Samstag, 3. August 2013

fragwürdiges Papstdreschen, Teil 2

damasus vom Beiboot Petri fragt (hier), ob Ruhe [d.i. "Mund halten"] jetzt Katholikenpflicht sei. Es geht um die (berechtigte?) Kritik an der Amtführung und den Äußerungen von Papst Franziskus (was sonst).

Es ist traurig, dass man sich gerade auf einem Blog der sich "Beiboot Petri" nennt, dazu herablässt, derart zu lästern. Mehr scheint es mir nicht zu sein.
Da wird die Tatsache, dass in ein und der selben Zeitung 2 (zwei!!) Artikel über ein und das selbe (immerhin eine Stunde und 22 Minuten lange!) Interview des Papstes gibt, als Ausweis der Notwendigkeit von "Beschwichtigungspillen" gedeutet.
Jede noch so banale oder frei konstruierte Auffälligkeit wird umgehend instrumentalisiert, um einen Schatten auf den Papst zu werfen. Und jeder weiß natürlich viel viel besser, wie er die Kirche zu leiten hat... Und um das Maß voll zu machen, fühlt man sich auch noch genötigt, welche himmelschreiende Arroganz!!, den Papst zu belehren (z.B. hier)!
Was soll das?

Die Tatsache, dass der Papst nicht bis zur Vollendung geschliffen redet, sondern aus seinem Herzen spricht und seiner Spontaneität Raum gibt, wird als gravierender Makel empfunden, obwohl wir doch alle genau wissen, dass man auch noch so klare Aussagen eines Papstes immer (schon) instrumentalisiert, umgedeutet und missbraucht (hat)... z.B. hier.
Übrigens sehe ich häufig, dass der Papst sich an den wirklich wichtigen Stellen durchaus sehr deutlich ausdrückt (siehe Link).
Seine freie Rede mag zu Unklarheiten führen, aber jeder weiß, dass auch Klarheit schnell verunklart ist. Entscheidend dafür, was beim Konsumenten ankommt, sind die Medien dazwischen! Ich persönlich schätze die (manchmal nicht ganz klare) ungezwungene und herzliche Art des Papstes sehr. Und ich sehe darin auch einen wichtigen Teil seiner Popularität begründet: Er ist dadurch authentisch, ehrlich,... menschlich.

Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass viele "Konservative" es dem Papst einfach sehr übel nehmen, dass er nicht promoviert hat... könnte das etwas damit zu tun haben? Wisst ihr, wer der letzte Papst vor Franziskus war, der nicht promoviert war? Der hl. Pius X.!

Wo man früher noch ausgelassenes "Papsting" betrieben hat, sucht man jetzt mit heißem Bemühen nach Schwachstellen, Angriffsflächen, Flecken und Rissen... alles was sich als Munition gegen den Papst oder als Befeuerung des eigenen Unmuts eignet. Dabei wäre es unsere Aufgabe, liebe Blogger, wohmöglich Unklares zu klären, statt es als Munition gegen den Papst zu sammeln! Genau das (jedoch anhand der klaren Aussagen, die nicht in die eigene Agenda passen) tun nämlich die ZK's und WsK's dieser Welt! Wollt ihr es ihnen gleich tun?
 
Nein, liebe Blogger, v.a. ihr "Konservativen", "Mund halten" ist nicht Katholikenpflicht, sondern Gebet und Vertrauen auf den Heiligen Geist, der diesen Papst erwählt hat - das ist Katholikenpflicht!


Teil 1.

4 Kommentare:

  1. Interessant, wie sich Wahrnehmungen unterscheiden können. Ich habe nämlich den umgekehrten Eindruck - vielleicht lesen wir unterschiedliche Blogs und haben unterschiedliche katholische Freunde. Jede Geste des Heiligen Vaters wird auf Biegen und Brechen nicht nur als rechtgläubig (das vielbeschworene Blatt Papier zwischen Benedikt und Franziskus), sondern als die größten Äußerungen und Taten überhaupt gesehen. Das nimmt dann solche Züge an, daß Leute, die noch vor einem Jahr "Reform der Reform" nicht laut genug rufen konnten (und wahrscheinlich fünf cent jedes Mal bekamen, wenn sie "Hermeneutik der Kontinuität" sagten) nun auf einmal meinen, eine Liturgie solle nicht so opulent sein. Das ist doch seltsam. Leute, die sich über jeden modernen Kitsch vom BDKJ ärgerten, finden es dann auf einmal ein grandioses Symbol, wenn Franziskus einen Strandball auf einen Altar legt.

    Ähnlich sieht man ein Drama, die fast einmalig in der Kirchengeschichte ist, nun, wo Benedikt zurückgetreten ist, als eigentlich ganz in Ordnung, teilweise als Bereicherung der Kirche. Wie hat mir jemand gesagt: "Benedikt hat jetzt die Lanze gebrochen, nun kann jeder Papst zurücktreten, wenn er will". Als das Pontifikat des seligen Johannes Paul II. immer mehr zu einem Martyrium wurde haben noch alle von der Verpflichtung auf Lebenszeit gesprochen.

    Aber dieses Verhalten hat anscheinend Methode: Als eben jener selige Johannes Paul II. noch Papst war, war ein beliebter Beiname "Johannes Paul der Große", er war wahrscheinlich der größte Papst der Geschichte, hat die Mauer durch Europa zu fallen gebracht, die Jugendliche liegen ihm zu Füßen etc. pp. Es war kaum ein halbes Jahr im Pontifikat von Benedikt XVI. als dieselben Schreiberlinge von einer notwendigen Reform, die nun endlich Realität wurde sprachen, davon, daß Johannes Paul II kein großer Theologe war, daß "insbesondere junge Menschen" doch eigentlich nichts anderes wollen als die Reform der Reform etc pp.

    Letztlich steht dahinter ein sehr lobenswerter Impuls: Die Papsttreue. Man will den aktuellen Heiligen Vater wirklich ein gutes Kind sein. Das finde ich sehr lobenswert, nur frage ich mich, ob Papsttreue wirklich unkritisches Fanboytum heißen muß. Ich frage mich, ob es in er Außenwirkung wirklich so sinnvoll ist, wenn die viele katholische Journalisten ihre Fahne vollkommen abrupt immer wieder nach der Fahne des aktuellen Pontifikates ausrichten. Ist das konsistent?

    Ich muß persönlich gestehen, daß ich immer noch weit entfernt davon bin, warm mit Papst Franziskus zu sein. Jedoch muß ich nicht großer Fan des Heiligen Vaters sein, um ihm treu zu sein. Und auch nicht, um ihn zu lieben, für ihn zu beten. In der Hinsicht bitte ich Dich, nicht alle Kritik sofort als Grundsatzkritik zu sehen, zumindest ich bin Franziskus - trotz allem - treu.

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. @ Phil Seh ich ganz genauso! Merci dafür!

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  4. Vor allen Dingen ist es ja so, dass wir unseren Blog haben, um dort das auszudrücken, was wir empfinden. Wir sind ja kein Mainstream-Blatt, was die allgemein gewünschte Meinung wiedergibt oder permanent die neuesten Nachrichten aus der Kirche schreibt. Dafür gibt es kathnet, katholisch.de usw. Warum sollten wir also Zeit und Energie, Recherche-Arbeit und manchmal auch Geld investieren, um dort die Meinung der anderen oder das was sowieso schon alle wissen, zu schreiben. Das ist gar nicht die Absicht unseres Blogs und ich denke mal, es geht vielen anderen Bloggern ähnlich.
    Wir beobachten ja auch schon seit einiger Zeit, dass viele Blogs doch sehr still geworden sind. Das hätten wir auch machen können. Das wollten wir aber nicht. Und hat nicht Papst Franziskus in seinem Flugzeug-Interview auch gesagt: "Es gefällt mir zum Beispiel, wenn jemand zu mir sagt: ,Ich bin nicht einverstanden‘ … Das ist ein wirklicher Mitarbeiter." Und hat er nicht in Rio immer wieder die Jugendlichen aufgefordert, zu protestieren? Also, wo ist das Problem?

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