Sonntag, 28. Juli 2013

Was Ehe auch nicht bindet

Chagall - drei Kerzen
Fortsetzung.

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind also für das Bestehenbleiben einer Ehe heute eher ungünstiger geworden.
Aber die Frage, was nun eine Ehe bindet, bzw. was nicht, erstreck sich auf mehr. Die Umwelt, macht uns ja nicht zu Opfern. Zumindest nicht ganz. Die Umwelt macht es uns schwerer, aber die eigentlichen Akteure sind doch wir, oder?

Wenn man Liebe Definiert als ein Gefühl, dann kann auch sie eine Ehe nicht binden. Was wir Menschen fühlen kann schon darum keine "unauflösliche Ehe" konstituieren, weil Gefühle ihrem Wesen nach wandelbar, ja regelrecht labil sind. Wer auf sein Gefühl baut und ewige Treue verspricht, versagt.

Liebe ist etwas anderes. Liebe ist vor allem eine Entscheidung. Gefühle sind natürlich nicht negativ, sie sind, zumal heute, besonders wichtig für das "sich finden", aber das Finden ist ja nur der Auftakt, und der macht noch kein fertiges Stück.
So eine Entscheidung muss sich auch bewähren, sie muss quasi täglich erneuert werden. Sehr ähnlich, der Entscheidung zum Glauben: Wenn der Glaube sich auf ein Spiel von Gefühlen beschränkt, ist er zum Scheitern verurteilt. Die Event-Kultur auch in manchen kirchlichen Kreisen, gibt davon Zeugnis.
Der Glaube bewährt sich, wie auch die Liebe zu einem Menschen, in der täglichen Entscheidung für den anderen, wider alle Unbequemlichkeiten, Unschönheiten, Schmerzen und Enttäuschungen. Und wie beim Glaube, so wächst auch die Liebe gerade in der Annahme und im Dulden der Widrigkeiten.

Es ist mein Wille, mit dem ich den anderen annehme. Ich muss mich für jemanden entscheiden und dann in der Ehe zu dieser Entscheidung stehen, komme was wolle. Verliebtsein ist ein Gefühl. Liebe ist v.a. ein Willensakt: Die Frage, die der Priester bei der Trauung stellt, und deren Antwort das Eheband knüpft, lautet ja nicht "Wirst du ihn/sie lieben, ehren etc.", sondern sie lautet: "Willst du ihn/sie lieben, ehren etc."!
Letztlich gehört beides zusammen. Gefühl und Wille können schwerrlich völlig getrennt werden, auch wenn manchmal eines fehlt, und das andere tragen muss.

Aber selbst diese Liebe, diese Entscheidung für den anderen, ist nicht das, was eine Ehe bindet, was sie unauflöslich macht. Denn auch eine Entscheidung kann sich bekanntlich ändern. Gläubige können Atheisten, Eheleute untreu werden.
Es ist ein moderner Mythos (der seit mindestens 40 Jahren auch von Moraltheologen gerne produziert wird), dass "die Liebe" (sei das nun ein Gefühl oder eine Entscheidung) eine Ehe konstituiere. Das lässt dann den bequemen Schluss zu, dass, wenn die Liebe stirbt, die Ehe nicht mehr besteht.
Liebe, sei es das Gefühl oder die Entscheidung, bindet keine Ehe, denn beides kann enden. So unabdingbar sie für die Beteilgten auch ist, sie macht eine Ehe nicht unauflöslich.
 
to be continued...

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