, 24. Juli 2020

Hirtenamt und Laienwürde

Dass nun nicht wenige Bischöfe den Laien mehr Leitungsverantwortung (vulgo: Macht) in der Kirche geben wollen, erinnert mich sehr an die Zeit der Fürstbischöfe, die keine Weihe empfangen hatten, sondern eigentlich nur weltliche Herrscher waren. Sakramentale Verrichtungen übernahmen die so genannten „Weihbischöfe“, die extra angestellt wurde, weil die eigentlichen „Bischöfe“ mangels Weihe selbst keine Weihen vornehmen konnten. Zu Recht lehnen wir solche Verhältnisse heute ab: Der oberste Hirte eines Bistums muss geweiht sein, wirklich Bischof sein, nicht bloß ein weltlicher Herrscher. Aber warum eigentlich? Man hat damals das Leitungsamt in der Kirche in zwei Bestandteile zerlegt, die zuvor fraglos zusammen gehörten: Sakrament und Regiment (da steckt das Wort „regieren“ drin).

Ein kurzer Abstecher: Das Volk Israel verlangte einst in seiner Ignoranz: „ein König soll über uns herrschen!“ Dies geschah mit der Begründung: „Wir wollen wie alle anderen Völker sein.“ (1 Sam 8,19-20) [Man vergleiche die fast gleichlautende Formulierung beim Götzendienst: „Wir wollen sein wie die Heiden, wie die Völker in den andern Ländern, und Holz und Stein anbeten.“ (Hes 20,32)] In ähnlicher Weise ist die Aufspaltung des Hirtenamts in der Kirche nach dem Vorbild der profanen Welt geschehen: Man wollte das Regiment ohne das lästige Sakrament, oder konkreter: Man wollte Herrschaft (Prestige und Geld) ohne zölibatär leben zu müssen... so wie die weltlichen Herrscher auch. Nochmal anders: Laien wollten Macht in der Kirche.

Seit ältester Zeit gehören in der Kirche Leitung und Heiligung wesentlich zusammen, beides war und ist Merkmal des einen in apostolischer Nachfolge ausgeübten Hirtenamtes, wie es dem Sinn und Existenzgrund der Kirche (Verkündigung des Evangeliums) entspricht. Das Führen der Herde auf die Weide und zur Quelle umfasst stets beides: Leitung und sakramentliche Heiligung. Joseph Ratzinger hat treffend beschrieben, was geschieht, wenn diese Einheit aufgebrochen wird: Es handelt sich um eine unzulässige Trennung jener beiden Vollmachten des Hirtenamtes, „bei der die eine ins Magische, die andere ins Profane abgedrängt wird: Das Sakrament wird nur mehr rituell und nicht als Auftrag zur Leitung der Kirche durch Wort und Liturgie gefaßt; das Leiten umgekehrt wird als ein rein politisch-administratives geschäft gesehen – weil man offenbar die Kirche selbst nur für ein politisches Instrument hält.“ (Demokratie in der Kirche, 31-32) „In Wahrhweit“, so fährt Ratzinger fort, „ist das Vorsteheramt in der Kirche ein unteilbarer Dienst. Die Kirche, der vorzustehen ist, ist ihrem Kern nach Versammlung. Diese Versammlung aber kommt zusammen, um Tod und Auferstehung Jesu Christi zu verkündigen. Das Vorstehen in ihr vollzieht sich daher nicht anders als in der Vollmacht der sakramentalen Verkündigung.“ (Ebd.)

Die Fürstbischöfe mit ihren Weihbischöfen waren ein Bruch mit dieser apostolischen Tradition, ein Schandfleck der Kirchengeschichte. Die so handelnden wollten es bequem, wollten herrschen, ohne lästige sakramentale Vollzüge und die an sie geknüpften Verpflichtungen. Sie wollten die Macht, aber ohne den großen Anspruch der Lebenshingabe im sakramentalen Amt, denn dieser Anspruch ist kein geringer. Mit den Worten von Marianne Schlosser: „Die Ehelosigkeit ist eine sehr konkrete, auch in der Dimension des Verzichtes spürbare, Form der Übereignung an Gott: Ihm wird gegeben das Verlangen, fruchtbar und nicht sinnlos zu leben, und die Sehnsucht, personal geliebt zu sein. Es wird gegeben ‚um des Himmelreiches willen‘, in der glaubenden Gewissheit, dass man niemals Gott etwas gibt, ohne dass ER mehr zurückgibt, in der zuversichtlichen Hoffnung, dass dadurch diejenige Liebe (caritas) wachse, die zum Heil anderer beiträgt, die Liebe des Guten Hirten, der sein Leben für die Seinen einsetzt.“ (hier)
Natürlich schützt die Sakramentalität des Amtes nicht völlig vor dem Missbrauch von Macht und vor falschen Motiven. Aber es besteht doch die begründete Hoffnung, dass das Wirken Gottes und das Gebet der Gläubigen wirksam werden können. Oder, wie es Marianne Schlosser an anderer Stelle ausdrückt: „Die Kirche bindet die Übertragung von Vollmacht und besonderer Verantwortung an Kriterien, auch an eine längere Ausbildung und Prüfung der charakterlichen und religiösen Voraussetzungen eines Kandidaten, um Risiken zu minimieren. Und im Ritus der Weihe kommt das Vertrauen in das Gebet der Gläubigen zum Ausdruck, dass der Heilige Geist nicht untätig bleiben wird. Solange das Leitungsamt (‚munus regiminis‘) – selbst wenn das nur ein fernes Ideal wäre! – dialektisch mit der ‚diakonia Christi‘ (Joh 13,13-16; Lk 22,27) verbunden ist, das heißt: mit der Entäußerung von sich selbst notfalls bis zur Lebenshingabe, gibt es wenigstens Hoffnung, dass sich einige, viele, möglichst alle daran ausrichten – Hoffnung, dass man den Gipfel nicht aus den Augen verliert, selbst wenn man zurückfiele.“ (hier)

Was wir heute erleben, erinnert doch stark an jene finsteren Zeiten der Fürstbischöfe, nur etwas abgewandelt: Die heutigen Bischöfe wollen ebenfalls den Leitungsdienst vom Heiligungsdienst abtrennen, nur wollen sie im Unterschied zu den Fürstbischöfen die Last der Leitungsverantwortung abgeben.
Ich kann zwar keinem unserer Bischöfe ins Herz schauen, ihre Motivationen sind mir fremd, aber es scheint mir nicht so weit hergeholt, auch hier eine gewisse Bequemlichkeit zu vermuten. Das gleiche erleben wir seit Jahrzehnten mit den Pfarrern. Nicht wenige Bischöfe und Pfarrer, so scheint mir, sind froh darüber, nur mehr „Sakramentenonkel“ zu sein und die lästige Verantwortung der schnöden Leitung und Verwaltung abgeben zu können: „Die Leute lassen sich ja eh nichts mehr sagen!“ Damit geben sie auch Verantwortung ab und nehmen so wiederum viele Lasten von ihren Schultern weg.
Damit tun die Verantwortlichen das Gleiche, was die Fürstbischöfe von einst taten: Sie zerteilen das eine Hirtenamt gegen die beständige Überlieferung der Kirche, so als ob Leitung und Heiligung voneinander getrennte Aufgabenbereiche wären. Man kann sie wohl unterscheiden, aber in der Kirche, die sowohl eine sichtbare Institution als auch eine unsichtbare sakramentale Wirklichkeit ist, lassen sie sich nicht trennen.

Dass die gegenwärtigen Strukturen in Deutschland eine solche Trennung erforderlich machen würden (sprich: verteilung auf mehrere Schultern), ist ein Scheinargument, denn diese Strukturen wurden ja bewusst anhand der Prämisse errichtet, dass die Laien immer mehr davon übernehmen sollen. Die Strukturen sind nicht einfach so, wie ein Schicksal, wie ein Umstand, mit dem man sich arrangieren muss… sie wurden von den Verantwortlichen im wachen Zustand so gestaltet, auch auf Druck der Laien die nach Macht strebten. Bestes Beispiel sind Pfarrgemeinderäte, die laut Kirchenrecht eigentlich nur beratende Funktion haben dürften, faktisch hierzulande aber bestimmend sind und dem Pfarrer nur das negative Rech des Einspruchs lassen, ihm also die positive Initiative faktisch aus der Hand genommen haben.

Übrigens zeigt sich dieses gleiche Muster der Zerteilung des Hirtendienstes und der Rückkehr zu überwundenen Fehlentwicklungen der Geschichte auch bei der Argumentation für das Frauenpriestertum. Etwa, wenn mit der großen Bedeutung argumentiert wird, die in der Vergangenheit manche Äbtissinnen hatten. Diese hätten viel Macht und Einfluss besessen und sogar nach ihrem Gutdünken über Priester bestimmt, folglich könne man Frauen nicht von Leitungspositionen, sogar über den Priestern, ausschließen.
Dabei wird freilich das Faktum unterschlagen, dass jene Äbtissinnen mehr Ähnlichkeit mit jenen Fürstbischöfen hatten, als mit Ordensfrauen: Auch für so eine Äbtissin war der Posten eher eine herrschaftliche Einrichtung (Prestige und Geld): Sie waren weltliche Herrscherinnen, lebten nicht im Kloster, legten keine Gelübde ab und verließen den Posten des Öfteren bald wieder um zu heiraten. Auch hier waren Leitungsdienst und Heiligungsdienst (die geistliche Führung der Klostergemeinschaft) zerteilt: Die geistlichen Aufgaben übernahm, analog zu den oben erwähnten Weihbischöfen, die Priorin, die Äbtissin schaute nur gelegentlich mal vorbei. (Mit vielen Äbten war das übrigens genauso.) Ihre „Leitungsposition“ als Äbtissin hatten sie also darum inne, weil sie weltliche Herrscherinnen waren. Oder so: Sie hatten ihre Macht nicht, weil oder trotz dass sie Äbtissinnen (oder: Frauen) waren, sondern sie waren Äbtissinnen, weil sie weltliche, feudale Machthaber waren, ihr Geschlecht spielte dabei keine Rolle. Na, ob das ein gutes Modell für heute ist?

Also: Man möchte Leitungsdienst und Heiligungsdienst trennen, und fällt damit in den gleichen Irrtum, den wir zu Recht verurteilen, nämlich die Zerteilung des apostolischen Hirtenamtes. Rom hat diesen wesentlichen(!) Zusammenhang bezüglich der Pfarrer nun erneut bekräftigt und zugleich die Verantwortung der Laien für die angestrebte pastorale Umkehr betont.


Wo liegen die Gründe?

Vielleicht kommen wir dem Grund für das heutige „Machtstreben“ der Laien durch die Sprache etwas näher: Wenn wir in dieser Debatte von „Verantwortung“ reden, dann meinen wir Leitungsverantwortung, Letztverantwortung. Doch das ist eine extreme Verkürzung. Verantwortung trägt nämlich auch der, der nicht das letzte Wort hat. Man spricht dann ungeschickterweise von „Mitverantwortung“ und wertet das als einen negativen, abwertenden Ausdruck. Das empfinde ich aber als irreführend. Denn auch wenn ich nicht der letzte Entscheider, der Hauptverantwortungsträger bin, so bin ich doch (mit-)verantwortlich für das Ganze. Ich bin verantwortlich durch mein Zeugnis in meinem Lebenswandel und in meinem Wort. Ich bin ggf. verantwortlich im beratenden Wort und im Gehorsam, soweit es eben an mir liegt.
Und da sehe ich den Knackpunkt: Dieses Letzte ist nicht gewollt. Diese Form der Verantwortung (für das eigene Handeln!) ist nicht gewollt. Niemand will gehorsam sein, und zwar nicht bloß was den Pfarrer oder den Bischof betrifft. Letztlich geht der Gehorsam bekanntlich gegen Gott („wer euch hört, hört mich“). Dieser darf bekanntlich nicht mehr als Gebietender verkündet werden, sondern muss stets auf Augenhöhe gehalten werden – die Zehn Gebote sind nur ein Gesprächsangebot. Das Machtstreben der Gläubigen hat seine letzte Motivation, sein letztes Ziel nicht in der Augenhöhe mit Pfarrer und Bischof – das sind nur Äußerlichkeiten –, sondern der Abbau der irdischen Hierarchie soll v.a. strukturell (sichtbar) das widerspiegeln, was ohnehin schon im Gottesverhältnis propagiert und eingeübt wurde.
Letztlich spricht man nicht dem Bischof die Leitungsvollmacht ab, sondern Gott. Alles soll dialogisch, demokratisch sein. Darum müssen Heiligung und Leitung getrennt werden: Die Heilung und Heiligung von Gott möchte man, aber die Gebote nicht unbedingt, nur wenn sie gerade passen. Man ist bequem. Den Anspruch, der mit dem Heilsangebot Gottes einhergeht, den lehnt man ab. Die Bedingung nimmt man eigentlich gar nicht mehr wahr: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben“ (Joh 15,10).

Und was machen die Hirten angesichts dieser Bestrebungen? Die meisten Bischöfe (und Pfarrer) haben diesbezüglich schon lange klein beigegeben. Es wird weithin nicht mehr verkündet, sondern möglichst unverbindlich angeboten; nicht mehr ermahnt, sondern nur noch beraten. Nicht wenige Hirten haben sich ein Fell übergezogen, laufen auf allen Vieren und machen freudig „määh“.
Ein Freund hatte mir das neutlich sehr drastisch gesagt: Er befürchtet, dass es nie zu einem „offiziellen“ Schisma kommen wird, sondern dass der Brand unbenannt, knapp unter der Oberfläche und kaum durch Floskeln verschleiert, weiter vor sich hin schwelt, da die Hirten (in Deutschland und in Rom) zu schwach sind. Sie haben weder den Charakter, noch die Intelligenz, und erst recht nicht die Leidenschaft, die einen echten Häretiker/Schismatiker vom Schlag eines Marcion, Arius, Jan Hus oder Martin Luther (vgl. dazu das sehr lehrreiche „Buch der Ketzer“ von Walter Nigg) oder ihre katholischen Kontrahenten auszeichneten. Unsere Bischöfe sind in der Mehrheit lauwarm, theologisch alles andere als versiert und sie haben v.a. Angst um ihr Ansehen (vgl. meine Gedanken dazu hier). Anders ausgedrückt: Ein „offizielle“ Schisma erfordert den Mut zum (falschen) Bekenntnis. Den haben unsere Bischöfe in der Mehrheit jedoch nicht.

Das Traurigste ist, dass es nicht so sein muss. Die Alternative ist nämlich gerade nicht die Widerherstellung fürstbischöflicher absolutistischer Verhältnisse. Wenn die Laien, statt den Anspruch und die Last von Gottes Geboten abzuwerfen, sich ihrer Verantwortung vor Gott bewusst wären, gerade dann würde ein fruchtbares und wahrhaft christliches Verhältnis zwischen Klerikern und Laien im Leben der Kirche entstehen. Man stelle sich allein schon die Entlastung vor, wenn die Zuständigkeiten klar wären… die meisten Sitzungen hätten sich erledigt.

Auch hier bietet die verwendete Sprache Anhaltspunkte: So liegt es durchaus im Interesse der Akteure, dass der Begriff „Laie“ negativ besetzt ist und negativ besetzt bleibt. Die negative Definition „Laien sind die, die nicht geweiht sind“ ist in der aktuellen (jahrzehntealten) Debatte mit voller Absicht von interessierten Kreisen gesetzt worden; sie ließe sich problemlos durch eine positive Bestimmung (etwa: Glieder des königlich-priesterlich-prophetischen Volkes [gr. loas] Gottes, auserwähltes Geschlecht, Erben des Reiches Gottes) ersetzen – aber das wird verhindert, denn die Laien sollen sich als Defizitär und als unterjochte Opfer der „Kleriker“ fühlen. Durch diese sprachliche Festlegung haben sie auch weiterhin stets den Eindruck, in „Kirche“ nichts von Bedeutung tun zu können, solange sie nicht entweder die Leitungsgewalt der Geweihten bekommen, oder selbst geweiht werden (Thema Frauenpriestertum). Wobei mir hier die große Mehrheit der Leute nur Stimmvieh einiger Weniger zu sein scheint, die dabei die Hebel in der Hand haben und z.B. jenes Sprachspiel aufrechterhalten, die allermeisten wissen gar nicht, wovon sie reden.

Es ist eine Lüge, wenn behauptet wird, die Laien seien sich ihrer Würde bewusst geworden und würden eben darum nach Macht in der Kirche streben. Die Laien sind die vorrangigen Träger des Auftrags der Kirche! Dieser Auftrag besteht aber gerade nicht darin, „Kirche“ zu gestalten, sondern der Welt das Evangelium zu verkünden (vgl. Ratzingers Kommentar zum suizidalen Weg, HIER). Die Würde der Laien besteht eben gerade darin, die Mission der Kirche in die Welt hinaus zu tragen. Mit einem militärischen Gleichnis (nicht, dass ich besonders militärafffin wäre, aber von Fußball hab ich noch weniger Ahnung): Die Laien sind die Frontlinie der Mission, die Phalanx des „gehet hin und macht alle Völker zu meinen Jüngern“. Die römische Instruktion nennt daher alle Getauften „aktive Protagonisten der Evangelisierung“. Die Kleriker sind dabei eher die Sanitäter und Versorgungsoffiziere im Hintergrund und zuweilen auch mal die Artillerie… der eigentliche Nahkampf wird von den Laien geleistet, die in ihrem Alltag in der Welt mit dem Zeugnis ihres Lebens Christus bezeugen. Darin besteht ihre Würde, nicht in „Macht in der Kirche“.
Ich befürchte (wieder: ich kann in niemandes Herz schauen, aber der Verdacht drängt sich mir auf), dass sich unsere Gremien- und Verbandskatholiken darum so sehr auf die ihnen nicht zustehenden Posten in der Kirche konzentrieren, weil sie nicht willens und/oder nicht fähig sind zum Zeugnis nach draußen, wo ein verwässerter Glaube nichts gilt und nur das furchtlose Bekenntnis den Unterschied macht. Sie sind, im vorigen Gleichnis gesprochen, fahnenflüchtig, und versuchen sich jetzt unter die Versorgungsoffiziere und Sanitäter zu mischen, um bloß nicht an die Front zu müssen.

Rekapitulieren wir: Die Hirten wollen mit den Schafen blöken und die Ziegen möchten gerne Gärtner sein. So. Ein. Unsinn.
Die meisten Hirten und (jedenfalls der Lautstärke nach zu urteilen) der Großteil der Herde gleichermaßen, haben nicht den Mut zum Gehorsam gegenüber Gott und zum Bekenntnis gegenüber den Menschen... welchen Wert hat das ganze dann noch? Dann taugen wir wahrhaftig nur noch als eine politisch-ökologische Pazifisten-NGO...

Donnerstag, 23. Juli 2020

Orientierung zur römischen Instruktion

Anmerkungen zur Orientierung, wenn sich nun verschiedentlich Bischöfe ganz offen gegen die am Montag erlassene Instruktion der Kleruskongregation „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ stellen.

Eine kirchenrechtliche Vorbemerkung:

Eine „Instruktion“ ist kirchenrechtlich in c. 34 §1 CIC klar definiert: „Instruktionen, welche die Vorschriften von Gesetzen erklären und Vorgehensweisen entfalten und bestimmen, die bei deren Ausführung zu beachten sind, werden zum Gebrauch derer gegeben, die dafür sorgen müssen, dass die Gesetze zur Ausführung gelangen, und binden sie bei der Ausführung der Gesetze; diese Instruktionen geben innerhalb der Grenzen ihrer Zuständigkeit diejenigen rechtmäßig heraus, die ausführende Gewalt besitzen.“

Daraus wird ersichtlich:
1) Eine Instruktion ist selbst kein Gesetz, sondern sie ist (nur) auf das Gesetz bezogen. Das bedeutet aber, dass eine Instruktion selbst kein neues Recht setzen oder bestehendes Recht ändern kann, sondern sie ist strikt an den Rahmen, den das Gesetz festlegt, gebunden. (Genau darüber beschwert man sich: Dass man von der zuständigen Autorität darauf hingewiesen wird, was ohnehin schon gilt.)
2) Eine Instruktion hat als Adressaten die zuständigen Verwaltungsorgane, in diesem Fall also die bischöflichen Behörden.
3) Diese Adressaten bekommen mit der Instruktion eine Erklärung des Gesetzes und wie es anzuwenden ist.
4) Die Adressaten sind durch eine Instruktion rechtlich gebunden, sie können sich ihr nicht widersetzen oder sie ignorieren.


Die Instruktion enthält rechtlich gesehen nichts Neues, sie ruft nur in Erinnerung, was ohnehin schon gilt und zeigt u.U. auf, dass manche „Interpretationen“ des geltenden Rechts, etwa bezüglich der Frage, wer eine Pfarrgemeinde leiten kann, falsch sind. Das Thema ist indes nicht neu, es gab 2002 schon einmal eine Instruktion der Kleruskongregation zu dieser Frage mit dem unzweideutigen Titel „Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde“. Dieses Dokument diente wesentlich dazu, „sowohl die Gefahr der ‚Klerikalisierung‘ der Laien als auch jene der ‚Säkularisierung‘ der geistlichen Amtsträger zu überwinden.“ (Nr. 7) Durch solche Tendenzen geschieht nämlich nicht nur eine Abwertung des sakramentalen Hirtendienstes der Priester, sondern zugleich auch eine herabwürdigung des Dienstes der Laien in der Welt (vgl. ebd.).

Das aktuelle Dokument dient dem selben Ziel, es weitet allerdings die Perspektive, indem es eindringlich über die Aufgaben spricht, die allen Gliedern der Gemeinde zukommen: „Es ist notwendig, dass heute alle Laien einen großzügigen Einsatz für den Dienst an der missionarischen Sendung leisten vor allem durch das Zeugnis des täglichen Lebens, das in den gewohnten Lebensbereichen und auf jeder Verantwortungsebene dem Evangelium entspricht, und besonders durch die Übernahme ihnen entsprechender Verpflichtungen im Dienst an der Pfarrgemeinde.“ (Nr. 86)
Die titelgebende „pastorale Umkehr“ kann nur von allen bewerkstelligt werden, denn ihre Voraussetzung ist die Umkehr (Bekehrung) jedes Einzelnen, sie ist nicht durch Diktat von oben realisierbar. Aber wenn die Strukturen fehlerhaft sind, wenn sie auf einem Fundament aus Irrtum ruhen, dann kann solch eine Umkehr nicht geschehen, darum wird eingeschärft was eh gilt: Die Leitung – und damit also der Hirtendienst – ist an das Sakrament der Weihe gebunden.

[Marginalie: Das Tarurigste für mich ist, dass durch den aktuellen „Machtdiskurs“ v.a. eines erreicht wird: der kirchliche Leitungsdienst wird ganz bewusst zu einer Macht umgedeutet. Aus dem sakramental begründeten Dienst geweihter Amtsträger wird so ein politisches Machtgefüge unterschiedlichster Interessenträger.]

In seiner wesentlichen Aussageabsicht, offenbart sich die aktuelle Instruktion als durchaus mutig und zukunftsorientiert. Das fängt schon damit an, dass das Territorialprinzip zwar nicht grundsätzlich in Frage gestellt, aber sehr deutlich auf dessen Elastizität hingewiesen wird: „Doch ist insbesondere heute das Gebiet nicht mehr nur ein geografisch abgegrenzter Bereich, sondern der Zusammenhang, in dem jeder sein Leben, das aus Beziehungen, gegenseitiger Hilfe und lange gepflegten Traditionen besteht, lebt. Auf diesem ‚existenziellen Territorium‘ steht die ganze Herausforderung der Kirche auf dem Spiel. Daher erscheint ein pastorales Handeln überholt, das den Handlungsraum ausschließlich auf den Bereich innerhalb der territorialen Grenzen der Pfarrei beschränkt.“ (Nr. 16)

Das Dokument geht sodann hart ins Gericht mit Pfarreien, die sich auf ein ‚weiter wie bisher‘ verlegen: „Wenn die Pfarrei nicht die der Evangelisierung innewohnende spirituelle Dynamik lebt, läuft sie Gefahr, selbstbezogen zu werden und zu verkalken, da sie Erfahrungen vorschlägt, die den Geschmack des Evangeliums und die missionarische Durchschlagskraft bereits verloren haben und vielleicht nur für kleine Gruppen bestimmt sind.“ (Nr. 17)

Meine Vermutung ist ja, dass man sich bei der Behandlung des Dokuments so sehr auf die Frage von Macht und Autorität versteift, weil man die viel drängendere und dramatische Fragestellung, die der Titel des Dokuments ausspricht und die Sinnziel und Existenzgrund des ganzen Dokuments ist, nicht angehen möchte.
Als Authentizitätsmerkmal und als Kriterium für die Unterscheidung (des Wahren vom Falschen, des Fruchtbringenden vom Kahlen) wird nämlich die missionarische Dynamik einer Pfarrei benannt, was den allermeisten Pfarreien insbesondere in Deutschland klar ein Armutszeugnis ausstellt: „Über die Orte und die Gründe der Zugehörigkeit hinaus ist die Pfarrgemeinde der menschliche Kontext, in dem die Evangelisierung der Kirche vonstattengeht, die Sakramente gefeiert werden und die karitative Liebe in einer missionarischen Dynamik erfahrbar wird, die – über die Tatsache hinaus, inneres Element des pastoralen Handelns zu sein – ein Unterscheidungskriterium ihrer Authentizität ist." (Nr. 19)
Mit einem kurzen Wort: „die ‚traditionellen‘ pfarrlichen Strukturen unter missionarischem Gesichtspunkt zu erneuern [...] ist das Herzstück der gewünschten pastoralen Umkehr" (Nr. 20). Dem glaubt man sich nun nicht stellen zu müssen, weil man das Dokument aufgrund einer anderen Frage, die nicht einmal das Ziel des ganzen ist, ablehnt. (Womit man faktisch das geltende Recht der Kirche offen ablehnt.)

Wenn sich nun bischöflich beklagt wird, die kirchlichen Strukturen, wie sie gegenwärtig in Deutschland sind (etwa mit ihren unzähligen Gremien), würden eine Umsetzung der Instruktion erschweren bis unmöglich machen („dann hockt der Priester ja nur noch in Sitzungen“), dann lasse man sich nicht beirren: Der Fehler liegt nicht in dem, was die Instruktion sagt, er liegt in jenen überbordenden Strukturen, die seit Jahrzehnten aufgebaut wurden – bewusst oder unbewusst am kirchlichen Recht vorbei oder über dasselbe hinweg. Insofern stimmt wohl die Klage mancher Bischöfe, die Instruktion werde der „Situation in Deutschland“ nicht gerecht. Aber mehr als zu zeigen, dass die so Redenden nicht über ihren eigenen kleinen Tellerrand hinausblicken können (die Instruktion gilt nämlich für die ganze weltweite Kirche – aus dem selben Grund sind solche Dokumente zuweilen "vage", denn sie müssen ja überall anwendbar sein), erfährt man daraus nicht. „Selbst schuld!“ möchte man den Bischöfen zurufen... der Ressourcen fressende strukturelle Apparat hierzulande ist Marke Eigenbau.

Da der Berichterstattung zufolge inzwischen einige Bischöfe ausdrücklich die aktuelle Instruktion zurückweisen (die Instruktion von 2002 hat man damals einfach klanglos ignoriert) oder ganz offen ankündigen, sie zu ignorieren, wird sich daran wohl nun die Spreu vom Weizen trennen. Vielleicht ist das auch gut so... dann wird die jahrzehntelange Missachtung des kirchlichen Rechts durch nicht wenige Bistümer endlich einmal kontrastreich sichtbar.