Weil Richelieu Klaus Kinski ins Gespräch (bzw. den Dialog) gebracht hat: Jesus Christus Erlöser
Einige seiner Interpretationen sind sehr faszinierend und leherreich. Dass er freilich auch gegen die katholische Kirche und den Papst wettert ist klar, aber genauso watscht er auch sein Publikum ab, das mancher billiger Phrase applaudiert (Minute 28): "Da, wo man zu dumm und borniert ist, euch anzuhören, haltet euch nicht auf, geht weiter."
An zahlreichen Stellen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Jesus genau so gesprochen und sein Publikum genau so reagiert hat...
Samstag, 29. September 2012
Michael et al.
Synaxis der Erzengel |
Vor der Liturgiereform kam an diesem Tag nur dem Erzengel Michael die Aufmerksamkeit zu, Gabriel und Raffael wurden am 24. März bzw. am 24. Oktober gefeiert. Das Datum des 29. September kommt daher, dass es wohl der Weihetag einer im 5. Jahrhundert etwas nördlich von (heute in) Rom errichteten Basilika zu Ehren des Erzengels Michaels ist.
Für die Christen hatte Michael, vielleicht noch mehr als für die Juden (im vorrabbinischen Judentum gab es Strömungen, etwa die Sadduzäer, die garnicht an Engel glaubten, vgl. Apg 23,8), stets eine große Bedeutung. Spätestens seit dem 4. Jahrhundert gibt es zahlreiche Kirchen die seinen Namen tragen. Noch heute feiern die Kopten in Äthiopien jeweils am 12. eines Monats einen besondern Ritus zu Ehren dieses Engels.
Omnes sancti Angeli et Archangeli, orate pro nobis.
Freitag, 28. September 2012
Religionsunterricht verbessern!!
»Einen ganzen Studientag lang widmeten sich die Apostelnachfolger der
Frage, wie der Religionsunterricht und die Glaubensunterweisung in den
Gemeinden [...] funktionieren
können. Bemerkenswert offen setzten sie sich dabei mit der Tatsache
auseinander, dass trotz gut ausgebildeter Religionslehrer und
Hunderttausender Kinder, die vor ihrer Erstkommunion im Glauben
unterrichtet wurden, eben dieser Glaube immer mehr zu verdunsten
scheint.«
Offensichtlich sucht man den Fehler in den Strukturen und Konstrukten ("Religionsunterricht"): Lehrpläne und Methoden... Das ist nicht völlig falsch: "Elementarisierung" lässt grüßen! Dabei geht es nämlich sehr oft nicht mehr um die Begegnung mit dem objektiv Gegebenen (z.B. Glaubensinhalte, Wahrheit etc.), sondern mehr und mehr um "die persönliche Wahrheit des Schülers" (Zitat von einem Menschen, der an entscheidender Stelle für die Ausbildung von Religionslehrern zuständig ist). Und dann wundert man sich hinterher, warum nichts ankommt? lol
Der eigentliche Fehler ist aber nicht der Papierkram. Das eigentliche Problem ist, dass die Religionslehrer viel zu oft selber nicht an das glauben was sie vermitteln sollen. Als Insider sei mir ein Wink mit dem Zaunpfahl gestattet: Wenn die Mehrheit der "gut ausgebildeten Religionslehrer" im Grunde nichts weiter als Religionsphilosophie und -psychologie betreiben und "fromme" Anwärter im Lehramt meist sehr unsubtil von Ausbildern, Kollegen und sogar den Ordinariaten beharkt und nach Möglichkeit aussortiert werden, dann könnte das die Glaubwürdigkeit des durchschnittlichen Religionslehrers beeinträchtigen... hmm... es könnte da einen Zusammenhang geben... was weiß ich schon, ich guck mir das Trauerspiel ja nur seit Jahren von Innen an...
Natürlich kann man niemandem ins Herz blicken... man kann nicht den Glauben als Kriterium setzen, da dieser schwerlich beweisbar ist oder bescheinigt werden kann. Es müsste zumindest von Anfang an klargestellt werden, welche Voraussetzungen man mitbringen muss und man sollte die Leute zu einer Gewissenprüfung anhalten... wenigstens das... und den Leuten dann bei fehlenden Voraussetzungen ab und an mal einen guten Rat ("lass es sein") geben... wofür gibt es die Studienbegleitung für die angehenden Religionslehrer? Achja: Um Hinz und Kunz durchzuwinken und ggf. die "zu frommen" auszusortieren.
Um meine persönliche Meinung auf eine möglichst wenig konkrete Punshline zu bringen: Nicht der Religionsunterricht muss verbessert werden, sondern die Religionslehrer!
Offensichtlich sucht man den Fehler in den Strukturen und Konstrukten ("Religionsunterricht"): Lehrpläne und Methoden... Das ist nicht völlig falsch: "Elementarisierung" lässt grüßen! Dabei geht es nämlich sehr oft nicht mehr um die Begegnung mit dem objektiv Gegebenen (z.B. Glaubensinhalte, Wahrheit etc.), sondern mehr und mehr um "die persönliche Wahrheit des Schülers" (Zitat von einem Menschen, der an entscheidender Stelle für die Ausbildung von Religionslehrern zuständig ist). Und dann wundert man sich hinterher, warum nichts ankommt? lol
Der eigentliche Fehler ist aber nicht der Papierkram. Das eigentliche Problem ist, dass die Religionslehrer viel zu oft selber nicht an das glauben was sie vermitteln sollen. Als Insider sei mir ein Wink mit dem Zaunpfahl gestattet: Wenn die Mehrheit der "gut ausgebildeten Religionslehrer" im Grunde nichts weiter als Religionsphilosophie und -psychologie betreiben und "fromme" Anwärter im Lehramt meist sehr unsubtil von Ausbildern, Kollegen und sogar den Ordinariaten beharkt und nach Möglichkeit aussortiert werden, dann könnte das die Glaubwürdigkeit des durchschnittlichen Religionslehrers beeinträchtigen... hmm... es könnte da einen Zusammenhang geben... was weiß ich schon, ich guck mir das Trauerspiel ja nur seit Jahren von Innen an...
Natürlich kann man niemandem ins Herz blicken... man kann nicht den Glauben als Kriterium setzen, da dieser schwerlich beweisbar ist oder bescheinigt werden kann. Es müsste zumindest von Anfang an klargestellt werden, welche Voraussetzungen man mitbringen muss und man sollte die Leute zu einer Gewissenprüfung anhalten... wenigstens das... und den Leuten dann bei fehlenden Voraussetzungen ab und an mal einen guten Rat ("lass es sein") geben... wofür gibt es die Studienbegleitung für die angehenden Religionslehrer? Achja: Um Hinz und Kunz durchzuwinken und ggf. die "zu frommen" auszusortieren.
Um meine persönliche Meinung auf eine möglichst wenig konkrete Punshline zu bringen: Nicht der Religionsunterricht muss verbessert werden, sondern die Religionslehrer!
Neue Hürden für die Ökumene?
Na wenigstens kann nun kein Bischof oder ZK'ler mehr über die Teilnahme von Nichtkatholiken an der Eucharistie spekulieren, denn Protestanten zahlen bekanntlich nix an die Katholische Kirche in Deutschland.
Dass "im Lande Luthers" mal (wieder) das Geld ein Grund für das Aufrechterhalten der "Konfessionstrennung" ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Richtig witzig wird es, wenn dann wieder irgend ein Pfarrer applausheischend herumprustet, er würde "niemanden abweisen"... ob er diese Handlungsweise auch bei den standesamtlich abtrünnig Gewordenen fortführt?
Dass "im Lande Luthers" mal (wieder) das Geld ein Grund für das Aufrechterhalten der "Konfessionstrennung" ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Richtig witzig wird es, wenn dann wieder irgend ein Pfarrer applausheischend herumprustet, er würde "niemanden abweisen"... ob er diese Handlungsweise auch bei den standesamtlich abtrünnig Gewordenen fortführt?
Dienstag, 25. September 2012
Marsch für das Leben 2012
Jedesmal wieder... dumme Menschen (05:12): "Hätt' Maria abgetr..."
Ja, und hätte deine Mutter das getan, gäbe es dich nicht... wie fühlt sich das an?
Sonntag, 23. September 2012
"thematische" Heilige Messe?
Nicht erst seit dem letztes Katholikentag (z.B. hier und besonders HIER) sind "thematische" Messen ein allgemeines Phänomen. Freilich ist es ein aus dem protestantischen Bereich übernommenes, denn ein bloßer (Wort)Gottesdienst lässt sich problemlos thematisch gestalten, ist doch sein Ablauf und Inhalt letztlich an keine objektiven und/oder geschichtlich gewachsenen Maßstäbe gebunden. Also versucht man spätestens seit der Liturgiereform immer mehr dieses Modell auf die Heilige Messe zu übertragen, was natürlich nur dann überhaupt nur gedacht werden kann, wenn man das eigentliche Geschehen der Messe (die Eucharistiefeier) ausblendet.
Man versucht dadurch, unterschiedliche "Zielgruppen" zu erreichen. Aber genau das führt in ein wunderbares Paradoxon: Eine "thematische" hl. Messe ist ein Machwerk von Menschen, schlimmer noch: von Einzelnen. Und weil das so ist, spiegelt solch ein Machwerk notwendig hauptsächlich Intention und Gesinnung des Machenden wieder und kann darum nur an den weitaus meisten potentiellen "Adressaten" vorbeigehen. (Hier zeigt sich auch das große Missverständnis: die hl. Messe wird zum Angebot, das von jemandem für jemanden gemacht wird. Nichts liegt dem Wesen der Heiligen Messe ferner.)
Thematische Veranstaltungen haben die Eigenschaft, dass man über Besuch und Fernbleiben danach entscheidet, um welches Thema es geht. Wenn mich eine Vorlesung über den Machbarkeitsgedanken im Frühwerk von Albert Camus nicht interessiert, ich aber große Begeisterung für die Geschichte der Aufnahme des Trishagion in der abendländischen Liturgie habe, dann gehe ich in letztere Veranstaltung. Wenn nun aber die einzige Messe am Sonntag in meiner Pfarre thematisch fixiert wird, habe ich als Katholik keine andere Wahl, als diese Veranstaltung zu besuchen, so scheissegal mir das Thema auch ist, unter das sie "gestellt" wurde.
Wenn ich mich zudem gerade in einer intensiven Phase meines Lebens befinde (sei es positiv oder negativ), dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass mich das Thema anwidert, nochmal um einiges erhöht. Wenn das Thema dann auch noch dümmlich, nichtssagend, synkretistisch oder häresieverdächtig ist, wirds erst recht furchtbar.
Thematische Messen sind eine Vereinnahmung der Gläubigen, sie sind eine Diktatur, denn sie nehmen mir als Gläubigen nicht selten das Recht auf eine würdige Liturgie (Redemptionis Sacramentum 11: "Willkürliche Handlungen dienen nämlich nicht der wirksamen Erneuerung, sondern verletzen das den Christgläubigen zustehende Recht auf eine liturgische Handlung, die Ausdruck des Lebens der Kirche gemäß ihrer Tradition und Disziplin ist.") und sie zwingen mich zu einem Verhalten oder zu einer Gesinnung, die nicht die meine (oder die Gottes) ist, sondern eben die derer, die hinter dem Machwerk stehen. Ich kann mich dagegen wehren, aber ich habe als Katholik (im Beispiel mit der einzigen Sonntagsmesse) keine Möglichkeit, dem völlig zu entgehen.
Schlimmer noch: Solche Veranstaltungen sind eine Beleidigung Gottes, mindestens aber ein astreiner Widerspruch zum "salus et gloria et virtus Deo nostro est" (Offb 19,1) und somit das Gegenteil von Gottes-Dienst (im Hinblick auf die Eucharistie).
Man versucht dadurch, unterschiedliche "Zielgruppen" zu erreichen. Aber genau das führt in ein wunderbares Paradoxon: Eine "thematische" hl. Messe ist ein Machwerk von Menschen, schlimmer noch: von Einzelnen. Und weil das so ist, spiegelt solch ein Machwerk notwendig hauptsächlich Intention und Gesinnung des Machenden wieder und kann darum nur an den weitaus meisten potentiellen "Adressaten" vorbeigehen. (Hier zeigt sich auch das große Missverständnis: die hl. Messe wird zum Angebot, das von jemandem für jemanden gemacht wird. Nichts liegt dem Wesen der Heiligen Messe ferner.)
Thematische Veranstaltungen haben die Eigenschaft, dass man über Besuch und Fernbleiben danach entscheidet, um welches Thema es geht. Wenn mich eine Vorlesung über den Machbarkeitsgedanken im Frühwerk von Albert Camus nicht interessiert, ich aber große Begeisterung für die Geschichte der Aufnahme des Trishagion in der abendländischen Liturgie habe, dann gehe ich in letztere Veranstaltung. Wenn nun aber die einzige Messe am Sonntag in meiner Pfarre thematisch fixiert wird, habe ich als Katholik keine andere Wahl, als diese Veranstaltung zu besuchen, so scheissegal mir das Thema auch ist, unter das sie "gestellt" wurde.
Wenn ich mich zudem gerade in einer intensiven Phase meines Lebens befinde (sei es positiv oder negativ), dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass mich das Thema anwidert, nochmal um einiges erhöht. Wenn das Thema dann auch noch dümmlich, nichtssagend, synkretistisch oder häresieverdächtig ist, wirds erst recht furchtbar.
Thematische Messen sind eine Vereinnahmung der Gläubigen, sie sind eine Diktatur, denn sie nehmen mir als Gläubigen nicht selten das Recht auf eine würdige Liturgie (Redemptionis Sacramentum 11: "Willkürliche Handlungen dienen nämlich nicht der wirksamen Erneuerung, sondern verletzen das den Christgläubigen zustehende Recht auf eine liturgische Handlung, die Ausdruck des Lebens der Kirche gemäß ihrer Tradition und Disziplin ist.") und sie zwingen mich zu einem Verhalten oder zu einer Gesinnung, die nicht die meine (oder die Gottes) ist, sondern eben die derer, die hinter dem Machwerk stehen. Ich kann mich dagegen wehren, aber ich habe als Katholik (im Beispiel mit der einzigen Sonntagsmesse) keine Möglichkeit, dem völlig zu entgehen.
Schlimmer noch: Solche Veranstaltungen sind eine Beleidigung Gottes, mindestens aber ein astreiner Widerspruch zum "salus et gloria et virtus Deo nostro est" (Offb 19,1) und somit das Gegenteil von Gottes-Dienst (im Hinblick auf die Eucharistie).
»Welche Liturgie von Menschen wäre denn "würdig" des Gegenstandes ihrer Verehrung, vor dem selbst im Himmel alle Wesen sich auf ihr Angesicht niederwerfen, ihrer Kränze und Kronen sich entledigen und sie in der Gebärde der Anbetung vor den Thron Gottes hinlegen: "Du allein, Herr, unser Gott, bist würdig, Lobpreis, Ehrung und Macht entgegenzunehmen" (Offb 4,11)? Diese himmliche Rückgabe aller von Kreaturen empfangener Würde an den, "der das All durch seinen Willen geschaffen", kann eine irdische Gemeinde aus Sündern nur von vornherein in die Knie zwingen zu einem "Domine, non sum dignus". Wenn diese zu Lob und Verehrung versammelte Gemeinde etwas anderes im Sinn trüge als den Akt vollkommener Anbetung und Selbstübergabe - etwa ihre eigene Erbauung oder irgendein Unternehmen, in dem sie selber neben dem Herrn, dem gehuldigt werden soll, thematisch werden sollte, so wäre das eine befremdliche, wenn auch noch so naive Selbsttäuschung.« (H. U. v. Balthasar, Neue Klarstellungen)
Samstag, 22. September 2012
Jahr des Glaubens! Oder auch nicht...
Programm |
Irgendwie ist mir nach Lachen zumute. Zum Glück haben wir in der Pfarrei genug eigene Pläne.
»Wir dürfen nicht zulassen, daß das Salz schal wird und das Licht verborgenen gehalten wird (vgl. Mt 5,13-16).
[...]
Wir müssen wieder Geschmack daran finden, uns vom durch die Kirche treu überlieferten Wort Gottes und vom Brot des Lebens zu nähren – Gaben, die allen zur Stärkung angeboten werden, die seine Jünger sind (vgl. Joh 6,51).« (Benedikt XVI. Porta fidei)
Donnerstag, 20. September 2012
... armselige deutsche Nationalkirche
Wer in Deutschland keine Kirchensteuer zahlen will, wird de facto exkummuniziert. Nichts Neues.
Was mich wurmt ist, wie Rom sowas durchgehen lassen kann...
Wer also z.B. keinen Bock hat, BDKJ und anderes belang- und sinnlose Gestrüpp mit Geld zu beschemeißen und lieber gezielt seine Kirche (oder Pfarrei) unterstützen möchte, der gehört zwar formal noch zur Kirche, hat aber keinerlei Rechte oder Möglichkeiten der Mitwirkung und ist sogar von den Sakramenten ausgeschlossen. Letzteres ist etwas, was z.B. der freiburger Erzbischof sogar in Todsünde Lebenden Menschen nicht antun möchte!
Todsünde ("Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn" 1Kor 11,27) ist kein Problem, aber das Geld ist es?
Mit welcher Angst und Panik sich diese armselige deutsche Nationalkirche an ihr liebes Geld klammert... das ist besser als jede Satire! Und zum heulen. Und der Rest der katholischen Weltkirche lacht uns aus.
Sehr interessante Aussage (siehe Link): "Es ist nicht möglich, eine „geistliche Gemeinschaft Kirche“ von der „Institution Kirche [auf deutschem Staatsgebiet]“ zu trennen." Bravo!
-
Meine kirchenrechtliches Fachwissen hat zwar bisher ihren Schwerpunkt im Sakramentenrecht, aber ich will dennoch meinen (spontanen) Senf dazugeben (wofür hab ich dieses Blog sonst), denn die Begründung ist toll!
Außerdem steht im genannten Paragraphen nichts über Steuern. Dort heißt es: "Die Gläubigen sind verpflichtet, auch in ihrem eigenen Verhalten (ipsorum agendi ratione), immer die Gemeinschaft mit der Kirche zu wahren." Von einem bürokratischen Akt ist hier nicht die Rede, sondern vom eigenen Verhalten!
Was mich wurmt ist, wie Rom sowas durchgehen lassen kann...
Wer also z.B. keinen Bock hat, BDKJ und anderes belang- und sinnlose Gestrüpp mit Geld zu beschemeißen und lieber gezielt seine Kirche (oder Pfarrei) unterstützen möchte, der gehört zwar formal noch zur Kirche, hat aber keinerlei Rechte oder Möglichkeiten der Mitwirkung und ist sogar von den Sakramenten ausgeschlossen. Letzteres ist etwas, was z.B. der freiburger Erzbischof sogar in Todsünde Lebenden Menschen nicht antun möchte!
Todsünde ("Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn" 1Kor 11,27) ist kein Problem, aber das Geld ist es?
Mit welcher Angst und Panik sich diese armselige deutsche Nationalkirche an ihr liebes Geld klammert... das ist besser als jede Satire! Und zum heulen. Und der Rest der katholischen Weltkirche lacht uns aus.
Sehr interessante Aussage (siehe Link): "Es ist nicht möglich, eine „geistliche Gemeinschaft Kirche“ von der „Institution Kirche [auf deutschem Staatsgebiet]“ zu trennen." Bravo!
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Meine kirchenrechtliches Fachwissen hat zwar bisher ihren Schwerpunkt im Sakramentenrecht, aber ich will dennoch meinen (spontanen) Senf dazugeben (wofür hab ich dieses Blog sonst), denn die Begründung ist toll!
»Wer vor der zuständigen zivilen Behörde aus welchen Gründen auch immer seinen Kirchenaustritt erklärt, verstößt damit gegen die Pflicht, die Gemeinschaft mit der Kirche zu wahren (c. 209 §1 CIC)«Wohl kaum! Zum einen sind die beiden Wörtchen "zivile Behörde" sehr aufschlussreich, da eine zivile Behörde eigentlich nichts bezüglioch der Kirchenzugehörigkeit zu melden hat. Wäre dem so, gäbe es in China nur eine und dann patriotische "katholische" Kirche.
Außerdem steht im genannten Paragraphen nichts über Steuern. Dort heißt es: "Die Gläubigen sind verpflichtet, auch in ihrem eigenen Verhalten (ipsorum agendi ratione), immer die Gemeinschaft mit der Kirche zu wahren." Von einem bürokratischen Akt ist hier nicht die Rede, sondern vom eigenen Verhalten!
»Wer vor der zuständigen zivilen Behörde aus welchen Gründen auch immer seinen Kirchenaustritt erklärt, verstößt damit [...] gegen die Pflicht, seinen finanziellen Beitrag dazu zu leisten, dass die Kirche ihre Aufgaben erfüllen kann (c. 222 §1 CIC i.V.m. c. 1263 CIC)«Auch das ist ziemlich haarsträubend, denn c. 222 spezifiziert nicht, wie diese Beiträge von den Gläubigen erbracht werden sollen und c. 1263 spricht von "öffentlichen juristischen Personen" (das sind z.B. Pfarreien, vgl. c. 515 § 3) die der Bischof bei Bedarf besteuern kann. Die Kirchensteuer in Deutschland ist aber keine solche vom einzelnen Bischof erlassene Besteuerung, sondern eine staatliche Einrichtung.
Mittwoch, 19. September 2012
Abschied
Die gleiche Ignoranz und Selbstherrlichkeit wie bei "Wir sind (nicht) Kirche", nur mit anderem Etikett... hübsche kleine Sekte habt ihr da.
Und tschüss.
Feste unseres Gottes
Was ich in der "neuen" Messe neben Stufengebet und manch anderem auch sehr vermisse, sind die Quatembertage... Auch, weil sie eine beeindruckende Brücke zum Judentum schlagen: Gerade in der Zeit, in der wir nun sind, fällt nach dem jüdischen Kalender neben dem (dieses Jahr am 17. September gewesenen) jüdischen Neumondfest (Rosch ha-Schanah) auch der Versöhnungstag (Jom Kippur) am 26. September und das Laubhüttenfest (Sukkot) Anfang Oktober. Das Neumondfest ist das jüdische "bürgerliche" Neujahr (die Sache mit den Hörnern), der Versöhnungstag ist jener Tag, an dem der Hohepriester das Allerheiligste betrat, um die Lade mit dem Blut eines Stieres und eines Bockes zu besprengen und die Laubhütten (Sukka) erinnern an Israels Zug durch die Wüste. Sukkot ist zugleich Erntedank.
Die Herbstquatember, die dieser Tage in der "alten" Messe ansteht, erinnert an all das, was im Introitus dieses Quatembermittwochs, Ps 81,2-5, wunderbar zum Ausdruck kommt:
Diese Kontinuität vom Alten zum Neuen Bund war auch ein Grund für meine Faszination für den Katholizismus im Unterschied zum Protestantismus. Ist es nicht der eine Gott, der diese jüdischen Feste angeordnet hat? Warum achtet man sie so wenig? Es ist schade, dass ein guter Teil jener Kontinuität für überflüssig erachtet wird, gerade, da man sich immer befleißigt, unsere älteren Brüder zu bedenken.
Die Herbstquatember, die dieser Tage in der "alten" Messe ansteht, erinnert an all das, was im Introitus dieses Quatembermittwochs, Ps 81,2-5, wunderbar zum Ausdruck kommt:
»Jubelt Gott zu, er ist unsre Zuflucht; jauchzt dem Gott Jakobs zu! Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, die liebliche Laute, dazu die Harfe! Stoßt in die Posaune am Neumond und zum Vollmond, am Tag unsres Festes! Denn das ist Satzung für Israel, Entscheid des Gottes Jakobs.«
Diese Kontinuität vom Alten zum Neuen Bund war auch ein Grund für meine Faszination für den Katholizismus im Unterschied zum Protestantismus. Ist es nicht der eine Gott, der diese jüdischen Feste angeordnet hat? Warum achtet man sie so wenig? Es ist schade, dass ein guter Teil jener Kontinuität für überflüssig erachtet wird, gerade, da man sich immer befleißigt, unsere älteren Brüder zu bedenken.
Dienstag, 18. September 2012
Freiburger Narren - Nachtrag
Ich hatte hier ja schon mehrfach kurz über die Freiburger Narren berichtet (hier, hier, hier und anderswo), die mit ihrem Pamphlet "Kirche 2012" im Juni dieses Jahres etwa den amtlich sanktionierten Kommunionempfang im Ehebruch Lebender forderten.
Stellt sich heraus, dass wohl vor nicht allzulanger Zeit (da ich etwas tiefer sitze, bekomme ich das nicht immer gleich mit) die Vorsitzende des Dekanatsrates in Freiburg ein einhelliges zustimmendes Statement desselben zu diesem Pamphlet erwirken wollte.
Das Ergebnis ist überaus amüsant (aber kein Witz): Zur völligen Überraschung der Dekanatsratsvorsitzenden, Frau Dr. Barbara Henze (übrigens Dozentin für mittlere und neue Kirchengeschichte an der theologischen Fakultät der Uni Freiburg mit Schwerpunkt Vaticanum II. u.a.), gab es Gegenstimmen, sodass das Statement nicht zustande kam. Frau Dr. Henze hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass es zu dieser Frage unterschiedliche Meinungen in Freiburg geben kann.
Abgesehen von dem wertvollen Hoffnungsschimmer, der hier sichtbar wird, gewährt doch allein schon dieses Faktum tiefe Einblicke in die Psyche von Memorandisten und Konsorten...
Stellt sich heraus, dass wohl vor nicht allzulanger Zeit (da ich etwas tiefer sitze, bekomme ich das nicht immer gleich mit) die Vorsitzende des Dekanatsrates in Freiburg ein einhelliges zustimmendes Statement desselben zu diesem Pamphlet erwirken wollte.
Das Ergebnis ist überaus amüsant (aber kein Witz): Zur völligen Überraschung der Dekanatsratsvorsitzenden, Frau Dr. Barbara Henze (übrigens Dozentin für mittlere und neue Kirchengeschichte an der theologischen Fakultät der Uni Freiburg mit Schwerpunkt Vaticanum II. u.a.), gab es Gegenstimmen, sodass das Statement nicht zustande kam. Frau Dr. Henze hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass es zu dieser Frage unterschiedliche Meinungen in Freiburg geben kann.
Abgesehen von dem wertvollen Hoffnungsschimmer, der hier sichtbar wird, gewährt doch allein schon dieses Faktum tiefe Einblicke in die Psyche von Memorandisten und Konsorten...
Menschwerdung
Es ist ein nettes Detail, im ersten Kapitel der Genesis zu bemerken, dass der Refrain dieses Liedes nach jedem Schöpfungsakt kommt, nur nicht nach der Erschaffung des Menschen. Es ist, als wäre alles Geschaffene in einer Weise "abgeschlossen": "Gott sah, dass es gut war", aber die Erschaffung des Menschen ist es nicht, obwohl doch hier die Nähe zu Gott so großartig ist: "Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich." (Gen 1,26) Aber wie soll es geschehen, dass wir Gott ähnlich und so "Mensch" sein können?
Erst als Christus, der Gottmensch, am Kreuz hing, verkündete er die Vollendung der Erschaffung des Menschen, hier, in Ihm, am Kreuz, ist der Mensch wirklich Mensch geworden, wie Gott ihn im Anfang schaffen wollte: "Es ist vollbracht!" (Joh 19,30)
Christ sein bedeutet Mensch sein. In einer Weise wie es Nichtchristen nie nachvollziehen können, glauben wir Christen an eine Leben vor dem Tod: An eine Menchwerdung durch das Leiden und den Tod (das Ende des irdischen Lebens). Dieser Glaube ist denn auch der Grund für den Glauben an das Leben nach dem Tod. Aus dem Leben (samt Leid und Tod) werden wir in das (ewige) Leben geboren.
Ignatius von Antiochien hat das einzigartig auf seinem Weg ins Martyrium ausgedrückt (in seinem Brief an die Römer, 6)... er kehrt die Sprech- und Denkweise der "Welt" völlig um wenn er, blickend auf die Löwen, die ihn zerreißen werden, spricht: "Mir steht die Geburt bevor." Und er bittet seine Brüder in Christus, sein Martyrium nicht zu verhindern: "hindert mich nicht, das Leben zu gewinnen, wollet nicht meinen Tod, [...] lasset mich reines Licht empfangen. [...] Gönnet mir, ein Nachahmer zu sein des Leidens meines Gottes."
Ignatius summiert im Einklang mit dem Schöpfungswillen Gottes: "Wenn ich dort angelangt bin, werde ich ein Mensch sein."
Erst als Christus, der Gottmensch, am Kreuz hing, verkündete er die Vollendung der Erschaffung des Menschen, hier, in Ihm, am Kreuz, ist der Mensch wirklich Mensch geworden, wie Gott ihn im Anfang schaffen wollte: "Es ist vollbracht!" (Joh 19,30)
Christ sein bedeutet Mensch sein. In einer Weise wie es Nichtchristen nie nachvollziehen können, glauben wir Christen an eine Leben vor dem Tod: An eine Menchwerdung durch das Leiden und den Tod (das Ende des irdischen Lebens). Dieser Glaube ist denn auch der Grund für den Glauben an das Leben nach dem Tod. Aus dem Leben (samt Leid und Tod) werden wir in das (ewige) Leben geboren.
Ignatius von Antiochien hat das einzigartig auf seinem Weg ins Martyrium ausgedrückt (in seinem Brief an die Römer, 6)... er kehrt die Sprech- und Denkweise der "Welt" völlig um wenn er, blickend auf die Löwen, die ihn zerreißen werden, spricht: "Mir steht die Geburt bevor." Und er bittet seine Brüder in Christus, sein Martyrium nicht zu verhindern: "hindert mich nicht, das Leben zu gewinnen, wollet nicht meinen Tod, [...] lasset mich reines Licht empfangen. [...] Gönnet mir, ein Nachahmer zu sein des Leidens meines Gottes."
Ignatius summiert im Einklang mit dem Schöpfungswillen Gottes: "Wenn ich dort angelangt bin, werde ich ein Mensch sein."
Sonntag, 16. September 2012
Geistliche Berufungen
»In diesen Tagen ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.« (Lk 6,12)
Früher war es üblich, besonders in den Quatemberzeiten (wie z.B. jetzt, nach Kreuzerhöhung) um Priesterberufungen zu beten. Bei uns in der Pfarrei beten wir immer Mittwochs um geistliche Berufe.
Mich wurmt und schmerzt immer die Anmaßung mancher Männer und Frauen, Priester werden zu wollen und einen Anspruch darauf zu erheben. Ich habe hier schonmal darüber gesprochen, dass es die Kirche ist, die in der Vollmacht Christi beruft, während sich ein Kandidat nur der Kirche anbieten kann - mehr nicht.
Jesus betete die ganze Nacht, bevor er seine Apostel auswählte... Mich wundert es, wie diese Menschen wohl beten können... Wie betet einer, der Berufensein mit Ansprüchestellen verwechselt?
Inzwischen bete ich nicht nur für geistliche Berufungen (und Berufungen zur Familie!), sondern damit verbunden auch um die Bekehrung jener, die ihr eigenes Wollen ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Kirche stellen... der geistliche Schaden den solches Wüten verursacht, ist kaum abzuschätzen... ist das Anmaßung? Nehme ich mir etwas heraus? Bin ich besser als sie? Nein, bin ich nicht. Aber ich bin zumindest stets bemüht, meine Wünsche und Vorstellungen nicht als Maß zu nehmen, sondern mich von der Kirche belehren zu lassen...
An Quatembertagen nach der hl. Messe wurde gebetet:
Früher war es üblich, besonders in den Quatemberzeiten (wie z.B. jetzt, nach Kreuzerhöhung) um Priesterberufungen zu beten. Bei uns in der Pfarrei beten wir immer Mittwochs um geistliche Berufe.
Mich wurmt und schmerzt immer die Anmaßung mancher Männer und Frauen, Priester werden zu wollen und einen Anspruch darauf zu erheben. Ich habe hier schonmal darüber gesprochen, dass es die Kirche ist, die in der Vollmacht Christi beruft, während sich ein Kandidat nur der Kirche anbieten kann - mehr nicht.
Jesus betete die ganze Nacht, bevor er seine Apostel auswählte... Mich wundert es, wie diese Menschen wohl beten können... Wie betet einer, der Berufensein mit Ansprüchestellen verwechselt?
Inzwischen bete ich nicht nur für geistliche Berufungen (und Berufungen zur Familie!), sondern damit verbunden auch um die Bekehrung jener, die ihr eigenes Wollen ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Kirche stellen... der geistliche Schaden den solches Wüten verursacht, ist kaum abzuschätzen... ist das Anmaßung? Nehme ich mir etwas heraus? Bin ich besser als sie? Nein, bin ich nicht. Aber ich bin zumindest stets bemüht, meine Wünsche und Vorstellungen nicht als Maß zu nehmen, sondern mich von der Kirche belehren zu lassen...
An Quatembertagen nach der hl. Messe wurde gebetet:
»Gott, du Herr und lehrer Deiner Gläubigen: Du hast zur Erhaltung und verbreitung Deiner Kirche das Priestertum eingesetzt und zu deinen Aposteln gesprochen: "Die Ernste ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in seine Ernte sende." Sieh, wir kommen mit inbrünstigem Verlangen und flehen inständig zu Dir: Sende Arbeiter in Deine Ernte; sende würdige Priester in Deine heilige Kirche! Laß alle, die Du von Ewigkeit her zu Deinem heiligen Dienste berufen hast, Deine Stimme willig hören und Deinem Rufe freudig folgen. Bewahre sie vor den Gefahren der Welt. Weleih ihnen den Geist der Weisheit und des Verstandes, den geist des rates und der Stärke, den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit und erfülle sie mit dem Geiste Deiner heiligen Furcht. Ausgerüstet mit der Gnade des Priestertums mögen sie uns durch Wort und Beispiel lehren, den Weg Deiner Gebote zu wandeln, und uns hinführen zur ewigen, glückseligen Vereinigung mit Dir, der Du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.«
Donnerstag, 13. September 2012
Pro Life und keine Ende
Zitat von "Jugend für das Leben":
Ja, es kann sein. Ist so. Und ist nichts Neues.
Das Trauerspiel erinnert frappierend an die Verdrängungsmechanismen wie sie zur Zeit des dritten Reichs im Hinblick auf den Holocaust oder bis heute in der offiziellen Linie der Türkei bezüglich des Genozids an den Armeniern zu beobachten waren und sind (siehe Aghet). Vielleicht ist genau diese verdrängung auch ein Hindernis bei der Aufklärung: Dass die meisten es nicht wahrhaben wollen, es darum nicht wahr sein darf und es dann völlig folgerichtig auch nicht wahr sein kann... Welcher Politiker würde schon gerne urplötzlich bemerken, einen massenmord bewilligt zu haben? Oder welcher Arzt? Welches Opfer (gemeint sind die Mütter der toten Kinder)?
Und im Grunde kennen wir das wohl alle... Niemand von uns denkt unentwegt an den kontinuierlich durchgeführten Massenmord. Ein Mensch würde zugrunde gehen, müsste er sich solches Grauen ständig vergegenwärtigen. Auch wir, die wir das menschliche Leben schützen, verbringen die meiste Zeit mit anderen Dingen. Der Trick ist, sich zumindest immer wieder bewusst zu machen, dass es dieses Unheil gibt und zumindest zu versuchen, es anderen ins Bewusstsein zu bringen.
Die Beispiele Holocaust und Armenier zeigen aber, dass ohne einen großen Knall kein wirkliches Umdenken, kein Anerkennen einer so furchtbaren Wirklichkeit zustande kommt.
Ich bin gespannt, was dieser Knall im Falle von Abtreibung (und demnächst Euthanasie) sein wird.
(Robert Spaemann, Interview)
»Kann es sein, dass wir Deutschen jedes Jahr zahlenmäßig eine mittlere Großstadt abtreiben, aber niemand darüber spricht? Dass wir seit Einführung der straffreien Abtreibung schon über 8 Millionen Kinder vor der Geburt getötet haben, unbemerkt von großen Teilen der Bevölkerung?«
Ja, es kann sein. Ist so. Und ist nichts Neues.
Das Trauerspiel erinnert frappierend an die Verdrängungsmechanismen wie sie zur Zeit des dritten Reichs im Hinblick auf den Holocaust oder bis heute in der offiziellen Linie der Türkei bezüglich des Genozids an den Armeniern zu beobachten waren und sind (siehe Aghet). Vielleicht ist genau diese verdrängung auch ein Hindernis bei der Aufklärung: Dass die meisten es nicht wahrhaben wollen, es darum nicht wahr sein darf und es dann völlig folgerichtig auch nicht wahr sein kann... Welcher Politiker würde schon gerne urplötzlich bemerken, einen massenmord bewilligt zu haben? Oder welcher Arzt? Welches Opfer (gemeint sind die Mütter der toten Kinder)?
Die Beispiele Holocaust und Armenier zeigen aber, dass ohne einen großen Knall kein wirkliches Umdenken, kein Anerkennen einer so furchtbaren Wirklichkeit zustande kommt.
Ich bin gespannt, was dieser Knall im Falle von Abtreibung (und demnächst Euthanasie) sein wird.
»Wenn die Menschen im Wohlstand leben, dann werden sie Rechtspositivisten. Dann finden sie, man kann Gesetze nach Belieben machen. Wenn sie aber unter einer Tyrannei leben, dann bekehren sich alle zum Naturrecht. Wenn ich gefoltert werde, dann interessiert mich doch nicht, ob das jetzt gesetzlich erlaubt ist oder nicht, dann weiß ich nur, es ist ein Unrecht, was da geschieht. Fertig. Das heißt: Naturrecht. Hätte ein Kind im Mutterleib eine Stimme, würde es "Unrecht!" schreien, wenn es abgetrieben und getötet wird.«
(Robert Spaemann, Interview)
Mittwoch, 12. September 2012
Wie einen Dialog führen?
Ich tue mich sehr schwer mit dem Dialog in der deutschen Kirche. Nicht, weil diejenigen, die am lautesten schreien, am meisten Papier produzieren und medial am präsentesten sind, andere Ansichten über bestimmte Theman haben als ich, sondern weil die gemeinsame Grundlage für einen Dialog nicht existiert.
Für einen jeden Dialog müssen sich die Teilnehmer zumindest über gewisse Dinge einig sein. Z.B. die Sprache, in der der Dialog geführt werden soll, oder die simple Voraussetzung, dass das worüber man dialogisiert, existiert.
Ich habe, etwa in einer eher mediokren Podiumsdiskussion, am eigenen Leib erfahren dürfen, dass ich z.B. nicht imstande bin, mit dem BDKJ einen Dialog zu führen. Es geht nicht! Man kann zwar mit einander reden, aber man redet doch immer an einander vorbei. Man kann sprechen, aber nur über Nebensächliches.
Das Problem: Es gibt keine gemeinsdame Grundlage, auf der wir stehen. Mir beliebt es zu glauben, dass ich auf dem Boden der (katholischen) Tatsachen stehe, weil ich den Katechismus und andere offizielle und damit "objektive" Faktoren als Richtmaß nehme. Mein Gegenüber jedoch, verwirft gerade die Realität (oder zumindest Relevanz) solch eines objektiven Maßstabes. Wohl gemerkt: Es geht erstmal gar nicht um den Inhalt dieser Dokumente, sondern um ihre bloße Existenz und die daraus resultierende Relevanz.
Ein Dialog kann aufgrund dieser Diskrepanz nicht zustande kommen. Es ist, als würde ein Buddhist mit einem Materialisten diskutieren: Für den einen ist die Welt nur Einbildung, für den anderen das einzig wirkliche. Es gibt keine Möglichkeit, den Buddhisten davon zu überzeugen, dass die Welt real ist, weil er alle Beweise als Teil des Traums deuten kann.
Was kann man tun? Wie lässt sich diese Diskrepanz beheben?
Für einen jeden Dialog müssen sich die Teilnehmer zumindest über gewisse Dinge einig sein. Z.B. die Sprache, in der der Dialog geführt werden soll, oder die simple Voraussetzung, dass das worüber man dialogisiert, existiert.
Ich habe, etwa in einer eher mediokren Podiumsdiskussion, am eigenen Leib erfahren dürfen, dass ich z.B. nicht imstande bin, mit dem BDKJ einen Dialog zu führen. Es geht nicht! Man kann zwar mit einander reden, aber man redet doch immer an einander vorbei. Man kann sprechen, aber nur über Nebensächliches.
Das Problem: Es gibt keine gemeinsdame Grundlage, auf der wir stehen. Mir beliebt es zu glauben, dass ich auf dem Boden der (katholischen) Tatsachen stehe, weil ich den Katechismus und andere offizielle und damit "objektive" Faktoren als Richtmaß nehme. Mein Gegenüber jedoch, verwirft gerade die Realität (oder zumindest Relevanz) solch eines objektiven Maßstabes. Wohl gemerkt: Es geht erstmal gar nicht um den Inhalt dieser Dokumente, sondern um ihre bloße Existenz und die daraus resultierende Relevanz.
Ein Dialog kann aufgrund dieser Diskrepanz nicht zustande kommen. Es ist, als würde ein Buddhist mit einem Materialisten diskutieren: Für den einen ist die Welt nur Einbildung, für den anderen das einzig wirkliche. Es gibt keine Möglichkeit, den Buddhisten davon zu überzeugen, dass die Welt real ist, weil er alle Beweise als Teil des Traums deuten kann.
Was kann man tun? Wie lässt sich diese Diskrepanz beheben?
Sonntag, 9. September 2012
... ein köstlich Ding
»So lehren wir nun, ein wie trefflich, köstlich und tröstlich Ding es um die Beichte ist und vermahnen dazu, daß man solch teuer Gut in Anbetracht unserer großen Not nicht verachte. Bist Du nun ein Christ, so bedarfst Du weder meines Zwanges noch des Papstes Gebot überhaupt, sondern wirst Dich wohl selbst zwingen und mich darum bitten, daß Du solches teilhaftig werden mögest. Willst Du es aber verachten und so stolz ungebeichtet hingehen, so beschließen wir das Urteil, daß Du kein Christ bist und auch des Sakramentes (des Altares) nicht genießen sollst. Denn Du verachtest, was kein Christ verachten soll, und machest damit, daß Du keine Vergebung der Sünde haben kannst. Und das ist ein sicheres Zeichen, daß Du auch das Evangelium verachtest.«
(Martin Luther über die Beichte, in seiner Beifügung zur zweiten Ausgabe seines Großen Katechismus, 1529. Zwar betrachtete Luther auch z.B. das Beten des Vaterunser als eine Form der Beichte, aber er spricht hier ausdrücklich über die "heimliche Beichte, die einem Bruder gegenüber allein" getätigt wird. Er betrachtet sie nicht als "in (ein) Gebot gefasset, wie jene zwei [Taufe und Altarsakramrent], sondern einem jeglichen, wer ihrer bedarf, anheimgestellt, daß ers in der Not brauche, je nachdem ers bedarf". Er schreibt: "Wo nun ein Herz ist, das seine Sünde fühlt und Trost begehret, hat es hier eine sichere Zuflucht, wo es Gottes Wort findet und hört, daß Gott es durch einen Menschen entbindet und losspricht." Im Zwickauer Dom und einigen anderen Kirchen in Sachsen kann man noch immer sehr schöne, aber ungenutzte, original lutherische [nach der Reformation angefertigte] Beichtstühle bewundern.)
Unglaubwürdig
kath-info.de (08.09.12) ist mir zuvorgekommen. Wollte gerade ansetzen darüber was zu schreiben... spar ich mir jetzt.
Dies:
Amen, Bruder!
Dies:
»Die Unterzeichner des Aufrufs Ökumene jetzt halten die unterschiedlichen theologischen Positionen zwischen den Konfessionen nicht für kirchentrennend. Dagegen erinnern wir uns, dass 2009 gerade aus jenen Kreisen, für die der jetzige Aufruf großenteils repräsentativ ist, in Zusammenhang mit den römischen Einigungsbemühungen gegenüber der Priesterbruderschaft St. Pius X. die Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils gefordert wurde. Für den, der dessen Texte nicht vollständig annehme, sei kein Platz in der Kirche.
Nun lehrt das Zweite Vatikanische Konzil in einem seiner wichtigsten und verbindlichsten Texte, der Dogmatischen Konstitution Lumen gentium, den Jurisdiktionsprimat und die Unfehlbarkeit des Papstes. Ist die Ablehnung beispielsweise dieser Lehre nun kirchentrennend oder nicht? Dem jetzigen Ökumene-Aufruf zufolge existieren zwischen Katholiken und Protestanten keine kirchentrennenden Lehrunterschiede. Haben also die Protestanten inzwischen das Papsttum anerkannt? Oder sind unsere selbsternannten Konzilsverteidiger von 2009 von ihrer Position abgewichen, dass die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Einheit unmöglich macht?
Dieser doppelte Maßstab freilich, der von der einen Seite eine Konzilsanerkennung verlangt, von der man die andere Seite entbindet, ja die man teilweise selber gar nicht zu leisten bereit ist, kann schon seit Jahrzehnten beobachtet werden. Er ist es, der solche Aufrufe unglaubwürdig macht.«
Amen, Bruder!
Donnerstag, 6. September 2012
Reale Ökumene
Dass ich in den letzten drei Einträgen den populistischen Rohrkrepierer "Ökumene jetzt" auseinander klamüsert habe, soll nicht misverstanden werden.
Die Trennungen in der Christenheit gehen mir auch sehr nahe, zumal mein Weg in die Kirche auch ganz wesentlich von protestantischen Brüdern ermöglicht und begleitet wurde (die Schriften und die Person Joseph Ratzingers lernte ich durch einen mit Herzblut protestantischen Theologen kennen und schätzen der ebenfalls ein großer Verehrer desselben ist!). Und ich empfinde es schmerzlich, dass diese Brüder in Christus nicht die Fülle der Gnade und Nähe Gottes erfahren können, die Jesus Christus uns Menschen in seiner Kirche hinterlassen hat.
Dass dieser letzte Satz nun wiederum von manchen als "fundamentalistisch" angesehen wird ist deren Problem: Würde ich es anders sehen, würde ich meine katholische Identität verleugnen und meine protestantischen Freunde würden nicht mehr für voll nehmen! Und genau das bewirkt auch jener Aufruf: Durch das Runterspielen der Differenzen und das Vortäuschen von Sachverhalten fördert man den allgemeinen Trend zur Ignoranz sowohl gegenüber dem eigenen Glauben, als auch dem der Brüder in Christo.
Die Freundschaften und die intellektuell hochstehenden Diskussionen, das redliche Interesse am Glauben und Denken des andern, das gemeinsame Gebet und das Einstehen für das Leben, die Ehe und die Freiheit Gott zu dienen: Das ist Ökumene, und sie geschieht jetzt!
Ich schließe mich einem Kommentator im Diskussionsbereich des Aufrufs an: Der Aufruf atmet den westlichen Wohlstandsegoismus und hat mit der weltweiten Wirklichkeit nichts zu tun. Er zeichnet sich v.a. durch einen hervorgehobenen Unwillen aus, faktische Differenzen zu ertragen und um des Bekenntnisses Willen auch Leid in Kauf zu nehmen. Verbandspolitische Uneindeutigkeit ist sein wesentliches Merkmal.
Die Trennungen in der Christenheit gehen mir auch sehr nahe, zumal mein Weg in die Kirche auch ganz wesentlich von protestantischen Brüdern ermöglicht und begleitet wurde (die Schriften und die Person Joseph Ratzingers lernte ich durch einen mit Herzblut protestantischen Theologen kennen und schätzen der ebenfalls ein großer Verehrer desselben ist!). Und ich empfinde es schmerzlich, dass diese Brüder in Christus nicht die Fülle der Gnade und Nähe Gottes erfahren können, die Jesus Christus uns Menschen in seiner Kirche hinterlassen hat.
Dass dieser letzte Satz nun wiederum von manchen als "fundamentalistisch" angesehen wird ist deren Problem: Würde ich es anders sehen, würde ich meine katholische Identität verleugnen und meine protestantischen Freunde würden nicht mehr für voll nehmen! Und genau das bewirkt auch jener Aufruf: Durch das Runterspielen der Differenzen und das Vortäuschen von Sachverhalten fördert man den allgemeinen Trend zur Ignoranz sowohl gegenüber dem eigenen Glauben, als auch dem der Brüder in Christo.
Die Freundschaften und die intellektuell hochstehenden Diskussionen, das redliche Interesse am Glauben und Denken des andern, das gemeinsame Gebet und das Einstehen für das Leben, die Ehe und die Freiheit Gott zu dienen: Das ist Ökumene, und sie geschieht jetzt!
Ich schließe mich einem Kommentator im Diskussionsbereich des Aufrufs an: Der Aufruf atmet den westlichen Wohlstandsegoismus und hat mit der weltweiten Wirklichkeit nichts zu tun. Er zeichnet sich v.a. durch einen hervorgehobenen Unwillen aus, faktische Differenzen zu ertragen und um des Bekenntnisses Willen auch Leid in Kauf zu nehmen. Verbandspolitische Uneindeutigkeit ist sein wesentliches Merkmal.
Ökumene der Wörter - Teil 3
Fassen wir mal die Beobachtungen aus dem ersten Teil und dem zweiten Teil zusammen.
Die Autoren gehen mit Stolz und Zuversicht aus von protestantischer Theologie und tun so, als sei diese aus sich heraus normativ. Sie erklären die Unterschiede für bedeutungslos, implizieren, dass die Theologie an sich (gemeint ist dann implizit die katholische) hier nichts beitragen könne weil sie rückständig und daher bloß hinderlich sei (denn die Entwicklung in den Gemeinden ist "schneller"). Sie betrachten ein Konglomerat der Strukturen der "Kirchen" als oberstes Ziel und machen zu einem wirklichen Fortschritt keine, aber auch wirklich keine echten Vorschläge.
Statt dass man konkrete Punkte anbringt und fordert, etwa das gemeinsame Eintreten für Ehe und Familie, gegen Abtreibung und Euthanasie etc., werden nur grau melierte Frasen gedroschen und dem Ungehorsam und der religiösen Un- und Verbildung das Wort geredet.
Man redet lieber in flauschig weichen politischen Worthülsen und ist zugleich eisern darauf bedacht, jedwede "christliche Vokabel" zu vermeiden, um ja niemandem der sich "Christ" nennen mag zu vergraulen, so weichgespühlt er auch sein mag: Die bloße Erwähnung von soetwas wie "Gebet" oder "Liebe" könnte ja als Anspruch und konkrete(!) Forderung aufgefasst werden; ein Eindruck, den man fürchtet wie Pest und Cholera.
(Sogar dem nie und nirgends aneckenden EB Zollitsch ist die Nummer zu flauschig... dem ZdK ist sie freilich gerade recht, nothing new here.)
Die ganzen Posaunen und Fanfaren, die dieses Schriftstück eine Woche lang ankündigten, stellen sich nun als das proletenhafte Gehupe im Straßenverkehr heraus, denn der ganze "Aufruf" ließe sich auf vier Worte reduzieren (die sich per Huptzeichen ausdrücken lassen) ohne im Mindesten an Sinn und Inhalt einzubüßen: Tut. *hup* Doch. *huup* Mal. *huup-huup* Was. *huuuuuup* (nur bitte nichts Konkretes!)
Das Ganze ist so lächerlich.
Vielen Dank liebe Polit- und B-Promis, das ist wirklich sehr hilfreich!
Ich für meinen Teil werde meine Freundshaften mit Protestanten weiter pflegen, viel beten und mich auch weiterhin innigst mit meiner Kirche verbunden fühlen.
Im Gebet und in der Liebe verbunden,
meinereiner
Nachtrag: Guter Kommentar von Markus Reder bei der Tagespost.
Bei katholon wird auch mal genauer hingeschaut, Metal und Christentum schaut sich mal die tatsächliche Position der Kirche an, page not found macht kurzen Prozess und bei Thomas laufen demnächst vllt. alle diese Fäden zusammen.
PS. Teil 1, Teil 2.
Die Autoren gehen mit Stolz und Zuversicht aus von protestantischer Theologie und tun so, als sei diese aus sich heraus normativ. Sie erklären die Unterschiede für bedeutungslos, implizieren, dass die Theologie an sich (gemeint ist dann implizit die katholische) hier nichts beitragen könne weil sie rückständig und daher bloß hinderlich sei (denn die Entwicklung in den Gemeinden ist "schneller"). Sie betrachten ein Konglomerat der Strukturen der "Kirchen" als oberstes Ziel und machen zu einem wirklichen Fortschritt keine, aber auch wirklich keine echten Vorschläge.
Statt dass man konkrete Punkte anbringt und fordert, etwa das gemeinsame Eintreten für Ehe und Familie, gegen Abtreibung und Euthanasie etc., werden nur grau melierte Frasen gedroschen und dem Ungehorsam und der religiösen Un- und Verbildung das Wort geredet.
Man redet lieber in flauschig weichen politischen Worthülsen und ist zugleich eisern darauf bedacht, jedwede "christliche Vokabel" zu vermeiden, um ja niemandem der sich "Christ" nennen mag zu vergraulen, so weichgespühlt er auch sein mag: Die bloße Erwähnung von soetwas wie "Gebet" oder "Liebe" könnte ja als Anspruch und konkrete(!) Forderung aufgefasst werden; ein Eindruck, den man fürchtet wie Pest und Cholera.
(Sogar dem nie und nirgends aneckenden EB Zollitsch ist die Nummer zu flauschig... dem ZdK ist sie freilich gerade recht, nothing new here.)
Die ganzen Posaunen und Fanfaren, die dieses Schriftstück eine Woche lang ankündigten, stellen sich nun als das proletenhafte Gehupe im Straßenverkehr heraus, denn der ganze "Aufruf" ließe sich auf vier Worte reduzieren (die sich per Huptzeichen ausdrücken lassen) ohne im Mindesten an Sinn und Inhalt einzubüßen: Tut. *hup* Doch. *huup* Mal. *huup-huup* Was. *huuuuuup* (nur bitte nichts Konkretes!)
Das Ganze ist so lächerlich.
Vielen Dank liebe Polit- und B-Promis, das ist wirklich sehr hilfreich!
Ich für meinen Teil werde meine Freundshaften mit Protestanten weiter pflegen, viel beten und mich auch weiterhin innigst mit meiner Kirche verbunden fühlen.
Im Gebet und in der Liebe verbunden,
meinereiner
Nachtrag: Guter Kommentar von Markus Reder bei der Tagespost.
Bei katholon wird auch mal genauer hingeschaut, Metal und Christentum schaut sich mal die tatsächliche Position der Kirche an, page not found macht kurzen Prozess und bei Thomas laufen demnächst vllt. alle diese Fäden zusammen.
PS. Teil 1, Teil 2.
Ökumene der Wörter - Teil 2
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Noch ein paar Notizen zur Sprache des Dokuments.
Ein Wort eines Kirchenvaters:
Noch ein paar Notizen zur Sprache des Dokuments.
»Ökumene jetzt: ein Gott, ein Glaube, eine Kirche«
So offen und Unklar wie möglich:
1) Was verstehen die Autoren unter
"Ökumene"? Ist Ökumene für sie ein Synonym für eine
"geeinte Kirche"? Das Wort Ökumene bezeichnet zunächstmal
den bewohnten Lebensraum der Erde und davon abgeleitet die Gesamtheit
der Christenheit. Die "ökumenische Bewegung" wiederum kümmert sich um
Zusammenarbeit und v.a. ein gemeinsames Bekenntnis aller Christen. So
gesehen ist "die Ökumene" nichts was es zu erreichen gibt,
sondern etwas das schon gegeben ist. Es ist sozusagen der "Weg zur Einheit".
2) Was soll dann aber mit dem "jetzt"
ausgedrückt werden? Denkt irgend ein theologisch gebildeter Mensch,
dass eine Einheit der Kirche(n) "jetzt" geschehen kann?
Mir scheint, hier wurde einfach das
Schlagwort Ökumene, dessen Bedeutung schon lange in einem Sumpf aus Emotion
und Populismus versunken ist, gebraucht um anzuregen und mehr nicht.
"Ein Gott" ist klar.
"Ein Glaube" schon weniger (s.u.).
"Eine Kirche", als Klimax dieses Slogans,
ist das gewünschte Ziel. Ein erster Gedanke dazu: Eigentlich können
nur Katholiken und Orthodoxe von "Kirchen" im Plural
sprechen, denn nur sie lehren die Existenz (und göttliche Stiftung)
einer sichtbaren Kirche. Aus protestantischer Perspektive kann es den
Plural eigentlich nicht geben, denn da die Kirche eh unsichtbar ist
(und der Protestantismus in seiner relativ kurzen Geschichte in
unzählbare Klein- und Kleinstgrüppchen zerfallen ist), kann man
sich auch nicht von ihr "trennen". Eine "Kirchenspaltung"
existiert also im Prinzip nur, wenn man katholisch denkt, und das hat
zur Folge, dass die Katholiken mit ihrer (seit Anfang bestehenden)
Lehre automatisch die Bösen sind, denn sie behaupten eine Trennung
(und legen Ausschlusskriterien fest), die dann als hinderlich
empfunden werden. Die pösen Katholiken!
»„Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“ (Paulus-Brief an die Epheser 4, 3–6)«
Witzig finde ich, dass im ersten Satz (im Vers
direkt vorher; das Zitat schneidet mitten in den Satz und seinen Sinn rein!) von Geduld die Rede ist und Wolfgang Thierse das Teil
als "Dokument unserer Ungeduld" bezeichnet hat. (Der Text ist aus der Einheitsübersetzung genommen. Wie nett.)
»In den kommenden Jahren erinnern die Christen in der ganzen Welt an zwei herausragende Ereignisse der Kirchengeschichte:
50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil,
500 Jahre Reformation.«
Immer diese symbolträchtigen Zahlen und ihre Instrumentalisierung... ich kann's nicht mehr ab. Und dann auch noch der hingezwungene Parallelismus zwischen Konzil und Reformation... pff... sagt mir nix, gibt mir nix. Wieso wurde nicht noch "100 Jahre Untergang der Titanic" oder "200 Jahre Russlandfeldzug Napoleons" mit aufgenommen?
»In Deutschland soll die „Luther-Dekade“ der Vorbereitung und Würdigung eines historischen Datums dienen, das im Rückblick eine Zäsur in der Geschichte nicht nur unseres Landes darstellt. Beide Ereignisse betreffen nicht nur jeweils eine Konfession, sondern sind eine Herausforderung an alle und eine Angelegenheit insbesondere, aber nicht nur der Kirchen.«
Historisch. Ereignis. Herausforderung. Angelegenheit.
Ja? Und?
»Wir werden uns an der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und Gottesdiensten zur Erinnerung und Würdigung des Zweiten Vatikanischen Konzils wie der Reformation engagiert beteiligen,...«
Lieber alles doppelt und dreifach sagen...
- "Veranstaltungen und Ausstellungen" (denn eine Ausstellung [oder ein Gottesdienst] ist keine Veranstaltung?).
- "Erinnerung und Würdigung" (sorry, nicht genug political correctnes: "Würdigung der Reformation" ist mir immer noch zu tendenziös).
- "Engagiert beteiligen" (weil eine unengagierte Beteiligung die Tinte nich wert ist...).
»... und wir wollen alles tun, dass nach den Jubiläen nicht alles so bleibt, wie es vorher war.«
Wie "war" es denn?
Und was soll "Erinnerung und Würdigung" bitteschön ändern? Beides sind Aktivitäten die mit erstaunlich wenig Aktion und Tat auskommen. Ich kann auch daheim auf dem Sofa "erinnern und würdigen". Irgendwelche "konkreten" Vorschläge? nein? Ok...
Das passiert, wenn man Begriffe sucht die jedem Ohr schmeicheln sollen: Die Sätze verlieren jeglichen Inhalt.
»Weil uns Gott in der Taufe Gemeinschaft mit Jesus Christus geschenkt hat, sind Getaufte als Geschwister miteinander verbunden. Sie bilden als Volk Gottes und Leib Christi die eine Kirche, die wir in unserem Credo bekennen. Deshalb ist es geboten, diese geistliche Einheit auch sichtbar Gestalt gewinnen zu lassen.«
Aha! Also doch eine "Rückkehr Ökumene" in den Schoß der (sichtbaren!) Katholischen Kirche? Ansonsten: Siehe Teil 1.
Dass die Taufe per se alles verbindet ist protestantische Lehre (eine Trennung ist eigentlich nicht möglich, s.o.). Aber schon die Schrift und die Väter bezeugen, dass auch Getaufte aus der Gemeinschaft der Kirche herausfallen können.
Dass die Taufe per se alles verbindet ist protestantische Lehre (eine Trennung ist eigentlich nicht möglich, s.o.). Aber schon die Schrift und die Väter bezeugen, dass auch Getaufte aus der Gemeinschaft der Kirche herausfallen können.
»Martin Luther wollte die Kirche erneuern, nicht spalten. Er wollte die Einheit der Kirche, damit die Welt glaubt (vgl. auch Joh 17,9-23).«
Ein Hinweis auf eine Schrift Luthers in der er diesen seinen Willen zum Ausdruck brachte wäre wünschenswert. Mir fällt keine Stelle ein... bin aber auch kein Lutherexperte.
»Die Einführung konfessioneller Vielfalt innerhalb eines Gebietes hielt er ausdrücklich für undurchführbar und unangemessen.«
Ich nehm das jetzt mal at face value. Die "Undurchführbarkeit" ist ja nun wohl widerlegt. Übrigens war sie das schon zu Luthers Lebzeiten... genau genommen, war sie das schon immer, denn schon immer lebten sogar Angehörige unterschiedlicher Religionen (ja, echt!) in ein und dem selben Gebiet zusammen. Und die Unangemessenheit... achgottchen... lieblich und nichtssagend.
Was haben nun aber eine widerlegte "Undurchführbarkeit" und eine geschmacksabhängige "Unangemessenheit" mit dem Glauben und der Kirche zu tun?
»Auch die lutherische Bekenntnisschrift Confessio Augustana betont die Notwendigkeit der Einheit der Kirche: „Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden.“ (Confessio Augustana 7)«
Nach protestantischer Lehre: Ja. Nach katholischer Lehre reicht das aber nicht bzw. es bedarf dafür gewisse Voraussetzungen, die die Confessio leugnet (und was heißt "dem göttlichen Wort gemäß"? Sola scriptura!)
Wenn man nun protestantische Lehre als normativ hinstellt: Ist das jetzt das offene Eingeständnis, dass eine Protestantisierung des Katholizismus das eigentliche Ziel ist?
Scheint so:
»Dennoch kam es zur Kirchentrennung.«
Weil diese (protestantische) Lehre einen Abfall von der beständigen Lehre der katholischen Kirche bedeutet: Nicht "dennoch", sondern "darum"!
»Es gab gravierende Differenzen und Missverständnisse, aber die Spaltung hatte nicht nur theologische, sondern auch handfeste politische Gründe: Nicht die Glaubensüberzeugung führte dazu, dass man evangelisch oder römisch-katholisch wurde, sondern der Wohnsitz.«
Schaumschlägerei und Ablenkungsmanöver: Es geht doch aber garnicht um die politischen Gründe! Offenbar war das Unterscheidende nicht der Wohnsitz, sondern der Glaubensinhalt, andernfalls hätte es ja keinen Unterschied gegeben!
»Die Herrscher einer Region bestimmten die Konfession ihrer Einwohner. Für die dauerhafte Trennung der Kirchen wurden Machtfragen wichtiger als Glaubensfragen.«
Prominenter vielleicht, aber dass es gravierende Unterschiede im Glauben und im Vollzug gab, bildete auch für die politische Instrumentalisierung den Untergrund.
Mir scheint, diese Schaumschlägerei soll im Leser den Eindruck vermitteln, dass das alles eigentlich nur politisch motiviert war und es in Wahrheit nie wirklich Gründe für eine Unterscheidung gab (s.u.). Desinformationn ist da noch ein Euphemismus.
»Es war daher eine logische Konsequenz, dass das Anliegen, eine einzige christliche Kirche zu sein, auch nach der Kirchentrennung immer wieder aufgenommen worden ist, wenn auch in unterschiedlicher Intensität.«
Non sequitur: Politische Instrumentalisierung soll der Grund für religiöse Einigungsgedanken sein? Wieso sollte religiöse Bewegung die Politik als Ursache haben?
Und erst diese butterweiche Formulierung: "Das Anliegen wurde aufgenommen." <--- Dieser Satz enthält keine Information.
»Eine besondere Ausprägung erfuhr das Streben nach der Einheit der Kirchen mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), das nicht nur zur pastoralen, sondern auch zur ökumenischen Erneuerung einberufen wurde.«
Was ist "ökumenische Erneuerung"? Was sollte hier erneuert werden? Lieber zitiert man den einleitenden Satz aller vom Konzil verabscheideten Texte nicht, das wäre nicht political correct. Es sei hier nachgeholfen: "Das Heilige Konzil hat sich zum Ziel gesetzt, das christliche Leben unter den Gläubigen mehr und mehr zu vertiefen, die dem Wechsel unterworfenen Einrichtungen den Notwendigkeiten unseres Zeitalters besser anzupassen, zu fördern, was immer zur Einheit aller, die an Christus glauben, beitragen kann, und zu stärken, was immer helfen kann, alle in den Schoß der Kirche zu rufen." (SC 1)
Auch der zweite Satz ist "ökumenisch" wohl nicht belastbar: "Darum hält es das Konzil auch in besonderer Weise für seine Aufgabe, sich um Erneuerung und Pflege der Liturgie zu sorgen." (Wer interessiert sich schon für Liturgie... ist nicht das der Zankapfel schlechthin?)
»Ein zentrales Dokument des Konzils, das Dekret über den Ökumenismus (Unitatis Redintegratio), nimmt die Christinnen und Christen in die Pflicht, sich für die Wiederherstellung der Einheit der Kirche einzusetzen: [...] (Vatikanum II, Unitatis Redintegratio Nr. 1)Damit steht das römisch-katholische Dekret nicht nur in der Tradition des Apostels Paulus, sondern auch in der Fortsetzung des lutherischen Anliegens.«
Schade, HIER wäre ein Zitat des weisen Luther sehr angebracht gewesen! Nein? Ok... dann nich...
»Es benennt zugleich, wo die Verantwortung für das Streben nach der Einheit zu suchen ist.Nicht nur die Hirten, sondern auch und gerade die Gläubigen sind zur Sorge um die Wiederherstellung der Einheit aufgefordert. „Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten, und geht jeden an, je nach seiner Fähigkeit, sowohl in seinem täglichen christlichen Leben wie auch bei theologischen und historischen Untersuchungen.“ (Vatikanum II, Unitatis Redintegratio Nr. 5)«
Diese
Hervorhebung der Gläubigen ("auch und gerade") scheint mir suggestiv: Als würde Unitatis redintegratio den
"Hirten" eine nachrangige Bedeutung zumessen die im Notfall auch übergangen werden kann. Was nicht stimmt ("ad fideles
quam ad pastores"). Passt aber wunderbar ins Gesamtbild des Aufrufs.
»Wir können und müssen die Sorge um die Einheit der ganzen Kirche nicht ruhen lassen, bis eine theologische Einigung über das Amts- oder Abendmahlsverständnis zwischen den Kirchenleitungen erreicht worden ist.«
"Die Sorge nicht ruhen lassen"... toll! Ähnlich wie beim "Erinnern und Würdigen" ist auch hier das Fehlen jeglicher Tat bestechend. Man kann nämlich auch dann, wenn einen stets eine Sorge umtreibt, auf unbestimmte Zeit garnichts tun. Und das tut ja auch keiner (also die Sorge ruhen lassen); wieso auch?
Und was die "theologische Einigung" betrifft... "theologisch" wird hier ziemlich despektierlich gebraucht, als sei die Theologie störendes Beiwerk, der Kaugummi am Schuh, Potpourri aus dem Elfenbeinturm. Tatsächlich handelt es sich aber um ganz fundamentale Dinge: Die katholische Kirche bezieht ihre Autorität (ihren Anspruch und ihre Identität) aus der realen (von der Physis getragenen) apostolischen Sukzession, nicht aus einer bloß ideellen Orientierung an etwas Vergangenem.
Aber in einem Punkt kann man die Autoren beruhigen: Es herrscht keinerlei Differenz im Abendmahlsverständnis, denn wir Katholiken feiern garkein Abendmahl -- wir feiern Eucharistie! (Wer den Unterschied nicht kennt, hat keine Berechtigung, bei dieser Diskussion mitzureden.)
»Und wir dürfen uns auch nicht mit dem Ziel zufrieden geben, dass Kirchen sich gegenseitig als Kirchen anerkennen.«
Das Wort "gegenseitig" sticht ins Auge (s.o.). Jeder weiß doch, dass hier nur die Katholische Kirche (Orthodoxe tauchen im Gedankenhorizont des ganzen Brimboriums eh nicht auf) gemeint ist: Die pösen Katholiken sind schuld!
»Selbst wenn wir davon gegenwärtig noch entfernt sind: Dieses Ziel ist notwendig, aber zu klein!«
Also anstatt auch nur den leisesten konkreten Vorschlag zu machen (s.o.), ereifert man sich, zu bestimmen, was ein angemessenes Ziel ist und was nicht. Sehr sinnvoll. Olympisch könnte man formulieren: "Ich weiß zwar nicht, was wir tun können, um erfolgreicher zu sein, aber unter 10 Goldmedaillen kommt ihr mir nicht zurück!"
»Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt.«
Die Parade der Substantive: "Versöhnung. "Fortbestehen" "Trennung" "Einheit" "Bewusstsein" "Vielfalt"
Wenn in einem Satz (mehr als) jedes dritte Wort ein Substantiv ist, sollten bei jedem die Alarmglocken losgehen. Nicht nur bei Despoten und Tyrannen, auch im profanen Bereich bedeutet das meist nichts Gutes. (Abgesehen davon, dass man eigentlich schon in der Schule lernt, lieber auch mal Verben statt Substantive zu verwenden. Alles andere ist schlechtes Deutsch.)
Viele Substantive ohne sie beschreibende Adjektive bleiben leer und deutungsoffen und können so beliebig zur Lenkung der Massen verwendet werden. Später lassen sich solche Textfetzen dann auch beliebig umdeuteln und verdrehen.
»Heute ist die Kirchenspaltung politisch weder gewollt noch begründet.«
Der Kreis schließt sich: Nun ist jedem uninformierten Leser klar, dass eine Trennung nicht mehr haltbar ist, da ihr Ursprung rein politisch war und das ja heute nicht mehr gegeben ist. Die Wahrheit ist: Diese Bemerkung ist bullshit. Nonsens. Überflüssig.
Und sie stellt unmissverständlich klar: Die Politik sagt, wo es lang geht!
Es ist wahr, dass die konfessionellen Gräben (v.a. die emotionalen, nicht die theologischen!) durch die politische Instrumentalisierung vertieft wurden... und hier versucht nun die Politik durch erneutes Eingreifen etwas zu ändern? Mehr vom gleichen Falschen? Prost!
»Reichen theologische Gründe, institutionelle Gewohnheiten, kirchliche und kulturelle Traditionen aus, um die Kirchenspaltung fortzusetzen?«
Schon wieder dieses despektierliche "theologisch"... Reichen denn die "theologischen Gründe" die uns vom Islam oder vom Judentum unterscheiden aus, um eine Trennung fortzusetzen?
Und wieder (siehe Teil 1) wird ein wichtiger theologischer Begriff unreflektiert in die Manege geworfen: Tradition. Aber eigentlich nicht: Hier ist von "Traditionen" die Rede... Das ist sowas wie "Bräuche"... Fakt ist: "Traditionen" sind etwas gänzlich anderes als "die Tradition". Letzteres, die Überlieferung (gr. paradosis) ist eine der zwei Offenbarungsquellen und zwar die, die von Protestanten nicht anerkannt wird!
Dieser Satz klingt nett, ist aber theologischer Nonsens; ebenso könnte man fragen, ob unterschiedliche heilige Schriften ein Trennungsgrund seien (siehe Islam).
»Das glauben wir nicht.«
Schön für euch. Wenn ihr jetzt noch wüsstet, worüber ihr da redet, würde ich das sogar irgendwie schätzen!
»Offensichtlich ist, dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet.«
So offensichtlich ist das anscheinend nicht, denn darüber kann man durchaus unterschiedlicher Ansicht sein!
»Unbestritten ist, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gibt.«
Wie gesagt, bzgl. Abendmahl gibt es sowas wie "unterschiedliche Positionen im Verständnis" nicht. Das ist übrigens auch wieder eine schöne Konstruktion: "Positionen im Verständnis von etwas". Es gibt also im Grunde nur ein Verständnis davon, aber in diesem einen Verständnis gibt es wiederum unterschiedliche Positionen? Und wahrscheinlich gibt es dann in den jeweiligen Positionen wieder verscheidene Parteien, Lager, Splittergruppen und Konfessionen (entsteht hier gar ein semantisches Fraktal?). Augenwischerei! Sagt es doch frei heraus: Es gibt bei diesen Dingen ein jeweils sehr unterschiedliches Verständnis!
Der Plural "Kirchen" ist auch interessant: geht es hier um die bloße Betrachtung anderer Konfessionen ("Kirchen") und was man über sie denkt, oder um das Ding "Kirche" an sich? Die ganze Schose dreht sich um die "Einheit der Kirche", wenn nun, wie die Autoren eingestehen, es aber Unterschiede beim Verständnis ("Poitionen im Verständnis") dessen gibt, was überhaupt "Kirche" ist, wie kann es da sein, dass das nicht ins Gewicht fällt?
»Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen.«
Sagt wer?
Ich kenne viele Katholiken und Protestanten, die das ganz anders sehen.
»In beiden Kirchen ist die Sehnsucht nach Einheit groß. Die Folgen der Spaltung werden im Alltag von Christinnen und Christen schmerzlich empfunden.«
Stimme ich zu.
»Wir würdigen die Anstrengungen um die Fortschritte der Ökumene in den letzten Jahrzehnten.«
Wie gnädig, dass Euer Gnaden sich dazu herabgelassen hat, dies zu würdigen?
»Wir sind dankbar, dass die Erfahrung der Gemeinschaft im Glauben und die praktische Zusammenarbeit katholischer und evangelischer Gemeinden vor Ort sich schneller entwickelt als der institutionelle und theologische Klärungsprozess.«
Zu dem despektierlichen "Theologisch" gesellt sich nun sein verschollener Halbbruder, "Institutionell". Alles eine Saubande! Hier ist also ganz klar nicht die Rede von konfessionsübergreifender Freundschaft und vom gemeinsamen Bekenntnis, hier geht es um alles was Medienwirksam ist: Nicht selten geschieht das wofür Ihro Gnaden so dankbar sind auf Kosten der Glaubwürdigkeit und der eigenen Identität. Zuweilen durch offenen Missbrauch, Ungehorsam und mit dem Risiko einer Spaltung in den eigenen Reihen ("schneller als Theologie und Institution"). Dankbarkeit ist nicht das, was ich dabei empfinde.
»Wir appellieren an die Kirchenleitungen, die tatsächlichen Entwicklungen in den Gemeinden vor Ort so zu begleiten, dass die Ökumene nicht in ein Niemandsland zwischen den Konfessionen abwandert, sondern die Trennung unserer Kirchen überwindet.«
Achso: "Ökumene" ist also eine selbsterhaltende Entität, die auch in einem "Zwischenraum" existieren kann, in dem es keinerlei "Kirche(n)" (und also: Menschen) gibt? Interessant.
Na, da können die "Kirchenleitungen" aber froh sein, dass sie euch haben!
»An die Gemeinden appellieren wir, die Ökumene weiter voran zu treiben, kirchliches Leben miteinander zu gestalten, Räume gemeinsam zu nutzen und die organisatorische Einheit anzustreben.«
Hier verrät sich das Dokument am Ende also doch noch: Es geht ihnen um die Organisation, sprich: Es geht um Strukturen. Aber ja, jetzt ergibt alles einen Sinn: "Kirche" ist nach Ansicht der Autoren nur eine Ansammlung von Strukturen (und das "gemeinsame Nutzen von Räumen")! Hätt' ich das vorher gewusst...
»Als Christen im Land der Reformation stehen wir in der besonderen Verantwortung, Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer gemeinsamen Kirche zu leben.«
Und überall da, wo der Glaube nicht "gemeinsam" ist (also bei solchen Nebensächlichkeiten wie: Sakramente, Kirche, Amt etc.), braucht es dann auch die Kirche nicht zu sein... Logisch.
Ein Wort eines Kirchenvaters:
»Katholische Kirche, du Mutter der Christen im wahrsten Sinne des Wortes, du nimmst alle in Zucht und Lehre, [...] je nachdem wie bei einem jeden nicht nur das leibliche Alter, sondern auch die geistige Reife gegeben ist. [...] Wem Ehre gebührt, wem Trost, wem Ermahnung, wem Züchtigung, wem Erziehung, wem Tadel, wem Strafe, das lehrst du unermüdlich und zeigst dabei, wie nicht allen alles, aber doch allen Liebe gebührt und niemand Unrecht.«
(Augustinus)
Mittwoch, 5. September 2012
Ökumene der Wörter
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»Weil uns Gott in der Taufe Gemeinschaft mit Jesus Christus geschenkt hat, sind Getaufte als Geschwister miteinander verbunden. Sie bilden als Volk Gottes und Leib Christi die eine Kirche, die wir in unserem Credo bekennen. Deshalb ist es geboten, diese geistliche Einheit auch sichtbar Gestalt gewinnen zu lassen.«
(Aus dem Aufruf "Ökumene Jetzt")
Ja. Schön. So weit die Wörter. Das ganze wäre allerdings ehrlicher, wenn man erwähnen würde, dass Protestanten und Katholiken (zusammen mit den Orthodoxen und Teilen der anglikanischen Hochkirche) unter den Begriffen "Leib Christi" und "Kirche" überaus unterschiedliche Sachverhalte verstehen. Das eine ist inkarnatorisch-sakramental verfasst, das andere nicht. Der Unterschied entspricht in etwa dem zwischen den Gaben von Brot und Wein vor und nach der Wandlung. Aber wen das nicht juckt, der kann natürlich auch in Sachen Ökumene nicht anders sehen und verstehen wollen. (Nota bene: "Wörter" stehen im Wörterbuch. "Worte" haben Inhalt!)
Als Parole macht es sich gut, aber sobald man fragt, was die Wörter denn Bezeichnen, wird klar, dass hier nichts Neues zu finden ist, nur die übliche "Schlagwort-Harmonisierung" und "Problemreduktion in der Art einer Tintenfisch-Ökumenik, die den Abgrund der Fragen mit blauem Dunst vernebelt" (soweit der protestantische Theologe Jörg Bauer; vgl. Karl-Heinz Menke "Sakramentalität").
*gähn*
PS. Die Worte "Gott", "Jesus" und "Christus" kommen in dem ganzen Aufruf eigentlich bloß in der oben zitierten Passage vor (ausgenommen Zitate und Zusammengesetztes). Sowas wie "Liebe", "Hoffnung", "Gebet", "Geist", "Bekenntnis", "Treue" garnicht. Die Eucharistie, die für Katholiken die Kirche als solche konstituiert, kommt nicht vor und alles was "apostol..." oder "heilig" oder "katholisch" (als Merkmal der Kirche) ist, auch nicht. Vermutlich träumen die Initiatoren davon, in Zukunft im Glaubensbekenntnis nur noch "Ich glaube... die eine Kirche" sagen zu müssen... "Na, immerhin", denken sie sich, "is doch immerhin noch ein Merkmal übrig, das muss reichen!"
PPS. Teil 2, Teil 3.