Donnerstag, 3. Februar 2022

#OutInChurch ist ein schlechter Witz

"Das größte Coming-Out in der Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland"... WOW! 125 an der Zahl! Imposant!

 

Ähäm: die Kirche ist der größte Arbeitgeber in Deutschland und unter den 125 befinden sich, entgegen manch bewusst unklarer Darstellung in vielen (auch kirchlichen) Medien, die von "Mitarbeitenden" sprechen, nicht nur hauptamtlich bei der Kirche Beschäftigte, sondern auch "nur" ehrenamtlich Engagierte und Theologiestudenten.

Von diesen 125 sind 31, also ein Viertel, anonym (auf dem Bild nicht erkennbar und ohne vollen Namen). Ein anonymes Outing im Internet ist überhaupt kein Outing, es ist nur eine anonyme Behauptung im Internet.

Ich kenne drei der Personen auf der Liste persönlich und schon seit Jahren (logischerweise von von verbliebenen nicht-anonymen), und bei zweien davon wusste jeder in deren studentischen, beruflichen und privaten Umfeld, was Sache ist. Auch das qualifiziert nicht als Outing, man nennt es eine Medienkampagne. 

Aus dem selben Grund weiß ich, dass die achso Mutigen in der übergroßen Mehrheit durch ihr "Outing" tatsächlich gar nichts zu befürchten haben.


Außerdem wird diese Aktion insbesondere einen Effekt haben: Die meisten "Normalos" außerhalb der Kirche, mit denen die "geouteten" offenbar wenig zutun haben, betrachten die katholishen Priester ohnehin als einen Haufen von "Homos und Pädos"; da in der Berichterstattung sehr darauf abgehoben wird, dass unter den "Geouteten" auch Priester sind, tut die Aktion nichts weiter, als dieses bescheuerte Vorurteil zu bestätigen (der Pädo-Teil ist durch den Missbrauchsskandal schon abgedeckt). Na schönen Dank!


Zu schlechter Letzt dient diese Aktion ganz bewusst auch dazu, den Mythos zu verstärken, wonach die Kirche Homosexualität an sich als Sünde betrachtet, und nicht etwa nur die homosexuellen Akte (wie jede außerehelich praktizierte Sexualität). Das ganze ist ein durchdachtes Stufenmodell, das über Desinformation und ansteigende Forderungen funktioniert.

Das Ziel ist klar und durchsichtig: Es geht gar nicht darum, dass Homosexuellen der Respekt entgegen gebracht wird, der ihnen als Menschen und als Getauften zukommt (was tatsächlich häufig nicht geschieht und auch einen Verstoß gegen die katholische Moral darstellt!), denn offenkundig haben die "Geouteten", das wird aus allen Wortmeldungen deutlich, keinerlei Interesse, ihr Leben gemäß der kirchlichen Morallehre zu gestalten (vgl. HIER meine Gedanken zum Thema "Keuschheit"). Vielmehr geht es darum, dass praktizierte gleichgeschlechtliche Sexualität nicht mehr als Sünde betrachtet, sondern als legitim anerkannt wird. Der nächste Schritt ist dann (das weiß ich von denen, die ich von den 125 kenne), die gleichgeschlechtlichen Verbindungen ganz offiziell segnen lassen zu können, und schließlich ist das Ziel ihre, wie es heißt, "sakramentale Anerkennung" (was in sich schon sakramententheologischer Unfug der Extraklasse ist).

 

Bischöfe und andere, die sich damit solidarisieren, bemerken das entweder nicht, oder sie nehmen es in Kauf, oder sie unterstützen es selbst bis zum Letzten. Tja.

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