Samstag, 31. Mai 2014

Tschüss, Marienmonat!


Sancta Maria, mater Dei, ora pro nobis!

Freitag, 30. Mai 2014

Es ist Stephan Burger!

Stephan Burger ist mit dem heutigen Datum designierter Erzbischof von Freiburg und damit Metropolit Der Oberrheinischen Kirchenprovinz (mein Senf dazu: hier).
Deo gratias!
Ich geh jetz feiern.

Die Weihe findet am 29. Juni, am Fest Peter und Paul, um 14 Uhr im Freiburger Münster statt.


Christus in cordibus - Christus in den Herzen

Donnerstag, 29. Mai 2014

Der neue Erzbischof von Freiburg?

Wenn es stimmt, was die "Bild" berichtet (s. hier), dass Stephan Burger, bisher Offizial in Freiburg, der neue Erzbischof wird, dann stehen uns interessante Zeiten bevor. 

Meine spontane Reaktion: WOW! Krass! WTF?
Jeder den ich kenne, hatte Stephan Burger genau aus dem Grund nicht als möglichen Kandidaten gesehen, weil er als "konservativ" gilt. Als ich ihn vor einigen Monaten mal in einer lockeren Runde als "geeignet" erwähnte, wurde ich dafür ausgelacht: "nie und nimmer wählen die den".
Alle sind sich darin einig, dass er ein sehr guter Priester ist, der eine innige Verbundenheit mit der Kirche pflegt... man sagt ihm sogar eine Affinität zur gregorianischen Messe nach (angeblich wurde ihm nach dem Erscheinen von Summorum Pontifikum vom früheren Bischof explizit untersagt, im usus antiquior zu zelebrieren). Letzteres ist leicht zu glauben, wenn man weiß, wie er die hl. Messe zelebriert (nämlich so, wie es sein soll!).

Aber nach dieser anfänglichen Euphorie mache ich mir doch auch Sorgen... Es wird großes diplomatisches Geschick brauchen, die zerrissene Diözese wieder zu flicken. Das spreche ich ihm keineswegs ab, habe aber bedenken, ob er sich in der neuen Aufgabe selbst treu bleiben kann. Dann müsste er nämlich postwendend die berüchtigte Handreichung zurückziehen. Das würde dann aber zu ganz gewaltigen Krawallen führen, weil damit das liebste Kind seines Vorgängers, der Dialogprozess, ganz gehörig in die Schranken gewiesen werden würde, denn dessen wichtigstes und greifbarstes Ergebnis im Erzbistum Freiburg ist ja gerade diese Handreichung. Mancher meint schon, dann käme es zum Schisma.

Ich hatte mich bereits schwer gewundert, als Stephan Burger letztes Jahr zum Domkapitular ernannt wurde... "setzt Erzbischof Zollitsch auf seine alten Tage doch noch einen Akzent in eine brauchbaren 'katholische' Richtung?"...  jetzt wundere ich mich erst recht... DIESES Domkapitel wählt ausgerechnet IHN? Wer stand denn da sonst noch auf der Dreierliste, die aus Rom zurückkam? Die Bischöfe Tebartz-van Elst und Mixa? hmm...

Ist das nun eine Morgendämmerung?

Bleibend in den Sakramenten

»Er hörte auf, leibhaftig unter uns zu weilen, da er zur Rechten des Vaters bleiben wollte, bis die Zeiten vorübergegangen wären, die Gott im voraus für die Mehrung der Kinder der Kirche festgesetzt hatte, bis er in demselben Fleische, in dem er aufgefahren war, wieder kommen würde, um Gericht zu zu halten über die Lebenden und die Toten. Was also an unserem Erlöser sichtbar war, ist übergegangen in die Sakramente. Damit unser Glaube verdienstlicher und fester würde, ist an die Stelle der "sinnlichen Wahrnehmung" die "Lehre" getreten, deren gewichtigem Worte die von himmlischen Strahlen erleuchteten Herzen der Gläubigen folgen sollen!« (Leo der Große, Sermo 74 über die Himmelfahrt Christi)


Oder, mit einem Wort von Thomas von Aquin: Die Sakramente sind Reliquien der Menschwerdung.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Zur Lage in Freiburg

Wie über den katholisch-theologischen Buschfunk in Freiburg zu vernehmen ist, hat das Domkapitel gestern (oder vorgestern?) den Nachfolger von EB Zollitsch gewählt. Das Wahlergebnis wird aber wohl erst am Freitag bekanntgegeben werden, weil sich der dies zu verkündigen habende Apostolische Administrator gegenwärtig noch in Regensburg beim Katholikentag aufhält.

Die Dreierliste kam bekanntlich bereits vor Ostern aus Rom zurück und vermutlich wurde mit der Wahl bewusst gewartet, bis die Diözesanversammlung rum war (s. hier; bislang war noch nicht zu vernehmen, ob der ex-Bischof der "Bitte" der Diözesanversammlung nachgekommen ist, der "Handreichung" mit seiner Unterschrift "mehr [*hust*] Verbindlichkeit" zu geben).

Ich bin optimistisch gestimmt und tippe auf Klaus Krämer, den Präsidenten von missio in Aachen und Nationaldirektor für die Päpstlichen Missionswerke in Deutschland. Es spricht einiges für ihn als "vernünftige" Wahl: Karriere machte er unter Walter Kasper in Rottenburg-Stuttgart, dessen Sekretär er auch war, wurde der jüngste Domkapitular, hat sich aber bald nach dem Einzug von Bischof Fürst anders orientiert und ist sodann nach Aachen gegangen. Man munkelt, sein Ausscheiden aus dem Domkapitel habe mit der Liberalität unter Bischof Fürst zutun.  Krämer hat viele gute Kontakte nach Freiburg, da er hier und in Tübingen studierte und von 1997 bis 2000 auch in Freiburg (über Thomas von Aquin) promoviert hat. Habilitiert wurde er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar, wo er auch Dogmatik und Missionswissenschaft doziert. Vor bzw. parallel zu seiner theologischen und priesterlichen Laufbahn hat Krämer übrigens bereits ein Jurastudium abgeschlossen. Er ist ein eher unbekanntes Gesicht, mischt sich nicht in schwelende Debatten ein, kennt aber die, die sich daran beteiligen. Konkret heißt das: Er unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Vertretern auf beiden Seiten jenes ideologischen Grabens, der sich während (und wegen?) der Regierung der letzten beiden Erzbischöfe aufgetan hat. Die Diözese ist inzwischen dermaßen zerrissen, dass ein Brückenbauer dringend nötig ist, damit es keinen unheilbaren Bruch gibt. Klaus Krämer ist jung, charismatisch, gut im Organisieren und er kann gut mit Medien umgehen (heute gewiss ein nicht unwichtiges kriterium!). Dem Vernehmen nach, gilt er auch Konservativen als "gut katholisch". 2003 wurde er zum Monsignore ernannt, 2005 Päpstlicher Ehrenprälat. 
Schließlich ist wohl auch wichtig: Krämer kommt "von Außen"! Denn das Ordinariat hier in Freiburg ist innerlich ziemlich verfault und der ganze Laden muss dringend mal ausgemistet werden... siehe die Handreichung des Seelsorgeamtes und die verschiedenen klerikalen Ungehorsamsaufrufe (beides mit Unterstützung aus dem Domkapitel!).

Am Freitag wissen wir's. Spannend!

Dienstag, 27. Mai 2014

Los-Wochos: Bibel(übersetzungen)

Andreas von Pro Spe Salutis hat (hier) so halbwegs zu Los-Wochos der Bibelübersetzungen aufgefordert. Nundenn...

Es gibt Übersetzungen wie Sand am Meer. Gerade die deutschen Theologen waren seit dem 20. Jahrhundert nicht faul, was das angeht. Leider sind die deutschen Katholiken mit ihrer "Einheitsübersetzung" durchaus gestraft. Sie fällt mir häufiger negativ auf, als dass sie mich positiv erfreut; meistens ist ihre Sprache eher langweilig. Was besonders schade ist, da ich selbst sehr aus der Liturgie, v.a aus der täglichen hl. Messe heraus lebe. Zu viel verwaschen, banalisiert oder auch sinnentstellt... man merkt die Absicht der Übersetzer, Anstoß zu vermeiden, besonders da sehr deutlich, wo v.a. Jesus dies eben gerade nicht tut. Sehr schade.
Andere für mein Empfinden schlechte Übersetzungen (aus verschiedenen Gründen) sind etwa die Schlachter 2000 und die Gute Nachricht.
Ideologisch verballhornte Bearbeitungen schlechter deutscher Übersetzungen, die zuweilen vorgeben, selbst "Übersetzungen" zu sein, gibt es auch: etwa die "Neue-Welt-Übersetzung" der Zeugen Jehovas, die "Volxbibel" des Gründers der Jesus Freaks und die "Bibel in [selbst]gerechter Sprache" der EKD. Letztere besitze ich nur für den Fall, dass ich das Bedürfnis verspühre, mal wieder gepflegt heulen, lachen oder kotzen zu müssen. 
Aber genug der Abgründe.

- Meine erste Bibel war eine Lutherübersetzung (1984) und ich bin bis heute ein großer Fan von ihr. Aus irgendeinem Grund gibt es offenbar nur von der LÜ wirklich solche Ausgaben, die die Bezeichnung "Taschenausgabe" verdienen, und das liegt nicht bloß an den Gideons (die man übrigens immer unterstützen sollte!). Weshalb ich unterwegs meistens die LÜ (sei es komplett, sei es nur NT+Ps; verschiedene Überarbeitungen) dabei habe. Generell verwende ich aber je nach Anlass verschiedene Übersetzungen.
- Die von Andreas in seinem Beitrag breit behandelte Übersetzung der Heiligen Schrift des Alten Bundes von Paul Rießler, aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die ich auch hier auf dem Blog schon mindestens zweimal zitiert und explizit benannt habe, verwende ich bevorzugt zur Schriftmeditation, besonders was die lyrischen und prophetischen Texte des AT anbelangt. Es ist eine "kantige", oft altertümlich wirkende und sehr, im positiven Sinne, aufrüttelnde und aus dem Gewohnten herausreißende metrische Übersetzung auf höchstem sprachlichen Niveau. Das schöne Schriftbild (Fraktur), der Satz in Sinnzeilen, der Verzicht auf Spalten und Fußzeilen (Anmerkungen finden sich hinten in den Bänden), sowie das wunderschön gefärbte und texturierte Papier meiner (auch äußerlich sehr schönen) Ausgabe aus den 30er Jahren, tragen zum Lesevergnügen das Ihrige bei.
- Für die Betrachtung des NT bleibe ich meist bei Luther, den ich auch für etwaige längere Lesungen in den großen Horen des Stundengebets nutze. Natürlich ist auch die LÜ nicht perfekt, aber sie ist doch weit von der Alltäglichkeit der EÜ entfernt. Eine wirklich gute katholische Übersetzung des NT ins Deutsche habe ich noch nicht gefunden.
- Für die Psalmen habe ich im Laufe der Jahre einige Übersetzungen "getestet" und bin schließlich beim "Münsterschwarzacher Psalter" gelandet. Zwar ist diese Übersetzung natürlich für das benediktinische Offizium "optimiert", aber auch zur Meditation im Kämmerlein ist sie sehr geeignet. Die Sprache ist gehoben und nicht alltäglich... sie berührt!
- Für einen "jüdischen Blick", v.a. auf die geschichtlichen Bücher des AT, greife ich gerne zur Buber/Rosenzweig Übersetzung des AT, auch der Psalter ist darin sehr ansprechend.
- Für das tägliche theologische Arbeiten mit der Schrift verwende ich bevorzugt die Elberfelder Bibel (2006) - einfach eine gute, ausgewogene, solide Übersetzung! -, obgleich ich natürlich am Ende des Tages, so ich nicht selbst übersetze, im universitären Einerlei leider die Einheitsübersetzung zitieren muss.
- Für die gelegentliche Dosis Derbheit empfiehlt sich die NT-Übersetzung von Berger/Nord. Wer es eher trocken wortwörtlich will, der greife zum Münchener NT.
- Die nichtdeutsche Übersetzung die es mir am meisten angetan hat, ist zweifelsohne die englische New Jerusalem Bible. Die hat nicht nur die Kommentare der französischen Bible de Jérusalem (wie die deutschen Ausgaben, die unter diesem Label firmieren, als Text aber dann doch bloß die EÜ bieten), sondern übernimmt da, wo der Originaltext verschiedene Sinnrichtungen zulässt, auch deren Sinn. Vor allem aber bietet die NJB eine sehr ansprechende Sprache die weit davon entfernt ist, den Text zu banalisieren oder zu verharmlosen. Mit der gelegentlichen inklusiven Sprache der NJB kann ich ganz gut leben. Gegenüber der "Revised Standard Version Catholic Edition", die von den konservativen Kreisen in den USA favorisiert wird, scheint mir die NJB beim laut Lesen klangvoller, während die RSV-CE sicherlich dem originalen Wortlaut näher liegt und also für die theologische Arbeit vorzuziehen ist.
- Andere Übersetzungen die ich rumliegen oder -stehen habe sind auch manchmal lesenswert, manchmal auch einfach nur gerade in Armreichweite (Hamp/Stenzel/Kürzinger, Rösch, Herder, Zürcher Bibel, Allioli/Arndt, NIV, manche Noname-Übersetzungen in verschiedenen europäischen Sprachen).



Zwei Gedanken noch dazu:

Natürlich ist der Gebrauch so vieler unterschiedlicher Übersetzungen ein Handicap, das es z.B. erschwert, sich biblische Texte einzuprägen. Früher kannten die Christen ihre Bibel auch darum sehr viel besser als wir Heutigen, weil sie, auch die Theologen!, in der Regel ihr ganzes Leben lang ein und die selbe Übersetzung gelesen haben und, etwa im Gottesdienst, zu Hören bekamen. Wenn man aber heute an einem einzigen Tag beispielsweise 4 oder 5 verschiedenen Übersetzungen eines bestimmten Psalms begegnet, je nachdem, ob man in der hl. Messe ist (die Vertonungen im Kantorale sind ja auch textlich sehr unterschiedlich), an einer Vorlesung teilnimmt, das Stundengebet verrichtet, am Computer etwas auf einem Blog ließt oder einfach nur so zuhause in einer (von vielen verschiedenen) Bibel ließt... die Texte stimmen nicht überein. Wie soll man da einzelne Verse im Gedächtnis behalten? Es bleibt daher, wenn man Glück hat, meist bei Paraphrasen.

Ich habe v.a. durch das Stundengebet festgestellt, dass eine Übersetzung dann gut ist, wenn sie v.a. im laut gelesenen Vollzug fähig ist, das Gemüt und den Geist anzusprechen und das Gebet zu fördern. Das Vorlesen (auch und gerade sich selbst!), ist überhaupt etwas, was wir Christen wieder lernen sollten. Zumal es für die Menschen der Bibel völlig selbstverständlich war, dass, wenn man ließt, man dies laut tut (vgl. Apg 8,30: "Philippus lief hin und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen"). Solch eine Lesung muss auch ein Heraustreten aus dem Alltag ermöglichen (weswegen die Volxbibel so ein Unding ist).
Zu keiner Zeit in der Geschichte wurden die heiligen Schriften in der Alltagssprache verfasst oder übersetzt! Ob nun die Septuaginta, die Vulgata, die slawischen Übersetzungen... sie alle wahrten immer eine gehobene Sprache und jedem war klar, dass beispielsweise niemand wirklich so sprach, wie die Menschen in diesen Texten mit einander sprechen. Es geht bei dieser Nichtalltäglichkeit freilich nicht um die Konstruktion einer Parallelwelt, sondern um das Aufbrechen unserer Perspektive aus der Welt hin zu Gott!
Gerade in der Klagelyrik des AT ist jede Abmilderung der Agonie des Beters fehl am Platz. Gleiches gilt auch für den Lobpreis, der ruhig in seiner ganzen Überschwenglichkeit auftrahlen darf. Die Bibel bietet jede menschliche Erfahrung archetypisch dar und ist doch zugleich erhaben. Das will ich beim Lesen spüren!

Montag, 26. Mai 2014

Prophetische Freundschaft

Im Uhrzeigersinn: Papst Franziskus, der Rabbi Abraham Skorka und der Scheich* Omar Abboud. Umarmung nahe der Klagemauer in Jerusalem (als Video gibs das hier).

Abraham Skorka ist Rektor des lateinamerikanischen Rabbinenseminars in Buenos Aires. Omar Abboud war Generalsekretär des islamischen Zentrums in Argentinien und ist gegenwärtig Direktor des Instituts für interreligiösen Dialog in Buenos Aires. Beide kennt Jorge Mario Bergoglio schon seit über 20 Jahren, alle drei verbindet eine enge Freundschaft.
Es ist sehr bewegend, diese "Männerfreundschaft" zu sehen an so einem wichtigen Ort (wobei der Scheich sich aus naheliegenden Gründen nicht der Mauer genähert hat). Es ist geradezu prophetisch, dass wir einen Papst haben, der eine solch enge Freundschaft über die religiösen Grenzen hinweg pflegt und auch als Papst nicht aufgibt. Wenn Frieden irgendwie möglich ist, dann mittels solcher Freundschaften!
Deo gratias!
 
Hier ist das gleiche Ensemble vor ein paar Jahren in Buenos Aires.

* "Scheich" ist ein arabischer Ehrentitel der sowohl im religiösen wie im profanen Bereich im Islam geläufig ist.

Sonntag, 25. Mai 2014

Nachwort zur Diözesanversammlung

Gestern ging die zweite Diözesanversammlung in der Erzdiözese Freiburg zuende. Dieses Mal hatte ich keine Zeit, sie zu verfolgen oder mich auch nur im Vorfeld näher damit zu beschäftigen, und ich kenne auch niemanden gut genug, der daran teilgenommen hat, um jetzt schon mit nützlichen Hintergrundinfos aufzuwarten. Vielleicht kommt im Laufe der Woche noch was.
Das Ergebnis ist nicht überraschend: man will den eingeschlagenen schismatischen Kurs mit viel Elan fortsetzen.
»Die „Handreichung für die Seelsorge zur Begleitung von Menschen in Trennung, Scheidung und nach ziviler Wiederverheiratung in der Erzdiözese Freiburg“ (2013) wird weiterentwickelt und um einen Gestaltungsvorschlag für eine Feier ergänzt, in der das Paar und sein Weg gesegnet werden. Der Erzbischof wird gebeten, durch seine Unterschrift der Handreichung eine höhere Verbindlichkeit zu geben und sich für ein Arbeitsrecht ohne automatische Kündigung und Einstellungsverbote für Wiederverheiratete einzusetzen.«

Immerhin scheint man sich der Fragwürdigkeit dieses Kurses bewusst zu sein, da man den Erzbschof "bittet", er möge doch dem unsäglichen Dokument mit seiner Unterschrift "eine höhere Verbindlichkeit" geben. Was natürlich an der Tatsache nichts ändert, dass das Dokument einen eklatanten Rechtsbruch darstellt und mit der katholischen Lehre und Disziplin völlig unvereinbar ist. Dass man sich auf der Versammlung offenbar besonders viel Mühe gab ständig von "Kollegialität" zu reden kann gleichfalls nicht darüber hinwegtäuschen, dass solch ein diözesaner Alleingang das genaue Gegenteil davon ist.
Ansonsten gab es viel Gelaber und Gesülze, die "Empfehlungen" kann man hier (klick) nachlesen. 
(Interessant finde ich, wie unbekümmert man in diesen Empfehlungen vom "Erzbischof" spricht... offenbar fällt die Abnabelung nicht leicht. Um das mal klar zu haben: Freiburg hat gegenwärtig keinen Erzbischof, die Kathedra ist vakant! Was wir haben ist ein so genannter Apostolischer Administrator, dessen Posten zufälligerweise - und nur, weil sich der Papst aufgrund seiner universalen Vollmacht über das örtliche Partikularrecht hinweggesetzt hat [darum: Apostolischer A.] - von dem gleichen Mann ausgefüllt wird, der früher einmal Erzbischof von Freiburg war. Den Job könnte genausogut auch irgendein Priester übernehmen. Es gibt jedenfalls keinen Grund anzunehmen, dass der Nachfolger von EB Zollitsch das Trauerspiel einfach weiterführen wird.)


Was zum Schmunzeln gibts dann aber doch noch: Wie man in diesem Video (klick) am Anfang sehr gut sehen kann, lagen auf den Stehtischen im Tagungszentrum überall Kreisel mit dem Logo der Versammlung aus (s. Bild)... Wie passend! Man dreht sich um sich selbst... Viel Bewegung, aber nichts bewegt sich. Endlich mal eine sinnvolle Verwendung von Kirchensteuermitteln!

Samstag, 24. Mai 2014

Dürftige Theologie - 11 - Lebensänderung


Bitte die Einführung (hier) beachten!

»Meine persönliche Erfahrung ist, die Begegnung mit Christus, die wirklich möglich ist, verändert ein Leben und verändert die Perspektiven und damit auch die Grundüberzeugungen. Bei den Debatten, die wir zum Beispiel über Sexualmoral haben, bleibt dieser Aspekt realer Lebensveränderungen aber meist außen vor. Und ohne diesen Aspekt geht es eigentlich immer nur um den Vergleich von Normen, und darum, ob irgendetwas zeitgemäß ist oder nicht. Aber es geht nicht mehr um die eigentliche Frage, ob nicht so etwas wie echte Bekehrung auch den Blick verändern kann und wird - auf alle Bereiche menschlichen Zusammenlebens, einschließlich der Sexualität.« (Quelle)
So der neue Passauer Bischof Stefan Oster in einem Interview im Vorfeld seiner Weihe.

Was in all den Debatten heute fehlt, ist das Bewusstsein um das Wesentliche: Die immer wieder notwendige Umkehr zu Gott.

Hat ein Priester Probleme mit dem Zölibat, muss dieser abgeschafft werden.
Begeht jemand Ehebruch, soll die Kirche es gutheißenn.
Hat man vorehelischen Sex, soll die Kirche ihr placet gebenn.
Bastelt man sich ein eigenes Hochgebet, muss das doch "ok" sein.
Zelebriert man eine "hl. Messe" ohne Priester, soll die Kirche dieses "Laienengagement" anerkennen.
usw. usf.
...
Nicht mehr das Gebot ist Maßstab des Handelns, sondern das eigene Handeln wird zum Maßstab des Gebotes 2.0 erhoben. 

Egal worum es geht, in all den Debatten die heutzutage schwelen ist der Tenor klar: Man tut etwas, das gegen die Regeln Gottes und seiner Kirche verstößt und verlangt entsprechende Änderungen dieser Regeln, damit man sich wohl bei dem fühlen kann, was man tut. Nie, wirklich niemals, wird dabei auch nur in Erwägung gezogen, dass man sich im Unrecht befinden könnte, auf dem Holzweg, im Abseits. Folgerichtig kommt denn der Gedanke an eine Umkehr auch nicht auf... also jene für einen Christern eigentlich wesensmäßige Bewegung, ohne die er alles mögliche sein kann, bloß kein Christ.
Dass Gottes Gebot normatiov gilt und man sein Leben danach auszurichten hat, dementsprechend also an seinem eigenen Tun und Lassen hin und wieder eine Kurskorrektur vornehmen muss, das geriet völlig aus dem Blick.

Als Johannes Hartl heute den Link zu jenem Interview auf facebook teilte, schrieb er dazu: "So mutig ist, was er schon vorab sagt:"... und Johannes hat recht! Die Möglichkeit oder gar Notwendigkeit einer Änderung des eigenen Tuns anzusprechen, bedarf heutzutage Mut! Leider mehr als man denkt...

Zwar bemüht man in Theologenkreisen für die Forderung nach der "Kirche" als Erfüllungsgehilfin der eigenen Wünsche gerne auch biblische Bilder, aber dabei kann man dann immer wieder jenes interessante Phänomen beobachten, das ich vorzugsweise als eine "Blindheit auf dem rechten Auge" bezeichne, weil komischerweise immer wieder einschlägige Halbverse aus der Bibel zitiert werden, aber nicht der Rest vom Vers (wir lesen ja von Links nach Rechts...) bzw. was darauf folgt. Etwa wenn Jesus aus Joh 8,11 zitiert wird mit "Auch ich verurteile dich nicht.", aber der Schluss des Verses "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" unterschlagen wird. Oder wenn die Rede davon ist, den "verlorenen Schafen" nachzugehen, und man es tunlichst vermeidet zu erwähnen, dass der Sinn dieses Nachgehens einzig darin besteht, das verlorene Schaf wieder heim zu holen und eben gerade nicht darin, es auf seinem (Irr)Weg zu begleiten oder gar dazu zu ermutigen (vgl. hier)!

Kardinal Kasper scheint der Meinung zu sein, ein Ehebrecher könne zur Beichte gehen und danach einfach genau so weitermachen wie vorher. Und er nennt dies "Versöhnung" (vgl. hier). Finde den Fehler.
Versöhnung setzt immer auch Umkehr voraus!
Barmherzeighkeit bedeutet nicht, jemanden wie gehabt gewähren zu lassen! Hier ist vielmehr eine Hilfe zur Änderung intendiert.

Das liebste Brechmittel vieler Moraltheologen in diesen Tagen ist die Phrase von der "Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte". Das hat nichts mit Versöhnung zutun, weil das Bezeichnete ein bloß intrinsischer Prozess ist, er dringt überhaupt nicht nach außen, erst recht nicht in Richtung Gottes oder seiner Kirche. Diese Phrase bedeutet im grunde nicht viel mehr als "sich mit dem abfinden/anfreunden, wie es ist", und ist somit das genaue Gegenteil von dem, was eigentlich die Pflicht jedes Christen ist.
Das Ziel des Christen ist die ewige Gemeinschaft mit Gott im Himmel. Dieses Ziel erreicht man nicht durch nichtstun, durch Zufriedenheit mit dem, was man tut oder wie man ist. Der Weg zu Gott verlangt Anstregung, Verzicht, Demut, Metanoia.

Schaut man sich die seit Jahrzehnten übliche Verkündigung an, oder tut man sich eine ganz normale Vorlesung der Moraltheologie an, ist man versucht zu glauben, es sei inzwischen fast unmöglich, überhaupt noch zu sündigen oder gar der Verdammnis anheim zu fallen. Kein Wunder, dass niemand mehr beichten geht. Alles lässt sich irgendwie rechtfertigen und umbiegen und am Ende verzeiht Gott sowieso alles, no questions asked.
Es herrscht offenbar nicht nur ein gewisser "Protestantismus" vor, bei dem "allein der Glaube" zur Seligkeit genügt, und die Werke egal sind. Es ist ein mutierter Protestantismus, dem man huldigt, denn es gilt: "sola opinio fidei", also "nur die Meinung des Glaubens": Ich bin der Meinung, dass ich glaube, also bin ich erlöst. Ob ich wirklich (den Glauben der Kirche) glaube, ist egal... und meine Werke sowieso.

Jesus sagt: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Mk 8,34)
In den letzten Monaten habe ich mehrmals aus bischöflichem Mund gehört, dieser "harte Weg" sei nur etwas für einige wenige "Heroen", nicht aber für "die Masse" der Christen. Daher könne man dies oder jenes (z.B. Enthaltsamkeit in einer zweiten zivilen Verbindung in Treue zum sakramental angetrauten Partner und dem Gebot des Herrn) nicht von allen verlangen. Nichts könnte falscher sein! Der Weg der Heiligkeit ist für jeden der einzige Weg! Ob es immer gelingt ist eine andere Frage, aber die Forderung ergeht an jeden und das Bemühen darum bleibt niemandem erspart.
Diesmal scheint die Blindheit auf dem linken Auge zu liegen, denn eingeleitet wird jenes Jesuswort so: "Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte:..." Offenbar richtet er sich nicht nur an die "Auserwählten", seine Jünger (vgl. Mt 16,24).

Walter Kasper betont in seinem "Evangelium von der Familie" sehr stark, dass es nicht sein könne, dass es eine Ausweglose Situation gebe, so unmöglich es auch ist, diese Situation zu "akzeptieren" (vgl. hier)... aber was der Kardinal zu legitimieren sucht, wenn er den Kommunionempfang (unter welchen Bedingungen auch immer, vgl. hier) erlauben will, ist letztlich ein bequemer Weg raus (der aber nicht wirklich raus führt)! Aber Kasper irrt (oder schweigt absichtlich), denn: Einen Ausweg gibt es auch in dem von ihm behandelten Extremfall bereits! Wenn nämlich die in ziviler Zweitehe Lebenden "wie Bruder und Schwester" zusammenleben, also nicht mit einander sexuell verkehren, begeghen sie nach geltendem Recht keinen Ehebruch und sind folglich auch nicht von den Sakramenten ausgeschlossen. (Gerade die Situation einer "Zweitehe" ist nunmal eine solche, in die man sich selbst begiebt, für die man selbst verantwortlich ist, niemand heiratet aus Versehen ein zweites Mal. Unser Problem ist, dass seit Jahrzehnten den Leuten, etwa in der Ehevorbereitung, nicht deutlich genug vermittelt wurde, was die Konsequenzen solcher Handlungen sind. Gerade deshalb muss an der Disziplin festgehalten werden, denn ein Defizit der Verkündiger darf nicht zur Auflösung der zu verkündigenden Inhalte führen, sondern diese müssen eben wieder neu eingeschärft werden! Auch das ist unbequem.)
Das ist nicht leicht, gewiss... eine Zumutung gar für heutige Ohren und Gemüter. Aber es ist ein Ausweg und er steht jedem offen! Und wenn man den nicht wählt, dann bleibt einem eben nur noch jener andere nicht minder schwere Weg des Verzichts auf die Kommunion...

Die unbequeme Wahrheit ist, dass es nicht immer möglich ist, einen bequemen Ausweg aus einer Situation zu finden. Manchmal manövrieren wir Menschen uns in eine Situation, aus der nur ein wahrhaftiger "Kreuzweg" herausführt. Das mag uns nicht gefallern, ist aber nun einmal so. Es ist nie leicht, etwas zu ändern, am schwersten ist es, sich selbst zu ändern. Aber ohne geht es nicht!

»Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst. Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.« (Röm 12,1-2)

Die christliche Hoffnung richtet sich letztlich auf das Jenseits. Auch diese Perspektive fehlt in den Debatten völlig.  Es ist uns nicht vergönnt, hier auf Erden alle Bequemlichkeit und Sorglosigkeit zu haben (wäre dem so, gäbe es keinerlei Notwendigkeit für irgendwelche "Opfer" im paulinischen Sinn). Letztlich gilt Jesu Verheißung aber auch genau jenen, die in einer solch schwerwiegenden und schwierigen Lage sind, aus der es keinen einfachen Ausweg gibt.
»Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden... Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein...« (Mt 5,4; Offb 21,4)

Angst um den Zölibat?

Derzeit tauchen immer wieder irgendwelche Verschwörungstheorien auf, die ein Ende des Zölibats befürchten... Das geht so weit, dass mancher meint, die Diskussion um die zivil zweimal Geehelichten sei nur ein Ablenkungsmanöver (s. hier). Ja, Bischof Scherer mag den Zölibat nicht. Ja, ein paar Priestergeliebte* schreiben dem Papst rührige Briefe.

Ich teile diese Sorge nicht.

Und hier ist der Grund: Vom 30. September bis zum 28. Oktober 1990 tagte die achte Ordentliche Generalversammlung der Weltbischofssynode zum Thema "Die Priesterbildung im Kontext der Gegenwart", deren Ergebnisse in dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Pastores dabo vobis" vom 25. März 1992 festgehalten sind. Dort ist der Abschnitt 29 dem Zölibat gewidmet, worin zu lesen ist (für die Lesemuffel: das Entscheidende kommt im 3 und 4 Absatz):

»Unter den evangelischen Räten, schreibt das Konzil, "ragt die kostbar göttliche Gnadengabe hervor, die der Vater einigen gibt (vgl. Mt 19,11; 1 Kor 7,7), die Jungfräulichkeit oder der Zölibat, in dem man sich leichter ungeteilten Herzens (vgl. 1 Kor 7,32-34) Gott allein hingibt. Diese vollkommene Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen wurde von der Kirche immer besonders in Ehren gehalten als Zeichen und Antrieb für die Liebe und als eine besondere Quelle geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt" (LG 42). In der Jungfräulichkeit und im Zölibat bewahrt die Keuschheit ihren ursprünglichen Sinngehalt: Die menschliche Geschlechtlichkeit wird dabei als authentischer Ausdruck der Ziele und als wertvoller Dienst an interpersonaler Gemeinschaft und Hingabe gelebt. Dieser Sinngehalt ist in der Jungfräulichkeit voll bewahrt; diese verwirklicht gerade auch im Verzicht auf die Ehe die "bräutliche Bedeutung" des Leibes durch eine persönliche Bindung und Hingabe an Jesus Christus und seine Kirche, die die im jenseits zu erwartende vollkommene und endgültige Gemeinschaft und Hingabe ankündigen und vorwegnehmen: "In der Jungfräulichkeit steht der Mensch auch leiblich in der Erwartung der eschatologischen Hochzeit Christi mit der Kirche; er schenkt sich ganz der Kirche und hofft, daß Christus sich der Kirche schenken wird in der vollen Wahrheit des ewigen Lebens" (Familiaris consortio 16). 
In diesem Licht lassen sich die Beweggründe für die Entscheidung leichter verstehen und beurteilen, die die Kirche des Abendlandes vor Jahrhunderten getroffen und an der sie festgehalten hat trotz aller Schwierigkeiten und der Einsprüche, die im Laufe der Zeit dagegen erhoben wurden, nämlich die Priesterweihe nur Männern zu erteilen, die den Beweis erbringen, daß sie von Gott zur Gabe der Keuschheit in der Lebensform der bedingungslosen und dauerhaften Ehelosigkeit berufen sind.
Die Synodenväter haben ihre Gedanken dazu klar und nachdrücklich in einer wichtigen Vorlage zum Ausdruck gebracht, die es verdient, vollständig und wörtlich wiedergegeben zu werden: Während die in den Ostkirchen geltende Disziplin beibehalten wird, erinnert die Synode in der festen Überzeugung, daß die vollkommene Keuschheit im priesterlichen Zölibat ein Charisma ist, die Priester daran, daß die Keuschheit ein unschätzbares Geschenk Gottes für die Kirche und einen prophetischen Wert für die heutige Welt darstellt. Diese Synode billigt und bekräftigt von neuem und mit Nachdruck alles, was die lateinische Kirche und einige östliche Riten fordern, nämlich daß die priesterliche Würde nur solchen Männern übertragen wird, die von Gott das Geschenk der Berufung zur Keuschheit in der Ehelosigkeit empfangen haben (ohne Vorurteil gegen die Tradition einiger orientalischer Kirchen und gegen die Sonderfälle zum Katholizismus konvertierter verheirateter Geistlicher; für diese Fälle sind in der Enzyklika Pauls Vl. über den priesterlichen Zölibat, Nr. 42, Ausnahmen vorgesehen). Die Synode will bei niemandem den geringsten Zweifel an der festen Entschlossenheit der Kirche aufkommen lassen, an dem Gesetz festzuhalten, das den zur Priesterweihe nach dem lateinischen Ritus ausersehenen Kandidaten den frei gewählten ständigen Zölibat auferlegt. Die Synode drängt darauf, daß der Zölibat in seinem vollen biblischen, theologischen und spirituellen Reichtum dargestellt und erläutert wird, nämlich als kostbares Geschenk Gottes an seine Kirche und als Zeichen des Reiches, das nicht von dieser Welt ist, Zeichen der Liebe Gottes zu dieser Welt sowie der ungeteilten Liebe des Priesters zu Gott und zum Volk Gottes, sodaß der Zölibat als positive Bereicherung des Priestertums angesehen werden kann".
Besonders wichtig ist es, daß der Priester die theologische Begründung des kirchlichen Zölibatsgesetzes erfaßt. Als Gesetz drückt es noch vor dem Willen des einzelnen, der durch dessen Verfügbarkeit zum Ausdruck gebracht wird, den Willen der Kirche aus. Aber der Wille der Kirche findet seine letzte Begründung in dem Band, das den Zölibat mit der heiligen Weihe verbindet, die den Priester Jesus Christus, dem Haupt und Bräutigam der Kirche, gleichgestaltet. Die Kirche als Braut Jesu Christi will vom Priester mit der Vollständigkeit und Ausschließlichkeit geliebt werden, mit der Jesus Christus, das Haupt und der Bräutigam, sie geliebt hat. Der priesterliche Zölibat ist also Selbsthingabe in und mit Christus an seine Kirche und Ausdruck des priesterlichen Dienstes an der Kirche in und mit dem Herrn.
Für ein angemessenes geistliches Leben des Priesters darf der Zölibat nicht als ein isoliertes oder rein negatives Element, sondern immer als Aspekt einer positiven, ganz spezifischen und charakteristischen Lebensorientierung angesehen und gelebt werden: Er verläßt Vater und Mutter und folgt Jesus, dem Guten Hirten, in eine apostolische Gemeinschaft, um dem Volk Gottes zu dienen. Der Zölibat muß also als unschätzbares Geschenk Gottes, als "Antrieb der Hirtenliebe" (PO 16) als einzigartige Teilnahme an Gottes Vaterschaft und an der Fruchtbarkeit der Kirche und als Zeugnis vor der Welt für das eschatologische Reich in freier und von Liebe getragener Entscheidung angenommen und unablässig erneuert werden. Um sämtliche moralischen, pastoralen und spirituellen Erfordernisse des priesterlichen Zölibats zu leben, braucht es unbedingt das demütige und vertrauensvolle Gebet, wie uns das Konzil lehrt: "je mehr in der heutigen Welt viele Menschen ein Leben in vollkommener Enthaltsamkeit für unmöglich halten, um so demütiger und beharrlicher werden die Priester und mit ihnen die ganze Kirche die Gabe der Beständigkeit und Treue erflehen, die denen niemals verweigert wird, die um sie bitten. Zugleich werden sie alle übernatürlichen und natürlichen Hilfen anwenden, die jedem zur Verfügung stehen" (ebd.). Auch wird das Gebet, in Verbindung mit den Sakramenten der Kirche und asketischem Eifer, in schwierigen Situationen Hoffnung, bei Verfehlungen Vergebung und dort, wo es gilt, sich neu auf den Weg zu machen, Vertrauen und Mut einflößen.«


Wie üblich, kann man auch hier wieder sehen, dass offensichtlich vielfach, gerade auch in den Ländern, aus denen nun (und immer schon - *gähn*) der Aufschrei kommt, geflissentlich ignoriert wurde, was die Synode wollte. 

Wichtig ist aber für mich v.a. dies: Das ist der mit allem nur möglichen Nachdruck erklärte Wille der Kirche: "Die Kirche als Braut Jesu Christi will vom Priester mit der Vollständigkeit und Ausschließlichkeit geliebt werden, mit der Jesus Christus, das Haupt und der Bräutigam, sie geliebt hat." 
Daran wird sich so bald nichts ändern.



* Ob den "Priestergeliebten" bewusst ist, dass ihre achsotollen Beziehungen auf dem Bruch eines vor Gott und der Kirche feierlich abgelegten Gelöbnisses ruhen? Was erwarten die sich von ihren Wunschmännern für die Zukunft? Plötzliche Treue zu einem anderen vor Gott und der Kirche feierlich abgelegten Gelöbnis?
Davon abgesehen sollte den Damen mal jemand sagen, dass, selbst wenn der Zölibat abgeschafft würde, SIE dennoch niemals "Priesterfrauen" werden könnten... Die Weihe ist nunmal ein Ehehindernis (und zwar auch in der orthodoxen Tradition, die man so gern als Vorbild herbeifabuliert)!

Donnerstag, 22. Mai 2014

Kein Grund zur Freude!

Dass die "Chefin" von WisiniKi und ihr Gatte exkommuniziert wurden, erregt für meinen Geschmack in der Blogözese und in den Kommentaren einschlägiger Nachrichtenportale bei weitem zu viel Freude... Das ist überhaupt kein Anlass zur Freude!

Eine Exkommunikation ist eine ernstzunehmende Angelegenheit, da die schweren Vergehen (Sünden), die solch einen Ausschluss von den Sakramenten zur Folge haben, das Heil der betroffenen Seelen ernsthaft gefährden (was auch der Grund ist, warum ein Priester in Todesgefahr von jeder Sünde loszusprechen in der Lage ist und so de facto auch eine Exkommunikation lösen kann). Die Verhängung der Exkommunikation sollte an die Katholiken vor allem ein Signal senden: Hier ist eine Seele in Gefahr, verloren zu gehen. In diesem Fall gleich zwei!

Auch dass jetz herumgetrötet wird "Franziskus" habe die Frau exkommuniziert, ist befremdlich... es sollte bedacht werden, dass dieser Schritt im Grunde nur das Ergebnis eines bereits im Jahr 2011 auf Bistumsebene begonnenen Verfahrens bedeutet, das wohl aufgrund der Renitenz der Betroffenen auch nicht gerade zum Guten befördert wurde.

Interessant finde ich an diesem Vorkommnis hingegen, dass es überhaupt passiert ist, und dass es in aller Öffentlichkeit breitgetreten wird. Natürlich wird das die Betroffenen nicht kümmern, die verachten evidentermaßen alles, was mit der Katholischen Kirche zutun hat, besonders das Weiheamt. Sie werden sich nun eher noch als Märtyrer betrachten, wie es ja auch die aufmüpfigen amerikanischen Nonnen tun... Vielleicht freut sich Frau Heizer ja sogar darüber und fühlt sich bestätigt... ich weiß es jedenfalls nicht, und es interessiert mich auch nicht.

Da es aber der Kirche zu allererst um das Heil der Seelen gehen muss (c. 1752 CIC), ist eine Exkommunikation für diejenigen, die die Kirche des Herrn ernst nehmen, sicherlich viel, aber kein Grund zur Freude.
Betet für Frau Heizer und ihren Mann!

Samstag, 17. Mai 2014

keine Zeit

Falls sich jemand wundert: Derzeit fehlt es mir an Zeit zum Schreiben. Was besonders ärgerlich ist, weil ich problemlos jeden Tag mehrere m.E. nicht uninteressanten Beiträge schreiben könnte, da sich ja gerade einiges in Kirche und Welt tut, die Texte der Liturgie sehr reichhaltig sind (Osterzeit halt) und ich auch an der Uni mit allerlei interessanten Dingen zutun habe.

Genau diese letzteren Dinge nehmen mich derzeit jedoch sehr in Beschlag und ihnen muss ich Vorrang gewähren...

Dienstag, 13. Mai 2014

latente Kirchenspaltung

Wäre ich noch auf meinem Weg zur Taufe, ich müsste mich in diesen Tagen ernsthaft fragen, ob es in Deutschland nicht inzwischen mindestens zwei, eher mehrere, "katholische Kirchen" gibt... und welcher ich eigentlich angehören möchte.

Während der Bischof von Münster ganz klar sagt, dass zivil wiederverheiratet Geschiedene die Kommunion nicht empfangen können, ist genau diese Praxis im Erzbistum Freiburg ganz offiziell erlaubt, mit Formvorschlägen für Segensfeiern und allem, was dazu gehört.
Hier geht es nicht um irgendeine disziplinarische Angelegenheit, sondern um den Glaubensschatz der Kirche, näherhin um die Bedeutung von Eucharistie und Ehesakrament!

Ich würde auf den Gedanken kommen, mir "meine Kirche" aussuchen zu können/müssen: Gehe ich nach Münster, oder bleibe ich in Freiburg? Je nach Lebenssituation könnte so mancher Gläubige auf die Idee kommen, sich sein Bistum entsprechend des dort jeweils Praktizierten auszusuchen... offenbar gibt es da ja beachtliche Differenzen in dem, was die jeweiligen Hirten und Glaubenshüter so hüten...

An Bischof Genn geht mein Dank für seinen Mut, die Wahrheit zu sagen. Aber es wirft doch Fragen auf, warum ein Bischof, der einfach nur die Wahrheit sagt, so "heraus ragt"...

Das betrifft natürlich auch andere Themen... etwa Lebensschutz: In manchen Bistümern werden die Gläubigen in ihrem Einsatz für das Leben unterstütz, in anderen wird ihr Engagement unter Strafandrohung verboten.
In manchen Bistümern wird offen, abgenickt vom Ordinariat, gerne auch zu offiziellen Anlässen im Priesterseminar vor Ort, für Frauenordination geworben, in anderen wird derlei chronische geistige Umnachtung klar abgewiesen.
usw. usf.

Da kann man als einfacher Gläubiger eigentlich seine Zuflucht nur noch jenseits der Berge suchen...
Ich will meinen rechtmäßig bestellten Hirten aber nicht umgehen! Ich will ihm auch nicht misstrauen müssen oder bei jeder Äußerung nur auf die Abweichungen von der "gesunden Lehre" und Disziplin warten, weil ich schon so daran gewöhnt bin, dass soetwas kommt (Breitseiten gegen Rom, Verunglimpfungen kirchlicher Lehren, Missachtung liturgischer Normen etc. pp.). Ich möchte meinem Bischof vertrauen können und mich nicht an andere Bischöfe oder den Papst wenden müssen, wenn ich einfach nur wissen will, "wie es ist"! Gott sei Dank gibt es den Papst; aber der unmittelbare Bezugspunkt für jeden Katholiken sollte eigentlich sein Bischof sein! (Mit dem Pfarrer ists das gleiche Problem, aber darum gehts hier ja grad nich.) Nochmal (vgl. hier): Ich möchte einen Bischof, dem ich vorbehaltlos vertrauen kann in dem was er sagt und tut. Ich habe es satt, mich (Internet sei Dank) nach Bamberg, Eichstätt, Köln, Salzburg, New York oder Rom wenden zu müssen, wenn ich Rat und Hilfe von offizieller Seite suche!

Ob der in zweiter Zivilehe Lebende katholische Kirchensteuerzahler in Münster wohl mit Neid nach Freiburg blickt und für sein eigenes Bistum das Ressentiment schürt? Spielt er vielleicht gar mit dem Gedanken an eine "Konversion" per Umzug? 
cuius regio, eius religio?

Samstag, 10. Mai 2014

Dürftige Theologie - 10 - Toleranz/Akzeptanz

Büßergewand der hl. Klara v. Assisi
Bitte die Einführung (hier) beachten!


In der Diskussion um die zivil wiederverheirateten Geschiedenen brachte Kardinal Kasper das Bonmont ein, die Kirche könne doch wohl, wie es laut Kasper einige Kirchenvärter getan haben sollen (siehe dazu die Teile 4 bis 6 dieser Reihe), etwas "dulden, was an sich unmöglich ist" (im Buch S. 64). Die deutsche Version des auf Italienisch gehaltenen Vortrags (ich traue dem Kardinal zu, dass er seinen Vortrag auf italienisch verfasst hat) sagt hier aber etwas dezent anderes als das, was die Kardinäle zu hören bekamen. Im Konsistorium hörte sich das so an: "tollerare ciò che di per sé è impossibile accettare"; also: "etwas tolerieren, was an sich unmöglich akzeptiert werden kann". Das Begriffspaar um das es also gehen muss, ist Akzeptanz/Toleranz. Dieser Gedanke wurde seit dem Konsistorium von Kasper und anderen immer wieder vorgebracht (z.B. hier).
Die Situation der zivil wiederverheirateten Geschiedenen solle also geduldet, toleriert werden, nicht aber akzeptiert.

Was hier vorliegt ist in meinen Augen recht populistisch und intellektuell (zumal theologisch) und v.a. pastoral eigentlich nicht durchzuhalten. Ich klammere das offensichtliche Problem mal aus, welches darin besteht, dass eine solche Unterscheidung theoretisch schön klingt, praktisch aber unerheblich ist: Akzeptanz und Toleranz sind zwei Begriffe, die in der Alltagswelt nicht selten austauschbar gebraucht werden. Und auch die "Toleranz" einer zweiten zivilen Ehe würde ganz automatisch irgendwann (eher früher als später) als "Akzeptanz" interpretiert und entsprechend bewertet und benannt werden (und spätestens dann wäre nicht mehr plausibel zu machen, worin der Unterschied zwischen der "ersten" und der "zweiten" Ehe besteht)... das ist nur menschlich. Dies beiseite gelassen, geht es mir im Folgenden nur um die theoretische Unterscheidung: ich tue mal so, als wäre sie im Alltag durchsetzbar.

Toleranz drückt, etwa im Unterschied zum Respekt, keine Wertschätzung aus, sie beinhaltet aber eine klare Wertung. Toleranz (von lat. tolerare: tragen, ertragen) hegt man gegen etwas, was man eigentlich ablehnt, dessen "Dasein" man aber nichts desto trotz, eben: toleriert. Toleranz hat ein deutlich passives Moment an sich. Ich kann z.B. einen Parasiten tolerieren, der sich mir unter die Haut bohrt. Wichtig ist, dass man das Übel (als solches) wahrnehmen muss, um es tolerieren zu können: Toleranz ist keine Ignoranz. Etwas zu tolerieren, so belehren uns die Wörterbücher, bedeutet, es geschehen, es zuzulassen, ohne es in irgend einer Weise gutzuheißen oder zu unterstützen.

Akzeptanz ist etwas völlig anderes, denn sie ist immer auf ein Gut gerichtet, hoffentlich also auf etwas Positives und Wahres. Wenn ich etwas akzeptiere, dann nehme ich es an (lat. accipere: annehmen), ich mache es mir zu eigen. Akzeptanz ist immer aktiv, sie geschieht in einem "Akt des Akzeptierens". Etwas Böses zu akzeptieren ist Frevel, denn es würde eine Ablehung der Wahrheit bedeuten. Wer meint beides akzeptieren zu können, das Falsche und das Wahre, betrügt sich selbst, denn diese beiden widersprechen sich. Etwas Wahres hingegen nur zu tolerieren impliziert die eigentliche Ablehung dieses Wahren. (Ein Atheist kann meine Religion tolerieren, ich aber kann nie seinen Atheismus akzeptieren.)

Nun könnte man meinen, Kasper würde hier etwas insofern Richtiges sagen, als die Kirche natürlich eine "zweite Ehe" nicht akzeptieren, bestenfalls eben tolerieren kann. Aber auch das stimmt natürlich nicht, denn die Kirche muss immer, wie Jesus es auch tat, die Menschen zur Umkehr aufrufen; nie darf sie sich mit der Sünde abfinden, nie ihr gegenüber passiv werden. Aber auch dieses kleine Detail will ich in diesem Beitrag nicht ausführlich behandeln.
Das Problem das ich mit Kaspers Rede von der Toleranz habe ist zunächstmal dieses, dass Kasper seine Toleranz am Ende eben doch als Akzeptanz verkauft und auch als solche verkaufen muss, denn, da geh ich jede Wette ein, niemand von den Betroffenen, möchte "(nur) toleriert" werden! Jemandem ins Gesicht zu sagen, er bzw. seine Lebensweise würde "(nur) toleriert", ist eine ganz schreckliche Aussage und wird in keinem Fall als ein Ausdruck von Barmherzigkeit wahrgenommen werden! "Wir tolerieren dich" klingt nicht besonders einladend...

Dass Kasper für die Väterzeit eine "Pastoral der Duldung" annimmt, verwundert, denn gerade die Christen damals duldeten die in schwere Sünde Gefallenen eben gerade nicht in ihrer Mitte, sondern schlossen sie aus der Gottesdienstgemeinschaft aus. Für die gab es den Büßerstand, in dem sie in aller Öffentlichkeit nicht selten Jahre oder gar Jahrzehnte lang die kirchliche Buße auf sich nahmen und erst in einem langwierigen Prozess sukzessive wieder in die Gemeinde integriert wurden (siehe dazu hier), immer unter der Voraussetzung, sich von dem begangenen Übel abgewendet zu haben. (Dahinter steht freilich Kaspers Fehldeutung des Kanons 8 des Konzils von Nicäa, siehe dazu hier.)
Heute haben wir keinen Büßerstand mehr, niemand wird aus der Gottesdienstgemeinde ausgeschlossen. Was geblieben ist, ist ein Ausschluss von den Sakramenten in einigen wenigen schwerwiegenden Fällen (und wenn man Deutscher ist und keine Kirchensteuer zahlt...), der aber im Interesse der Betroffenen geschieht, da die Sakramente nicht nur Gnadengeschenke sind, sondern auch an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind, wie wir das gerade bei den Kirchenvätern noch viel rigoroser finden als heute.

Fakt bleibt, dass es auch heute und immer Sünder gibt und dass gerade ein Vergehen gegen die Gemeinschaft der Kirche, wie eben der Ehebruch (der ist eben keine Privatsache!), Folgen hat. Und so sehr man hier auch von interessierter Seite auf die Tränendrüsen drückt: Es ist ein Status, in den man freiwillig tritt. Es mag vorkommen, dass jemand schuldlos ist am Zerbrechen einer Ehe, aber das Eingehen einer zweiten zivilen Ehe geschieht nicht schuldlos.
Wie ich beriets andernorts zu diesem Thema bemerkt habe (hier):
»Das Leben im Ehebruch ist numal ein Stigma! Es kann weder die Kirche noch sollte es einen selbst kalt lassen, sofern man den Glaubenssatz von der Unauflöslichkeit der Ehe akzeptiert. (Wenn man ihn nicht akzeptiert, sollte es m.E. eh keine Rolle spielen, welche Sakramente man empfängt und welche nicht, da man offenkundig eh so seine Privatmeinungen über deren Inhalt und Wirkung zu haben scheint). Es ist ein Stigma für das man sich entscheidet! Freiwillig (denn niemand wird zu einer zweiten zivilen Ehe gezwungen)!«

Genau das wird bekämpft. Der bloße Eindruck einer "Stigmatisierung" ist es, der abgelehnt wird. Jemand der in zweiter ziviler Ehe lebt, will sich und seine Beziehung genauso anerkannt wissen, wie jede andere Ehe. Man will nicht stigmatisiert sein, obgleich man es nun einmal ist und zwar aus eigenem Entschluss heraus (aus dem gleichen Grund kann auch nicht die orthodoxe Praxis übernommen werden, siehe dazu hier). Man will ganz akzeptiert sein, und wird sich auch mit weniger nicht zufrieden geben, da man es als diskriminierend betrachten würde (vgl. hier). Niemand will ein "Bürger zweiter Klasse" sein... aber zu genau soetwas degradiert man jemanden, wenn man ihn bloß "toleriert"!
Außerdem muss man wohl auch die Frage stellen, was genau hier eigentlich toleriert werden soll: Dass Menschen Sünder sind, wird in der Kirche immer schon toleriert (im Unterschied zu allerlei Sekten aller Jahrhunderten), das wäre also nichts furchtbar Neues... Die Sünde aber kann die Kirche nicht tolerieren! Sie kann sich der Sünde gegenüber nie passiv verhalten, sondern muss gegen sie aktiv vorgehen! "Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde." (Joh 8,34) Der ganze Sinn von Jesu Heilswerk ist die Befreiung aus dieser Sklaverei und auch der Auftrag der Kirche ist ganz wesentlich darauf ausgerichtet... das Joch der Sklaverei zu tolerieren, widerspräche der Berufung des Christen: "Die Sünde soll nicht über euch herrschen; denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade." (Röm 6,14)

Kardinal Kasper setzt natürlich alle seine Forderungen (und es sind Forderungen, auch wenn sie mehrheitlich in Frageform formuliert sind) auf geschickte Weise niedrig an. Aber wie ich schon im letzten Beitrag dieser Serie (hier) gezeigt habe, spielt das eigentlich keine Rolle für das Endergebnis. Dass der Kardinal eine "Pastotal der Duldung" vorschlägt, ist nichts weniger als ein Affront gegen die Betroffenen, der auch dadurch nicht gemildert wird, dass man (siehe letzten Link) einigen wenigen dieser "Tolerierten" - den "Privilegierten" (N. und R. Martin) - aus welchen Gründen auch immer einen Freifahrschein zum Sakramentenempfang ausstellt.
Wobei ich mich eh frage, wie man denen, die nicht zu den wenigen "Privilegierten" gehören, das dann zu erklären gedenkt... "Ihr seid leider nicht fromm genug." oder "Ihr engagiert euch leider nicht genug." oder, um mal veralteten Jugend-Jargon zu bemühen, "Das ist halt pP [persönliches Pech]." Wo, bitte, soll bei solchem Gebaren Barmherzeigkeit sichtbar werden? Darf bzw. kann man Barmherzeigkeit überhaupt derart selektiv üben? Ist es barmherzig, die Barmherzigkeit anhand eines Eignungskatalogs zu verwalten? Aber natürlich: "Die gute Nachricht ist: Wir tolerieren euch trotzdem."... hä?


Ich glaube, dass es sich bei diesem "tolerieren/akzeptieren"-Sprech wie so oft nur um eine Worthülse handelt, die etwaige Bedenkenträger beschwichtigen soll... niemand will ernsthaft eine "Pastoral der Duldung", auch Kardinal Kasper nicht. Wie schon in Teil 9, so gilt auch hier: Alles (für alle) oder nichts!

Und, wie gesagt: Die Einführung einer solchen "Toleranz" würde ganz automatisch zu einer Wahrnehmung und Wertung im Sinne einer "Akzeptanz" führen und zu einer Verwaschung der Grenzen beitragen... 
Und dann soll nochmal einer hergehen und den Unterschied zwischen der sakramentalen und der zivilen Ehe erklären... Das alles ist sehr gefährlich, denn es ist eine, wie es das Englische so schön ausdrückt, slippery slope, eine schiefe Ebene, auf der alles einfach der Schwerkraft folgt, ob das nun beabsichtigt ist, oder nicht...


Ich empfehle dringend die Lektüre der Kapitel 6 bis 8 des Römerbriefes...
»Ihr wisst doch: Wenn ihr euch als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet, dann seid ihr Sklaven dessen, dem ihr gehorchen müsst; ihr seid entweder Sklaven der Sünde, die zum Tod führt, oder des Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt. Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde, seid jedoch von Herzen der Lehre gehorsam geworden, an die ihr übergeben wurdet. Ihr wurdet aus der Macht der Sünde befreit und seid zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden.« (Röm 6,16-18) 

Es ist der Herr!

»Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten, sprachen: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? Da aber Jesus bei sich selbst wusste, dass seine Jünger hierüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch dies? [...] Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben [...] Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn von dem Vater gegeben. Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm.« (Joh 6,60ff.)


 
Auf meinem Lager zur Nachtzeit suchte ich ihn,
den meine Seele liebt,
ich suchte ihn und fand ihn nicht.  
"Aufstehn will ich denn,
will die Stadt durchstreifen,
die Straßen und die Plätze, will ihn suchen,
den meine Seele liebt."
Ich suchte ihn und fand ihn nicht.
Es fanden mich die Wächter,
die die Stadt durchstreifen:
"Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?"
Kaum war ich an ihnen vorüber,
da fand ich ihn, den meine Seele liebt.
Ich ergriff ihn und ließ ihn nicht mehr los,
bis ich ihn ins Haus meiner Mutter gebracht hatte
und in das Gemach derer,
die mit mir schwanger war.
  
(Hld 3,1-4)

Donnerstag, 8. Mai 2014

Dürftige Theologie - 9 - Diskriminierung

Bitte die Einführung (hier) beachten!


Kardinal Walter Kasper macht in seinem Konsistoriumsvortrag deutlich, dass die von ihm angedachte Lösung nur eine solche für wenige Einzelfälle sein kann, wozu er ziemlich restriktive Kriterien anführt.

Das Problem an diesem Gedanken, so vernünftig er auf den ersten Blick anmutet, ist aber doch dies, dass er sich bei weiterem Nachdenken als Mogelpackung erweist. Der Grund ist eigentlich simpel: Es ist ja offenkundig, dass es den Hirten nicht gelungen ist, den Menschen verständlich zu machen, warum es im Falle einer zweiten zivilen Eheschließung zu Lebzeiten des sakramental angetrauten Partners einen Ausschluss von den Sakramenten gibt. Welchen Grund hätte irgendwer, anzunehmen, dass die nach Kaspers Vorschlägen dann doch irgendwie gerechtfertigte Zulassung "einiger Weniger" verständlich gemacht werden kann?

Es gilt hier wohl das Gleiche, was m.E. schon dem jüngsten tollen Einfall von Bischof Ackermann vorzuwerfen ist: 
»Die Wahrheit ist, dass jede Unterscheidung zwischen erlaubtem und unerlaubtem außerehelichem Sex sehr viel weniger vermittelbar wäre als jene andere Unterscheidung [zwischen künstlicher Verhütung und natürlicher Empfängnisregelung], die der Bischof für unvermittelbar hält. Der Druck des Faktischen würde hier im Nullkommanix sämtliche Barrieren fällen.« (siehe hier)

Mit den Worten von Norbert und Renate Martin in ihrer Replik auf Kasper in der Tagespost vom 10. März 2014:
»Der Autor spricht von einer kleinen Zahl, für die eine eventuell neue Lösung in Frage käme. Was wird die riesige Anzahl der anderen Geschiedenen, was werden die kritischen bis feindlichen Medien angesichts dieser "Privilegierten" sagen?
[...]
Überall wird die Erwartung einer generellen Lösung geschürt. Wenn nun "die Geburt einer Maus" [eine Lösung "nur für wenige"] das Ergebnis wäre, was wird die Folge der riesigen Enttäuschung bei den Gläubigen und den Medien sein?« 

Wie bei jeder "Ausnahmeregelung", wird auch hier sehr schnell der Druck von außen (und innen) so groß sein, dass man ausweitet und verallgemeinert, bis alle zufrieden sind. Das kann gar nicht anders geschehen, die Geschichte (etwa der Liturgiereform) spricht Bände darüber. Die Ausnahmen werden nicht vermittelt werden können, weil sie von der Masse ganz einfach nicht rezipiert werden wollen! Und weil diese Vermittlung ja auch tatsächlich nicht einfach wäre. Diese Perspektive auszuklammern halte ich für Realitätsflucht und für äußerst fahrlässig.

Dass Kasper ganz am Ende seines Referats die discretio (geistliche Unterscheidung) herausstreicht, mag theoretisch schön klingen, und ist auch durchaus fromm und richtig. Aber genau diesen Weg der Unterscheidung, den wird man nicht vermitteln können, den will und kann eine durch und durch säkulare Medienwelt nicht verstehen. Man wird sich einfach, schon aus Trotz!, diskriminiert fühlen. Basta!
Da kann man noch so viel die inzwischen abgedroschene Vokabel "Barmherzigkeit" im Munde führen, man wird es als Diskiminierung auffassen und "wahre Barmherzeigkeit (für alle!)" fordern.

Kasper befürchtet eine große Enttäuschung, wenn die Synode 14/15 keine "Lösung" bringt... aber er übersieht, dass sein Ansatz einer solchen überhaupt nicht abzuhelfen vermag... Schlimmer noch: Sein Vorschlag würde den Schreihälsen nur ein besseres Fundament zum Stehen bescheren, keinesfalls wird es sie zum Schweigen bringen. Man wird sich Kaspers eigener Argumentstionsweise bedienen und sagen, eine "Weiterentwicklung" von bereits Erreichtem sei "möglich" (Kasper auf S. 57, vgl. dazu hier); man wird seinen Vorschlag als Türöffner begreifen... Norbert und Renate Martin haben das sehr gut erfasst, wenn sie sagen, es ginge darum, "die Tür wenigstens einen Spalt weit [zu] öffnen und ein Signal der Hoffnung [zu] geben"... ja, und andere werden kommen und diese Tür, von der auch Kasper spricht (S. 57), ganz aufstemmen! Der Lärm wird unerträglich sein, bis das geschieht.
Die Beteuerung, auch noch so eng umgrenzte Ausnahmen zu ermöglichen, wird einen Dammbruch nicht verhindern. Der mag schrittweise erfolgen, aber er ist unvermeidlich. Es wird umgehend einen öffentlichen Aufschrei geben und jeder, der nicht zu den "Wenigen" zählt, wird sich eine Kamera und ein Mikrophon suchen, das ZdK wird großflächige Plakate ausrollen und alle werden im Chor ein Ende dieser unverständlichen, menschenfeindlichen Diskriminierung fordern.


PS. Es mag scheinen, dass das eben Dargelegte keine Behandlung dürftiger Theologie sei, sondern eher das Aufzeigen einer gewissen... Blauäugigkeit/Ignoranz auf Seiten der Kasperjubler (so es denn stimmt, was ich geschrieben habe). Ja und nein. Es hat insofern etwas mit dürftiger Theologie zutun, weil Kaspers Aufweis der Dringlichkeit ("wenn nicht Lösung... dann Enttäuschung") eine Popularisierung und Demokratisierung der Theologie bewirkt. Man hat das Gefühl, es ließe sich alles nur denkbare "synodal" beschließen, wenn nur die entsprechenden Forderungen laut genug an die Kirche herangetragen werden... Kasper hat quasi bereits beschlossen, dass Änderungen geschehen werden (bei Nichtbefolgung drohen Medienschelte, Abwanderung von Gläubigen, etc.)... Und ehe man sichs versieht, wird hier die vox populi - und das meint heute v.a.: die Massenmedien - zum eigentlichen Taktgeber, der sich bei Bedarf auch über göttliches Recht erheben kann. Die Theologie hätte dabei nurmehr eine Alibifunktion, sie soll das massenmedial schon längst Beschlossene ratifizieren. Zur Frage der Demokratie in der Kirche, siehe: hier.