Dienstag, 26. Juni 2012

JPII und das pro multis

Welche Abgründe sich auftun, wenn Theologen ihre Meinungen wissenschaftlich beklecksen, ist erstaunlich.
So hat z.B. Wolfgang Beinert 2007 eine Notiz in "Christ in der Gegenwart" veröffentlicht, in der er den nunmehr seligen Papst Johannes Paul II. für seine Ablehung der Übersetzung von pro multis mit "für viele" vereinnahmen wollte. Die Notiz besteht im Wesentlichen aus einem Auszug aus dem Gründonnerstagsbrief jenes Papstes aus dem Jahr 2005; der Untertitel der Notiz lautet pathetisch: "Papst Johannes Paul II. war für das 'für alle'".
Natürlich wurde diese Notiz dieser Tage noch einmal hervorgekramt und ist, brandaktuell!, hier nachzulesen.
Und es stimmt, JPII hält darin eine Übersetzung mit "für alle" für legitim.

Zum Schluss der Notiz in CiG fügt Beinert dann lakonisch hinzu: "Ein Kommentar ist kaum erforderlich, höchstens ein Nachdenken über die Halbwertszeit päpstlicher Worte."

Ja, ne... is klar... Wenn einem die Argumente ausgehen, bemüht man eben das argumentum ad verecundiam, egal wie hanebüschen es ist.
Hier wird also ein Gründonnerstagsbrief, der keinen besonderen lehramtlichen Status genießt, nie auf Latein veröffentlicht wurde, nicht in den AAS auftaucht und sich eh nur an die Priester richtet, als das Vermächtnis eines großartigen Papstes bemüht.
Dazu sei erwähnt, dass das wirkliche Vermächtnis von JPII im Hinblick auf die Eucharistie seine Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" ist, und die enthält keine positive Würdigung des "für alle". Dafür aber sehr viele andere Dinge, die aber scheinbar nur wenige Theologen hierzulande interessieren.
Auch sei darauf hingewiesen, dass jener Gründonnerstagsbrief noch einige andere Dinge enthält, die man den CiG-Lesern ans Herz legen müsste; u.a. ist darin von einer "eucharistischen Gestalt" die Rede, die das Priestertum haben soll.
Was die "Halbwertszeit päpstlicher Worte" anbelang, müssten wohl die meisten CiG-Leser und -Autoren, wenn sie ehrlich sind, einstimmig mit "ca. 3 Minuten" antworten, denn so viele durchaus lehramtlich relevante Texte werden gerade in diesem Wochenblättchen schon aus Gewohnheit ignoriert oder offen bekämpft...

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